Zusammenfassung über die Sozialarbeitstheorie von Peter Lüssi


Hausarbeit, 1999

6 Seiten, Note: Referat


Leseprobe


Gegenstand Sozialer Arbeit

Die Soziale Arbeit ist das professionelle Lösen sozialer Probleme. Das Verstehenskonzept, der Blickwinkel für das Problem ist primär der Standpunkt der Systemtheorie, und zwar in den drei systemthoretischen Perspektiven von Systemzugehörigkeit, Systemfunktionalität und Systembeziehung.(S.65ff; S.219;) Das Augenmerk der SA richtet sich auf die defizitären und konflikthaften sozialen Beziehungen. Wobei kennzeichnend ist, „die Sozialarbeit löst soziale Probleme, indem sie zwischen Personen vermittelt, indem sie Mängel ausgleicht, indem sie Menschen schützt und indem sie Menschen zu problemlösendem Verhalten bewegt. Wer anders, nicht in diesen Funktionsweisen, ein soziales Problem „löst“, macht nicht Sozialarbeit.“(Lüssi 1995, S.121)

Hinsichtlich der sozialen Problemlösung muß der SA feststellen, daß es sich um einen individuell-konkreten Problemfall handelt, an dem verschiedene persönlich identifizierte Menschen beteiligt sind.(S.214f) (nur dann ist SA relevant) Lüssi schließt die anderen Dimensionen aus, da soziostrukturelle und sozialpolitische Problemperspektiven zwar transparent werden können, aber er bezeichnet diese Sachverhalte als, von „genereller Art“ und außerhalb der sozialarbeiterischen Handlungsdimension. (S.80)

Das „soziale“ in der Aufgabe der SA definiert Lüssi, indem er von Basisgegenständen der Sozialarbeit spricht, die er auch definiert. Er geht von acht zentralen Bedürfnisobjekten aus, von denen mindestens einer oder mehrere erfüllt sein müssen, bevor es sich tatsächlich um einen „sozialen“ Sachverhalt handelt. (Bedürfnisobjekte: Unterkunft, Nahrung, Gebrauchsdinge, Geld, Erwerbsarbeit, Erziehung, Betreuung, funktionelles Verhältnis zu notwendigen Bezugspersonen, S.81)

Ein Problem stellt der soziale Sachverhalt erst dann dar, wenn folgende Merkmale zutreffen (alle)

Not: unzumutbare Beschwernis (näheres S.84f) Subjektive Belastung: (S.86)

Lösungsschwierigkeit: schwierig bedeutet: nur aufgrund spezieller fachlicher Kompetenz optimal lösbar.

Theorieauffassung nach Lüssi (S.41ff)

Theorien für die Soziale Arbeit können nur aus der Reflexion der Praxis entstehen, wobei das massgebende Denkmodell für die Reflexion (theoretisch aus der Theorie) angewendet werden sollte, um allgemein verständlich zu bleiben, z.B. Betrachtung unter dem systemischen Gesichtspunkt.

SA -Lehre muß um praxisbezogen und berufsspezifisch zu sein, die Fülle von berufsfremden theoretischem und praktischem Wissen konzentrieren. Der Gesichtspunkt unter dem die Theorie aufgefaßt wird (systemisch, von dem aus, der Zweck, auf den hin, und das Kriterium, anhand dessen diese Konzentrierung geschieht,) entsteht aus unmittelbarer Praxiserfahrung und bildet den Kern der SA -Lehre.

Aufgabe der Sozialen Arbeit

„Die Soziale Arbeit ist das professionelle Lösen von sozialen Problemen.“ (S.79) Dabei ist die soziale Beratung bzw. die anderen Handlungsarten von Lüssi, (in denen Beratung immer auch enthalten ist) das konkrete SA - Arbeitsfeld, da es die einzige Disziplin ist, die „nur“ dem SA vorbehalten ist und keine andere Bezugswissenschaft „ausübt“.(S.32 und S.52) Hierbei muß der SA dysfunktionale Problemsysteme funktionalisieren. Negative Systembeziehungen in positive Systembeziehungen bringen oder voneinander unabhängig machen. (S.70)

Funktion der Sozialen Arbeit

Beim lösen sozialer Probleme gelten vier Leitmaxime an denen sich der Sozialarbeiter auch überprüfen kann. Sein Handeln hat eine

- mediatorische (vermittelnd)
- kompensatorische (ausgleichend)
- protektive (schützend) und
- motivatorische (verhaltensbeeinflussende) Funktion.

Nur wenn die zu leistende oder geleistete Arbeit wenigstens unter einen dieser Aspekte fällt, spricht Lüssi von Sozialer Arbeit. (S. 121f)

Adressaten der Sozialen Arbeit

SA trifft hauptsächlich auf „Unterschichtsangehörige“(S.108f), seine Hilfe und Unterstützung überwiegt deutlich in diesem Bereich. Er definiert „problemrelevante Personen“ (S.93ff) sehr genau. Problembeteiligte, Problemzuträger, Dritte, helfende Dritte, Problembelastete, freiwilliger Klient, Pflichtklient. Ausgegrenzt sind wie bereits im Eingangsteil deutlich geworden die anderen systemischen Ebenen wie die Meso- oder Makroebene. Der SA bezieht sich auf individuell, identifizierbare Personen, nicht auf eine Masse. (Gemeinwesenarbeit, Prävention)

Menschenbild

Lüssi erscheint in seiner Beschreibung zu den problemrelevanten Personen sehr defizitorientiert. (S.114) Er beschreibt eine Menge von Phänomenen die den Unterschichtsangehörigen oft beiwohnen.

Ihm ist es wichtig das der SA das positive Menschsein annimmt, dabei ist es wichtig, das nicht am Menschen die Ursache und Bekämpfung eines Problems versucht wird, sondern am Problemsystem in der jeweiligen Soziallogik. (S.221f)

SA und Klient sind ungleich (Macht). So braucht der Klient den SA, aber nicht umgekehrt. Der Klient bezahlt den SA auch nicht, so daß er keine Kontrolle oder Mittel hat den SA zu beeinflussen. (S.116f)

Lüssi sieht in dem SA mit all seinen Fähigkeiten und Merkmalen einen Menschen der sehr viel „beherrschen“(Kenntnisse, Fähigkeiten) muß, um ein professioneller SA zu sein. (S.190ff) Ergänzungen aus der Gruppenarbeit:

Lüssi sieht im Klienten einen Menschen wie du und ich

SA und Klient unterscheiden sich in ihrer Rolle und der sozialen Situation

Achtung vor dem Klienten ist wichtig, aufgrund seiner Leistung Not zu ertragen SA kann vom Klient als Mensch eine Menge lernen;

Lüssi teilt die Gesellschaft in Schichten ein (Ober-, Mittel-, Unterschicht)

Nur sehr wenig Klienten kommen aus der Ober-, oder Mittelschicht.

Phänomene der Klienten aus der Unterschicht beschreibt er als schwierig, ge stört, asozial...er ist sehr defizitorientiert in dieser Beschreibung.

Wobei z.B. der Begriff asozial für Lüssi in seinem schweizerischen Kontext eine andere Bedeutung hat wie für uns in Deutschland. (asozial in der Schweiz ist kein Schimpfwort und bedeutet dyssozial)

Gesellschaftliche Funktionsbestimmung

Die SA hat einen öffentlichen, gesellschaftlichen Auftrag zur sozialen Problemlösung.

„Doppeltes Mandat“ der SA arbeitet für den Klienten/ Problembeteiligten aber immer im Interesse der Gesellschaft. (S.125f) Die Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen sieht Lüssi beim SA insofern gegeben bzw. auch nur insoweit in seinem Handlungsspielraum, als das er durch das Einwirken auf der Mikroebene im systemischen Gedanken auch die anderen Ebenen beeinflußt. Der SA muß der Leitidee „soziale Gerechtigkeit“ (S.127f) folgen, wobei er dies eben durch seine Arbeit an der sozialen Problemlösung erfüllt.

Eine besondere Gesellschaftliche Funktion sieht Lüssi in der Ressourcenzuteilung (Hilfsmittel, die für diejenigen verwand werden, die in einer sozialen Notlage sind), Konfliktlösung unter Gesellschaftsangehörigen, und soziale Integrationshilfe für deviante Personen. (S.131) Diese gesellschaftlichen Funktionen ergeben sich für den SA aus dem übertragenem Auftrag zur Erfüllung bestimmter Wertvorstellungen. (S.130ff)

Ergänzung aus der Gruppenarbeit::

Erhaltung und Verbesserung der Gesellschaft (soziale Gerechtigkeit)

Durch:- unablässiges Streben nach sozialer Gerechtigkeit,- Impulse zur Verbesserung

sozialer Strukturen, - Zusammenarbeit mit anderen Gesellschaftlichen Kräften

Kritik: Er definiert oder grenzt den Begriff „ soziale Gerechtigkeit “ nicht und damit auch nicht wonach der SA streben soll.

Politische Funktionsbestimmung

Der SA hat nach Lüssi primär keinen politischen Auftrag (S.129). Er unterscheidet einmal die berufliche Rolle des SA, indem das Prinzip der Arbeit mit konkret identifizierbaren Menschen gilt und die politische Rolle. In dieser schreibt er dem SA eine besondere Verantwortung zu, da der SA einen Expertenstatus in der Sozialpolitik hat. Diese sozialpolitische Tätigkeit ist ihm wichtig, gehört für ihn aber in die „peripheren Bereiche der SA, denn sie gehört nicht primär zur Sozialberatung“.(S.130).

Ergänzungen aus der Gruppenarbeit:

1. alle Gesellschaftsangehörigen tragen die gemeinsame Verantwortung
2. Sozialpolitik ist keine zentrale Aufgabe der einzelnen SozialarbeiterInnen
3. Angehörige sozialer Berufe sind als Experten in den sozialpolitischen Prozeßmit einzubeziehen.
4. Für den Gesamtkomplex der SA ist der Einflußin die Sozialpolitik unabdingbar.

Kritik: Lüssi geht nicht genauer auf den Widerspruch an sich ein. Er sagt nicht wie dies zu leisten ist, wenn es keine SA - Aufgabe ist, bzw. ob bestimmte Personen/ Verantwortliche diese Arbeitübernehmen etc.

Organisatorische Funktionsbestimmung

Lüssi geht im zweiten Teil seines Buches auf die Mittel der SA ein. Darunter fällt unter anderem die Institution und Trägerschaft. Da eine organisatorische Funktionsbestimmung im Detail fehlt, sehen wir einen Teil davon in diesem Kapitel.

Funktion: Sie ist ein Mittel des SA und muß auf die SA - Bedürfnisse ausgerichtet sein. Z.B. flexible Arbeitszeit, eigener Raum, Handlungsautonomie muß gewährleistet sein. (interne Organisation S.147f; allg. Institution/ Trägerschaft S.149, S.152)

Dimensionen in Lüssis Theorie

Erklärungsdimension: bedeutete für uns inwieweit die Theorie erklärt, was der Gegenstand der Sozialen Arbeit ist, wie dieser entsteht z.B. Ursache für Soziales Problem; Lüssi beschreibt und erklärt in seinem 1. Teil vom Buch sehr viel. So geht er sehr genau auf das soziale Problem, die Problemlösung und auch auf das Thema ein, das Dysfunktionalitäten bei Problemen beseitigt werden müssen. Wobei er nicht den Anspruch erhebt eine allumfassende Sozialarbeitslehre zu sein, sondern ein praktisches Lehrbuch für die Sozialberatung.

Handlungsdimension: bedeutete für uns, Mittel und Methoden in der SA, für die praktische Anwendung. Also begründete Pläne und Vorgehensweisen, um soziale Probleme zu verändern.

Lüssis Handlungsdimension ist sehr groß, so beschäftigt er sich rund zwei Drittel seines Buches mit Mitteln und Methoden. Er geht sehr detailliert auf Handlungsprinzipien ein und nochmal konkreter auf seine sechs Handlungsarten.

Wertdimension: wir verstanden darunter, wie und ob der Autor berücksichtigt, daß die soziale Problemlösung durch Wert- und Normvorstellungen beeinflußt wird und wie diese in die Arbeit integriert werden.

Lüssis Leitmaxime im allgemeinen taucht unter dem Begriff „soziale Gerechtigkeit“ auf. Der SA richtet sich in seinem Handeln nach den Wertvorstellungen aus der Gesellschaft. Wobei er darauf nicht genauer eingeht. Er faßt sich diesbezüglich sehr kurz in seinem Buch.

Reflexionsdimension: Wir verstanden darunter Anweisungen/ Methoden für den SA wie er seine Arbeit überprüfen , evaluieren und verbessern kann.

Lüssi geht kurz auf diesen Charakter bei der Beschreibung der Funktionen eines SA ein. So kann eine Überprüfung an diesen stattfinden. Alles in allem auch ein sehr geringer Anteil. Er widmet in seinem Buch auch noch einen Teil der Kontrolle, Aufsicht durch die Institution, wobei ihm dabei die Handlungsautonomie des SA sehr wichtig ist. Kontrolle nur von gleichwertigen Spezialisten. Aufsicht von „anderen“ in allgemeiner Art, haben kein Recht auf die Methode des SA einzuwirken. (siehe auch Lüssi 2)

Kritik

Zum Teil wurden im bisherigen Text schon kritische Anmerkungen gemacht, hier noch Ergänzungen:

Die Ursache sozialer Probleme ist zu ungenau, die Dysfunktionalitäten werden als gegeben hingestellt, aber nicht erläutert wie diese entstehen.

Uns ist die Aufgabe des SA viel zu eng gefaßt., Wir konnten in seiner Logik zwar gut nachvollziehen, warum er diese Einschränkung macht, dennoch waren wir der Meinung, das es Aufgabe vom SA sein muß auch geplante Auswirkungen und Veränderungen auf den höheren Ebenen zu bewirken. Der SA erfährt in seiner Arbeit von gesellschaftlichen Problematiken, und er muß gemeinsam mit vielen anderen um Bewußtheit dafür zu schaffen, darauf aufmerksam machen, sei es durch politische Arbeit, Gremienarbeit, Präventionsarbeit, etc. (Arbeit auch außerhalb des jeweiligen Problemsystems)

Als Anregung: Themen über die wir in diesem Kontext diskutiert haben. z.B. es gibt kaum noch klassische Familien (Gesetze, Werte sind noch hinten nach...);

Alternative zu Erwerbsarbeit wird notwendig?! Schulsystem?!

Uns fehlt bei Lüssi der eigene Ethos eines SA, so hat er sich nach den Werten der Gesellschaft zu richten und nach seinem Klienten aber möglichen Diskrepanzen und Ungerechtigkeiten daraus, sind für Lüssi nicht relevant und führen nicht dazu, daß der SA auf einer anderen Ebene für „soziale Gerechtigkeit“ kämpfen sollte.

Ein Satz aus der Gruppe der unsere Kritik gut beschreibt: „ Immer nur reaktiv , nie Aktion. “

Quelle: Lüssi, Peter (1995). Systemische Sozialarbeit, Praktisches Lehrbuch der Sozialberatung. 3.Auflage. Haupt Berne Verlag

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Zusammenfassung über die Sozialarbeitstheorie von Peter Lüssi
Note
Referat
Autoren
Jahr
1999
Seiten
6
Katalognummer
V95225
ISBN (eBook)
9783638079044
Dateigröße
342 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Seiten geben einen kurzen Überblick über den theoretischen Ansatz von Peter Lüssi
Schlagworte
Zusammenfassung, Sozialarbeitstheorie, Peter, Lüssi
Arbeit zitieren
Marie-Christin Heinemann (Autor:in)Petra Dalichow (Autor:in)Regina Guggemos (Autor:in)Rita Walko (Autor:in)Miriam (Autor:in), 1999, Zusammenfassung über die Sozialarbeitstheorie von Peter Lüssi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95225

Kommentare

  • Gast am 4.9.2001

    Danke.

    Brauch dringend Infos über Lüssi.Bin super froh, daß ich Eure Arbeit unter Hausarbeiten.de gefunden habe.Danke!!!

Blick ins Buch
Titel: Zusammenfassung über die Sozialarbeitstheorie von Peter Lüssi



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