Unterrichtssprache an der Deutschen Schule Kuala Lumpur ist Deutsch. Hier in Petaling Jaya, 13799 km entfernt von dem Ursprung dieser Sprache, in einem Land, indem die Amtssprache Bahasa Melayu ist und verbreitet Englisch gesprochen wird, scheint dies weder Lehrern noch Schülern besondere Schwierigkeiten zu bereiten. Im Unterricht der elften Klasse werden Verben richtig konjugiert, Substantive korrekt dekliniert und Präpositionen an den geeigneten Stellen verwendet. Im Pausenhof ist plötzlich alles anders. Meine Mitschüler, die bis vor kurzem noch in bestem Deutsch miteinander diskutiert haben, unterhalten sich nun angeregt auf Englisch miteinander, so wie es in der unterrichtsfreien Zeit viele Schüler, von der Grundschule bis zur Oberstufe, zu tun scheinen. Meine bisherige Zeit als Gastschülerin an der DSKL ist geprägt von neuen Erlebnissen und Erfahrungen, aber nach sechs Monaten in Malaysia ist vieles bereits Alltag für mich geworden.
Eine Frage konnte ich mit der Zeit jedoch nicht abschütteln: Warum wird die Deutsche Sprache von so vielen Schülern auch nach jahrelangem Deutschunterricht und ständigem Kontakt mit der Sprache in der Freizeit so schnell abgelegt? Wie erleben Kinder, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist, das Deutschlernen an einer deutschen Auslandsschule? Macht das tagtägliche Deutschlernen den Kindern Spaß oder empfinden sie es vielleicht sogar als eine psychische Belastung?
In dieser Arbeit soll dies primär anhand einer Umfrage unter den DaZ-Schülern und Interviews mit betroffenen Eltern, Lehrern und Schülern untersucht und mögliche beeinflussende Faktoren herausgefunden werden. Feststeht jedenfalls, dass ich zu Beginn dieser Arbeit über ihren Ausgang nur mutmaßen konnte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Allgemein: Der Prozess des Erlernens einer Zweitsprache im Kindesalter - Interne und Externe Faktoren
2.2 Bestandsaufnahme Deutsch als Zweitsprache an der Deutschen Schule Kuala Lumpur
2.3 Ergebnisse der Umfrage unter Schülern mit Deutsch als Zweitsprache an der DSKL
2.4 Zusammenfassung der Interviews
2.4.1 mit DaZ-Sch ü lern
2.4.2 mit DaZ-Lehrern
2.4.3 mit Eltern von DaZ-Sch ü lern
3. Fazit
4. Nachwort und Danksagung
5. Anhang
5.1 Quellenverzeichnis
5.2 Erklärung zur selbstständigen Anfertigung der Facharbeit
5.3 Dokumente
5.3.1 Dokumentation der Interviews
5.3.2 Auswahl der Umfrageb ö gen
5.3.3 Quellen in digitaler Form
1. Einleitung
Unterrichtssprache an der Deutschen Schule Kuala Lumpur ist Deutsch. Hier in Petaling Jaya, 13799 km entfernt von dem Ursprung dieser Sprache, in einem Land, indem die Amtssprache Bahasa Melayu ist und verbreitet Englisch gesprochen wird, scheint dies weder Lehrern noch Schülern besondere Schwierigkeiten zu bereiten. Im Unterricht der elften Klasse werden Verben richtig konjugiert, Substantive korrekt dekliniert und Präpositionen an den geeigneten Stellen verwendet. Im Pausenhof ist plötzlich alles anders. Meine Mitschüler, die bis vor kurzem noch in bestem Deutsch miteinander diskutiert haben, unterhalten sich nun angeregt auf Englisch miteinander, so wie es in der unterrichtsfreien Zeit viele Schüler, von der Grundschule bis zur Oberstufe, zu tun scheinen.
Meine bisherige Zeit als Gastschülerin an der DSKL ist geprägt von neuen Erlebnissen und Erfahrungen, aber nach sechs Monaten in Malaysia ist vieles bereits Alltag für mich geworden. Eine Frage konnte ich mit der Zeit jedoch nicht abschütteln, nämlich warum die Deutsche Sprache für so viele Schüler auch nach jahrelangem Deutschunterricht und ständigem Kontakt mit der Sprache in der Freizeit so schnell abgelegt wird. Wie erleben Kinder, für die Deutsch nicht Muttersprache ist, das Deutschlernen an einer deutschen Auslandsschule? Macht das tagtägliche Deutschlernen den Kindern Spaß oder empfinden sie es vielleicht sogar als eine psychische Belastung?
Im Folgenden soll dies primär anhand einer Umfrage unter den DaZ-Schülern und Interviews mit betroffenen Eltern, Lehrern und Schülern untersucht werden und mögliche beeinflussende Faktoren herausgefunden werden.
Fest steht jedenfalls, dass ich zu Beginn dieser Arbeit über ihren Ausgang nur mutmaßen konnte.
2. Hauptteil
2.1 Allgemein: Der Prozess des Erlernens einer Zweitsprache im Kindesalter - Interne und Externe Faktoren
Zuerst möchte ich die Internen und Externen Faktoren beim Erlernen einer Zweitsprache im Kindesalter erläutern.
Mit den Worten: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“, wird der berühmte österreichisch-britische Philosoph Ludwig Wittgenstein oft zitiert.1 2 Besonders wichtig ist es hierbei, ein Augenmerk darauf zu legen, welche Faktoren die Kinder an der Ausweitung dieser Grenzen bestärken bzw. behindern. Kinder lernen schnell und spielerisch. Es ist ein leichtes für sie, parallel zur Muttersprache eine zweite Sprache zu verinnerlichen und zu dieser innerhalb kürzester Zeit ein gleichwertiges Sprachgefühl aufzubauen, vorausgesetzt sowohl die äußeren als auch die inneren Einflüsse, welche den Spracherwerb erheblich beeinflussen, stehen günstig.3 4
Die externen Faktoren beziehen sich vornehmlich auf das Umfeld, indem das Kind aufwächst. Soziale Einflüsse sind für den Spracherwerb von erheblicher Bedeutung. Für die Sprachentwicklung können sie ein wichtiger Motor sein oder diese behindern und somit zu Sprachstörungen führen. Dies trifft vor allem zu, wenn die zu lernende Sprache nicht die “Umgangssprache” am Wohnort ist. Wichtig ist, dass die deutsche Sprache nicht nur im Unterricht, sondern auch zu Hause und in der Freizeit gesprochen wird. Entscheidend sind hierbei vor allem das häusliche Umfeld und der Freundeskreis des Kindes. Ein angemessenes Sprachniveau der Einflusspersonen sowie die stetige
Beibehaltung einmal festgelegter Sprachregeln (die Mutter spricht immer Deutsch, der Vater immer Englisch mit den Kindern) sind ebenso wichtige Faktoren, wie die Motivation der Einflusspersonen, den Kindern die hohe Bedeutung der Zielsprache als „Umgangs-“ und „Alltagssprache“ zu vermitteln.
Auch innere Einflüsse sind beim Spracherwerb nicht zu unterschätzen. Sprachstörungen können krankheitlich bedingt sein. Die Sprachentwicklung hemmende Ursachen reichen von einfachen Hörproblemen bis hin zu Krankheiten, wie Aphasie (Verlust des Sprachvermögens) und Alexie (Verlust des Lesevermögens). Die Motivation des Kindes ist ebenfalls ein wichtiger interner Faktor für den Spracherwerb. Wenn ein Kind fühlt, dass es auch ohne korrekte Sprache zurecht kommt, verringert sich ebenso seine Motivation, richtig zu sprechen. Deshalb ist es notwendig, dass dem Kind die Deutsche Sprache nicht nur als auferlegte Unterrichtssprache, sondern vor allem als wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Umwelt nahegelegt wird, denn wenn ein Kind spürt, dass es sprechen muss, wird es dies immer wieder probieren, bis es Erfolg hat.
2.2 Bestandsaufnahme Deutsch als Zweitsprache an der Deutschen Schule Kuala Lumpur
Nun möchte ich einen kurzen Überblick über die Gesamtsituation des Erlernens von Deutsch als Zweitsprache an der Deutschen Schule Kuala Lumpur geben.
„Für die Aufnahme in die Klassenstufen 5 bis 12 der DSKL sind ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache Voraussetzung. (…) Schüler der Klassenstufen 1 bis 4 ohne ausreichende Deutschkenntnisse sind verpflichtet an einem durch die Eltern finanzierten Intensivkurs teilzunehmen. Dieser Intensivkurs umfasst täglich 2 Stunden Sprachunterricht durch eine qualifizierte Fachkraft für die Dauer von mindestens 6 Monaten.“5 In der Flexiblen Eingangsstufe besteht das Angebot einer Teilnahme am „Sprachbad“, um in alltäglichen Sprechanlässen den Wortschatz zu erweitern und die Ausdrucksfähigkeit zu verbessern. Darüber hinaus erhalten Schüler mit nicht-deutscher-Muttersprache zur individuellen Förderung in Kleingruppen wöchentlich zweistündigen Deutsch-als- Zweitsprache-Unterricht. In der Regel wird der DaZ-Unterricht bis zum Beenden der achten Klasse weitergeführt. In Sonderfällen wird der Unterricht auch für Schüler der Klassen 9 und 10 angeboten oder privat organisiert.6
Zurzeit besuchen 185 Schüler die Deutsche Schule Kuala Lumpur. Hiervon nehmen fast ein Drittel, nämlich 29 Grundschüler und 22 Schüler der Sekundarstufe, am Deutsch-als- Zweitsprache-Unterricht teil. In den meisten Fällen sprechen die Kinder eine asiatische Muttersprache, Familiensprache ist oft Englisch und das väterliche Elternteil der einzige Deutschsprecher in der Familie.7
2.3 Ergebnisse der Umfrage unter Schülern mit Deutsch als Zweitsprache an der DSKL
Eine Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 1 bis 8, die aktuell am Deutsch als Zweitsprache-Unterricht der DSKL teilnehmen, beschäftigt sich mit der persönlichen Einstellung der Schüler zum Deutschlernen und ergab folgendes Bild.
An der Umfrage haben 41 von zurzeit 51 DaZ-Schülern der DSKL teilgenommen. Diese Umfrage kann deshalb mit über 80% Beteiligung als repräsentativ wahrgenommen werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
25 Schüler oder gut 60 Prozent der Gesamtzahl der befragten Lerner besuchen die Grundschule, die restlichen 16 Schüler befinden sich zurzeit in der Sekundarstufe. Mit durchschnittlich sechs Schülern pro Klasse in der Grundschule und durchschnittlich vier Schülern pro Klasse in der Sekundarstufe sind die Anteile an befragten Kindern in den Jahrgangstufen relativ ausgewogen.
Auf die Frage, welche Sprache ihnen am leichtesten falle, antworteten nur zehn Schüler oder 24 Prozent der Befragten, dass ihnen Deutsch am leichtesten falle. 28 Schüler oder 68 Prozent der Befragten gaben an, sich im Englischen am wohlsten zu fühlen. Zwei Personen konnten sich nicht entscheiden, welche der beiden Sprachen ihnen leichter falle und eine Person gab an, eine andere Sprache zu bevorzugen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei der Frage, welche Sprache sie zu Hause am häufigsten verwenden, gaben zehn Personen oder 24 Prozent der Teilnehmer Deutsch an. Knapp 61 Prozent oder 25 Schüler nannten Englisch als am häufigsten gebrauchte Sprache zu Hause. Nur vier Schüler gaben an, zu gleichen Teilen Englisch und Deutsch zu Hause zu sprechen und zwei Schüler nannten eine andere Sprache.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eine ähnliche sprachliche Verteilung lässt sich im Umgang mit den Schulfreunden feststellen. Unter den Befragten gaben 15 Schüler oder 31 Prozent an, mit ihren Schulfreunden am häufigsten Deutsch zu sprechen, während gut die Hälfte der Befragten, nämlich 21 Schüler, preisgaben, mit ihren ! " Schulfreunden vor allem Englisch zu sprechen. Fünf Schüler oder 12 Prozent gaben an, gleichermaßen beide Sprachen im Umgang mit ihren Schulfreunden zu verwenden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bemerkenswert ist hierbei, dass über die Hälfte der Befragten dazu neigt, dieselbe Sprache, die zu Hause am häufigsten gesprochen wird, auch im Umgang mit den Schulfreunden am meisten zu verwenden. Davon gebrauchen 15 Kinder die Englische und sechs Kinder die Deutsche Sprache am häufigsten. Elf Kinder, also 26 Prozent der Befragten gaben an, in der Schule eine andere Sprache, als zu Hause zu sprechen. Zwei Kinder, die zu Hause vor allem eine asiatische Sprache sprechen und drei Kinder, die zu Hause am häufigsten Deutsch verwenden, sprechen mit ihren Schulfreunden bevorzugt Englisch. Sieben Kinder verwenden gleichermaßen Deutsch und Englisch in der Schule und zu Hause.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auf die Frage, ob ihnen das Deutschlernen Spaß mache, antwortete die Mehrheit der Befragten, nämlich 25 Schüler oder 61 Prozent, mit „ja“, während 14 Schüler oder 34 Prozent angaben, dies sei nur manchmal der Fall. Zwei Schüler verneinten die Frage.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Knapp die Hälfte der Befragten gab an, beim Deutschlernen mit Stress und Erschöpfung konfrontiert zu werden. Für vier Schüler oder 10 Prozent der Beteiligten ist dies oft der Fall und für 14 Personen oder 34 Prozent der Schüler ist dies zumindest manchmal der Fall. 23 Schüler oder 56 Prozent der Befragten gaben an, das Deutschlernen sei für sie weder stressig, noch erschöpfend.
[...]
1 Quelle: Koyaanis Qatsi. Ludwig Wittgenstein, erschienen am 30. 08.2002. <http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Wittgenstein> (14.01.2014).
2 Die folgenden Absätze sind frei nach Hasan Aba & Martina Kaminski Der Zweitspracherwerb - von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, hrsg. von Meslek Evi. , Berlin, Oktober 2005, zitiert. Alle Informationen stammen aus diesem Werk, sofern nicht andere Quellen angegeben sind.
3 Quelle: Rosario Carolina , Dr. Then de Lammerskötter, Einflussfaktoren auf die Sprachentwicklung <http://bilingual-erziehen.de/zweisprachigkeit/info/einflussfaktoren/ > (14.01.2014)
4 Quelle: Katja, Bongiorno, Einflussfaktoren auf Sprachentwicklung, erschienen in Kuala Lumpur am 17.11.2013
5 Quelle: Deutsche Schule Kuala Lumpur (hg), Leitfaden für die Schulgemeinschaft der DSKL, Kuala Lumpur, Neufassung vom 19.11.2013
6 Quelle: Katja, Bongiorno, Deutsch-als-Zweitsprache-Unterricht und Sprachbad, <http://www.dskl.edu.my/index.php/de/faecher/daz > (15.01.2014)
7 Die aufgeführten Daten wurden von Katja Bongiorno, einer erfahrenen DaZ-Lehrerin an der DSKL, per E- Mail am 11.01.2014 übermittelt
- Arbeit zitieren
- Jana R. (Autor:in), 2013, Das Erlernen von Deutsch als Zweitsprache. Eine psychische Belastung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374525
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