Die kommunikative Unternehmensethik und ihr Beitrag zur Vermittlung von ökonomischer Rationalität und ethischer Reflexion


Thesis (M.A.), 1997

77 Pages, Grade: 2,5


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Gang der Untersuchung

2. Das Anliegen der Ethik und begriffliche Bestimmungen
2.1 Gegenstand der allgemeinen Ethik
2.1.1 Begriffliche Eingrenzungen
2.1.2 Moral und Moralität
2.2 Gegenstand der Unternehmensethik

3. Darstellung der Kommunikationsethik zur Begründung einer Unternehmensethik
3.1 Das Moralprinzip Kants als Ausgangspunkt der Kommunikationsethik
3.2 Darstellung der Diskursethik nach Habermas und Apel
3.2.1 Grundgedanken der Diskursethik
3.2.2 Universalisierungsgrundsatz und diskursethischer Grundsatz
3.2.3 Die transzendentalpragmatische Begründung
3.2.4 Ideale und reale Diskurse
3.3 Darstellung des dialogethischen Ansatzes des Konstruktivismus
3.3.1 Zur Abgrenzung von “Frankfurter Schule” und “Erlanger Schule”
3.3.2 Grundgedanken der konstruktiven Wissenschaftstheorie
3.3.3 Konstruktive Fundierung der Dialogethik

4. Unternehmensethik im Spannungsfeld zwischen ökonomischer Rationalität und ethischer Reflexion
4.1 Zur Verhältnisbestimmung zwischen Ökonomik und Ethik
4.1.1 Ordnung von Ökonomik und Ethik
4.1.2 Das Anwendungsmodell als Paradigma “reiner Ökonomik”
4.1.3 Das Beitragsmodell als Ausdruck des “ökonomischen Imperialismus”
4.1.4 Das Integrationsmodell als Brücke zwischen Ethik und Ökonomik
4.2 Defizitäre Rahmenordnung und subsidiäre Unternehmens- ethik nach Homann
4.2.1 Die Rahmenordnung als der systematische Ort der Moral
4.2.2 Die defizitäre Rahmenordnung als Grund für Unternehmensethik
4.3 Ansatz der dialogorientierten Unternehmensethik nach Steinmann
4.3.1 Der republikanische Legitimationszusammenhang unternehmerischen Handelns
4.3.2 Dialogethische Fundierung der Erlanger Schule
4.3.3 Unternehmensethik als situatives Korrektiv im Konfliktfall
4.3.4 Kritische Würdigung
4.4 Die diskursethische Transformation der ökonomischen Rationalität nach Ulrich
4.4.1 Unternehmensethik als Vernunftethik: Überwindung der Zwei-Welten-Konzeption
4.4.2 Die sprachpragmatische Wende der ökonomischen Ratio­nali­tätskonzeption
4.4.3 Sozialökonomische Konzeption betriebswirtschaftlicher Rationalität - das Drei-Ebenen-Modell
4.4.4 Wesen und Elemente der kommunikativen Unternehmensethik
4.4.4.1 Kommunikative Unternehmensethik als ökonomische Leitidee
4.4.4.2 Die Leitidee des konsensorientierten Managements
4.4.4.3 Die Leitidee der offenen Unternehmensverfassung
4.4.5 Kritische Würdigung

5. Schlußbetrachtung und Ausblick

LITERATURVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Seit der technisch-industriellen Revolution hat das Wirt­schafts­wachstum eine rasante Entwicklung erfahren und den “Wohlstand der Nationen”, zumindest den der west­lichen Hemisphäre, um ein Viel­faches gesteigert. Jedes Jahrzehnt brachte neue Erfindungen und neue Pro­dukte, die den Lebensstandard breiter Teile der Be­völ­­ke­rung förderten. In den letzten Jahren hat sich das öko­nomische und gesellschaftliche System der kapitali­stisch fun­dierten Marktwirtschaft in ihren verschie­denen Spielarten im Wett­streit der Ideologien durchge­setzt, der Kommunismus wird als ge­schei­tertes Modell be­trachtet. Grundlegend für die marktwirt­schaftliche Denk­tradition ist die Überzeugung, daß der Markt das effi­­­zienteste Koordinationsinstrument menschlicher Handlun­gen dar­stellt. Nach klassischer Meinung reicht es aus, wenn jedes In­di­vi­duum seinen Eigennutzen maxi­miert; die dem Markt inhärenten Kräfte tragen dann auto­­matisch dafür Sorge, daß auch das All­gemeinwohl ge­fördert wird. Sofern keine Markthemmnisse oder -be­schrän­kungen bestehen, ist die “unsichtbare Hand” des Mark­tes, wie sie Adam Smith beschrieb, in der Lage, die materiellen Bedürfnisse und Interessen der verschie­de­nen Wirtschaftssub­jekte in harmonischer Weise zu be­frie­di­gen.[1] Die moder­nen Nach­folger dieser Basiskonzep­tion beschreiben daraufhin auch unter­nehmerische Verantwor­tung wie folgt: “The Social Responsibility of Business is to Increase its Profits.”[2]

Diese Sichtweise des Marktes wird zunehmend in Frage ge­stellt. Die Wirtschaftsmaschinerie hat nicht nur Wohl­stand geschaffen, sondern auch frappierende Gegensätze: bittere Armut, Hungers­not, wirtschaftliche Ausbeutung, Umweltzerstörung usw. auf der einen Seite, Luxus, Ver­schwen­dung, Überproduktion usf. auf der anderen. Insbe­sondere die Großunternehmen stehen im kritischen Inte­res­­se der Öffentlichkeit. Sie bilden die Existenzgrund­lage für Tausende von Menschen und üben durch ihre wirt­schaftliche Macht erheblichen Einfluß auf die alltäglichen Lebensbedingungen aus. Unter­neh­menspoli­tische Entschei­dungen, ins­besondere sol­che, die sich auf nicht unmittelbar dem Unternehmen vertraglich verbun­dene Beteiligte auswirken, geraten vermehrt unter ge­sell­schaftlichen Rechtfertigungsdruck. Die unter­schied­­lichen An­spruchs­­gruppen verlangen nach einem Steue­rungs- und Ord­nungssystem, das eine ausgleichende Wir­kung auf die Aktivitäten des freiheitlichen Unter­neh­mertums hat.

Grundsätzlich gibt es neben dem Markt zwei weitere Mecha­nismen, die menschliches (und institu­tionelles) Ver­halten koordi­nieren. Einerseits kann der Staat Ge­setze zur Ver­hin­de­rung von Mißständen schaffen, ande­rerseits kann die Ethik Kriterien für die moralische Legi­ti­mierung des Handelns formulieren.[3] Letzteres soll in den folgenden Abschnitten dargestellt werden. Ziel dieser Ar­beit ist es, die Möglichkeiten der Unterneh­mens­ethik hinsichtlich der Ver­mitt­lung von ökonomischer Rationalität und ethi­scher Re­flexion zu untersuchen. Die Be­schäf­ti­gung mit Wirtschafts- und Unternehmens­ethik kann als Reaktion auf zentrale Krisen­phäno­mene unserer Zeit ver­standen werden.[4] Die kommunika­tive Unter­neh­mens­ethik (Diskursethik, Dialogethik) hat in unterneh­me­rischen Fragestellungen zumindest aus akade­mischer Sicht eine besondere Bedeu­tung er­langt, da sie die ideal­typischen Bedingun­gen für eine argumen­ta­tive Verständi­gung und Konsensfindung zwischen Unter­­neh­mens­leitung und den verschiedenen An­spruchs­­gruppen des Unter­nehmens vorgibt.

1.2 Gang der Untersuchung

Die Arbeit ist in fünf Abschnitte eingeteilt. Nach dieser Einleitung folgen begriffliche Abgrenzungen des Gegenstandes der allge­meinen und der Unter­neh­mensethik. Der dritte Abschnitt dient der Dar­stel­lung der kommuni­ka­tiven Ethik, die ihren Ausgangs­punkt in dem Moral­prin­zip Kants nimmt und in einen dis­kurs- und einen dia­log­ethischen Ansatz gegliedert werden kann. Die wesent­lichen Inhal­te der Diskursethik und ihre transzenden­talpragmatische Begrün­dung werden aus­führ­lich darge­stellt. Eine kürzer gehaltene Erläu­terung der konstruk­tiven Dialogethik schließt sich an. Im vierten Ab­­schnitt erfolgt dann die Verbindung von Ethik und Öko­no­mik. Nach der Verhältnisbestimmung zwischen ökonomi­scher und ethischer Rationalität werden verschiedene unternehmens­ethische Ansät­ze vorgestellt. Neben einer ersten Ortung der Moral in der Rahmen­ordnung einer Markt­wirtschaft soll insbeson­dere auf die Ansätze von H. Stein­mann und P. Ulrich eingegan­gen werden, die die unter­nehmens­ethische Diskussion des letzten Jahrzehnts in Deutschland wesentlich bestimmt haben.[5] Beide Ansätze thema­tisieren zugleich Ordnungs- und Handlungsethik, in­dem sie das Handeln der Akteure systematisch immer in einen institutionellen Zusammenhang stellen. Sowohl Steinmann als auch Ulrich greifen auf die kom­munikative Ethik zurück und wenden sie auf unterneh­merische Fragestellungen an. Obwohl in ihren Aussagen in weiten Teilen identisch, gehen die Autoren von unterschied­lichen Begründungsstrategien für Unternehmensethik aus. Die wich­tig­sten Aus­sagen der beide Ansätze sollen her­ausgearbeitet und kritisch gewürdigt wer­den. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, auch praktische Bezüge herzu­stellen. Der fünfte und letzte Abschnitt beschließt die Arbeit mit den wesentlichen Schluß­fol­gerungen und einem kurzen Aus­blick.

2. Das Anliegen der Ethik und begriffliche Be­stim­mungen

Bevor damit begonnen werden kann, die kommunikations­orientierte The­orie der Ethik darzustellen und deren Anwendung auf Fragen der Unternehmensethik zu er­läutern, müssen einige wesentliche Grundbe­griffe der Ethik geklärt und abgegrenzt sowie das Anliegen der Ethik, der Gegenstand ethischen Denkens expliziert werden.

2.1 Gegenstand der allgemeinen Ethik

2.1.1 Begriffliche Eingrenzungen

Der Mensch ist eine leiblich-seelisch-geistige Enti­tät,[6] die als Person in einem sozialen Beziehungsgefüge mit anderen Menschen ihre gattungskonstituierenden Eigenschaften erfährt. Als vernunftbegabtes Wesen hat der Mensch zwei grundlegende Weisen der Einflußnahme auf seine externe Umwelt, nämlich durch Handeln und Denken (d.h. Urteilen, soweit sich dieses zumin­dest sprachlich äußert). Beide Aktivitäten werden vom (auto­nomen) Willen, der die prinzipielle menschliche Frei­heit verbürgen soll, bestimmt.[7] Betrachtet man Denken bzw. Urteilen als Handeln i.w.S., so läßt sich der Gegenstand der Ethik als dasjenige mensch­liche Handeln auffassen, das Anspruch auf Moralität erhebt, also moralisches Handeln darstellt.[8] Das Individuum wird dabei als interaktives, verantwortungsbewußtes und -fähiges Mit­glied einer Kommunikations- und Handlungs­gemein­­schaft verstan­den.

Ethik wird generell als die kognitive Struktur moralischen Han­delns, gleichsam als die Wissenschaft des moralischen Handelns, bezeichnet. Sie versucht, das menschliche Dasein und seine Äuße­rungsformen auf die Bedingungen der Moralität hin zu analysieren, zu kritisieren und zu begründen. Sie stellt einerseits Sollens­sätze, die dem Anspruch auf Moralität genügen, in den Mittelpunkt der Untersuchung, andererseits ist sie auf einer Metaebene bemüht, intersubjektive Begrün­dungs- und Rechtfer­tigungskriterien bereitzustel­len, um die Gültigkeit oder Richtigkeit moralischer Urteile er­mitteln zu können. Moralität wird dabei als Eigenschaft verstanden, die eine Handlung als eine moralische, mit anderen Worten sittlich gute und gebotene Handlung, auszeichnet.

Zur disziplinären Einordnung der Ethik in den Kanon der Wissen­schaften wird auf Aristoteles und Kant zurück­gegriffen, deren Dar­legungen bestimmend sind. In klassischer Abgrenzung hat Aristo­teles die Ethik aufgrund ihres Handlungsbezugs neben der Politik und der Ökonomik der praktischen Philosophie zugewiesen. Diese ursprünglich einheitliche Basis von Politik, Ökonomik und Ethik in der praktischen Philosophie wurde im Verlauf der Fortbildung der wissenschaftlichen Disziplinen aufgehoben. Insbesondere die wirtschafts­wissenschaftliche Neoklassik sah es als notwendig an, die Ethik von der Ökonomik zu trennen mit dem Ziel, wertende Urteile aus dem wirtschaftlichen Denken zu eliminieren und die paradig­matischen Voraussetzungen einer wertfreien, “reinen” Ökonomik zu schaffen. Auf diese Problematik und den Versuch der Wiedervereinigung von Ökonomie und Ethik (und gegebenen­falls der Politik) anhand zeitgenössischer Beiträge wird unten vertieft eingegangen.

Kant teilt Vernunfterkenntnis in materiale, d.h. objektbezogene, und formale, d.h. strukturbezogene, Erkenntnis ein. Formale Philo­sophie ist Logik, materiale Philosophie befaßt sich mit den Geset­zen der Natur oder der Freiheit. Die Wissenschaft der Natur heißt Physik, die der Freiheit Ethik. Nach Kant wird Ethik also als materiale Philosophie von den Gesetzen der Freiheit definiert, sie heißt auch Sittenlehre.

Zum Zwecke der begrifflichen Präzisierung und Gliederung der Ethik sollen noch folgende Bezüge hergestellt werden. Grund­legend ist die Klassifikation der Ethik in des­krip­tive, normative und Metaethik.[9] Während die erste das tatsächliche Verhalten, die Faktizität, des Men­schen beschreibt, gibt die normative Ethik dem Men­schen Vorgaben, nach denen er handeln soll. Die nor­mative Ethik läßt sich dann wieder in formale und materiale Ethik einteilen. Formale Ethik benennt die Kriterien, nach denen eine Hand­lung als moralisch vertretbar gelten kann, ohne jedoch inhalt­liche Vor­gaben zu setzen (z.B. der Kategorische Imperativ Kants). Im Gegensatz dazu vermittelt die materiale Ethik besondere Inhalte von Sollens­forderungen (z.B. die christliche Ethik). Eine norma­tive Ethik heißt teleologisch, wenn sie als Krite­rium für moralisch richtiges Verhalten einen außermo­ralischen Wert (z.B. eine Folge, einen Zweck, einen Nutzen) bestimmt. Der Utili­ta­rismus, auf den die wirtschafts­wissenschaftliche Wohlfahrts­theorie aufbaut, entstammt der Klasse tele­ologischer Ethiken. Deon­tolo­gisch heißt eine Ethik, die moralisch gebotenes Handeln aus einer Pflicht ableitet, ungeachtet der möglicher­weise ein­treten­den Fol­gen.[10] Kants Sittenlehre ist deontologisch. Als Meta­ethik bezeich­net man die Wissenschaftstheorie der Ethik, die sich mit den methodisch-systematischen und sprachlichen Bedingun­gen ethischer Reflexion befaßt. Auf andere begriff­liche Unter­teilungen und Eingrenzungen soll hier nicht einge­gangen werden.

2.1.2 Moral und Moralität

Das Anliegen der (normativen) Ethik besteht in der Reflexion des Verhältnisses von Moral und Sitte einerseits und Moralität und Sitt­­lichkeit andererseits. Diese Begriffe bedürfen einer genauen Erläuterung und Eingrenzung. Moral und Sitte sollen hier als syno­nyme Begriffe verwendet werden.[11] Sie gehören zur Kategorie der Ordnungsbegriffe, die geschicht­lich hervorgegan­gene, aus der Tra­dition übernommene und aus wechsel­seitigen Anerken­nungsprozessen entstandene Regelsysteme darstel­len. Es handelt sich um

“[...] Ordnungs- und Sinngebilde, die in Form eines Katalogs materialer Normen und Wertvorstellungen einerseits die Bedürfnis­befriedigung der mensch­lichen Handlungsge­meinschaft regeln und anderer­seits in dem, was von dieser als allgemein verbind­lich erachtet wird (Pflicht), Auskunft über das jeweilige Freiheitsverständnis der Gemein­schaft gibt”[12].

Moral ist folglich ein Institutionensystem, das sowohl in räumlicher als auch in zeitlicher Hinsicht durch Unter­schiede geprägt und Ver­än­derungen unterworfen ist. Moral kann keine universellen Geltungsansprüche erheben.

“Jede Moral ist somit als geschichtlich entstandener und geschichtlich sich mit dem Freiheitsverständnis verändernder Regel­kanon immer eine Gruppen­moral, deren Gel­tung nicht ohne weiteres über die Mit­glieder der Gruppe hinaus ausgedehnt werden kann.”[13]

Moral ist eng mit dem Freiheitsbegriff verbunden; sie ist Ausdruck des Freiheits­ver­ständnisses einer Gesell­schaft. Erst durch die Selbst­­bindung des Menschen an die Regeln reziproker Freiheit kann Moral als Selbstverpflichtung entstehen. Morali­sches Han­deln setzt die prinzipielle Möglichkeit der Existenz von Freiheit voraus. Nur als autonomes Wesen hat der Mensch Wahl­möglichkeiten, um zwischen verschie­denen Alterna­tiven “gut” und “böse” zu unterscheiden und damit qua Freiheit die Befähigung zum moralischen Handeln. Eine vorherrschende Moral kann und wird sich ändern, wenn sich das Freiheitsverständnis der betrof­fenen Gemeinschaft ändert.

Im Gegensatz zur Moral/Sitte handelt es sich bei den Begriffen Moralität und Sittlichkeit, welche wiederum synonym verwendet werden sollen,[14] um Prinzipienbegrif­fe. Moralität beschreibt die Qualität des Handelns, ein Handeln, das, sofern es sich als moralisches auszeich­net, sich einem unbedingten und allgemei­nen Geltungsan­spruch unterwirft. Moral als Ordnungsbegriff kann erst durch Prinzipienbegriffe der Moralität wie Gerechtig­keit oder Freiheit begründet werden. Der inhaltliche Aspekt der Moral kann sich, wie bereits erwähnt, verändern, Moralität als Reflexion über Moral, als prozedurale Instanz der Anspruchsbegründung ist hin­gegen keinen Veränderungen unterworfen. Moralität ist das Prin­zip von Moral bzw. von Moralen. Sie hinterfragt geltende Moral und führt gegebenenfalls aufgrund veränderter Erkenntnisse und Einstellungen zur Revision und Neubegründung von Moral. Damit ist jede Moral relativ und an vorherrschende Umfeldfaktoren ge­bunden. Menschliches Handeln ist ohne eine sinnver­mittelnde Moral kein humanes Handeln,

“[...] d.h. daß Handlungen sich an selbstge­setzten Normen orientieren, ist ein Indiz für die dem Men­schen wesentliche Freiheit, die keine Willkürfrei­heit, sondern durch Anerkennung intersubjektiv vermittelte Freiheit ist und als solche den Namen Moralität erhält. Eine Moral heißt so lange zu Recht eine Moral als sie Ausdruck von Moralität ist und die Realisierung eines Unbedingten im Bedingten fordert.”[15]

Menschliche Freiheit stellt dabei den unbedingten Geltungsan­spruch der Moralität dar. Freiheit meint Selbstbestimmung. Auf­grund einer prinzipiellen Willens­freiheit als Fähigkeit oder Vermö­gen auf der Basis eines autonomen Willens frei von äußeren Bedin­gungen Zwecke und Ziele selbst zu setzen, erwächst mensch­liche Handlungsfähigkeit und überhaupt die Möglichkeit ihrer qualita­tiven Bestimmung. Auch wenn der Mensch nicht abso­lut frei von externen Umständen ist, so vermag er diese doch zu erkennen, zu beurteilen und sich in Be­zie­hung zu ihnen zu setzen.

Zusammenfassend läßt sich das Anliegen der Ethik als fort­dauernde Reflexion über die Beziehung zwischen relativen An­sprüchen der (einer) Moral und dem absoluten, unbedingten An­spruch der Moralität ver­stehen. Damit ist die Ethik vor allem ein Nor­men­be­gründungsprozeß.

2.2 Gegenstand der Unternehmensethik

Die Unternehmensethik läßt sich in einen übergeordneten Zusam­menhang der Sozialethik einbinden.[16] Gegenstand der Sozialethik in einem weiteren Sinne sind Normen und Werturteile des mensch­lichen Zusammenlebens in insti­tutionalisierten und nicht-institutionalisierten Be­reichen.[17] Im engeren Sinne beschränkt die Sozialethik ihren Gegenstand auf Aussagen über Normen und sitt­liches Verhalten der Mitmenschen innerhalb gesell­schaft­licher Grundinstitutionen, wie u.a. Familie, Staat, Wirtschaft, Recht.[18]

Die Wirtschaftsethik kann in diesem Sinne als Teilbereich der Sozialethik aufge­faßt werden. Sie legt Ziele und Normen des individuellen sowie des institutionalisierten Han­delns in einem wirtschaftlichen Kontext und des Ver­hält­nisses zwischen beiden fest. Wirtschaftsethik ist bemüht, einen Aus­gleich zwischen ethischen Prin­zipien und den Impera­tiven rein wirtschaftlicher Effi­zienz her­zu­stellen bzw. ethische Normen vorzugeben, die den formalen und mate­rialen Zwecken wirtschaftlichen Handelns übergeordnet sind und nicht aus diesen abge­leitet werden können.[19] Aus der Sicht des Unternehmens[20] stellt die Wirt­schafts­­ethik eine Makroebene dar, die das aggregierte Entschei­dungsverhalten der Wirtschafts­subjekte unter­sucht (z.B. Sektoren Unternehmen, Haus­halte, Staat, Fragen der gerechten Verteilung des Sozial­produkts). Auf einer Mesoebene kann man die Unter­nehmensethik und auf einer Mikroebene die Füh­rungs­ethik der Unternehmensleitung ansie­deln.

Führungsethik untersucht das Moral­verhalten nicht aller in Insti­tutionen tätigen Men­schen, sondern nur der Füh­rungs­­kräfte.[21] Während die Wirtschaftsethik auf von dem einzelnen Unterneh­men zu abstra­hierender Ebene Rahmen­be­dingungen gesamtwirt­schaft­licher Handlungen unter­sucht (sogenannte Rahmen­ord­nung),[22] befaßt sich die Unter­nehmens­ethik mit dem moralischen Verhalten von Unter­nehmen und Unternehmens­angehörigen. Die Hierarchi­sie­rung von Sozial-, Wirt­schafts-, Unternehmens- und Führungs­ethik ist freilich nicht als strikt fest­geschrieben anzu­sehen. Die Übergänge zwischen den Ebenen sind zum einen fließend bzw. be­din­gend, zum anderen wird der “Ort der Moral” von den ver­schiedenen “Wirtschaftsphilosophen” auch unter­schied­­lich lokali­siert.

Unternehmen sind Institutionen, deren Auf­gabe darin besteht, die Beschaffung, Produktion und Verteilung von Sachgütern und Dienstleistungen vorzunehmen. Sie han­deln in einer kapitalisti­schen, marktwirtschaftlich aus­ge­richteten Wettbewerbsordnung (nur privatwirt­schaftliche Unter­nehmen in einer solchen Ordnung sollen betrachtet werden)[23] nach dem ökonomischen Prinzip (auch Rationalprinzip genannt) als Formalziel betrieb­lichen Handelns, das sich im wesentlichen als ein Effizienzkriterium darstellen läßt:[24] Es gilt, mit einem gegebenen Ressourcenbestand einen mög­lichst hohen Nutzen zu erzielen (Maximal­prinzip) bzw. einen gege­benen Nutzen mit einem möglichst geringen Res­sour­ceneinsatz zu erreichen (Mini­mal­prinzip). Der Nutzen eines Unter­nehmens ist nach herkömmlicher Auffassung der Gewinn bzw. der Unternehmenswert (er­werbswirtschaftliches Prinzip).[25] Das ökono­mische Prin­zip stellt folglich nichts anderes als eine optimale Mittel-Zweck-Relation dar, d.h., bei genauer Betrach­tung, einen hypo­thetischen Imperativ, so wie Kant ihn for­mulierte:

“Jene [d.h. hypothetische Imperative] stellen die praktische Notwendigkeit einer möglichen Handlung als Mittel zu etwas anderem, was man will (oder doch möglich ist, daß man es wolle), zu gelangen vor. [...] Der hypothetische Imperativ sagt also nur, daß die Handlung zu irgend einer mög­lichen oder wirklichen Absicht gut sei.”[26]

Das ökonomische Prinzip ist in Kantscher Terminologie ein (hypothetischer) Imperativ der Geschicklichkeit, bei dem die Frage nach der moralischen Vertretbarkeit des Zweckes nicht beleuchtet wird, sondern nur die Weise, wie dieser Zweck am günstigsten zu erreichen ist. Bestenfalls handelt es sich um einen (hypo­thetischen) Imperativ der Klugheit, sofern denn die Absicht auf Glückseligkeit gerichtet ist.[27] Hypo­the­tische Imperative beziehen sich aber nicht auf einen absoluten Wert der Moralität, sie können damit auch keine moralische Qualität beanspruchen. Demzufolge muß wirtschaftliches Handeln, um als moralisch zu gelten, einen außerökonomischen Grund, z.B. das öffentliche Interesse, haben, der in der Unter­nehmensethik behan­delt wird.[28] Da diese Proble­matik später nochmals aufgenommen wird, soll dieser Abschnitt mit einer vorläufigen Definition von Unternehmens­ethik enden:

“Unternehmensethik untersucht die aus den Wech­selwirkungen zwischen Unternehmen, Poli­­tik, und Gesellschaft abgeleiteten Wert­ur­teile der Unter­neh­mens­mitglieder und deren Umsetzung in der Unter­nehmens­praxis.”[29] “[Sie] zielt auf die Ent­wick­lung kon­sensfähiger Strategien des Unterneh­mens ab.”[30]

Die Aufgabe der Unternehmensethik ist in diesem Sinne auch immer ein Versuch der Lösung von Konflikten zwischen Interessen des Unternehmens (d.h. im System der Marktwirtschaft die der Kapitaleigner, im Neu­deutschen “Shareholder” genannt) und denen durch Unter­nehmens­entscheidungen betroffener An­spruchs­­grup­pen (den übrigen “Stakeholder”). Eine an diesen Zielen ausge­rich­tete Unter­nehmensführung ist damit auch “Kon­sens­­­management” und um die Legitimation betrieb­licher Maß­nahmen be­müht.[31]

Die oben genannte Definition von Unternehmensethik stellt eine vorläufige begriffliche Orientierungshilfe dar. Im Rahmen der weiter unten erläuterten Beiträge zur Unternehmensethik kann diese Definition gegebenen­falls noch spezifiziert oder modifiziert werden. Nach dieser begrifflichen Klärung ethischer Begriffe werden im nächsten Kapitel die Grundzüge der Kommunikationsethik er­läutert.

3. Darstellung der Kommunikationsethik zur Be­grün­dung einer Unter­nehmensethik

3.1 Das Moralprinzip Kants als Ausgangs­punkt der Kom­muni­kationsethik

In weiten Teilen ist die Kantsche Moralphilosophie bedeut­sam für die Entwicklung der kommunikativen Ethik.[32] Es erscheint daher sinn­voll, die Grundzüge der Ethik Kants, soweit sie die Kommuni­kationsethik be­trifft, darzustellen. Insbesondere soll der Univer­sali­­sierungs­grundsatz als Moralprinzip, der in kritischer Er­örte­rung als Ausgangspunkt der Diskurs­ethik dient, heraus­gearbeitet werden.

Ethik dient der Normenbegründung, welche einerseits Fragen der Existenz und Rechtfertigung andererseits auch Fragen der allge­meinen Verbindlich­keit von Normen umschließt. Begrifflich lassen sich Normen als gene­relle Aufforderungen verstehen, die eine Orien­tierungs­hilfe für das rechtliche und moralische Handeln einzelner Individuen oder Gruppen darstellen. Normen sind damit Handlungsregeln. Die normative Ethik versucht, sittliche Normen und Werturteile in einen systematischen Begründungszusammen­hang zu stellen, dessen Struktur durch ein Moralprinzip konsti­tuiert wird. Unter einem Moralprinzip versteht man ein oberstes, nicht mehr ableitbares Gebot, einen letzten Grundsatz und Maßstab, aus dem heraus ein Gefüge konsistenter Normen und Werturteile deduziert und gerecht­fertigt wird. Das Moralprinzip, auch Sitten­gesetz genannt, erhält in der deontologischen Ethik Kants die formale Struktur eines Universalisierungs­grundsatzes, der seinen Ausdruck im Katego­rischen Impe­rativ findet. Die Kriterien für das moralisch Gute werden prozedural in der folgen­den Regel formuliert:

“Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.”[33]

Es handelt sich bei dieser Regel um ein (selbst-) ver­pflichtendes Handlungsgebot (Imperativ), dessen Her­kunft in der praktischen Vernunft zu suchen ist: Man kann nicht etwas wollen, von dem man nicht will, daß es auf einen selbst angewandt wird.[34] Dies würde zwingend zu einem Denkwiderspruch führen, welcher der prak­tischen Vernunft des Menschen zuwiderläuft. Der Impe­rativ, der formelhaft das gebietende Verhältnis, die Nötigung, der Vorstellung eines objektiven Prinzips zu einem Willen bedeutet, ist ein kategorischer, weil er absolut, unbedingt und nicht im Hinblick auf die Ver­folgung eines bestimmten Ziels (wie die Mittel-Zweck-Be­zie­hung hypothetischer Imperative) zu beachten ist bzw. durch die Selbstverpflichtung des autonomen Willens beachtet wird.[35] Nur der Kategorische Imperativ als Imperativ der Sittlichkeit kann moralische Qualität erheben und begründen.

Dem Wesen nach stellt der Kategorische Imperativ eine Ver­allgemeinerungsregel dar: Nur diejenigen Handlungen sind als gut oder richtig zu qualifizieren, deren zugrundeliegende subjektive Grundsätze in Form von Maximen[36] verallgemeinerungsfähig sind, denknotwendig zu keinem Widerspruch führen und damit einen intersub­jektiven, allgemein gültigen und notwendigen Geltungs­an­spruch erheben können. Der Kategorische Imperativ an sich gibt keine Inhalte vor,

“[...] denn da der Imperativ außer dem Gesetze nur die Notwendigkeit der Maxime enthält, diesem Gesetz gemäß zu sein, das Gesetz aber keine Bedingung enthält, auf die es eingeschränkt war, bleibt nichts als die Allgemeinheit eines Gesetzes überhaupt übrig, welchem die Maxime der Handlung gemäß sein soll, und welche Gemäßheit allein den Imperativ als notwendig vor­stellt.”[37]

Eine Handlung wird weder von den möglichen Folgen her noch auf Basis der die Handlung motivierenden Absicht moralisch bewertet, sondern durch die Universalisier­barkeit der subjektiven Maxime zu einem allgemein gültigen (Natur-)Gesetz. Die moralische Qualität ergibt sich nicht nach den Grundsätzen einer teleologischen Ethik­auffassung (wie z.B. gemäß den größtmöglichen Nutzen aller Handlungs­betroffenen im Utilitarismus) oder nach sonstigen prag­ma­tischen Überlegungen, sie ent­steht vielmehr in deontologischer Sicht aus einer Verpflichtung des guten Willens.[38] Denn

“[...] es ist nichts in der Welt, ja auch überhaupt außer derselben zu denken mög­lich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille”[39].

Der gute Wille ist das Konstitut des Kategorischen Imperativs. Von der inhaltlichen Handlung bleibt nur die formale Struktur, die all­ge­meine Gesetzmäßigkeit, bestehen. Man muß demnach wollen kön­nen, daß die die Handlung motivierende Maxime ein allge­meines Gesetz werden soll. Daraus leitet Kant dann den Begriff der Pflicht ab, der die innere Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung vor dem Gesetz impliziert.[40] Moralität drückt sich durch das selbstgesetzte Sollen des Kategorischen Imperativs als Moral­prinzip aufgrund der Universalisierbarkeit subjektiver Handlungs­regeln des Menschen aus.[41] Ihr Ursprung liegt in der apriorischen Möglichkeit einer Autonomie des Willens.

Dieser monologische Universalisierungsgrundsatz wird in verän­derter bzw. ergänzter Form in der Diskursethik Habermas’ wieder aufgegriffen, die nachfolgend erörtert wird.

3.2 Darstellung der Diskursethik nach Habermas und Apel

3.2.1 Grundgedanken der Diskursethik

Aufbauend auf der deontologischen Logik geht die dis­kursive Theorie der Ethik von dem Ansatz aus, das Pro­blem der Begründung von Normen durch einen im Dis­kurs erzeugten Konsens aller durch die von der Norm Betrof­fenen lösen zu können. Die diskursive Methodik wurde haupt­sächlich von J. Haber­mas und K.-O. Apel entwickelt und stellt einen der wich­tigsten zeitgenös­sischen Beiträge zur Ethikdiskussion dar. Haber­mas führt den Begriff des Diskurses als “[...] die durch Argumentation gekennzeich­nete Form der Kommunikation ein, in der problematisch gewordene Geltungsansprüche zum Thema ge­macht und auf ihre Berechtigung hin untersucht wer­den”[42][43].

Der Habermas’sche Ansatz des “kommunikativen Handelns” wurde im Verlauf der letzten Jahre zur Begründung einer Wirtschafts- und Unternehmensethik herangezogen, worauf noch detailliert ein­gegangen wird. Zunächst sollen aber die Grundlagen der Diskurs­ethik umschrieben werden.

[...]


[1] Vgl. Smith (1776).

[2] Milton Friedman (1970), Friedman erhielt 1976 den Nobelpreis in Wirt­schafts­wissenschaften.

[3] Daneben sind weitere Koordinationssysteme wie z.B. Religion denk­bar.

[4] Vgl. Homann/Blome-Drees (1992), S.112.

[5] Vgl. Homann/Blome-Drees (1995), S.98f.

[6] Vgl. Höffe (1992), S.176.

[7] Die getroffenen Abgrenzungen und Definitionen basieren bereits auf be­stimmten ethischen oder anthropologischen The­orien. Das spezielle Ziel einer The­orie legt die Definitionen fest. Zur Diskussion der menschlichen Willens­frei­heit und die sich daraus ergebenden Konsequenzen, die in dieser Arbeit nicht weiter geführt werden kann, siehe Frankena (1994), S.90ff.

[8] Vgl. Pieper (1994), S.12; Frankena (1994), S.20.

[9] Vgl. Höffe (1992), S.61f; Kreikebaum (1996), S.11.

[10] Zur teleologischen und deontologischen Abgrenzung der Ethik vgl. Frankena (1994), S.32ff.; Höffe (1992), S.201f.

[11] Vgl. Pieper (1994), S.26; Höffe (1992), S.185f.

[12] Pieper (1994), S.42; vgl. dazu auch Beck (1976), S.110ff.

[13] Pieper (1994), S.32; ähnlich auch Patzig (1971), S.79f.

[14] Die Gleichsetzung von Moralität und Sittlichkeit folgt den Vorgaben Kants. Hegel hat bspw. diese Begriffe nicht synonym verwendet. Vgl. Höffe (1992), S.247ff.

[15] Pieper (1994), S.43.

[16] Vgl. Enderle (1988), S.55ff; Kreikebaum (1996), S.12ff; Koslowski (1990), S.10f.

[17] Vgl. Höffe (1992), S.253.

[18] Vgl. Schweitzer (1957), Sp.159ff; Höffe (1992), S.253. Die Sozialethik stellt somit das Pendant zur Individualethik dar, der es um die Verantwortung des Individuums zu seinen Mitmenschen geht. Die Sozialethik kann damit auch als Institutionenethik verstanden werden. Anthropologische Grundannahme ist das Menschenbild eines “zoon politikon”, d.h. der Mensch ist seiner Natur nach ein gesellschaftsfähiges und -bedürftiges Wesen.

[19] Vgl. Pieper (1994), S.88f; Höffe (1992), S.307f; Koslowski (1990), S.9f.

[20] Zu dieser Einteilung und Notation siehe Enderle (1988), S.55ff; Kreikebaum (1996), S.12ff.

[21] Nach Ulrich (1995), S.1, befaßt sich Führungsethik “[...] mit den ethischen Fragen der Legitimation (Berechtigung), der Begren­zung und der verantwor­tungs­vollen Ausübung der Weisungsbefugnisse (Verfügungsmacht) von Füh­rungs­kräften über ihre Mitarbeiter in for­mal organisierten, arbeitsteilig und hierarchisch strukturier­ten sozialen Systemen”. Vgl. auch Enderle (1991). Füh­rungsethik soll nicht im Besonderen behandelt werden.

[22] Vgl. Göbel (1992), S.290; Spaemann (1982), S.14.

[23] Die Frage nach einer “adäquaten” Wirtschaftsordnung, insbeson­dere nach den Eigentumsverhältnissen in einer Volkswirtschaft, die hervorgehobene Be­deutung in wirtschaftsethischen Kontexten erhält, soll in dieser Arbeit nicht näher thematisiert werden. Sofern nicht anders dargestellt, wird das Wirtschaftsgefüge der sozialen Marktwirtschaft nach deutschem Muster unterstellt. Unternehmens­ethik bettet sich dann in diesen wirtschaftlichen-politischen-gesellschaftlichen Rahmen ein.

[24] Vgl. Schierenbeck (1989), S.3; Wöhe (1990), S.1; Woll (1993), S.53; Kreikebaum (1996), S.5.

[25] In finanzwirtschaftlicher Präzisierungen führen die Größen Gewinn und Unter­nehmens­wert nicht automatisch zu identischen Unternehmens­entschei­dungen und -handlungen. Gerade in jüngster Zeit hat sich in Deutschland die Kon­tro­verse um den sogenannten “Shareholder-Value Ansatz”, d.h. die Forde­rung an das Management, den monetären Nutzen (Marktwert des Eigenkapitals und Ausschüttungen) der Anteilseigner einer Gesellschaft zu maximieren, in der wirtschaftlichen Fach- und Populärliteratur entfaltet. Vgl. z.B. Rappaport (1994).

[26] Kant (1786), S.58f.

[27] Vgl. Kant (1786), S.59ff.

[28] Ob Unternehmen stets zweckrational nach dem ökonomischen Prinzip han­deln, ist hinterfragbar und empirisch durchaus nicht immer anzutreffen. Daß unternehmerisches Handeln, das dem ökonomischen Prinzip folgt, zunächst keine moralische Qualität beanspruchen kann, erhellt aus der Interpretation des ökonomischen Prinzips als hypothetischer Imperativ. In diesem Sinne müßte ethische Reflexion das wirtschaftliche Handeln ergänzen. Bspw. Herms (1991), S.78, sieht dies anders: “Der moralische Charakter kommt zum rationalen Handeln nicht hinzu, sondern steckt in ihm selbst.” Siehe dazu die Diskussion weiter unten.

[29] Kreikebaum (1996), S.21.

[30] Steinmann/Löhr (1994), S.106.

[31] Vgl. Steinmann/Löhr (1994), S.94ff.

[32] Der Begriff der Kommunikationsethik bzw. kommunikativen Ethik soll die Begriffe der Diskursethik und Dialogethik umfassen. Vgl. Höffe (1992), S.42f.

[33] Vgl. Kant (1786), S.68.

[34] Vgl. Ricken (1989), S.96f. Die Möglichkeit des Kategorischen Imperativs ist nach Kant a priori zu untersuchen, vgl. Kant (1786), S.66. Kant erörtert in der “Kritik der reinen Vernunft” die Bedingungen der transzendentalen Freiheit. Die Anti­nomie der Freiheit, d.h. die prinzipielle Möglichkeit der Freiheit trotz der Naturnotwendigkeit, der sich der Mensch als Sinnenwesen unterworfen sehen muß, wird durch die Dualität von Erscheinung (“causa phaenomenon”) und Ding an sich (“causa noumenon”) überwunden. Die Koexistenz von Wil­lens­­frei­heit im Bereich des Ansichseins und Naturnotwendigkeit im Phänome­nal­­bereich erscheint denkmöglich. Vgl. Baumanns (1989), S.21f. Auf die trans­zen­dental-philosophische, metaphysische Begründung des Kategorischen Im­pe­ra­­tivs und ihrer Schwierigkeiten soll im einzelnen nicht eingegangen wer­den.

[35] Vgl. Kant (1786), S.57f; Baumanns (1989), S.53ff.

[36] Als Maxime bezeichnet Kant (1786), S.67 (Fußnote), ein subjektives Hand­lungs­prinzip, das vom praktischen Gesetz als objektives Prinzip zu unter­scheiden ist. Die Maxime ist der praktische Grundsatz, nach dem das Subjekt handelt, das objektive Prinzip, d.h. der Imperativ, ist der für jedes Vernunft­wesen gültige Grundsatz, nachdem es handeln soll. Vgl. auch Baumanns (1989), S.48.

[37] Kant (1786); S.67f.

[38] Vgl. Ferber (1994), S.157f.

[39] Kant (1786), S.28.

[40] Vgl. Kant (1786), S.38f; dazu auch Frankena (1994), S.49ff.

[41] Vgl. Höffe (1992), S.249f.

[42] Grundlegend zum Abschnitt Diskursethik vgl. Habermas (1972), (1973), (1976), (1981), (1983), (1991); Apel (1973), (1976).

[43] Habermas (1972), S.130. Unter Geltungsansprüche werden An­sprüche ver­standen, die anerkannt sind. Zum Begriff Diskurs und Konsens siehe auch Abschnitte unten.

Excerpt out of 77 pages

Details

Title
Die kommunikative Unternehmensethik und ihr Beitrag zur Vermittlung von ökonomischer Rationalität und ethischer Reflexion
College
University of Hagen
Grade
2,5
Author
Year
1997
Pages
77
Catalog Number
V124259
ISBN (eBook)
9783640293940
ISBN (Book)
9783640294060
File size
634 KB
Language
German
Keywords
Unternehmensethik, Beitrag, Vermittlung, Rationalität, Reflexion
Quote paper
Dr. Christian Koch (Author), 1997, Die kommunikative Unternehmensethik und ihr Beitrag zur Vermittlung von ökonomischer Rationalität und ethischer Reflexion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124259

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