Loher, Dea - Blaubart, Hoffnung der Frauen - Kommentar


Term Paper, 2000

13 Pages, Grade: 1


Excerpt


INHALVERZEICHNIS

Vorwort

Die Namen: Blaubart

Julia

Anna

Judith

Eva

Christiane

Die Blinde

Nachwort

Bibliographie

VORWORT

Wenn man dieses Stück liest, fällt einem sofort ein, dass an vielen Stellen uns bekannte Namen vorkommen, vielleicht wissen wir nicht genau ,wo haben wir vorher diese Namen gehört, aber sie sind uns irgendwie bekannt. Es gibt ohne Zweifel viele mythische und Märchen entnomene Elemente. Diese Sage stamm eigentlich aus dem 6. Jh., und die erste schriftliche Version ist die “Legende von dem heiligen Gildas”, von Albert le Grand. Aber die Verbindung mit diesem ersten Text ist kaum noch zu bemerken, nur das Thema der Frauenmörder (aber in der ältesten Version ,nur wenn sie schwanger wurden) und die Nummer der Frauen bleibt gleich. Diese mythischen Elemente sind nicht ohne Absicht gewählt. Warum gerade hat die Autorin diese Namen gewählt?. Wir werden sehen, dass die Namen eine wichtige Rolle spielen, aber noch wichtiger ist der Wert der Wörter in dem Stück, und die starke Scheidung zwischen den Wörtern und ihrem Inhalt. Das wird die wirkliche Geschichte von Lohers Stück.

DIE NAMEN BLAUBART

Heutzutage, wenn man diesen Namen hört, fällt einem sofort ein, die Idee von einem Mann, der alle die Frauen verführt, und wenn er eine hat, dauert es nicht mehr lange bist er ihr das Herz zerbricht, und sich eine neue sucht. Jede Person weiss, dass das nicht die beste Mentalität ist, aber diese Einstellung ist bei vielen Männern (und vielen Frauen) zu finden.

Man kann sagen ,das ist eine Aktualisation von dem Mythos Blaubart. Vor Jahrhunderten wurde dieser Name immer mit Frauenmordung in Verbindung gesetzt, aber in der alltäglichen Sprache hat man nicht mehr die Konnotationen, vielleicht, weil Morde nicht so ein grosses Problem in der Gesellschaft sind, wie früher, und man hat es einfach im laufe der Zeit langsam zu Seite gelassen, und sind andere Aspekte wichtiger geworden, wie die übertriebene Nummer von verführten Frauen. Wenn man sich des Ursprungs der Mythos erinnert, kann man merken, welche andere Aspekte sich geändert haben , weil nicht mehr so wichtig waren. Zum Beispiel die Gründe der Morde war die Schwangerschaft der Frauen, und die Retterin war die Heilige Gildas.

JULIA

Sie ist die einzige Frau, die er wirklich lieben kann. Der Name ist von der grössten Liebesgeschichte allerzeiten entnomen, “Romeo und Julia”. Aber, was würde passieren, wenn Romeo nicht so viel Julia geliebt hätte?

Wahrscheinlich hätte sie sich nicht umgebracht, aber dann hätte er den Rest seines Lebens ein schlechtes Gewissen gehabt. Diese Situation zeigt Loher in ihrer Geschichte, und wenn man darüber nachdenkt, es ist sehr häufig, dass die Frauen sehr viel mehr in einer Beziehung geben, als die Männer (aber diese haben dabei oft kein schlechtes Gewissen).

Julia trinkt auch Gift, und das ist eine Methode zum Selbstmord, die sehr oft in den Märchen vorkommt, und der typische weibliche Art des Selbstmords. Aber Heinrich ist nicht in sie verliebt, er kann diese Wörter nicht sagen, weil sie für ihn keinrn Sinn haben und er tötet sich nicht, wie Romeo gemacht hätte. Mit dieser Entscheidung ist Heinrich der Regel der weltlichen Ordnung gefolgt,hat die normale mythische Reihe der Sachen gebrochen, und als Penitenz soll er den ganzen Weg durch die Erfahrungen mit anderen Frauen machen. Am Ende erfährt er, was Liebe ist, was „über die Masse“ bedeutet und stirbt.

ANA

Man kann ein Verhältnis mit Ana Pantoja von Zorrillas “ Don Juan Tenorio” finden. Sie war die Verlobte von Don Luis, aber Don Juan konnte sehr gut sprechen, wie man genau beschreibt: “ Todos eso lenguaraces espadachines de oficio (...) Para inflamar a mujeres tienen lengua, y tienen manos para osar a los ancianos o apalear a los mercaderes“. (Zorrilla, José. “Don Juan Tenorio“ II Akt, II Szene) Er konnte sehr gut sprechen, und deswegen verführte er Ana, und so konnte sie nicht mehr Don Luis heiraten. Wenn wir diese literarische Figur nehmen, man kann sie sehr gut mit der Ana des Stückes vergleichen.

Die Worte von Don Juan hatten keine Wahrheit hinter sich und dieser Enttäuschung von Ana bringt sie um ihren ganzen Glauben in den Inhalt der Wörter . Heinrich möchte wissen, ob das. was man sagt, Wirklichkeit wird. Aber Anna kann ihm nicht helfen, für sie hat der Inhalt der Wörter den Sinn verloren. Für sie bleibt nur die Form der Wörter, ob sie schön oder hässlich ist. Was sie an einem Mann interessant findet, ist nur seine Stimme, nicht was er sagt. Anna sagt, dass einmal stumm war. Da hatte sie viele Freunde gehabt. Die Bedeutung der Wörter kann weh tun, und sie hat das mit ihrer Stummheit erfahren. Deswegen gibt es nur zwei Möglichkeiten um dieses Problem zu lösen, schweigen oder die Bedeutung und die Form der Wörter zu scheiden.

JUDITH

Wir können die biblische Judith mit dieser vergleichen, um zu vermuten, warum hat die Autorin diesen Namen gewählt. In Judiths Geschichte, konnte sie ihre Stadt dank ihrer Intelligenz retten. Wenn wir genau die Erzählung lesen, ist zu bemerken ,welche Waffe gebrauchte Judith gegen Holofernes. Es ist klar, dass ihre Schönheit eine grosse Rolle spielte, aber auch ihre Wörter und ihre Art zu sprechen waren sehr wichtig um Holofernes zu überreden, dass sie in dem asirischen Lager bleiben konnte. Holofernes glaubte jedes Wort, und bei einem Fest benutzte Judith die Gelegenheit und enthauptete ihren Feind, als er ganz betrunken war.

In Lohers Stück, Heinrich suchte den Sinn von den Wörtern “Über die Massen“, am Ende erfährt er die Bedeutung und stirbt.Im Gegenteil, zu “Judits Buch“, Holofernes erfährt die Falschheit von Judits Wörtern gerade wenn er stirbt. In beiden Erzählungen spielt die Macht der Wörter eine grosse Rolle, wenn man sie mit Klugheit benutzen kann, können sie eine Waffe sein, und die Kenntnis ihrer Bedeutung kann tötlich sein, aber auch Niederlage bedeuten.

Die Alten hatten gemerkt, wie gefährlich die Wörter sein konnten, und mehr noch, wenn diese Macht von einer Frau kam. Kluge und starke Frauen waren nicht sehr beliebt, deswegen wurde das “Judiths Buch“ von der Kirche abgelehnt.

Judith ist ein Name der oft in den verschiedenen Versionen von “Blaubart“ vorkommt. In B. Balázs Erzählung “Herzog Blaubarts Burg“(1918) hies die siebte Frau auch Judith, aber das ist etwas ganz anderes. Sie möchte die Wahrheit erfahren, und sagte genau die falschen Wörter, als sie Blaubart fragte: “Liebest du schon andere Frauen...liebest du sie mehr?“ und dann die anderen Frauen kamen und sie hinter der siebte Tür einschlossen. Ihre Neugier wurde bestraft, und die ganze Geschichte sollte ein Beispiel für die Frauen sein, um ihre “weibliche Schwächen“ zu vermeiden. Das klingt komisch, aber zeigt uns, dass damals die Frauen bestimmte Sachen nicht Fragen konnten, sie konnten die Wahrheit nicht erfahren (andere Frauen wollten sie nicht wissen) .Das Idealbild von der Frau damals, wäre eine, die überhaupt nicht sprechen würde, das wäre eine ungefährliche Frau.

In Lohers Stück, Judits Geschichte hat viele Elemente von Märchen und von “Dornröschen“ überhaupt. Der Prinz hat die Prinzessin von dem ewigen Schlaf (gleich Tod) aufgeweckt. Heinrich erlaubt Judith endlich zu schlafen und erstickt sie, damit möchte er ihr eigentlich einen Gefallen tun, weil ihr Leben wie ein ewiger Traum war. Aber, was sind ihre letzte Wörter? Sie singt ein Schlaflied, und hier haben wir wieder die Macht der Wörter, die als wenn sie eine Verschwörung wären, in den Schlaft führen , und in diesem Fall, in den Tod.

EVA

In dieser Szene haben wir viele Ähnlichkeiten mit Eva und Blaubarts Geschichte: die sieben Männer, wie die sieben Frauen, das “Schloss“ von Eva ist wie ein “Grabkammer“, und sie macht es mit einem Schlüssel auf, und auch der “Vogel“ kommt in antiken Versionen vor, (die Frau flieht vor Blaubart wie ein Vogel gekleidet, wenn sie sich in Honig taucht, und wältzt sich in Federn). Es ist klar, es handelt sich an eine gewisse Umkehrung von Blaubarts Geschichte, wo die Frau die Rolle der Starken nimmt.

Ja, aber, warum gerade der Name Eva? Die Antwort haben wir dann, wenn wir den Genesis lesen. Gott möchte nicht, dass Adam alleine bleibt, und gibt ihm eine “Gehilfin“: “Sie wird Ischa (Frau) heissen, weil sie vom “Isch“ (Mann) stammt, und beide werden das gleiche Fleisch sein“ (Genesis, Kap.II). Gott hat nicht Eva ihren eigenen Körper gegeben, weil er vom Mann kam; aber, vielleicht noch schlimmer, Gott hat ihr auch keinen eigenen Namen gegeben, er ist einfach von dem des Mannes abgeleitet. Die arme Eva sollte eine starke Identitätskrise haben. Wenn wir das mit Lohers Eva vergleichen, haben wir eine Frau die sieben mal verheiratet war, und sie hat sieben verschiedene Türschildern am Haus. Aber das sind nicht nur sieben verstorbene Männer, sondern auch sieben Namen die sie hatte, wenn sie mit den verschiedenen Männer verheiratet war, aber jetzt sind alle tod. Welchen Namen hat sie jetzt? Nicht ihren Mädchenname mehr, aber auch keinen von den sieben verschiedenen (gestorbenen) Namen. Eva ist bei der Suche von einem Namen, einer Identität, die man ihr verneint hat, die sie nie erreichen kann.

Deswegen fragt sie Heinrich nach seinen Namen, aber bevor sie es wiederholt, schiesst er. Heinrich möchte nicht, dass sie seinen Namen “nimmt“, er tötet alle die Frauen, die von ihm etwas verlangten, und deswegen tötet er auch Eva.

CHRISTIANE

Ihr Name zeigt sehr gut was für eine Frau sie ist. Immer ist sie gesellschaftlichen westeuropäischen und christlichen Regel gefolgt. Sie ist verheiratet und hat Kinder, sie spielt ihre Rolle. Aber sie kann nicht den Student vergessen und die verlorene Möglichkeit ein anderes Leben zu führen. Was bot ihr der Student?. Die Bedeutung die für sie der Student hatte, können wir in Baudelers Dichtung finden, diese hat viel mit Heinrichs und Julias Geschichte zu tun. Aber in Baudelers Dichtung, das Wichtigste ist die “Autonomie des Wortes“, das heisst, der Wert der Wörte liegt nur in ihrer Form, Musikalität und in ihren Konnotationen, der Inhalt ist nicht mehr so wichtig, und alle andere Funktionen sollte man ablehnen. Der Student ist für sie die Rebellion gegen die gesellschaftlichen Symbole, ihre Struktur und den Cristianismus, in dem der Wert der Wörter nur in dem Inhalt liegt. Sie möchte ein sinnliches Leben haben, mit Leidenschaft und deswegen lässt sie zur Seite alles was sie hat und sucht einen Mann der ihr diese “dunkle“ Seite zeigt und findet Heinrich. Aber er wird ihr nicht geben, was sie sucht. Er kann die Wörter sagen, er kann spielen, dass er sie liebt, aber er kann nicht verstehen, was für eine Liebe Christiane möchte.

DIE BLINDE

Sie ist wie ein andere Bild von Julias. Die Blinde kann nicht die Personen und Sachen sehen, sie kann nur Stimme hören, die Gerüche riechen, also, sie merkt nur was drin ist, nicht die Oberfläche, sondern den Inhalt. Und Julia macht es genau so, die Bedeutung des Wortes ist alles was sie sehen kann, die Form ist nicht so wichtig, weil sie sehr schwach ist. Für Heinrich gibt es nur, was er sehen und hören kann, deswegen ist es für ihn nicht möglich, die Schönheit einer Frau zu merken, oder was Liebe heisst, obwohl er hat es versucht zu verstehen, aber vergeblich. Die Blinde weiss, dass er sein Ziel nicht erreichen könnte, aber sie glaubt auch, das ist Heinrich nicht möglich. Deswegen, als sie ihn tötet, macht sie ihm einen grossen Gefallen, sie erlaubt ihm, seine Wahlfahrt und seine Leiden zu beenden.

NACHWORT

Diese Version von Blaubart ist nicht sehr optimistisch. Sie möchte uns zeigen , die wirkliche Liebe kann man nicht erreichen, eine Liebe wie in “Romeo und Julia“ ist nicht möglich, das gibt es nur in den Märchen. Wenn wir Paare sehen, wäre schön zu denken, dass das eine Liebesgeschichte ist, aber das ist sehr oft nicht so. In vielen Fällen ist es eine gemütliche Lage in der Gesellschaft, und es gibt keine Spur von einer “wirklichen Liebe“ so wie wir es von den Märchen kennen.

Aber in diesem Stück hat es Julia bist zum Extreme gebracht: bist du nicht die wahre Bedeutung von meinen Liebewörter erfährst, wirst du eine miserabel Existenz haben. Aber Heinrich kann das nicht machen, er kann nur an der Oberfläche der Wörter bleiben, aber die Wörter können viel mehr sein, ihre Macht kann sehr stark sein, wenn man sie in ihre Ganzheit erfast. Heinrich hatte nie verstanden, was heisst “über die Massen“ jemandem lieben, und warum Julia sich umgebracht hat. Gibt es Liebe nur im Märchen?

BIBLIOGRAPHIE

Loher, Dea. “Blaubart, Hoffnung der Frauen“, Verlag der Autoren, Frankfurt a.M. 1999.

Gonzalez - Porto. Bompiani. “Diccionario literario de personajes”. Ed. Montaner y Simón s.a. Barcelona 1968.

Frenzel, Elisabeth. “Soffe der Weltliteratur. Ein Lexicon Dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte“. Alfred Körner Verlag. Stuttgart. Zorrilla, José. “Don Juan Tenorio“. Ed. Planeta, Barcelona, 1990.

“Die Bibel, Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Bundes”. Verlag Herder KG Freiburg im Breisgau, 1995.

“Salvat Universal, diccionario enciclopédico”. Salvat editores, s.a. Barcelona 1986.

Excerpt out of 13 pages

Details

Title
Loher, Dea - Blaubart, Hoffnung der Frauen - Kommentar
Grade
1
Author
Year
2000
Pages
13
Catalog Number
V104349
ISBN (eBook)
9783640026944
File size
346 KB
Language
German
Keywords
Loher, Blaubart, Hoffnung, Frauen, Kommentar
Quote paper
Eva Peralta (Author), 2000, Loher, Dea - Blaubart, Hoffnung der Frauen - Kommentar, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104349

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