Die katholischen Reformen Philipps II. in der spanischen Monarchie


Seminar Paper, 2007

21 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Erbe Karl V

3. Philipp, die Herrschaftskonzentration eines katholischen Königs

4. Das Ziel der religiösen Einheit Spaniens

5. Das Konzil von Trient

6. Die Jesuiten

7. Das Mäzenatentum Philipp II

8. Die Katholischen Reformbestrebungen Philipps II in der Kunst
8.1. Das Martyrium des Heiligen Laurentius
8.2. Philipps Traum oder die Anbetung des Namen Jesu
8.3 Das Martyrium des heiligen Mauritius und der Thebaischen Legion

9. Die Kalenderreform

10. Die Schwarze Legende, eine Folge der religiösen Bestrebungen Philipps II?

11. Schlussbemerkung

12. Abbildungsteil

13. Abbildungsnachweis

14. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Jahre von 1555 bis zum Vorabend des Dreißigjährigen Krieges werden im allgemeinen als Zeitalter der Konfessionalisierung bezeichnet. Andere Terminologien verwenden Begriffe wie Zeitalter der Glaubensspaltung oder Zeitalter der Glaubenskriege. Alle diese Bezeichnungen wollen auf das Ende der christlichen Religionseinheit aufmerksam machen. Allerdings stellt sich dabei zugleich die Frage, ob es eine christliche Religionseinheit jemals gab. Des weiteren wird dieses Zeitalter immer wieder auf die gewaltsamen Auseinandersetzungen für den jeweils eigenen Glauben in Verbindung gebracht. Insbesondere Spanien wird dabei oft geradezu als Speerspitze der katholischen Gegenreformation gesehen. Von Spanien als Nation im 15. oder 16. Jahrhundert zu sprechen ist jedenfalls falsch. Ein Spanien im heutigen Sinne gab es noch nicht. Vielmehr müsste jeweils von den Ländern Kastilien, Aragon und Navarra oder wenigstens von den spanischen Königreichen im Plural gesprochen werden. In jedem dieser Gebiete waren unterschiedliche Traditionen, ein eigenes Rechtssystem und unterschiedliche kulturelle Besonderheiten anzutreffen. Im Laufe des 16. Jahrhunderts und endgültig im 17. Jahrhundert bildet sich schließlich ein spanischer Nationalstaat heraus, der es dem Historiker erlaubt, den Begriff „Spanien“ bereits für diese frühere Zeit mit einer gewissen Bedeutungseinschränkung zu verwenden.[1] Gerade in der Wahrnehmung anderer europäischer Völker verwischten sich die Spezifika der iberischen Reiche besonders schnell, da beispielsweise Abgesandte oder Militärführer den frühneuzeitlichen Territorialverband der iberischen Königreiche nach außen hin einheitlich zu vertreten suchten. Diese Darstellung sollte die eigenen Stärke und Homogenität des reiches nach außen hin betonen.

In der vorliegenden Arbeit möchte ich einige katholische Bestrebungen beziehungsweise Reformen Philipps des II. analysieren. Zu Beginn befasse ich mich mit dem Anspruch Philipps II., als katholischer König nicht nur das politische, sondern auch das religiöse Oberhaupt Spaniens zu verkörpern. Danach scheint es mir wichtig, einen Blick auf die Beschlüsse des Konzil von Trient zu werfen, das als große Kraftanstrengung der katholischen Kirche als Antwort auf die Reformation initiiert wurde und dessen Reformen von Philipp II. als erstes in Spanien übernommen wurden. Im Zusammenhang mit der Gegenreformation und der Gründung des Ordens der Jesuiten scheint es mir interessant, kurz das Verhältnis

zwischen eben diesen und Philipp II. zu hinterfragen. Dem Einfluss der Beschlüsse des Trienter Konzils und den Auswirkungen auf die bildende Kunst in Spanien und seinen wichtigsten Auftraggeber werde ich mich etwas ausführlicher widmen, und anhand von Beispielen verdeutlichen. Die Kalenderreform erscheint mir ebenso wichtig zu erwähnen, da ja Spanien zu den ersten Gebieten zählte, das diese umsetzte.

Zuletzt gehe ich der Frage nach, ob die „Schwarze Legende“ als eine Folge der religiösen Bestrebungen Philipps II. angesehen werden kann.

2. Das Erbe Karl V.

Karl V. ging als „miles christianus“, also als Kämpfer Christi, in das Gedächtnis seiner Zeitgenossen ein.[2] Um die Regierungsweise und vor allem die Religionspolitik Philipp II. richtig einschätzen zu können, muss man sich orientieren, welches Erbe er antrat und welche Erwartungen an ihn gerichtet wurden. Eine große Herausforderung war sicher, dass er Regierungsverantwortung in dem Bewusstsein übernahm, im Schatten seines 1558 verstorbenen Vaters zu handeln.[3] An seinen Erfolgen würde Philipp gemessen werden, wobei der Vater seinem Sohn gleich mehrere äußerst komplizierte Regierungsaufgaben hinterließ.

So gab der Vater noch zu Lebzeiten seinem Sohn Philipp auch, als dieser schon spanischer Monarch geworden war, weiterhin Ratschläge, die teilweise deutliche Appelle an die christliche Pflicht des neuen Herrschers waren.[4] Das oberste Ziel war die Wiederherstellung der katholischen Einheit Europas und zwar zu einer Zeit, in der selbst die Mehrzahl der habsburgischen Länder der österreichischen Verwandten evangelisch geworden waren.[5] Das Ziel der religiösen Einheit des spanischen Herrschaftsgebietes diente immer auch zugleich der Stabilisierung der Herrschaft selbst. Politik und Religion ist im 16. Jahrhundert nicht einfach ohne weiteres zu trennen. Dies macht es nur noch verständlicher, dass Philipp danach strebte, seine politische Macht zur Sicherung der religiösen Homogenität zu nutzen.

3. Philipp II, die Herrschaftskonzentration eines katholischen Königs

Philipp wurde in einem streng katholischen Sinne erzogen und früh auf seine Aufgabe als Herrscher vorbereitet. Dabei entwickelte er schon zeitig ein hohes Maß an religiösem Eifer und Arbeitsenergie.[6] Anders als sein Vater Karl V. der noch ganz in der Tradition der mittelalterlichen Herrscher von Ort zu Ort und von Burg zu Burg zog, ließ sich Philipp zunächst nicht fest in einer Residenz nieder, sondern wählte mehrere Orte in einem relativ engen Radius um die Städte Toledo, Valladolid und Madrid als königliche Aufenthaltsorte. 1548 wurde das burgundische Hofzeremoniell eingeführt, das dazu führte, dass der König mehr und mehr aus den Augen seiner Untertanen verschwand. Die Isolierung des Herrschers hatte dessen Mystifizierung und Überhöhung zur Folge.[7] Als symbolischen Ausdruck seines vor allem in den späten Jahren zurückgezogenen Regierungsstils ließ er mitten in den Bergen von Madrid von 1563 bis 1584 den Escorial errichten. Dieser stellt die Versinnbildlichung der Zusammenführung von fühabsolutistischem Machtwillen und tiefer katholischer Frömmigkeit dar.[8] Die Religion galt als Grundlage jeglicher Ordnung und staatlicher Einheit.[9]

Als Ausdruck des Glaubens und um die direkte Verantwortung des Königs gegenüber Gott deutlich zu machen, wurde der Klerus eng an den König gebunden und ihm unterstellt.[10]

Schon seit Karl I. konnte der spanische König Bischöfe ohne den Papst ernennen, seit

Philipp II. galt dieses Recht auch für die niederländischen Abteien.[11] Zwischen dem Spanischen Herrscher als katholischen König und Verteidiger des Glaubens gab es jedoch öfters Spannungen mit dem Papst. Der heilige Stuhl war oft im Konflikt mit dem mächtigsten katholischen Herrscher seiner Zeit. Unmittelbar nach dem Regierungsantritt Philipps kam es zu einem Konflikt mit Rom in dessen Folge der Kirchenstaat von den Spaniern besetzt wurde, nachdem zuvor der Papst Philipp exkommuniziert hatte.[12] Rom gelang es lange Zeit nicht, sich dem immensen Einfluss Spaniens zu entziehen. In dem Zusammenhang ist es wichtig zu bedenken, dass Philipp auch weite Teile Nord- und Süditaliens regierte. Der Papst war als weltliches Oberhaupt des Kirchenstaates also zugleich auch ein Nachbar.

Philipp gehorchte den Päpsten keineswegs aufs Wort, er behauptete mehrmals, göttliche Aufträge erhalten zu haben, denen er mit Blick auf Spanien nachzukommen hat. Einer von diesen Aufträgen lautete England für den alten Glauben zurückzugewinnen.[13]

4. Das Ziel der religiöse Einheit Spaniens

Überall in Europa waren die Auswirkungen der Glaubensspaltung und der religiösen Ausernandersetzungen sichtbar. Im Heiligen Römischen Reich begehrten die reformierten und lutheranischen Fürsten gegen den Kaiser auf, in Frankreich wurden die Hugenotten blutig verfolgt. Englands Herrscherin Elisabeth I. tolerierte zwar weitgehend die private Ausübung der katholischen Religion, dennoch unterstütze sie die protestantischen Aufrührer in Schottland gegen Maria Stuart. In den Niederlanden fand der besonders grausame Religionskonflikt zwischen radikalen Calvinisten, Gemäßigten und pro habsburgischen Katholiken einfach kein Ende. Besonders die calvinistische Gefahr dürfte dem König Sorgen bereitet haben. Sinngemäß dürfte er gehört haben, „dass in Münster in Westfahlen beim Volk ein religiöser Wahn ausgebrochen sei, zu dem Bestialität und alkoholische Exzesse gehörten“.[14] Um die Ausbreitung des nichtkatholischen Gedankengutes zu verhindern, wurde bereits von Karl V. ein Bücherindex im Jahre 1545 eingerichtet. Philipp verschärfte den Zensurmechanismus. Im Jahre 1559 wurde der neue „Index librorum prohibitorum“ vom Rat für Kastilien kontrolliert. Ausländische Bücher durften bei Androhung der Todesstrafe nicht ohne dessen Genehmigung eingeführt werden. 1572 wurde verboten, dass Spanier im Ausland studieren dürfen. Rom und Bologna machten da eine Ausnahme. Überall anders befürchtete man den Kontakt mit Protestanten und Humanisten.[15] Zu einer konsequenten Konfessionalisierung im katholischen Sinne kam es dann durch die Annahme der Beschlüsse des Trienter Konzils.

5. Das Konzil von Trient

In der Mitte des 16. Jahrhunderts sammelte die römische Kirche ihre Kräfte zur inneren Erneuerung sowie zu einem groß angelegten Gegenschlag.

Am Vorabend der Reformation litten alle Länder an der päpstlichen Geldpolitik und der Einmischung in ihre nationalkirchlichen Angelegenheiten. Spanien, aber auch Frankreich und England, gelang es rechzeitig, die römischen Einflüsse einzudämmen.

Das Konzil von Trient wurde also als Antwort auf die Gegenreformation von Papst Paul III. einberufen. Das Konzil fand in vier Sitzungsperioden zwischen 1545 und 1563 statt. Es wird von der römisch katholischen Kirche als 19. ökomenisches Konzil angesehen. Der Name leitet sich von der in Südtirol befindlichen Stadt Trient ab, wo das Konzil fast ausschließlich tagte.

Bereits von 1512 bis 1517 hatte man mit dem 5. Lateranskonzil eine Kirchenreform begonnen, diese war jedoch an den Katholischen Streitpunkten zu Luther gescheitert.

Die danach einsetzende Reformation verzögerte eine Fortsetzung der Kirchenreform.

Das wichtigste Ziel des Konzils war die Abgrenzung gegen die Protestanten.

Die Konzilsdekrete wurden von Phillip II. als erstem europäischem Herrscher anerkannt und umgesetzt.[16] Zügig kam so die Abgrenzung von der katholischen Kirche in „Dogma, Verfassung und religiös-sittlicher Lebensform“[17] voran, wobei zu beachten ist, dass bereits lange vor Philipp II die spanische Kirche Reformen erfahren hatte.[18] Die Reformdekrete beinhalteten die Residenzpflicht eines jeden Bischofs, also den Aufenthalt an einen Ort für mindestens neun Monate. Die Pfründenkumulation wurde untersagt. In Kathedralen und Pfarrkirchen war regelmäßig zu predigen. Die verstärkte Einrichtung von Priesterseminaren wurde angestrebt, und die Diözesen waren regelmäßig zu visitieren.

Am längsten wurde über die so genannte Rechtfertigungslehre gekämpft. Besonders die Jesuiten wehrten sich gegen Formulierungen, die an die Reformation erinnerten.[19] Die Lehre besagte, dass der Mensch weder durch seine Natur noch durch seine Werke zur Rechtfertigung gelangen kann. Zur Annahme oder Ablehnung der Rechtfertigungsgnade bedurfte es jedoch des freien Willens, der ein Werk der vorauslaufenden Gnade ist. Die Rechtfertigung galt als Prozess, die ein erstes Mal in der Taufe und dann in der Buße geschieht. Rechtfertigung allein durch den Glauben, Gnadenwahl und Heilsgewissheit wurden ausdrücklich als häretisch abgewiesen. Konnte also der Christ nicht durch den Glauben an das Verheißungswort allein seines Heils gewiss werden, so musste er sich durch guten Willen und durch fromme Werke am Heil beteiligen. Wann aber hatte er genug getan? Er konnte es nie wissen und blieb daher immer in der Ungewissheit zwischen Hoffnung und Furcht.

[...]


[1] Manfred Vasold, Philipp II. (Hamburg 2001). S. 47

[2] John Huxtable Elliott , Spain and its world 1500 – 1700. (New Heaven 1989). S.168

[3] Hartmut Heine, Geschichte Spaniens in der frühen Neuzeit (1400 – 1800) (München 1984). S. 92

[4] Wolfgang Otto, Juan de Valdes und die Reformation in Spanien im 16. Jahrhundert. (Frankfurt am Main 1989). S. 445f

[5] Markus Reisenleitner, Frühe Neuzeit, Reformation und Gegenreformation. Darstellung, Forschungsüberblick, Quellen und Literatur (Innsbruck 2000). S. 114

[6] Vasold, Philipp II, S. 75

[7] Elliot , Spain and its world 1500 – 1700, S. 149

[8] Elliot , Spain and its world 1500 – 1700, S. 169

[9] Walther Bernecker, Spanische Geschichte. Vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart (München 1999). S. 17

[10] Henry Kamen, Philipp of Spain (New Haven 1997). S. 227

[11] Ludwig Pfandl, Philipp II. Gemälde eines Lebens und einer Zeit (München 1979). S. 349

[12] Vasold, Philipp II, S. 73

[13] Vasold, Philipp II, S. 74

[14] Charles Petrie, Philipp II. von Spanien (Stuttgart 1965). S. 172

[15] Kamen, Philipp of Spain, S. 81

[16] Kamen, Philipp of Spain, S. 103

[17] Kamen, Philipp of Spain, S. 103f

[18] Reisenleitner, Frühe Neuzeit, Reformation und Gegenreformation, S. 118

[19] Sierszyn, 2000 Jahre Kirchengeschichte, S. 375

Excerpt out of 21 pages

Details

Title
Die katholischen Reformen Philipps II. in der spanischen Monarchie
College
University of Vienna  (Institut für Geschichte)
Grade
1,0
Author
Year
2007
Pages
21
Catalog Number
V85719
ISBN (eBook)
9783638006866
ISBN (Book)
9783638913560
File size
449 KB
Language
German
Keywords
Reformen, Philipps, Monarchie
Quote paper
Anton Fleckl (Author), 2007, Die katholischen Reformen Philipps II. in der spanischen Monarchie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85719

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Die katholischen Reformen Philipps II. in der spanischen Monarchie



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free