Kriminalität und Kriminalitätsprävention in Städten


Hausarbeit, 2003

20 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zum Begriff Kriminalität

3. Kriminalitätstheorien
3.1. Die Theorie strukturell-funktionaler Bedingtheit der Kriminalität
3.2. Die Anomietheorie
3.3. Die Kulturkonfliktstheorie
3.4. Der ökologische Ansatz (die Chicagoer Schule)

4. Zahlen und Trends zur Kriminalität in Deutschland

5. Viktimisierungsangst

6. Die Stadt als Nährboden für Kriminalität

7. Kriminalitätsprävention
7.1. Typen der Kriminalitätsprävention
7.2. Möglichkeiten der Kriminalitätsprävention
7.2.1. Kriminalitätsabwehrende Stadtplanung und Baugestaltung
7.2.1.1. Theorie nach Oscar Newman
7.2.1.2. Die ,,broken - window" – Theorie
7.2.1.3. Weitere stadtplanerische Maßnahmen zur Kriminalitätsprävention
7.2.2. Die Polizei als Gefahrenabwehr
7.2.2.1. Das New Yorker Modell
7.2.3. Sozialisierende Maßnahmen
7.2.4. Maßnahmen der lokalen Informationsmedien

8. Zusammenfassung

9. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Nach Aussagen des Bundeskriminalamtes wurden 1997 in Deutschland 6.586.165 Straftaten registriert. Davon fanden 5.255.253 in den alten Bundesländern und 1.330.912 Straftaten in den neuen Bundesländern statt. Der Löwenanteil der Verbrechen findet nach wie vor in Großstädten statt.

Nach der Darstellung von Zahlen und Trends zur Kriminalität in Deutschland sollen ausgehend von Theorien zur Kriminalität und Erklärungen zur Viktimisierungsangst zwei Fragestellungen den Kern der vorliegenden Hausarbeit bilden: „Warum ist die Kriminalitätsrate in der Stadt höher als auf dem Land?“ und „Welche Faktoren sorgen dafür, dass die Stadt verstärkt Nährboden für Kriminalität bildet?“.

Ein weiteres wichtiges Kapitel dieser Arbeit bilden die Überlegungen zur Kriminalitätsprävention in Städten. Anhand der im Hauptteil erarbeiteten Faktoren, die für eine Kriminalitätsverdichtung in den Städten sprechen, sollen Möglichkeiten zur Kriminalitätsprävention vorgeschlagen und erörtert werden.

2. Zum Begriff Kriminalität

Als Synonym für „Kriminalität“ finden wir in der Literatur auch häufig den Begriff „Verbrechen“. Schwind geht von drei Kriminalitätsbegriffen aus:[1]

1. Der strafrechtliche Verbrechensbegriff

Hierbei werden kriminelle Handlungen als „Handlungen mit strafrechtlichen Rechtsfolgen“ angesehen.

2. Der natürliche Verbrechensbegriff

Darunter versteht man Handlungen, die zu allen Zeiten und in allen Kulturen als verwerflich eingestuft und entsprechend bestraft werden. Beispiele dafür sind Mord, Raub, Vergewaltigung.

3. Der soziologische Verbrechensbegriff

Der soziologische Verbrechensbegriff ist definiert als Ausweitung des Verbrechensbegriffs auf sozial schädliches bzw. sozial abweichendes Verhalten.

3. Kriminalitätstheorien

Neben den im vergangenen Kapitel kurz dargestellten drei Kriminalitätsbegriffen existieren zahlreiche Kriminalitätstheorien. Im folgenden Abschnitt soll allein soziologisch orientierte Kriminalitätstheorie Berücksichtigung finden.[2]

3.1. Die Theorie strukturell-funktionaler Bedingtheit der Kriminalität

Den grundlegenden Gedanken zu dieser Theorie verdanken wir dem französischen Soziologen Emile Durkheim. Laut Durkheim ist Kriminalität kein pathologisches (krankhaftes) Phänomen, sondern als integrierender Bestandteil jedes gesunden Gemeinwesens eine völlig normale und zu erwartende Erscheinung. Daraus abgeleitet ergibt sich, dass es keine Gesellschaft ohne Kriminalität gibt. Die Regellosigkeit führt Durkheim auf die nachlassende Orientierungskraft von Normen zurück, die wiederum als Gefolge gesellschaftlichen Verfalls, Industrialisierung, Urbanisierung und Kriegen auftritt.

3.2. Die Anomietheorie

Die Anomietheorie basiert auf Denkansätzen Robert K. Mertons. Sie sucht nach Erklärungen, wieso die Häufigkeiten abweichenden Verhaltens in verschiedenen sozialen Schichten variiert. Die zentrale Vermutung ist, dass „abweichendes Verhalten ein Symptom für das Auseinanderklaffen von kulturell vorgegebenen Zielen“ und von „sozial strukturierten Wegen, auf denen dieses Ziel zu erreichen ist“[3], darstellt.

3.3. Die Kulturkonfliktstheorie

Ideengeber dieser Theorie ist Thorsten Sellin. Vor dem Hintergrund amerikanischer Einwanderungserfahrungen ist er der Ansicht, dass anomisches Verhalten sich aus dem Konflikt zwischen unterschiedlichen kulturellen Wert- und Verhaltensnormen in Heimat- und Gastland ergibt. Soziale Probleme bekommen diejenigen, die sich nicht genügend an die neuen Regeln anpassen können oder auch wollen. Verstärkt wird die mangelnde Anpassungsfähigkeit oder –willigkeit durch Ausländerfeindlichkeit und Rechtsunsicherheit.[4]

Angewandt auf das Thema dieser Hausarbeit muss gesagt werden, dass diese Theorie nur in sehr geringem Maße Kriminalität in Städten erklären kann, denn vereinfacht gesagt würde die Theorie zum Ausdruck bringen, dass es allein ausländische Mitbürger sind, die die Verbrechen in Städten verüben. Diese Vermutung spiegelt sich jedoch in keiner Statistik wieder.

3.4. Der ökologische Ansatz (die Chicagoer Schule)

Diese Theorie wird auch bezeichnet als „Theorie der sozialen Desorganisation“. Aus diesem Ansatz hat sich später die Kriminalgeographie entwickelt, auf die in einem späteren Kapitel tiefer eingegangen werden soll. Dieser Ansatz sucht nach Kriterien, weshalb sich sozial abweichendes Verhalten in bestimmter Weise in bestimmten Stadtteilen konzentrieren.

Ein Ergebnis der Chicagoer Studie ist, dass die Delinquenzbezirke unabhängig von der ethnischen Zusammensetzung sind. Daher entsteht die Vermutung, dass es bestimmte öffentliche Räume gibt, die Kriminalität regelrecht produzieren. Die zweite Möglichkeit wäre, dass bestimmte öffentliche Räume Kriminalität anziehen. Weil sich in diesen öffentlichen Räumen viele verfallene Häuser befinden, die Gegend verwahrlost und die Quadratmeterpreise niedrig sind, siedeln sich dort die Bevölkerungsgruppen mit niedrigem ökonomischen wie sozialen Status an. Folgender Zusammenhang konnte festgestellt werden zwischen Wohnvierteln und Kriminalitätszahlen: Die Kriminalitätszahlen nehmen von innen nach außen ab und zwar umgekehrt proportional zur Entfernung vom Stadtzentrum.

4. Zahlen und Trends zur Kriminalität in Deutschland

Nach Aussagen des Bundeskriminalamtes im Jahr 1998 wurden 1997 in Deutschland, wie bereits in der Einleitung erwähnt 6.586.165 Straftaten registriert. Davon fanden 5.255.253 in den alten Bundesländern und 1.330.912 Straftaten in den neuen Bundesländern statt. Zusätzlich muss man von einer Dunkelziffer nicht gemeldeter und nicht registrierter Straftaten ausgehen. Unter „Dunkelziffer“ versteht man die Summe jener Delikte, die den Strafverfolgungsbehörden (Polizei, Justiz) nicht bekannt werden und deshalb auch nicht in die Kriminalstatistik einfließen können. In der Literatur findet man als Synonyme für „Dunkelziffer“ auch die Begriffe „Dunkelfeld“ oder „latente Kriminalität“.[5]

Trotz der zu Beginn dieses Kapitels angesprochenen und auf den ersten Blick hohen Anzahl an Verbrechen zählt Deutschland zu den sicheren Ländern in der Welt, in denen - über einen längeren Zeitraum gesehen - die Zahl der Straftaten sogar leicht zurück geht. Dem leichten Rückgang der Kriminalität steht ein beobachtbarer Anstieg bei Straftaten von Minderjährigen sowie Kriminalität gegen Ausländer, vor allem gegen Asylsuchende, gegenüber.

Und noch ein weiterer Trend zeichnet sich ab. So fand das Institut für Demoskopie in Allensbach heraus, dass kleine Delikte „zunehmend als tolerierbar“[6] empfunden werden. Unter „kleine Delikte“ fallen hierbei: gefundenes Geld zu behalten, Steuern zu hinterziehen, gegenüber der Polizei handgreiflich zu werden.

[...]


[1] Schwind (2001), S. 3f.

[2] Schwind (2001), S. 125 ff.

[3] Schwind (2001), S. 126.

[4] Schwind (2001), S. 127f.

[5] Langer (1983), S. 29.

[6] Tücke (2000), S. 17.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kriminalität und Kriminalitätsprävention in Städten
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Neuere Entwicklungen in der Stadtsoziologie
Note
2,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V25982
ISBN (eBook)
9783638284561
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kriminalität, Kriminalitätsprävention, Städten, Neuere, Entwicklungen, Stadtsoziologie
Arbeit zitieren
Stefanie Theil (Autor:in), 2003, Kriminalität und Kriminalitätsprävention in Städten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25982

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