Dass die Menschen einander überhaupt verstehen, darf verwundern. Kaum einer drückt direkt das aus, was er zu verstehen geben will. Stattdessen sagt er es durch die Blume oder winkt mit dem Zaunpfahl und lässt sein Gegenüber zwischen den Zeilen lesen. Über Frauen geht bei Männern gerne das Gerücht, dass sie gelegentlich das Gegenteil vom Gesagten beabsichtigen, vieles dann im Anschluss doch nicht so gemeint wie gesagt haben oder die ganze Sache gar nicht erst so wörtlich zu nehmen war.
Kommunikation scheint ein schwieriges Handwerk, weil man sich nicht unbedingt darauf verlassen kann, dass ein Gesprächspartner genau das verstanden wissen wollte, was er gesagt hat. Im Alltag funktioniert Kommunikation trotzdem. Offenbar existieren unterbewusste Verhaltensregeln, die es ermöglichen die Unzulänglichkeiten der Äußerung zu überbrücken und so das Gemeinte aus dem Gesagten zu destillieren. Im Stillen wirkt quasi ein „Reparaturmechanismus“, für den der englische Sprachforscher Paul Grice den Begriff der Implikatur prägte. Mit seiner Theorie der Implikaturen, in der Grice ein grundlegendes Regelwerk und Bedingungen für erfolgreiche und „effiziente“ Kommunikation formuliert hat, leistete er einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau der Pragmatik als wissenschaftlichem Bestandteil der Linguistik.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Vom Sagen und Meinen
- Paul Grice' Theorie der Implikaturen: Was ist eine Implikatur?
- Das Kooperationsprinzip & die Konversationsmaximen: Sei kooperativ!
- Auslösung der Implikaturen: Ausbeuten oder Befolgen der Maxime...
- Arten von Implikaturen
- Konventionale Implikatur
- Konversationale Implikatur
- Partikularisierte Implikaturen (oder: Sprecher-Implikatur)
- Generalisierte Implikaturen (oder: Standard-Implikatur)
- Skalare Implikaturen
- Klausale Implikaturen
- Merkmale von konversationalen Implikaturen
- Kalkulierbarkeit (calculability)
- Annulierbarkeit (cancellability)
- Nichtabtrennbarkeit
- Nichtkonventionalität
- Verbalisiertheit
- Unbestimmtheit
- Implikaturentest
- Reduktion oder Abkehr: Kritik an Grice
- Neo-Grice'sche Theorie von Horn und Levinson
- Relevanztheorie von Sperber/Wilson: Sei relevant!
- Schluss: Einordnung der Implikaturentheorie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Theorie der Implikaturen, die von dem Sprachphilosophen Paul Grice entwickelt wurde. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Kooperationsprinzips und der Konversationsmaximen, die Grice in seinem Modell postuliert hat. Außerdem werden verschiedene Arten von Implikaturen vorgestellt und deren Merkmale erläutert. Abschließend wird die Kritik an Grice' Theorie und die Einordnung der Implikaturentheorie in der Sprachwissenschaft behandelt.
- Das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaximen
- Arten von Implikaturen
- Merkmale von Implikaturen
- Kritik an der Grice'schen Theorie
- Einordnung der Implikaturentheorie in der Sprachwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Ausgangssituation für die Implikaturentheorie, indem es die Schwierigkeit beschreibt, dass Menschen selten genau das sagen, was sie meinen. Es wird erklärt, wie Grice den Begriff der Implikatur prägte und welche Bedeutung seine Theorie für die Pragmatik hat.
Kapitel zwei geht tiefer in Grice' Theorie ein und erläutert das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaximen. Es wird gezeigt, wie Implikaturen durch die Verletzung oder den Ausbruch aus den Konversationsmaximen entstehen können. Weiterhin werden die verschiedenen Arten von Implikaturen und ihre Merkmale vorgestellt.
Im dritten Kapitel wird die Kritik an Grice' Theorie behandelt. Es werden zwei alternative Theorien, die Neo-Grice'sche Theorie von Horn und Levinson sowie die Relevanztheorie von Sperber/Wilson, vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Implikatur, Kooperationsprinzip, Konversationsmaximen, konversationale Implikatur, partikularisierte Implikatur, generalisierte Implikatur, skalare Implikatur, klausale Implikatur, Relevanztheorie, Neo-Grice'sche Theorie.
- Arbeit zitieren
- Nicolas Kunkel (Autor:in), 2007, Vom Sagen und Meinen. Die Theorie der Konversations-Implikaturen nach H. Paul Grice, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77186