Die regionale Differenzierung der Tourismusindustrie in Europa

Eine Bestandsaufnahme von den Anfängen bis Heute


Seminararbeit, 2008

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte der europäischen Tourismusindustrie
2.1 Von den Pilgern des Mittelalters zur Grand Tour
2.2 Die Entstehung des modernen Tourismus
2.3 Die Entdeckung der Alpen und der Beginn des Badetourismus
2.4 Der Tourismus wird zum Massenphänomen
2.5 Das aktuelle europäische Reiseverhalten

3. Massentourismus in Europa
3.1 Regionale Differenzierung
3.1.1 Spanien
3.1.2 Italien
3.2. Auswirkungen auf die Umwelt
3.3 Lösungsansatz des sanften Tourismus

4. Schlussbemerkung

5. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Wenn wir heute von Reisen oder Tourismus sprechen hat fast jeder eine unterschiedliche Auffassung und Vorstellung davon. Während der Eine seine freien Tage am Strand in einer der touristischen Hochburgen des Kontinents verbringt und hier Vergnügen und neue Bekanntschaften sucht, bevorzugt ein Anderer mit Hinweis auf die Belastungen, die diese Form des Pauschaltourismus für die Umwelt mit sich bringt, lieber eine möglichst naturbezogene, umweltschonende Form des Tourismus, den so genannten sanften Tourismus. Vor allem in den letzten zwei Jahrhunderten, mit dem Aufkommen des modernen Tourismus in der Form wie wir ihn heute kennen, hat sich die Tourismusindustrie in sehr unterschiedliche Richtungen entwickelt. Heute befindet sich die europäische Tourismusindustrie an einem Wendepunkt. Sie ist Fluch und Segen zugleich für die Bevölkerung der meistbesuchten Länder wie Spanien und Italien. Daher gilt es den Massentourismus kritisch zu betrachten die Auswirkungen, die er auf die Umwelt hat darzustellen und sich zu des Weiteren die Frage zu stellen, ob der sanfte Tourismus als Lösungsansatz für diese Probleme gelten kann.

Die vorliegende Arbeit soll zunächst einen Überblick über die Geschichte der europäischen Tourismusindustrie verschaffen und darstellen, wie sich aus einem Privileg des Adels langsam eine Massenbewegung entwickelte und welche Stationen dabei durchlaufen wurden. Anschließend soll näher auf das Phänomen des Massentourismus, insbesondere in Spanien und Italien, eingegangen werden und die massivsten Probleme im Mittelmeerraum anhand einiger Beispiele aufgezeigt werden, um abschließend festzustellen, ob der Ökotourismus eine bessere Lösung darstellt.

2. Geschichte der europäischen Tourismusindustrie

2.1 Von den Pilgern des Mittelalters zur Grand Tour

Der Tourismus als Dienstleistung, in der Form wie wir ihn heute kennen, entwickelte sich in Europa erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Natürlich gab es aber auch vorher schon Reisende, die ihre Fahrten durch den Kontinent unternahmen. Im Mittelalter waren dies zunächst Pilger, die aus religiösen Motiven ins Heilige Land oder zu den üblichen christlichen Wallfahrtsstätten, wie das spanische Santiago de Compostela, aufbrachen. Aber auch Kaufleute reisten durch Europa, mit dem Ziel ihre Waren überall anbieten zu können. Mit dem Einsetzten des 16. Jahrhunderts bekam das Reisen wiederum eine neue Bedeutung. Nun waren es vor Allem junge Adlige, zumeist aus Großbritannien oder auch aus den deutschen Staaten, die zu einer Bildungsreise durch Europa, meist mit dem Hauptziel Italien, aufbrachen. Dieses Phänomen ist auch unter dem Begriff „Grand Tour“ bekannt und sollte dazu dienen, den jungen Herren und später auch Damen in ihrer Bildung den letzten Schliff zu verpassen, sie zu guten Diplomaten auszubilden und sie auf die auf sie zukommende Verantwortung vorzubereiten. Eine durchschnittliche Grand Tour dauerte rund zehn Monate und sah zumeist den Besuch einer italienischen Universität, wie Bologna oder Padua vor. Ihren Höhepunkt erreichte die Zeit der Grand Tour Mitte des 18. Jahrhunderts. Diese Touren hatten neben dem Sinn als Bildungsreise, bereits erste touristische Züge. Man schaute sich die Sehenswürdigkeiten der Orte an, die man durchquerte und benutzte auch schon Reiseführer, die von vorherigen Reisenden verfasst worden waren. Klassischerweise führte einen die Tour durch Venedig, die Toskana, Rom und Neapel, selten aber weiter nach Süden. Der Charakter der Bildungsreise wich im Laufe der Jahrzehnte dem einer Vergnügungsreise, auf der die Adligen Kontakte knüpften und die schöne Landschaft genossen. Im Laufe der Jahre bildete sich somit auch bereits ein gutes Netzwerk aus Strassen und Herbergen in Europa heraus, von dem wir teilweise noch heute profitieren. Allerdings handelte es sich bei den Touren der Adligen noch nicht um eine Form des organisierten Tourismus wie er heute üblich ist.

Um das Reisen für die breite Masse der Bevölkerung erschwinglich und interessant werden zu lassen, bedurfte es zweier einschneidender Ereignisse. Zum einen der Französischen Revolution von 1789, die den Fall des Feudalismus mit sich führte und somit den Adel als exklusive Gruppe der Reisenden beseitigte. Von nun an war es auch für das Bürgertum möglich, die Welt für sich zu entdecken und zu reisen. An dieser Stelle kommt der zweite wichtige Faktor ins Spiel. Die Möglichkeit größere Strecken schneller zu überbrücken, wurde erst durch die Erfindung der Eisenbahn und den damit verbundenen technischen Fortschritt möglich. Die erste Strecke wurde 1825 zwischen den englischen Städten Stockton und Darlington in Betrieb genommen. Zunächst allerdings nur für den Güterverkehr. Bis zur Geburtsstunde dessen, was man heute getrost als Pauschaltourismus bezeichnen kann, dauerte es noch einmal rund fünfzehn Jahre.

(Vgl. KREMPIEN 2000, S. 90-94, 105 f.; BRILLI 2001, S. 7-10; BAUER 1973, S. 78-83)

2.2 Die Entstehung des modernen Tourismus

Der Beginn des modernen Massentourismus ist untrennbar mit dem Namen eines Mannes verbunden, dem Engländer Thomas Cook (1808-1892). Cook, der in die Zeit der Industrialisierung hinein geboren wurde, verlor früh seinen Vater. Da in jenen Jahren die Lebensumstände in England noch recht trostlos waren, flüchteten sich viele Arbeiter in den Alkohol, wie auch sein Onkel, welcher an den Folgen des exzessiven Konsums starb. Aus diesen Umständen resultierte auch Cooks Eifer, neue Möglichkeiten zu finden, die Arbeiter vom Alkohol fernzuhalten und sie in ihrer Freizeit stattdessen anderweitig zu beschäftigen. Er zog von nun an als Baptistenprediger durch das Land und versuchte die Arbeiter eines Besseren zu überzeugen. Eines Tages kam er auf die Idee, organisierte Ausflüge für sie zu veranstalten, wobei die Eisenbahn als Transportmittel genutzt werden sollte. Als am 5. Juli 1841 tatsächlich 570 Arbeiter unter Cooks Leitung auf einen Ausflug aufbrachen, der für sie erschwinglich war und neben der Hin- und Rückfahrt auch Verpflegung und Unterhaltung beinhaltete, war die Geburtstunde der europäischen Tourismusindustrie gekommen. Eine zweite Reise während des Jahres 1845 gab ihm erneut Recht. Diesmal beinhaltete die Fahrt auch eine Übernachtung und einen Ausflug in die Berge von Wales. Die Organisation war damals eine logistische Meisterleistung Cooks, da er mit verschiedenen Bahnbetreibern und Hotels Preise aushandeln musste und es etwas derartiges vorher noch nie gegeben hatte. Nachdem die von Cook organisierten Reisen in England sich immer größerer Beliebtheit erfreuten und er sich schließlich einen Namen gemacht hatte, beschloss er zu expandieren und bat im Jahre 1856 erstmals eine Tour auf den Kontinent an. Zunächst waren Deutschland, die Schweiz und Italien die beliebtesten Ziele. 1865 erfolgten dann auch erstmals Fahrten nach Nordamerika, das bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht touristisch erschlossen war und eigentlich nur unter Auswanderern ein Ziel darstellte. Ein Jahr zuvor hatte er zusammen mit seinem Sohn, die Firma Thomas Cook & Son ins Leben gerufen. Ebenfalls 1865 eröffnete er in London sein erstes Büro, in dem man, wie heute noch üblich, seine Reisen buchen konnte. Nach dem Aufbau seines Reiseimperiums brach Cook 1872 zu einer Weltreise auf und überlies nach seiner Rückkehr seinem Sohn die operativen Geschäfte. Nach seinem Tod im Jahre 1892 hatte er der Welt das damals größte Reiseunternehmen hinterlassen.

(Vgl. KREMPIEN 2000, S. 107-113, BRILLI 1989, S. 89-94, BAUER 1973, S. 178-183)

2.3 Die Entdeckung der Alpen und der Beginn des Badetourismus

Nachdem somit das Bürgertum das Reisen für sich entdeckt hatte und dies auch inzwischen für jedermann erschwinglich war, begannen sich zur etwa selben Zeit, das Hochgebirge und das Meer, die heute noch beliebtesten Urlaubsziele, als neue touristische Anziehungspunkte des klassischen Adels herauszubilden.

Die Alpen waren bereits während der Grand Tour ein Bestandteil der Reisen gewesen, allerdings stand man ihnen zu jener Zeit zwar schon mit großer Faszination, aber auch mit erheblichem Respekt gegenüber. Dieser verschwand allerdings Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend und wich der Neugierde auf die fremde ]Bergwelt. So kam es, dass es wiederum Engländer waren, die im Jahre 1857 den „Alpine Club“ gründeten, den ältesten Alpenverein der Welt. (Vgl. http://www.alpine-club.org.uk/alpineclub/index.html) Der Grundstein für den heutigen Massentourismus in den Alpen war somit gelegt. Die damaligen Alpinisten waren auf der Suche nach neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und sportlichen Herausforderungen. Im Jahre 1863 folgten schließlich auch österreichische und schweizerische Alpenvereine und 1869 wurde dann auch der erste deutsche Verein ins Leben gerufen. Nachdem man ab 1880 nun damit begonnen hatte das Hochgebirge durch die ersten Seilbahnen zu erschließen, immer mehr Hotels und Berghütten gebaut und Menschen zu Bergführern oder Rettungskräften ausgebildet wurden, reisten immer mehr Touristen, wenn sie es sich leisten konnten, in die Berge. (Vgl. KREMPIEN 2000, S. 131)

Ähnlich verhält es sich auch mit den Bäderreisen, welche ebenfalls ein vergleichsweise junger Zweig der Tourismusindustrie sind. Nachdem man das Meer zuvor als etwas Unheimliches und Geheimnisvolles lange Zeit gänzlich gemieden hatte und sich nicht annähernd vorstellen konnte, dort seine Freizeit zu verbringen, wandelte sich dieses Bild zunächst im 17.

[...]

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Details

Titel
Die regionale Differenzierung der Tourismusindustrie in Europa
Untertitel
Eine Bestandsaufnahme von den Anfängen bis Heute
Hochschule
Universität Passau  (Lehrstuhl Regionale Geographie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V124543
ISBN (eBook)
9783640413843
ISBN (Buch)
9783640409969
Dateigröße
480 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Differenzierung, Tourismusindustrie, Europa, Eine, Bestandsaufnahme, Anfängen, Heute
Arbeit zitieren
Sebastian Lautsch (Autor:in), 2008, Die regionale Differenzierung der Tourismusindustrie in Europa , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124543

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