Schulbücher unter der Lupe - Der Vergleich dreier aktueller Schulbücher hinsichtlich ihrer Behandlung des Thema 'Bundesrat und Föderalismus in Deutschland'


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

50 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Aktualitätsprinzip in der politischen Bildung als Unterrichtsmaxime

3. Drei aktuelle Sozialkundeschulbücher
3.1 Das Sozialkundebuch als Unterrichtsmedium
3.2 Allgemeine Darstellung der Bücher 6 3.2.1 „Politik erleben“ – Das Schöningh-Buch
3.2.2 „Neue Anstöße“ – Das Klett –Buch
3.2.3 „Politisch denken – Politisch handeln“ – Das Militzke-Buch

4. Welches Buch eignet sich besser? – Ein Direktvergleich
4.1 Schwerpunkte der Betrachtung
4.2 Strukturierung und Seitengestaltung
4.3 Materialauswahl und sachliche Richtigkeit
4.4 Angemessenheit in Stoffbenennung und sprachlichem Niveau
4.5 Methodenvermittlung
4.6 Arbeitsaufträge und die damit verbunden Unterrichtsziele hinsichtlich Kenntnisse, Erkenntnisse und Einsichten sowie deren Überprüfung durch Quize oder ähnliches
4.6.1 Arbeitsaufträge
4.6.2 Unterrichtsziele hinsichtlich Kenntnisse, Erkenntnisse und Einsichten sowie deren Überprüfung durch Quize oder ähnliches

5. Ist eine Stundengestaltung mit dem Buch entsprechend der Unterrichtsphasen möglich? – Ein Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

„Die meisten Schulbücher sind entstanden aus alten Schulbüchern, die aus alten Schulbüchern entstanden sind.“[1]

Dieser Ausspruch Erich Kästners regt auf Anhieb zum Nachdenken an. Man besinnt sich auf einmal als Schüler selbst verwandte Lehrbücher in der Schule und überlegt, ob die Aussage mehr oder minder zutreffend ist. Sie bezieht sich auf kein spezielles Unterrichtsfach, sondern vermittelt ganz allgemein einen Prozess, der wohl immer wieder in den Augen Kästners derart stattfindet.

Nimmt nun das Schulbuch im Sozialkundeunterricht eine weniger bedeutende Stellung ein als in anderen Fächern, so ist es doch zweifellos ein wichtiges Element ohne das der Unterricht nur schwerlich zu gestalten ist. Je nach Arbeitsaufwand und Qualifikation des Lehrers ist es vielfach möglich den Schülern mithilfe anderer aufbereiteter Materialien wie Zeitungsartikel, Karikaturen oder Filmbeiträgen Politik näher zu bringen und zu vermitteln.[2] Dennoch ist das Buch ein unentbehrliches und grundlegendes Hilfsmittel, das dem Lehrer eine Orientierung mit entsprechenden Texten und Schaubildern für die Unterrichtsgestaltung bietet. Umso wichtiger ist es somit als Lehrer reflektieren zu können, inwiefern mir das zur Verfügung stehende Lehrbuch für den eigenen Unterricht dienlich sein kann. Mittlerweile gibt es auch für die Sozialkunde ein breiteres Spektrum an geeigneten Büchern, so dass es notwendig ist, entscheiden zu können, welches Buch aus der eigenen Sicht zu wählen wäre. Dabei gibt es jeweils Vor- und Nachteile, die für das eine oder andere Buch sprechen. Letztlich liegt es am Lehrer selbst unter Zuhilfenahme des Lehrwerkes adäquat unterrichten zu können. Mit welchem dies besser gelänge ist eine Frage, die sich sicherlich nicht auf Anhieb beantworten lassen könnte.

Das Ziel der folgenden Ausführungen ist es sich der eben angesprochenen Fragestellung zu widmen und darzulegen, wie man sie – hier im Vergleich dreier aktueller Sozialkundeschulbücher – beantworten könnte. Der Gegenstand der Betrachtung soll auf die drei Bücher bezogen freilich der gleiche sein, damit ersichtlich werden kann – oder vielleicht auch nicht, welches sich zur Behandlung des Themas im Unterricht besser eignen würde.

Der Ausgangspunkt für die hier verfassten Überlegungen soll eine gedachte Unterrichtsstunde oder -reihe sein, die sich anhand der aktuellen Diskussion um die Reform des Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit dem Thema „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ beschäftigt. Ein aktuelles politisches Problem steht somit am Anfang der Sequenz, die der Lehrer planen würde, um den Schülern den genannten Gegenstand näher zu bringen. Er entzündet sich an einem Text, welcher unter anderem das bisherige Scheitern der Föderalismusreform kritisiert und angesichts der geplanten Neuwahlen im September 2005 für eine umgehende Verwirklichung und Durchsetzung derselben plädiert.[3]

Nachdem sogleich die Bedeutung aktueller politischer Probleme in Hinblick auf das Gelingen eines guten Politikunterricht herausgestellt worden ist, wird das Hauptanliegen dieser Arbeit angegangen und untersucht, wie nun mithilfe eines Sozialkundeschulbuches das Thema „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“, ausgehend vom aktuellen Text, behandelt und der Unterricht gestaltet werden kann. Grundlage für diese Untersuchung, die vergleichend vonstatten gehen soll, sind die folgenden drei Lehrwerke etablierter Schulbuchverlage:

- Homann, Annette u.a., Neue Anstöße für den Politik- und Sozialkundeunterricht, 1. Auflage, Klett Verlag, Leipzig 2002.
- Mattes, Wolfgang (Hrsg.), Politik erleben, Sozialkunde, Schöningh Verlag, Paderborn 2001, aktualisierter Nachdruck 2004.
- Deichmann, Carl (Hrsg.), Politisch denken – Politisch handeln, Sozialkunde, Klassen 8-10, Regelschule, Landesausgabe Thüringen, Militzke Verlag, 1. Auflage, Leipzig 2005.

Wie den Angaben zu entnehmen ist, handelt es sich bei den genannten Lehrwerken um aktuelle Schulbücher, die allesamt nach dem Jahr 2000 erschienen sind. Dies war eine Voraussetzung für die Auswahl, damit der Vergleich von der Annahme ausgehen kann, dass sich die Gestaltung nach modernen didaktischen Prinzipien und Überlegungen ausrichtet sowie sich daran orientiert den soweit als möglich aktuellen Stand politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen und Prozesse widerzuspiegeln. Ob diesem Anspruch Rechnung getragen wurde und damit der Ansicht Kästners eher zu widersprechen ist, wird sich zeigen müssen. Auffällig ist, dass sich nur wenig, auch aktuelle empirische Studien und Betrachtungen zu Schulbüchern finden lassen. In einschlägigen Werken zur Politikdidaktik wird das Thema „Schulbücher zur politischen Bildung“ ausgeblendet. Es bleibt offenbar unberücksichtigt, obwohl es für die Praxis im Unterricht eine zentrale Stellung einnimmt. Diese geht in den wissenschaftlichen Abhandlungen jedoch allzu schnell unter.

Die hier in den Blickpunkt genommenen Bücher decken inhaltlich die bis zur Klasse zehn an Realschulen und Gymnasien zu behandelnden allgemeinen Themenbereiche ab. Das Militzke-Buch[4] ausgenommen, welches speziell für Thüringer Schulen konzipiert worden ist, sind sie für kein bestimmtes Bundesland vorgesehen.

2. Das Aktualitätsprinzip in der politischen Bildung als Unterrichtsmaxime

Wie bereits erwähnt, geht der Schulbuchvergleich von dem Gedanken des Aktualitätsprinzips in der politischen Bildung aus. Die aktuelle Diskussion um die Reform des Föderalismus in Deutschland kann der Anstoß für den Lehrer sein das Thema „Bundesrat und Föderalismus“, welches sich dem inhaltlichen Schwerpunkt „Demokratie in der BRD“ bzw. „Die Politische Ordnung in der BRD“ zuordnet, im Unterricht zu erarbeiten. Hierzu dient ein Text des „Spiegel“[5], welcher die bisherigen Entwicklungen der Reformbestrebungen umreißt und eine baldige Verwirklichung derselben fordert. Von „Selbstblockade der Politik“ ist in ihm die Rede, die durch eine „föderale Staatsreform“ zu überwinden nötig sei. „Mehr Dezentralisation, mehr Zuständigkeiten bei Ländern und Kommunen“ wird gefordert und Begriffe wie „Bundesrat“, „Vermittlungsausschuss“ und „bundesstaatliche Ordnung“ finden ihren Niederschlag. Zwar ist der Artikel aufgrund seiner Länge für die Verwendung im Unterricht bedenklich, er bietet jedoch eine dafür vergleichsweise kompakte und gut verständliche Übersicht der zurückliegenden Ereignisse und eine Einschätzung der aktuellen Lage. Die Verwendung einzelner Abschnitte ist je nach Planung des Unterrichts ebenso möglich.

Wie an dieser Stelle als auch ganz allgemein stellt der Bezug des Unterrichts zur realen aktuellen Politik einen entscheidenden Faktor dar, welcher sich zumeist in der Einstiegsphase der Unterrichtsstunde- oder -reihe niederschlagen kann. Bietet das Schulbuch einen solchen Auftakt nicht, was noch anhand der hier betrachteten Beispiele zu untersuchen sein wird, muss der Lehrer diesen schaffen und aus externen Quellen heranziehen. Das aktuelle Problem kann beispielsweise über eine Karikatur, ein Bild, einen Filmbeitrag oder wie hier aufgezeigt einen Text vermittelt werden. Grundlegend dabei ist die Einsicht, dass der Sozialkundeunterricht keinen Selbstzweck verfolgt, sondern die Schüler dazu befähigen soll aktuelle Politik einzuschätzen und ihre Prozesse analysieren zu können. Dazu sind den Schülern wichtige Fachbegriffe und Funktionszusammenhänge durch den Lehrer – auch mithilfe des Schulbuches – näher zu bringen.[6] Die Forderung also aktuelle politische Diskussionen zur Vermittlung von Grundwissen der politischen Bildung heranzuziehen, sollte ein Anspruch sein, den zu verwirklichen eine Maxime des Unterrichts darstellen sollte. Somit kann es gleichsam gelingen, die stets vorhandene Distanz zwischen Alltagwelt der Schüler und der Politik zu verringern.[7] Indem nämlich reale politische Entwicklungen und Entscheidungen betrachtet werden, die immer mehr oder minder Konsequenzen für alle Bürger nach sich ziehen, kann im konkreten Fall aufgezeigt werden, inwieweit die Schüler von Politik betroffen sind. Am Beispiel der Föderalismusreform wäre der Bildungsbereich ein Politikfeld, das die Schüler ansprechen könnte. Seien es Regelungen zu Ferienzeiten oder mögliche Studiengebühren bereits ab dem ersten Semester, durch die unmittelbare Auswirkung solcher verbindlichen Regelungen auf die Schüler kann ihnen die Bedeutsamkeit von Politik vermittelt werden, so dass es ihnen schließlich im besten Fall ein Bedürfnis ist mehr darüber erfahren zu wollen.

Das aktuelle politische Problem lässt es zunächst grundsätzlich offen, wie der Unterricht dahingehend weiter gestaltet wird, welche Dimension des Politischen und welche konkreten Inhalte der Lehrer in den Mittelpunkt seiner Bildungsarbeit stellt.[8] Es geht darum, welche Unterrichtsziele er ausgehend von der aktuellen Diskussion verfolgt und wie er sie zu erreichen gedenkt. Der Lehrplan kann dafür eine Orientierung geben, letztlich obliegt es aber dem Lehrer selbst sich, didaktisch reduziert, auf einen bestimmten Inhalt festzulegen. Dies ist so wünschenswert wie schwierig, stellt es doch eine Herausforderung für den Lehrer dar anhand eines aktuellen Falles verschiedenste Aspekte von Politik zu reflektieren und dann einen dieser möglichen Inhalte weiterzuverfolgen. Für den hier betrachteten Fall sind unter anderem folgende Wege denkbar: Der historische Ansatz könnte im Mittelpunkt des Unterrichts stehen und die Entstehung und Entwicklung der föderalistischen Ordnung in Deutschland thematisieren; die Institution Bundesrat, seine Zusammensetzung und Funktion zu betrachten, wäre stattdessen ebenso möglich wie vom Bundesstaatsprinzip auszugehen und das Grundgesetz und seine Aussagen dazu herauszustreichen; daneben wären sowohl die Krise des Föderalismus (Blockadepolitik im Bundesrat) als auch der Wettbewerb unter den Ländern oder ihr Verhältnis zum Bund als Unterrichtsgegenstände denkbar. Jeweils würden die verschiedenen Dimensionen des Politischen, sei es die prozessuale, die inhaltliche oder formal-strukturelle Dimension, betont und der Unterricht dann nach ihnen ausgerichtet.[9] Welche Schwerpunkte die Schulbücher setzen wird nun im Zuge des Vergleiches hinsichtlich ihrer Behandlung des Themas „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ herauszustellen sein.

3. Drei aktuelle Sozialkundeschulbücher

3.1 Das Sozialkundebuch als Unterrichtsmedium

Dieser Arbeit liegen drei Sozialkundeschulbücher aus den Jahren 2002, 2001/ 2004 und 2005 zu Grunde. Sie entspringen verschiedenen Verlagen und behandeln das hier betrachtete Thema auf unterschiedliche Weise. Sie sind wie alle heutigen Lehrwerke eine Mischung aus Lehr- und Arbeitsbuch. Zumeist wechseln sich Autoren- und Quellentexte ab und ergänzen einander. Dahingehend ist das Schulbuch primär ein Arbeitsmaterial, das der Aneignung von Inhalten dient und es den Schülern ermöglichen soll diese selbständig zu erarbeiten. Darüber hinaus kann es als Nachschlagewerk und Grundlage der Stoffsicherung fungieren. Im Ganzen nimmt es dem Lehrer die Detailplanung der Stunde ab, liefert es ihm doch bereits aufbereitete Materialien sowie Aufgabenstellungen, die mit bestimmten Methoden zu lösen sind. Als Leitmedium ist das Sozialkundebuch aber nicht anzusehen. Aufgrund des von den Autoren ausgewählten Materials und die damit einhergehende Gestaltung ist es nicht ziel- und inhaltsneutral.[10] Gerade im Politikunterricht bewirkt die notwendige Reduktion des Materials eine Eingrenzung möglicher Urteile und Denkprozesse. Der Unterricht gelangt somit in mehr oder minder vorgefertigte Bahnen der Politikvermittlung. Richtlinien entsprechend zuständiger Ministerien und die Intentionen sowie Ambitionen der Schulbuchautoren engen die Sicht auf die politischen Inhalte – auch notwendigerweise – ein und bewirken den Umstand, dass diese zu einer interpretierten Wirklichkeit arrangiert werden.[11] Der Lehrer sollte dies im Hinterkopf behalten, wenn er mit dem Buch arbeitet und die Konsequenz ziehen es eben nicht als einziges und fehlerfreies Unterrichtsmedium anzusehen, dass nicht auch kritisch zu betrachten wäre.

Zunächst sollen die drei Bücher kurz und ganz allgemein – auch in Hinblick auf ihre Behandlung des Themas „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ – vorgestellt werden, bevor sie dann nach bestimmten Kriterien genauer unter die Lupe genommen werden.

3.2 Allgemeine Darstellung der Bücher

3.2.1 „Politik erleben“ – Das Schöningh-Buch

Das von Wolfgang Mattes herausgegebene Buch „Politik erleben“ wurde von drei weiteren Autoren erarbeitet und ist als aktualisierter Nachdruck 2004 beim Schöningh Verlag erschienen. In einem annähernd quadratischen Format (21,3cm x 23,3cm) gehalten, umfasst es auf 348 Seiten elf Kapitel sowie ein Glossar und ein Register am Ende des Buches.

Das für diese Arbeit relevante Kapitel ist das achte und mit „Die politische Ordnung in der Bundesrepublik Deutschland“ betitelt. Es hat mit 41 Seiten Umfang den größten Anteil im Buch und gliedert sich in elf Abschnitte. Eine „Aufmacherseite“ führt auch hier, wie zu Beginn eines jeden Kapitels, in die Thematik ein und ist zumeist großzügig bebildert. Als „Methodenkarte“, derer es im Buch insgesamt zwölf gibt, enthält es: „Kurzvortrag nach Stichwortzettel. Wie hält man einen guten Vortrag?“. Die Methodenkarten, zum Teil doppelseitig gestaltet, „stellen fachlich und allgemein bedeutsame Arbeitstechniken und Methoden vor“ und sollen von den Schülern im entsprechenden Kapitel mithilfe der dort zu findenden Materialien angewandt werden, heißt es in einer einleitenden Erläuterung zum Umgang mit dem Buch. Zu erwähnen ist zudem ein am Ende eines jeden Kapitels aufgeführtes Quiz, das die Schüler dazu anregt ihr erworbenes Wissen zu wiederholen, indem bestimmten Aussagen und Fragen zum Kapitel (mit einer Zahl bezeichnet) entsprechende Antworten (mit einem Buchstaben bezeichnet) zugeordnet werden müssen. Es soll „die wichtigsten Grundbegriffe sicher[n]“, so die Autoren. Ein stets dem Quiz vorangestelltes „Memo“ stellt Arbeitsaufträge dar, die „sich zur Gesamtwiederholung eignen“. Weiterhin durchziehen „Informationsseiten“ das Buch, welche kurz zusammenfassen, „was man unbedingt über ein Thema wissen muss“, erläutern die Autoren. Im hier betrachteten Kapitel ist die Informationsseite mit „Grundwissen Demokratie“ benannt und geht auf den Begriff als solchen, unverzichtbare Merkmale derselben und grundlegende Verfassungsprinzipien ein. Dazu finden sich Arbeitsaufträge, die den Verfassern des Buches zufolge als Hausaufgaben geeignet sind. Zuletzt und mehrfach in den Kapiteln vorkommend, sind die Seiten zu nennen, die mit einem signifikanten Logo versehen sind. Zwei Schüler an einem Tisch sitzend und sich unterhaltend meint, dass dieselben themenspezifisch selbstständig, das heißt eigenverantwortlich in Gruppen-, Partner- oder Einzelarbeit lernen sollen. Inhalte und Arbeitsaufgaben sind dabei stets unterschiedlich.

Zum Thema „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ weist das Kapitel keine konkreten Abschnitte auf. Stattdessen wird es unter der elften Teilüberschrift „Welche Aufgaben haben wichtige Verfassungsorgane? Lernen an Stationen“ behandelt. Der Bundesrat ist dabei neben der Bundesregierung, dem Bundestag und dem Bundespräsidenten eines von vier Verfassungsorganen und damit eine von vier Stationen, die hier von den Schülern erarbeitet werden sollen. Das hier untersuchte Thema ist demnach in die Methode des Stationenlernens eingebettet und auf einer einzelnen Buchseite dargestellt. Der Abschnitt schließt mit einer Seite des selbstständigen Arbeitens für die Schüler unter oben genannten Logo und heißt: „Quiz – 4 in 16. Welches Verfassungsorgan hat welche Aufgabe?“

3.2.2 „Neue Anstöße“ – Das Klett -Buch

Die „Neue(n) Anstöße“ für den Politik- und Sozialkundeunterricht wurden von fünf Autoren unter der Mitwirkung von Peter Weinbrenner auf 272 Seiten erarbeitet. Das 2002 beim Klett Verlag erschienene Buch umfasst ebenso elf Kapitel auf 19,7cm x 26cm und schließt mit einem Glossar und Stichwortverzeichnis.

Das Thema „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ fügt sich in das dritte Kapitel „Wie funktioniert unsere Demokratie? Institutionen der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland“ ein. Mit 22 Seiten nimmt es keine vorrangige Stellung ein, sondern entspricht damit dem durchschnittlichen Kapitelumfang im Buch. Die „Auftaktdoppelseite“ steht zu Beginn aller Kapitel und stellt auch hier oftmals Bilder in den Mittelpunkt der Betrachtung. Neun nicht nummerierte Abschnitte zu je einer Doppelseite, die „Themendoppelseiten“, werden von einer gelben „Methodendoppelseite“ und einer blauen Lesedoppelseite ergänzt. Die beiden letzteren sind jeweils einmal in jedem Kapitel zu finden. Mithilfe der Methodenseiten sollen die Schüler unter anderem „selbstständig zu weiterführenden Erkenntnissen gelangen“, so die entsprechende Erläuterung der Autoren am Anfang des Buches. Die Methode des dritten Kapitels ist die der Internetrecherche und mit „www ist mehr als surfen und chatten! Die gezielte Recherche im Internet“ benannt. Die entsprechende „Leseseite“ ist mit „Völliges Vertrauen in die Demokratie. Staatschefs antworten der Jugend“ betitelt und soll wie die anderen auch nur dem Lesen dienen. Die verschiedenen Texte sind eine Art Exkurs zum jeweiligen Kapitel und stellen eine Ergänzung dar. Drei unterschiedliche Piktogramme geben weitere hilfreiche Hinweise zu den Themendoppelseiten. Ein „Info-I“ auf einer Litfasssäule bedeutet „Information“ und gibt Tipps zu weiterführenden Informationen, zum Beispiel durch Internetadressen oder Bücher an. Ein aufgeschlagenes Buch bedeutet „Verknüpfung“ und verweist auf Verbindungen zu anderen Kapiteln, die das Thema aus einem anderen Blickwinkel beleuchten. Ein anderes Zeichen, eine Art Tafel oder dergleichen, weist auf die Möglichkeit zum fächerübergreifenden Lernen hin und gibt dazu Anregungen. Bestimmte Fachbegriffe und Fremdwörter sind mit einem Sternchen gekennzeichnet, was Aufschluss darüber gibt, das dieses Wort im Glossar nachgeschlagen werden kann.

Zum Thema „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ gibt es im Buch eine Themendoppelseite mit dem Titel: „Was hat der Bundesrat zu sagen? Föderalismus und Gewaltenteilung“.

3.2.3 „Politisch denken – Politisch handeln“ – Das Militzke-Buch

„Politisch denken – Politisch handeln“ ist das neueste der drei hier zum Vergleich herangezogenen Schulbücher. Es ist konkret für Thüringer Regelschulen konzipiert worden und dieses Jahr beim Militzke Verlag erschienen. Neben dem Herausgeber Carl Deichmann haben fünf weitere Autoren an der Erarbeitung der 14 Kapitel auf 240 Seiten mitgewirkt. Am Ende des 16,5cm x 24cm messenden Buches schließt sich ein Glossar und Hinweise auf weiterführende Literatur an.

Das für die diese Arbeit interessante Kapitel ist das achte und heißt „Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland“. Mit 31 Seiten ist es das umfassendste des Buches. Jedem Kapitel ist eine „Einstiegsseite“ und eine „Methodenseite“ vorangestellt, die zusammen die erste Doppelseite des Themenkomplexes bilden. Sie ist vergleichsweise wenig bebildert und enthält stattdessen schon konkrete Texte und eine Erläuterung zu der Methode, auf die während der Bearbeitung der Arbeitsaufträge zurückgegriffen werden soll. Die vorgestellten und besonders die handlungsorientierten Methoden „sollen nicht nur Spaß machen“, sondern die Schüler „sollen darüber hinaus durch ihre Anwendung üben, Ihre Bürgerrolle aktiv wahrzunehmen “, so der Herausgeber in einleitenden Worten. Jedes Kapitel wird von einer anderen Farbe dominiert, wobei die Methodenseite stets grün gehalten ist. Zudem steht am Ende der Themenkomplexe eine Doppelseite, zuweilen auch zwei, die mit „Was ich wissen muss“ und „Wissen anwenden“ betitelt ist. Dies stellt eine Zusammenfassung von Grundkenntnissen und grundsätzlichen Einsichten zu jedem Kapitel dar und ist für die „eigenständige Wiederholung“ gedacht. Die Grundkenntnisse sind jeweils in „Methodenwissen“, „Kenntnisse und Erkenntnisse“ und „Einsichten“ unterteilt. Die Anwendung des Wissens gestaltet sich vielseitig und ist mit einem Quiz oder Rätsel vergleichbar.

Das Thema „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ ist auf drei aufeinanderfolgenden Doppelseiten ausgeführt, die aber stets für sich genommen eine Problemfrage behandeln. Sie stellen damit keine Fortführung der jeweils vorangegangenen dar.

4. Welches Buch eignet sich besser? – Ein Direktvergleich

4.1 Schwerpunkte der Betrachtung

Nachdem soeben die grundsätzlichen Charakteristika der Bücher beschrieben worden sind, sollen nun die entsprechenden Abschnitte zum Thema „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ in diesen genauer beleuchtet werden. Es ist, um es nochmals zu sagen, zu untersuchen, welches der drei Bücher in Hinblick auf die Verschiedenartigkeit ihrer Behandlung gegenüber dem Thema besser geeignet ist Unterricht zu gestalten. Ob sich dies am Ende überhaupt eindeutig sagen lassen wird, bleibt abzuwarten. Zumindest soll dies ein Versuch sein aus der Sicht eines (angehenden) Lehrers die auch notwendige Entscheidung treffen zu können, für welches Buch man sich entscheiden würde. Ausgangspunkt der möglichen Unterrichtsstunde oder -reihe bleibt der bereits vorgestellte aktuelle Text zur Reform des Föderalismus in Deutschland. Die drei Bücher werden nun an folgenden Kriterien orientiert auf ihre Eignung für den Unterricht hin überprüft:

- Strukturierung und Seitengestaltung
- Materialauswahl und sachliche Richtigkeit
- Angemessenheit in Stoffbenennung und sprachlichem Niveau
- Methodenvermittlung
- Arbeitsaufträge und die damit verbunden Unterrichtsziele hinsichtlich Kenntnisse, Erkenntnisse und Einsichten sowie deren Überprüfung durch Quize oder ähnliches

Diese gewählten Vergleichspunkte sollen eine eingehende Betrachtung der Lehrwerke ermöglichen und ein Fazit zulassen, das sich am Ende mehr oder minder für eines der Bücher für die Verwendung im Unterricht hinsichtlich des Themas ausspricht.

4.2 Strukturierung und Seitengestaltung

Das Thema „Bundesrat und Föderalismus in der BRD“ ist im Schöningh-Buch grundsätzlich in die Methode des Stationenlernens integriert. So heißt dann auch dieser zehnte Kapitelabschnitt „Welche Aufgaben haben wichtige Verfassungsorgane? Lernen an Stationen“. Auf der ersten Seite wird die Methode den Schülern kurz erläutert und die Vorgehensweise beschrieben. Es schließen sich vier weitere Seiten zu je einer der zu behandelnden Verfassungsorgane an bevor sich am Ende des Abschnitts eine Quiz-Seite anschließt. Diese Strukturierung erweist sich als übersichtlich und nachvollziehbar. Vier auf der ersten Seite gezeigte Bilder ordnen sich je einem Verfassungsorgan zu und sind auf der entsprechenden Stationsseite wieder vorzufinden. Die Seitengliederung und -gestaltung ist stets gleich aufgebaut und lässt die einzelnen Materialien und Diskussionsvorschläge schnell erfassen. Sie sind zum Teil farbig unterlegt oder eingerahmt.[12] Die Anordnung der Texte und Bilder passt sich dem Buchformat gut an.

[...]


[1] Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Politikdidaktik kurzgefasst. Planungsfragen für Politikunterricht, Bonn 1994, S. 111.

[2] Vgl. ebd., S. 111f. So bieten diverse Verlage und die Bundeszentrale für politische Bildung sowie die entsprechenden Landeszentralen zusätzlich zahlreiche Arbeitsmaterialien für die politische Bildung an.

[3] Vgl. Dohnanyi, Klaus/ Herzog, Roman, Die Brücke nicht zerstören, Art., in: Der Spiegel, Nr. 23, 6.6.05, S. 46. Siehe Material 1.

[4] Im Folgenden seien die drei hier behandelten Bücher der Einfachheit halber oftmals nach dem Verlag benannt, bei dem sie erschienen sind.

[5] Vgl. Material x im Anhang.

[6] Vgl. Deichmann, Carl, Lehrbuch Politikdidaktik, München 2004, S. 6.

[7] Vgl., ebd., S. 59.

[8] Vgl., ebd., S. 9.

[9] Vgl. Deichmann, Politikdidaktik, S. 233 und Naßmacher, Hiltrud, Politikwissenschaft, 4., völlig neubearb. und erw. Aufl., München/ Wien 2002, S. 2f.

[10] Vgl. Weißeno, Georg, Schulbuch, Art., in: Weißeno, Georg (Hrsg.), Lexikon der politischen Bildung, Bd. 3, Kuhn, Hans-Werner/ Massing, Peter (Hrsg.), Methoden und Arbeitstechniken, Schwalbach/ Ts. 2000, (S. 162-165) S. 162.

[11] Vgl. Weißeno, Georg, Politische Urteilbildung über innerparteiliche Demokratie – Analyse einer Schulbuchsequenz, in: Bundszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Politische Urteilsbildung. Aufgabe und Wege für den Politikunterricht, Bonn 1997, (S. 265-275) S. 265.

[12] Die farbliche Gestaltung ist aufgrund der sw-Kopien der Seiten im Anhang leider nicht ersichtlich.

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Schulbücher unter der Lupe - Der Vergleich dreier aktueller Schulbücher hinsichtlich ihrer Behandlung des Thema 'Bundesrat und Föderalismus in Deutschland'
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Aktuelle politische Probleme als Gegenstand der politischen Bildung
Note
1,7
Jahr
2005
Seiten
50
Katalognummer
V60971
ISBN (eBook)
9783638545266
Dateigröße
10173 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schulbücher, Lupe, Vergleich, Schulbücher, Behandlung, Thema, Bundesrat, Föderalismus, Deutschland, Aktuelle, Probleme, Gegenstand, Bildung
Arbeit zitieren
Anonym, 2005, Schulbücher unter der Lupe - Der Vergleich dreier aktueller Schulbücher hinsichtlich ihrer Behandlung des Thema 'Bundesrat und Föderalismus in Deutschland', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60971

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