Analyse der Fernsehserie “Californication“ mit Bezug auf Serien im Allgemeinen


Hausarbeit, 2010

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1.1 Einleitung
1.2 Serien allgemein
1.3 Genres von Serien und die Einordnung der Serie „Californication“

2.1 Spezifika und Faszinosum von „Californication“
2.2 Charakterisierungen
2.3 Zielpublikum

3.1 Fanszene
3.2 Reaktionen und Kritiken

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1.1 Einleitung

In dieser Arbeit beschäftige ich mich zuerst mit Serien im Allgemeinen, danach definiere ich deren Genres um einen Überblick zu schaffen. Anschließend gehe ich verstärkt auf folgenübergreifende Episodenserien ein, um sie daraufhin anhand des Beispiels von der Sendung „Californication“ weiter zu abzugrenzen. Wichtig dabei war mir, klar zu machen, welche Faszination von Serien ausgeht und was bei Californication unter diesem Gesichtspunkt Besonderheiten darstellt. Zum besseren Verständnis habe ich eine kurze Charakterisierung der wichtigsten Charaktere eingebaut, die deutlich machen soll, welchen Stellenwert das für das Zielpublikum hat. Nachfolgend behandle ich dieses Thema um dann zur Fanszene überzugehen, die ich ebenfalls in Bezug auf das allgemeine Verständnis setze. Gegen Ende der Ausarbeitung komme ich auf Reaktionen und Kritiken zur Serie zu sprechen und schließe mit einem Fazit, in dem ich noch einmal die wichtigsten Punkte aufgreife und zusammenfasse.

Dabei soll zum Tragen kommen, was Serien ausmacht und wie sie aufgebaut sind, welche Besonderheiten es gibt, wer bestimmte Serien schaut und inwieweit er sich damit auseinandersetzt bzw. sich von der Öffentlichkeit damit beschäftigt wird.

Ich beziehe mich in meiner Hausarbeit ausschließlich auf die deutsch synchronisierte Version der ersten beiden Staffeln der Serie.

1.2 Serien allgemein

Eine Fernsehserie zeichnet sich ganz allgemein durch Wiederholung aus. Die Ausstrahlung an einem festen Wochentag, dieselben Darsteller oder zumindest dieselben Themen machen den Unterschied zu anderen Arten filmischer Werke aus. Meistens startet eine Serie mit einem Pilotfilm, der oftmals doppelt so lang ist wie eine einzelne Folge, mit der die Reaktion des Publikums getestet und über die weitere Ausstrahlung entschieden wird. Die gängigen Formate haben eine Laufzeit von 22 Minuten und acht Minuten Zeit für Werbung oder aber sie laufen 44 Minuten und bieten Platz für zwei mal acht Minuten Werbung. Für den Sender haben serielle Sendeformen den Vorteil der Publikumsbindung und auch der Sendertreue.1 Die Serie ist ein Gestaltungsprinzip von Kunst, da Serialität in allen Formen der Kunst vorhanden ist. Es ist eine Erzähltradition gemeint, wobei die Fernsehserie als Erbin anderer massenmedialer Serienformen definiert wird2. Dabei gibt es die Serie als Formprinzip des Erzählens und als Handlungsprinzip Jedermanns im Alltag, was für den Rezipienten eine Art der Verlässlichkeit bedeutet.3

Die Serie hat für den Zuschauer den Gebrauchswert des psychischen Halts durch die Wiederkehr des Immergleichen unter dem Schein der Variation4. D.h. durch den vom Sender festgelegten Ausstrahlungstermin hat der Rezipient einen Termin, nach dem er sich immer zur gleichen Uhrzeit zu den gleichen Tagen richten muss und weiß, worauf er sich thematisch einstellen kann. Die Merkmale dieser zyklischen Präsentationsform sind gekennzeichnet durch Selbstreferenzialität, also die Bezüge auf gemachte Aussagen. Weiterhin spielt die Intertextualität in Form von Bezügen der Serien desselben Genres eine Rolle, genauso wie das antizipierende Phantasieren der Handlungsentwicklung.5 Durch die Wiederholungen wird auch eine Rezeptions- und Interpretationserleichterung geschaffen, was gerade bei „Vorabendserien“, die oftmals nur nebenbei gesehen werden, auf den ersten Blick einen konsumfertigen Verbrauchsgegenstand erschafft.6 Bei der anderen Kategorie von Serien, die final angelegt sind, hat dieses Prinzip den Vorteil, dass der Zuschauer schnell die Serie identifizieren und einschätzen kann, genauso wie er schneller eine persönliche Beziehung durch ein Gefühl des Vertrauens zu den Charakteren der Episodenreihe aufbaut.7 Diese Konstante begleitet ihn beständig durch den Alltag und besitzt für ihn eine strukturelle Komponente. Gleichzeitig bedeutet sie auch ein Orientierungsangebot8, welches sich in der „Orientierungsmächtigkeit der Sinnwelt“ äußert, also der Übertragung der Möglichkeit, im fiktiven Geschehen alles ordnen zu können, auf das richtige Leben.9 Insofern stellen fiktionale Fernsehserien einen Gebrauchsgegenstand für den Alltag dar, die als solche zuverlässig zu funktionieren haben. Das wird nur gewährleistet, wenn das Prinzip der wiederholten Vervielfältigung des Modells gewahrt wird; Figurenkonstellationen, Milieus, Handlungsstrukturen und narrative Stile weisen dabei oftmals eine relativ schwache Varianz auf, die nur bei prägenden Themen von final angelegten Reihen außerordentlich verändert wird.10 Das bedeutet gleichzeitig für die Schaffenden, dass unter bestimmten Umständen, die noch am Beispiel erläutert werden, ein großer Teil der kreativen Leistungen eingespart werden könnte.11

1.3 Genres von Serien und die Einordnung der Serie „Californication“

Genres sind „konventionelle Strukturmuster“12, die in manchen Fällen mit gewissen Vorgaben einhergehen. Dabei unterscheidet man zwischen Formaten wie Telenovelas, die man nochmals in finale und offene Serien gliedern kann. Bei den Episodenserien gibt es variierte Episodenthemen, die sich mit einer kurzfristigen Problemlösung auseinandersetzen und folgenübergreifende Serien-Themen, aus denen eine langfristige Entwicklung entsteht, mit denen ich mich hier beschäftigen möchte. Die Aufteilung könnte auch „gutes“ und „böses“ Fernsehen heißen oder auch Avantgarde und Mainstream13. Gemeint sind Sendungen, bei denen der Zuschauer nebenbei noch anderen Tätigkeiten nachgehen könnte und solche, bei denen er aufmerksamer sein muss um der Handlung folgen zu können.

Der gravierendste Unterschied der Kategorie der folgenübergreifenden Episodenserie zu den anderen Genres ist der oftmalige Abschluss einer Staffel, also kein „Durchlaufen“ der Serie, sondern die Unterteilung in vorher geplante Abschnitte wie Kapitel in einem Roman14. Dabei kommen meistens sogenannte „Cliffhanger“15 zum Einsatz, die das Ziel der Publikumsbindung haben. Dabei wird eine besonders interessante, spannende und zu erläuternde Schlüsselszene vor eine Stelle gesetzt, an der das Programm für eine Werbepause, eine neue Folge oder Staffel unterbrochen werden muss. Dieser Effekt kann besonders dramatisch durch das Ausscheiden eines Charakters erzeugt werden.16

Eine weitere Eigenschaft der Episodenserie ist, dass mehrere Handlungsstränge parallel gezeigt werden, die auch miteinander verwoben sein können und in den meisten Fällen früher oder später auch sind.17 Bei komplexen Motiven kommt dabei eine Handlungsverdichtung zum Tragen,18 die durch eine Beeinflussung der verschiedenen Erzählgeschwindigkeiten zustande kommt.19 In der Seifenoper „Lindenstraße“ ist es z.B. so, dass eine Echtzeit gewahrt wird und man im Rückblick auf die letzte Woche alle erlebten Geschehnisse mit verfolgen kann. Daher dauert eine Schwangerschaft in der „Lindenstraße“ tatsächlich neun Monate in der realen Zeit. Bei Episodenserien hingegen wird es so gehandhabt, dass eine Geschichte erzählt wird, die unabhängig von der realen Zeit spielt.

Szenen, die der Zuschauer zu sehen bekommt, dienen in erster Linie dazu, die Narration voranzutreiben. Diese wiederum erzeugt einen Erwartungsdruck auf eine Lösung und Aufhebung aller Erzählfäden und auch der konstruierten emotionalen Konflikte zwischen den Rollen, die charakteristisch und unerlässlich für dieses Genre sind. Eine besonders raffinierte Strategie ist dabei, die Erlebnisse der Serienfiguren in einzelnen Schritten übersichtlich und im Gesamtverlauf eher unübersichtlich zu halten.20 Als bestes Beispiel dient da sicherlich die Serie „Lost“, bei der der Überblick ganz einfach ist, aber Wendungen und Details fast die gesamte Geschichte ausmachen21. Noch unübersichtlicher wird es, wenn die Personen sich weiterentwickeln und auch ihr verändertes Verhalten inhaltliche Auswirkungen nach sich ziehen.

Serien zeigen, wie die Protagonisten Herausforderungen, außerordentliche Situationen genauso wie die des Alltags bewältigen22, wobei genreabhängig ist, ob über die Probleme vorrangig gesprochen wird oder die Charaktere körperlich agieren23. Spielerisch werden dabei verschiedene Verhaltensmodelle angeboten, die aber in einem bestimmten Orientierungsrahmen liegen24.

Californication fällt in die Kategorie der „Dramedy“, ein Kofferwort aus Drama und Comedy, was so viel bedeutet wie dramatische Komödie.25 Dabei wird ein ausgewogener Anteil an Humor (ohne den Einsatz von nachträglich eingespielten Lachern des Publikums) und Seriosität vorausgesetzt. Die Themen dieses Genres behandeln oftmals sozialkritische Themen, Randgruppen oder die Sozialisation einzelner Personen wie auch in diesem Beispiel Californication, welches in die letzte Kategorie einzuordnen ist26.

Die Serie als „Realitätsschein“ und als „gesellschaftlicher Integrationsort“27 trifft zwar auf die Kategorie der Dramedy zu, da nichts Übernatürliches eingeflochten wird, dennoch ist alles fiktiv und nichts dokumentarisch, weshalb man diese Sichtweise eingeschränkt betrachten sollte. Mit einer dokumentarischen Darstellungsweise würde ein Realitätsschein geschaffen werden, der den Eindruck einer Erzählung vermeiden würde28. Die stereotypen Verhaltensweisen werden allgemein entweder als Klischee abgetan oder als Wahrheit anerkannt29. Bei Californication ist die Einordnung durch die Vielschichtigkeit der Rollen schwieriger, dennoch trifft die Aussage zu. Dabei ist allerdings nicht festgelegt, welche kausalen Zusammenhänge es gibt, und warum der Zuschauer eher zu der einen oder der anderen Auffassung tendiert.

[...]


1 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 91

2 Faulstich, Werner: Serialität aus kulturwissenschaftlicher Sicht. In: Giesenfeld, Günter (Hrsg.): Endlose Geschichten. Serialität in den Medien. Hildesheim/Zürich/New York 1994, S. 48

3 Faulstich, Werner: Serialität aus kulturwissenschaftlicher Sicht. In: Giesenfeld, Günter (Hrsg.): Endlose Geschichten. Serialität in den Medien. Hildesheim/Zürich/New York 1994, S. 50f.

4 Faulstich, Werner: Serialität aus kulturwissenschaftlicher Sicht. In: Giesenfeld, Günter (Hrsg.): EndloseGeschichten. Serialität in den Medien. Hildesheim/Zürich/New York 1994, S. 48

5 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 101

6 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 97

7 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 101f.

8 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 100

9 Brüdigam, Ulf (2000): Medienfandom als sozialer Rahmen biographischer Entwicklungsprozesse. In: Eva Schäfer (Hg.): Internet, Film, Fernsehen : zur Nutzung aktueller Medien als Folie für Selbst- und Weltbilder. 11 Bände. München: Kopaed (Ästhetik - Medien - Bildung, 3), Bd. 3, S. 162

10 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 92

11 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 93

12 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 96

13 Seiler, Sascha (2008): Previously on Lost. In: Seiler, Sascha (Hg.): Was bisher geschah. Serielles Erzählen im zeitgenössischen amerikanischen Fernsehen. Köln: Schnitt - der Filmverl., S. 8

14 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 105

15 http://de.wikipedia.org/wiki/Cliffhanger

16 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 105

17 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 106

18 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 108

19 Prugger, Prisca: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 106

20 Hickethier, Knut: Die Fernsehserie und das Serielle des Fernsehens. Lüneburg 1991, S. 58

21 Seiler, Sascha (2008): Previously on Lost. In: Seiler, Sascha (Hg.): Was bisher geschah. Serielles Erzählen im zeitgenössischen amerikanischen Fernsehen. Köln: Schnitt - der Filmverl., S. 44

22 Hickethier, Knut: Die Fernsehserie und das Serielle des Fernsehens. Lüneburg 1991, S. 64

23 Hickethier, Knut: Die Fernsehserie und das Serielle des Fernsehens. Lüneburg 1991, S. 65

24 Hickethier, Knut: Die Fernsehserie und das Serielle des Fernsehens. Lüneburg 1991, S. 68

25 http://www.imdb.com/title/tt0904208/

26 http://de.wikipedia.org/wiki/Dramedy

27 Faulstich, Werner: Serialität aus kulturwissenschaftlicher Sicht. In: Giesenfeld, Günter (Hrsg.): EndloseGeschichten. Serialität in den Medien. Hildesheim/Zürich/New York 1994, S. 49

28 Hickethier, Knut: Die Fernsehserie und das Serielle des Fernsehens. Lüneburg 1991, S. 59

29 Hickethier, Knut: Die Fernsehserie und das Serielle des Fernsehens. Lüneburg 1991, S. 68

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Analyse der Fernsehserie “Californication“ mit Bezug auf Serien im Allgemeinen
Hochschule
Universität Kassel
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V175221
ISBN (eBook)
9783640960682
Dateigröße
653 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Californication, Serie, Fernsehen
Arbeit zitieren
Tilman Kahleyss (Autor:in), 2010, Analyse der Fernsehserie “Californication“ mit Bezug auf Serien im Allgemeinen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175221

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