Genderkonstruktionen in Film und Medien

Folgen der (Selbst-)Objektifizierung auf Instagram


Hausarbeit, 2020

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Konstruktion von Geschlecht nach Judith Butler

3. „The-Male-Gaze“-Theorie nach Laura Mulvey
3.1. Psychoanalytische Grundlagen
3.1.1. Skopophilie
3.1.2. Spiegelstadium
3.3. Frauen* im Zuschauerraum - Blickträger oder Objekt der Lust?
3.4. Kritik

4. Definition (Selbst-)Objektifizierung

5. Selbstdarstellung in den neuen Medien
5.1. Analyse (selbst)-objektifizierender Inhalte auf Instagram
5.2. Folgen der (Selbst)-Objektifizierung

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Objektifizierung von Frauen* mit besonderem Fokus auf die Darstellung von Frauen* in Film und Medien. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit soll herausgearbeitet werden, wie „Geschlecht“ überhaupt konstruiert wird und welche unbewussten patriarchalen Denk- und Verhaltensmuster unser Verhalten im Bezug auf die Nutzung von sozialen Medien wie Instagram beeinflussen.

Zunächst wird anhand der Gendertheorie von Judith Butler dargelegt, wie die Differenzierung in „männlich“ und „weiblich“ entsteht und wie diese Muster dekonstruiert werden können. Anschließend folgt die Thematisierung der „Male-Gaze“-Theorie nach Laura Mulvey, als Versuch die unterbewussten patriarchalen Denkmuster anhand psychoanalytischer Methodik aufzudecken und die Erklärung des Begriffs der „Objektifizierung“. Weiterhin soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern nicht ausschließlich Männer, sondern auch Frauen* sich und andere Frauen* objektifizieren. Im letzten Kapitel soll geklärt werden welche Problematiken diese patriarchalen Denkmuster mit sich bringen und welche Folgen die Selbstobjektifizierung von Frauen* und Mädchen* haben kann.

2. Die Konstruktion von Geschlecht nach Judith Butler

Bis zum Erscheinen von Judith Butlers Gendertheorie im Jahr 1990 definierte der Feminismus die Begriffe „Sex“ als biologisches bzw. körperliches Geschlecht und „Gender“ als soziales Geschlecht - die Geschlechtsidentität als „Mann“ oder „Frau“.

Butler kritisiert in ihrer Arbeit, dass die Kategorisierung in „Mann“ und „Frau“, die der Feminismus bisher traf, davon ausging, dass es nur eine Identität gebe. Sie stellt die These auf, dass das Geschlecht erst aufgrund des Diskurses und durch die Macht der Sprache konstruiert werde. Weiterhin ist sie der Annahme, dass es einen Zusammenhang zwischen dem biologischen Geschlecht, der Geschlechtsidentität und dem Begehren gibt, indem beispielsweise bei der Geburt eines Menschen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen gesagt wird, dass es sich um einen „Jungen“ handelt. Diese Bezeichnung bringt die gesellschaftlichen Ansprüche mit sich, sich auch wie ein „Junge“ bzw. „Mann“ zu benehmen und zu kleiden. Außerdem besteht der Anspruch als „Mann“ eine „Frau“ zu lieben, womit jedes Begehren heterosexuell und männlich bestimmt sein muss.1

Butler kritisiert in ihrer Arbeit diese binäre Kategorisierung der Geschlechter in „Mann“ und „Frau“, die laut ihr dazu führe, dass eine heteronormative Matrix entstehe, in welcher es nur das Begehren zwischen Mann und Frau gebe. Die Vorstellung, dass sich nur Mann und Frau begehren können, ist laut Butler normativ konstruiert und die Vorstellung dessen, wie man sich geschlechtsspezifisch zu verhalten hat wird über performative Sprechakte und „doing gender“ (= „Geschlechter machen“) verankert und von Generation zu Generation weitergegeben. Nichts davon sei natürlich gegeben oder als dieses anzunehmen, sondern ein reines Resultat dessen, sich den entsprechenden Anforderungen einer Gesellschaft anzupassen.2

„Werden die angeblich natürlichen Sachverhalte des Geschlechts nicht in Wirklichkeit diskursiv produziert, nämlich durch verschiedene wissenschaftliche Diskurse, die im Dienste anderer politischer und gesellschaftlicher Interessen stehen?“ 3

Butler ist der Meinung, dass nicht nur die Geschlechtsidentität, sondern auch das Sex, also das allgemein für natürlich angenommene Geschlecht, ein kulturelles Konstrukt ist und somit auch der Körper sozial geformt werde. Gender kann nach dieser Theorie also nicht bloß als kulturelle Interpretation des Geschlechts beschrieben werden, sondern müsste unter dieser Betrachtungsweise eher ein Produkt des Geschlechts sein, dass dieses selbst hervorbringt. Butler bezieht sich dabei unteranderem auf die Arbeiten der französischen Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoirs, welche von einem handelnden Subjekt ausgeht, das sich seine Geschlechtsidentität im Laufe seines Lebens im Rahmen gesellschaftlicher Zwänge angeeignet hat und prinzipiell auch eine andere Geschlechtsidentität annehmen könne. Beauvoir beschreibt diesen Prozess beispielhaft mit den Worten: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, sondern wird es.“. Laut Butlers und Beauvoirs muss ein Mensch, der eine „Frau“ wird nicht zwangsläufig auch weiblichen Geschlechts sein, eine weibliche Geschlechtsidentität könne also nicht bloß einem Subjekt mit physischen weiblichen Geschlechtsmerkmalen zugeordnet werden. Der Autorin nach ist der Körper ein passives Medium, welchem kulturelle Bedeutungen eingeschrieben werden können, die zur jeweiligen Interpretation unseres Körpers beitragen, womit die Interpretation des Körpers ihrer Auffassung nach also eher eine kulturelle als eine biologische Frage ist.4

3. „The-Male-Gaze“-Theorie nach Laura Mulvey

Laura Mulveys 1975 veröffentlichtes Essay Visual Pleasure and Narrative Cinema beschäftigt sich erstmals in der Geschichte des Feminismus mit dem „männlichen Blick“ in Kinofilmen der 1930er bis 1950er Jahre und den psychologischen Hintergründen der Faszination am Hollywoodfilm.

Laut Mulveys „Male-Gaze“-Theorie tragen lange bestehende Muster patriarchal geprägter Gesellschaften dazu bei, dass uns bestimmte Hollywoodfilme besonders faszinieren. Die Autorin stellt die These auf, dass die Frauen* in diesem Weltbild in einer gesellschaftlichen Ordnung gefangen seien, während die Männer ihre Phantasien durch die Herrschaft der Sprache ausdrücken können. Besonders kritisiert sie dabei, dass in diesen Hollywood­Produktionen hauptsächlich stereotype Frauenbilder gezeigt werden, welche ein verzerrtes Bild „echter“ Weiblichkeit darstellen. Laut Mulvey werde die männliche Lust manipuliert und die Erotik so in den Alltag einer patriarchalen Gesellschaftsordnung übertragen. Dabei bedient sich die Autorin der Methodik der Psychoanalyse nach dem Wiener Neurologen Siegmund Freud, indem sie die Darstellung von Frauen* im Hollywoodfilm unter Rückgriff auf die Freud'sche „Skopophilie“ analysiert. Auch das durch den Psychoanalytiker Jacques Lacan begründete „Spiegelstadium“ spielt in Mulveys Arbeit eine bedeutende Rolle. Mulvey beschreibt ihre Herangehensweise über die Psychoanalyse in diesem Zusammenhang als „politische Waffe“ gegen die Manipulation durch Kinofilme. Diese „Waffe“ soll aufdecken, wie uns die tief im Unterbewusstsein verankerten patriarchalen Denkmuster beeinflussen, beziehungsweise wie sich die Macher von Kinofilmen dieser bestehenden Denkmuster bedienen, um das Publikum zu fesseln.5

Abgesehen von Mulveys filmwissenschaftlicher Theorie, geht sie ihren Gedanken noch ein Stück weiter und stellt die These auf, dass Frauen* nicht nur im Kinofilm dem männlichen Blick unterworfen seien, sondern grundsätzlich in der patriarchalen Gesellschaftsordnung lediglich als „Bild“ bzw. Objekt fungieren.6

3.1. Psychoanalytische Grundlagen

Der Wiener Neurologe Sigmund Freud prägte im Jahre 1896 den Begriff der Psychoanalyse, indem er ihn zur Beschreibung seiner Wissenschaft über unbewusste Vorgänge unserer Psyche nutzte. Die Psychoanalyse beschreibt einerseits ein Verfahren zur Untersuchung unbewusster seelischer Vorgänge, andererseits auch ein Behandlungskonzept der Psychotherapie und eine Sammlung psychologischer Erkenntnisse über das Unbewusste.7 Besonders interessant an Mulveys Arbeit ist eben dieses psychoanalytische Grundgerüst, auf dessen Grundlage sie ihre These argumentiert. Besonders der Kastrationskomplex spielt in ihrer Arbeit eine bedeutende Rolle, welcher besagt, dass Männer und Jungen einer grundsätzlichen Angst unterliegen, ihr Genital zu verlieren. Komplementär dazu verhält sich bei den Frauen* laut Freud der sogenannte Penisneid, nach dem das Mädchen grundsätzlich neidisch auf den Jungen ist und ihre eigenen Geschlechtsorgane als mangelhaft empfindet.

Für die Wissenschaft ist die Psychoanalyse laut Quindeau in vielfacher Hinsicht relevant: „Als Anthropologie bietet sie ein spezifisches Modell vom Menschen, nachdem die zentrale Antriebskraft des Erlebens und Verhaltens dem Unbewussten entstammt. Als Sozialisationstheorie verbindet sie die Dimensionen des Somatischen, des Psychischen und des Sozialen unter dem Primat des Anderen. Als Methode entwickelt sie ein bestimmtes Verfahren der Rekonstruktion und/oder der Dekonstruktion von Bedeutungen.“.8

[...]


1 Vgl.: Butler, Judith: „ Das Unbehagen der Geschlechter.“, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2018.

2 Vgl.: Butler, Judith: „ Das Unbehagen der Geschlechter.“, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2018.

3 Butler, Judith: „ Das Unbehagen der Geschlechter.“, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2018, S. 23.

4 Vgl.: ebenda

5 Vgl.: Mulvey, Laura: „ Visual and Other Pleasures.“ Houndmills, Basingstoke, Hampshire: Macmillan, 1989.

6 Vgl.: Ingelfinger, Antonia u. Meike Penkwitt: „Screening Gender - Geschlechterkonstruktionen im Kinofilm“ in Freiburger Zeitschrift für GeschlechterStudien, Nr. 1-2004.

7 Vgl.: DPV - Deutsche Psychoanalytische Vereinigung: „Was ist Psychoanalyse“. Zugegriffen 18. September 2020. https://www.dpv-psa.de/service/infos-fuer-patienten/was-ist-psychoanalyse.

8 Quindeau, Ilka: „Psychoanalyse.“, UTB Profile 8 le 3031. Paderborn: Fink, 2008, S. 8.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Genderkonstruktionen in Film und Medien
Untertitel
Folgen der (Selbst-)Objektifizierung auf Instagram
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
13
Katalognummer
V1151121
ISBN (eBook)
9783346539113
ISBN (Buch)
9783346539120
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gender Studies, Mulvey, Objektifizierung, Soziologie, Soziale Arbeit, Laura Mulvey, Selbstobjektifizierung, Male Gaze, Judith Butler, Gender
Arbeit zitieren
Gianna Lamberty (Autor:in), 2020, Genderkonstruktionen in Film und Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1151121

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