Konzept zum selbstgesteuerten Lernen im Fach Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen im Bildungsgang Höhere Handelsschule mithilfe von „Moodle“


Epreuve d'examen, 2010

39 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit
1.3 Legitimation
1.4. Lehrerfunktionen

2. Selbstgesteuertes Lernen in Übungsphasen
2.1 Begriff und Anforderungen (Prinzipien)
2.2 Die Bedeutung des Übens im Lernprozess
2.3 Lernwirksamens Üben im Rechnungswesen

3. Unterstützung des selbstgesteuerten Lernprozesses mit Moodle
3.1 Wissenswertes über Moodle und seine Funktionsweise

4. Das Konzept
4.1 Vorbereitungen
4.2 Planung
4.2.1 Überlegungen zur Zielgruppe
4.2.2 Verlaufsplanung
4.2.3 Rolle des Lehrers
4.2.4 Erstellung von Übungsmaterialien
4.3 Hinweise zur Durchführung
4.4 Hinweise zur Evaluation

5. Ausblick

Anhang

Literatur- und Internetverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung I: Gegenüberstellung der verschiedenen möglichen Rollen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit

1.1 Problemstellung

Das Fach Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen (BWR) ist eines der anspruchsvolleren Fächer, in denen viele Schülerinnen und Schüler[1] der Höheren Berufsfachschule häufig große Schwierigkeiten haben. Zur Unterstützung der schwachen Schüler werden daher ggf. „Stützkurse“ (Förderkurse) in der Oberstufe angeboten. Nach meinen bisherigen Erfahrungen sind diese Defizite zum Zeitpunkt des Wechsels in die Oberstufe ziemlich groß und nur schwierig zu bewältigen. Vielen Schülern wird es nur mit größten Anstrengungen möglich, die fachlichen Defizite während des relativ kurzen Schuljahres in der Obststufe aufzuarbeiten, und eine gute Leistung (Abschlussnote) zu erzielen.

Eine große Gefahr im Lernprozess der Schüler im Fach Rechnungswesen ist es, dass die Grundsätze (Prinzipien) des Rechnungswesens (z. B. in der Bildung von Buchungssätzen) nur auswendig gelernt werden, ohne ein tiefgehendes Verständnis zu erzeugen. Der Lernprozess sollte also nicht wie beim Erlernen einer Fremdsprache aus dem bloßen Auswendiglernen von Vokabeln und der Grammatik bestehen. Ohne Grundlagenkenntnisse im Fach BWR sind der Erfolg und die Motivation des Schülers häufig nur mäßig. Vor allem in der Unterstufe besteht die Gefahr, dass die Schüler die abstrakten Zusammenhänge nicht verstehen, die für das Verständnis weiterführender Themen notwendig sind. Für den Lehrer besteht hier die große Herausforderung, jeden einzelnen Schüler binnendifferenziert zu fördern, indem z.B. zusätzliche „Lernarragements“ und Übungsphasen[2] außerhalb des Unterrichts angeboten werden. In der Buchführung sollten Übungsstunden nicht zu kurz kommen, da die Lerninhalte i. d. R. aufeinander aufbauen.[3] Hier sehe ich Handlungsbedarf. Es stellt sich zudem die Frage, welche Übungsmöglichkeiten neben der Bearbeitung der Hausaufgaben zusätzlich zur Verfügung gestellt werden könnten, um eine optimale Förderung zu gewährleisten. An meinem Berufskolleg, haben die Schüler bereits die Möglichkeit, Förderkurse (u. a. für das Fach BWR) zu belegen, ein erweitertes Angebot an Übungsphasen im selbstgesteuerten Lernprozess wäre jedoch äußerst sinnvoll. Ich erfuhr, dass einige Schüler Nachhilfe in diesem Fach haben.

Die Einrichtung eines virtuellen Klassenzimmers, in dem sich die Schüler von Zuhause aus untereinander austauschen, ggf. Selbstlerngruppen bilden und ihr Wissen überprüfen können, erscheint daher sehr sinnvoll.

Die geplanten Übungsphasen mit Moodle sind zwar nicht rein selbstgesteuert[4], jedoch bewegt sich die Selbststeuerung der Schüler innerhalb eines Rahmens, der von der Lehrperson zuvor abgesteckt wird. Vor allem im Fach BWR ist m. E. ein intensives Üben und die Sicherung des Gelernten dringend notwendig, um im späteren beruflichen Alltag über die benötigte Handlungskompetenz zu verfügen.

1.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der oben erörterten Ausgangsproblematik auseinander.

Die Grundidee meines Konzeptes beinhaltet die Schaffung eines zusätzlichen virtuellen Lernraums über die internetbasierte Lern- und Kommunikationsplattform Moodle, um den selbstgesteuerten Lernprozess der Schüler im Rechnungswesen durch Bereitstellung von speziell entwickelten Übungsmaterialien[5] zu fördern.

Nachdem in den einführenden Kapiteln die Problemstellung, Zielsetzung und Legitimation meines Konzeptes, sowie die Funktion der Lehrkraft und die theoretischen Grundlagen des selbstgesteuerten Lernprozesses in der Übungsphase erörtert wurden, soll die Lernplattform Moodle mit seinen wesentlichen Funktionen vorgestellt werden. Daran anschließend wird untersucht, inwieweit der Einsatz dieses Mediums für das Lernen der Schüler zweckdienlich ist und für die geschilderte Ausgangsproblematik ein adäquates Lösungsmittel darstellt. Ich verstehe die internetbasierte Lernplattform Moodle als ein „Vehicle“, also ein Mittel zum Zweck, mit dessen Hilfe die Schüler weitgehend selbstgesteuert bekannte Unterrichtsinhalte wiederholen und somit festigen können. In diesem Sinne wird ein ergänzendes Angebot zur Vor- und Nachbereitung der Schüler zu meinem Unterricht ermöglicht. Moodle wird bereits an meiner Schule genutzt[6].

„Computergestützte Unterrichtsmaterialien“ sollten weder einen spezifischen Lösungsweg noch eine bestimmte Antwort auf eine Aufgabenstellung favorisieren, sondern den Schülern stets die Möglichkeit der eigenen, kreativen und konstruktiven Gestaltung ihres Lösungsansatzes ermöglichen, ohne dabei den eigentlichen Lernprozess allzu sehr zu beeinflussen, oder gar gänzlich zu verfremden“.[7]

Dies ist sicherlich eine ernst zunehmende Forderung, wobei diese für das Fach BWR nicht immer einzuhalten ist, denn schematische Darstellungen (siehe Anhang) dienen auch als Hilfestellung und Orientierung der Schüler.

Sollte sich der Einsatz von Moodle in der Durchführungsphase als geeignet herausstellen, wäre es sinnvoll, die Nutzung der Lern- und Kommunikationsplattform auch in anderen Klassen desselben Bildungsganges einzusetzen und die Kollegen von den Vorteilen zu überzeugen.

Eine Erprobung des Konzeptes wird im Rahmen dieser Arbeit nicht erfolgen. Insbesondere werden umfassende Planungsüberlegungen dargelegt sowie Hinweise zur Durchführung und Evaluation gegeben. Anregungen zur Erstellung von geeigneten Übungsmaterialien werden beschrieben und exemplarisch im Anhang veranschaulicht.

Die Arbeit endet mit einem Ausblick, in dem ich eine zusammenfassende Einschätzung zur Umsetzung des Konzeptes und Lösung der geschilderten Problemstellung liefere.

Mein Konzept soll zur Erprobung eines Moodlekurses zur Unterstützung des Selbstlernprozesses der Schüler anregen. Es richtet sich auf den Teilbereich des Rechnungswesens in der Unterstufe. Auf eine Prüfung zur Übertragbarkeit betriebswirtschaftlicher Themen wird verzichtet.

1.3 Legitimation

In den folgenden Ausführungen findet der Einsatz von Moodle im Unterricht seine Legitimation: Das Schulgesetz sieht im Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen vor, dass Schüler lernen sollen, „selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln, für sich und gemeinsam mit anderen zu lernen und Leistungen zu erbringen, die eigene Meinung zu vertreten und die Meinung anderer zu achten, […] persönliche Entscheidungen zu treffen und Verständnis und Toleranz für die Entscheidungen anderer zu entwickeln, […], die eigene Wahrnehmungs-, Empfindungs-, und Ausdrucksfähigkeit […] zu entfalten, […], mit Medien verantwortungsbewusst und sicher umzugehen[8] “.

Des Weiteren soll der Unterricht „die Lernfreude der […] Schüler erhalten und weiter fördern. Er soll […] Schüler anregen und befähigen, Strategien und Methoden für ein lebenslanges nachhaltiges Lernen zu entwickeln[9]

1.4 Lehrerfunktionen

Die „Neuen Medien“ beeinflussen die Handlungsfelder nicht nur des Lehrenden sondern auch der Schüler. Der Einsatz von Moodle als internetbasierter Lern- und Kommunikationsplattform gibt dem Lehrenden erweiterte Möglichkeiten bezüglich des Einsatzes unterschiedlicher Unterrichtsformen, der Differenzierung und Individualisierung des Lernens, der Förderung des selbstgesteuerten Lernens durch den Einsatz von Übungsmaterial, wie auch der Sicherung der Unterrichtsergebnisse. Die Möglichkeiten zur Erstellung von Handlungsprodukten werden vielfältiger, Kommunikationsprozesse verändern sich und auch die Unterrichtsvorbereitung verändert sich bezüglich Aufbereitung, Bereitstellung und Austausch von (Übungs-)Materialien. Zudem müssen die Schüler im Unterricht mit dem Umgang der Lernplattform Moodle eingewiesen und auf eine stärkere Selbststeuerung ausgerichtete Nutzung im Umgang mit den zur Verfügung gestellten Lernmaterialien herangeführt werden. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit ist daher die Lehrerfunktion Unterrichten.

Die Lern- und Kommunikationsplattform Moodle kann zu den Neuen Medien gerechnet werden. Somit wird eine weitere Lehrerfunktion angesprochen, das Innovieren. Der Einsatz von Neuen Medien sollte jedoch nicht zum reinen Selbstzweck werden, sondern dort stattfinden, wo ein pädagogischer Mehrwert zu erwarten ist.

Ein weiterer Schwerpunkt der in diesem Zusammenhang ausgeübten Lehrertätigkeiten liegt im Bereich Innovieren.

Wie bereits in der Problemstellung angedeutet wurde, war es zunächst erforderlich den Lernstand der Schüler zu diagnostizieren. Aus meinem Unterrichtsbeobachten ergab sich, dass die Schüler vor allem bei solchen Inhalten des Rechnungswesens Probleme haben, die weit von ihrer Lebenswelt entfernt und daher schwer nachvollziehbar sind. Als weitere Ursache für den zum Teil defizitären Lernstand der Schüler werden die zu kurz kommenden Übungsphasen im Unterricht ausgemacht. Um Möglichkeiten mit dem Umgang und der Beseitigung dieser Defizite soll es im vorliegenden Konzept gehen.

Die „Planung von Fördermaßnahmen“ als eine der beschriebenen Lehrerfunktionen aus der Rahmenvorgabe ist dabei anzuwenden.

Angedacht ist der Einsatz der internetbasierten Lernplattform Moodle. Vor allem sollen schwache Schüler die Chance bekommen, neben den Übungsphasen im Unterricht, zusätzliche Übungsmöglichkeiten zu nutzen, um Defizite (Wissenslücken) aufzuarbeiten und Lerninhalte wiederholen und somit festigen zu können. In diesem Sinne soll der Selbstlernprozess der Schüler gefördert werden. In diesem Kontext ergibt sich eine weitere Lehrerfunktion, das Fördern.

2. Selbstgesteuertes Lernen in der Übungsphase

Das folgende Kapitel befasst sich mit den Begriffen, Zielsetzungen und einzuhaltenden Prinzipien des „selbstgesteuerten Lernen“ in der Übungsphase zur Vor- und Nachbereitung meines Unterrichts. Eine Trennung zwischen der Vor- und Nachbereitung soll nicht angestellt werden. Somit wird auf die Übung als Grundlage des Lernens kurz Bezug genommen. Im Weiteren Verlauf werden die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zu den relevanten Lerntheorien in der Übungsphase Bezug genommen, die in Hinblick auf das später vorzustellende Konzept, dargelegt und auf Besonderheiten des Faches BWR hin analysiert.

2.1 Begriff und Anforderungen (Prinzipien)

Das vorliegende Konzept sieht eine weitgehende Selbststeuerung der Lernenden in den geplanten Übungsphasen bezüglich meines Unterrichts vor.

Zum Begriff des selbstgesteuerten Lernens beschreibt das „Selbst“ zunächst die eigene Person mit ihrem eigenen Willen und eigenen Vorstellungen und ist bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt.[10]

Es ist festzustellen, dass es keine einheitliche Definition von „selbstgesteuertem“ Lernen gibt.[11] Daher werden in der Literatur unterschiedliche Begriffe verwendet, die jedoch das gleiche oder ähnliches meinen. Der Begriff „selbstgesteuertes Lernen“ ist nur schwer von den Begriffen „selbstorganisiertes, selbstreguliertes, selbstbestimmtes, freies, offenes und eigenverantwortliches Lernen“ zu trennen.

Trotz mancher Unterschiede zwischen den einzelnen Konzepten stehen sie alle in der Tradition einer kognitionstheoretisch orientierten Psychologie.[12]

Zentraler Aspekt des selbstgesteuerten Lernens ist die „Wendung auf den Lernenden“, der die Entwicklung seines Lernprozesses selbst kontrolliert[13] und ihn in dem vom Lehrenden gesetzten Rahmen eigenverantwortlich steuert. Mit der wachsenden Selbstbestimmungsfähigkeit des Schülers geht dabei auch die Entwicklung zu einem mündigen Subjekt einher.[14]

Selbstgesteuertes Lernen erfordert jedoch gewisse grundlegende Kenntnisse und die Bereitschaft des Lerners zu eigenständigem Arbeiten, wenn er „...- mit oder ohne Hilfe anderer - initiativ wird, um seine Lernbedürfnisse festzustellen, seine Lernziele zu formulieren, menschliche und dingliche Ressourcen für das Lernen zu identifizieren, angemessene Lernstrategien zu wählen und zu realisieren und um die Lernergebnisse zu evaluieren.“[15]

Im Falle von Schülern der Höheren Berufsfachschule ist davon auszugehen, dass sie über die genannten grundlegenden Fähigkeiten verfügen, da sie bereits eine zehnjährige Schulausbildung hinter sich haben, in der sie mit Formen eigenständigen Arbeitens vertraut gemacht wurden. Auf diesen Punkt wird im Kapitel 4.2.1 noch genauer eingegangen werden. Der Lernende muss seinen eigenen Lernprozess im Sinne einer Metakognition planen, überwachen und regulieren.[16]

In Bezug auf den selbstgesteuerten Lern- bzw. Übungsprozess mit Moodle heißt das, dass der Schüler selbstständig entscheidet, an welchen Stellen er Übungsbedarf sieht. Der Lernende überprüft eigenständig seine Lernerfolge und entscheidet über den Verlauf des Lernprozesses entsprechend seiner Interessen und eventuell von ihm festgestellter Defizite, die es zu beheben gilt. Neben einer Selbstevaluation des Lernerfolgs am Ende der Übungsphase muss der Schüler also während des Übens auch überprüfen, inwieweit sein Vorgehen zielführend ist oder ob die angewendete kognitive Lernstrategie zu ändern ist.

Neben der metakognitiven Verwaltung des eigenen Lernens ist ein wichtiger Punkt des selbstgesteuerten Lernens die gesteigerte Motivation. Gerade schwache Schüler lassen sich durch Misserfolgserlebnisse und ungeliebte Inhalte oft entmutigen. Die Erfolgserlebnisse, die durch eigenständig gesteckte Ziele im selbstgesteuerten Lernprozess ermöglicht werden, helfen vor allem schwächeren Schülern neues Selbstvertrauen zu gewinnen.

Einen Beitrag hierzu kann auch ein binnendifferenzierter Aufgabenpool leisten, aus dem der Schüler Aufgaben herausgreifen kann, die seinem individuellen Lernstand entsprechen. Die Lehrenden sollten zudem darauf achten, dass die Lernenden sich realistische Ziele stecken, die sie auch erreichen können.

Ein weiterer zentraler Punkt des selbstgesteuerten Lernens ist der effektive Umgang mit vorhandenen Ressourcen. Hier spielt das Zeitmanagement eine wichtige Rolle, denn unterschiedliche Lernphasen müssen koordiniert und zeitlich in Einklang gebracht werden.[17] Der Lernende muss in der Lage sein, seine Arbeitszeiten so einzuteilen, dass sie nicht mit anderen Aktivitäten kollidieren und seinem persönlichen Biorhythmus entsprechen, um konzentriert arbeiten zu können.

Unter Ressourcenmanagement fällt auch das Suchen von Lernpartnern, die in kooperativen Lernformen (siehe unten „Prinzipien der Lernstrategie“) ihre Lernziele zu realisieren versuchen. In Partner- oder Gruppenarbeiten profitieren die Lerner von ihren Mitschülern, indem sie sich gegenseitig ergänzen und die behandelten Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden können. Das eigene Wissen sollte dabei explizit gemacht werden, damit Wissenslücken und Verständnisschwierigkeiten offen gelegt werden, die dann gemeinsam geschlossen werden können.

Ressourcenbezogene Strategien beziehen sich auch auf das Nutzen von Medien und anderen Hilfsmitteln.[18] Der Lerner sucht sich hier aus diversen Möglichkeiten und Angeboten die Medien aus, mit denen er persönlich am besten lernen und umgehen kann. Gerade der Umgang mit neuen Medien erfordert jedoch bestimmte Kulturtechniken, die es sich anzueignen gilt.

Der Einsatz unterschiedlicher Medien kann das selbstgesteuerte Lernen sinnvoll bereichern, indem es flexible Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten bereitstellt, die weitestgehend ortsunabhängig genutzt werden können.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bestimmte lerntheoretische Prinzipien[19] für den Prozess des selbstgesteuerten Lernens eingehalten werden müssen, die nun kurz vorgestellt werden:

- Selbstorganisation

Durch das Prinzip der Selbstorganisation regeln und steuern Schüler ihr Lernhandeln selbst und treffen eigenständige Entscheidungen über Art und Verlauf des Lernprozesses (Lernstrategie: Metakognition). Durch selbstinitiierte Aktivitäten der Schüler fallen ihre Lernergebnisse meist positiver aus.

- Partizipation

Partizipatives Lernen bedeutet, dass die Schüler die Möglichkeit haben, selbstbestimmt am Wissen und Können des Lehrers teilzuhaben, freie Entscheidungen zu treffen und im Dialog mit dem Lehrer zu stehen.

- Kooperation

Dadurch, dass die Schüler in Kleingruppen mehr zu Wort kommen als im Gesamtklassenverband, werden kooperative Kompetenzen gefördert.

- Interesse

Der Unterrichtsgegenstand muss das Interesse der Schüler wecken oder aufgreifen. Das persönliche Interesse eines Schülers regt ihn zu einer intensiveren Auseinandersetzung an.

- Kommunikation

Ein Lehrer muss die Voraussetzungen für einen funktionierenden Verständigungsprozess zwischen ihm und dem Schüler schaffen, damit er Probleme frühzeitig erkennt und den Schüler angemessen unterstützen kann (siehe dazu Kapitel 4.2.3).

Die Kommunikation der Schüler untereinander ist wichtig für das gemeinsame Arbeiten und die gegenseitige Unterstützung. Geben und Annehmen von Feedback fördern die Fähigkeit zur Reflexion.

2.2 Die Bedeutung des Übens im Lernprozess

„Die Übung ist der Vorgang, mit dem man durch stetige Wiederholung etwas erlernen kann. Durch Üben kann das Erlernte auch weiter perfektioniert oder vor dem Verlernen bewahrt werden. Durch Üben werden Gedächnisinhalte gefestigt, zum Beispiel gespeichertes Wissen als auch motorische Abläufe. Es gibt die sportlichen Übungen (Training), Instrumentalübungen (Etüden) oder geistliche Übungen (Exerztien).“[20]

Im Lernprozess erfüllen Übungen die Funktion, gelerntes Wissen zu festigen und langfristig zu sichern.

Die angeeigneten Informationen und Fähigkeiten sollen von den Schülern nicht nur routinisiert, sondern in unterschiedlichen Situationen auch flexibel angewendet werden können.[21] Meyer unterscheidet drei Zwecke des Übens - die Automatisierung des Gelernten, die Qualitätssteigerung und den Transfer.[22] Insbesondere die Transferleistung, also die Anwendung des Erlernten in unterschiedlichen Berufs- und Lebensbereichen, ist dabei von großer Wichtigkeit und wird auch in internationalen Lernstandstests als ein entscheidendes Kriterium behandelt.

Bleibt das angeeignete Wissen hingegen „träge“[23] und verkommt ohne Handlungsbezug zu rein abstrakter Information, waren die Übungsphasen zu wenig zielgerichtet und nicht ausreichend auf ein späteres berufliches Handlungsfeld ausgerichtet.[24] Neben der Anwendbarkeit dient ein qualitätssteigerndes Üben anspruchsvolleren Lernzielen, das einen vertiefenden Umgang mit dem Gelernten beinhaltet und ein vernetzendes Denken fördern soll.

Im Anschluss an Ergebnisse der Hirnforschung kommt es beim Üben vor allem darauf an, Wissen vom Kurzzeitspeicher in den Langzeitspeicher zu transferieren, denn während ersterer lediglich sieben sinnvolle Informationseinheiten speichern kann, ist die Kapazität des Langzeitspeichers nahezu unbegrenzt. Entscheidend ist aber nicht nur, dass die gelernten Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert werden, sie müssen auch sinnhaft mit anderen Informationen verknüpft sein, um jederzeit abrufbar und anwendbar zu sein.[25] Die Art der Speicherung und die Einbettung in das Netzwerk von Synapsen und die kognitive Struktur des Gedächtnisses ist deshalb von großer Bedeutung[26].

[...]


[1] Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit bei allen personenbezogenen Bezeichnungen die männliche Form verwendet.

[2] Selbstgesteuertes Lernen soll im Rahmen dieser Arbeit auch als selbstgesteuertes Üben verstanden werden.

[3] Inhalt meines Fachseminars in Wirtschaftswissenschaften am Studienseminar Leverkusen: Grundsätzliche Überlegungen bei der Planung und Durchführung von Unterricht in Rechnungswesen, Eilts, Rathe, Wocke

[4] Der Lehrer gibt die erstellten Übungsmaterialien vor. Somit kann nicht von einer ganzheitlichen Selbststeuerung gesprochen werden.

[5] Diverse Lernhilfen u. a. Merktexte und schematische Darstellungen sind hier auch damit gemeint.

[6] http://www.bkl-bis.de/moodle/course/view.php?id=83

[7] Rüschoff; B., 1988 S. 54

[8] Schulgesetz NRW – SchulG 2005: §2 Abs. 5

[9] ebenda.: §2 Abs. 8

[10] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstgesteuertes_Lernen

[11] Klaus Konrad, Silke Traub: Selbstgesteuertes Lernen in Theorie und Praxis, S. 9-29, 46-51.

[12] Vgl. Bannach 2002: S. 87

[13] Vgl.: Bannach 2002: S. 87

[14] Vgl.: http://wiki.studienseminare.nrw.de/index.php/2.4_Standards,_Lehrerfunktionen_und_Neue_Medien

[15] Knowles, Martin: Self-directed learning. A guide for learners and teachers. 4.Aufl. Engelwood Cliffs 1980, S. 18.

[16] Vgl. Friedrich, Helmut Felix: Selbstgesteuertes Lernen - Sechs Fragen, sechs Antworten, S. 5. Unter: www.learn-line.nrw.de/angebote/selma/medio/grundlegendes/vortraegeaufsaetze/friedrich/friedrich.pdf

[17] Vgl. http://www.learn-line.nrw.de/angebote/selma/medio/grundlegendes/vortraegeaufsaetze/friedrich/friedrich.pdf, S. 7.

[18] Vgl. Stadelhofer, Carmen: Selbstgesteuertes Lernen und neue Kommunikationstechnologien. Gutachten für das BMBF, Mai 1998. in: Dohmen, Günther et al. (Hrsg): Weiterbildungsinstitutionen, Medien, Lernumwelten: Rahmenbedingungen und Entwicklungshilfen für das selbstgesteuerte Lernen, Bonn 1999, S. 147 ff.

[19] Vgl.: http://www.moodleschule.de/mod/resource/view.php?inpopup=true&id=15019

[20] http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbung

[21] Vgl. Eisenhut, Georg/ Heigl, Josef/Zöpfl, Helmut: Üben und Anwenden: Zur Funktion und Gestaltung der Übung im Unterricht, Heilbronn 1981, S. 20.

[22] Vgl. Meyer, Hilbert: Was ist guter Unterricht?, Berlin 2004, S. 104f.

[23] Unter trägem Wissen wird Wissen verstanden, das auf praktische Lebenssituationen nicht transferiert und angewendet werden kann.

[24] Vgl. http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulrecht/APOen/APOBK.pdf

[25] Vgl. Spitzer, Manfred: Lernen; S. 19 f.

[26] Vgl. Euler, Dieter/Hahn, Angela: Wirtschaftsdidaktik, Göttingen 2004, S. 370 und Kapitel 2.3.

Fin de l'extrait de 39 pages

Résumé des informations

Titre
Konzept zum selbstgesteuerten Lernen im Fach Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen im Bildungsgang Höhere Handelsschule mithilfe von „Moodle“
Université
Studienseminar Leverkusen
Auteur
Année
2010
Pages
39
N° de catalogue
V149889
ISBN (ebook)
9783640608010
ISBN (Livre)
9783640607624
Taille d'un fichier
979 KB
Langue
allemand
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Mots clés
Konzept, Lernen, Fach, Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Bildungsgang, Höhere, Handelsschule
Citation du texte
Stefan Boockmann (Auteur), 2010, Konzept zum selbstgesteuerten Lernen im Fach Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen im Bildungsgang Höhere Handelsschule mithilfe von „Moodle“ , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149889

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