Die Taufe Jesu in Mt 3,13-17


Dossier / Travail de Séminaire, 2014

16 Pages, Note: 2,00


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Textsegmentierung nach Propositionen

3. Textkritik.
3.1. Worum geht es bei der Textkritik?
3.2. Anwendung der textkritischen Methode auf die Perikope Mt 3,13-17

4. Textabgrenzung

5. Textzusammenhang (Textualität)

6. Gattungsanalyse

7. Redaktionsanalyse

8. Traditionsanalyse

9. Situationsanalyse („Sitz im Leben“).

10. Motivanalyse

11. Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Anhand der Perikope Mt 3,13-17 „Die Taufe Jesu“ sollen in der vorliegenden Proseminararbeit verschiedene Methoden der Bibelauslegung angewendet werden. Grundlage für die exegetische Arbeit sind in der erster Linie der deutschsprachige Text der Einheitsübersetzung der Hl. Schrift sowie – jedoch nur, wenn zum besseren Verständnis notwendig – der griechische Text gemäß Interlinearübersetzung des Neuen Testaments. Wo auf den griechischen Text Bezug genommen wird, wird explizit darauf hingewiesen.

2. Textsegmentierung nach Propositionen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten1 2

3. Textkritik

3.1. Worum geht es bei der Textkritik?

Die Textkritik ist zumeist einer der ersten Methodenschritte in der Bibelexegese, wird daher auch als „niedere Kritik“ bezeichnet. Vorrangige Aufgabe der Textkritik ist dabei die Rekonstruktion des ursprünglichen Wortlautes eines historischen Bibel- Textes. Notwendig ist sie, da bei der Abschrift des Textes sehr oft Änderungen vorgenommen wurden. Dabei kann es sich sowohl um bewusste Veränderungen, als auch um unwissentlich-gemachte Fehler handeln.3

3.2. Anwendung der textkritischen Methode auf die Perikope Mt 3,13-17

In 14A findet sich eine Auslassung für das Wort „'Iwannhs“. Dieses ist also in weniger gut bezeugten Quellen nicht überliefert.

Die Präposition mit Akkusativ „pros auton“ in 15A liegt in anderen Quellen als Dativ „autw“ übersetzt, vor. Aufgrund des Vorkommens des Wortes „baptisqhnai“ in 13B und 14E wurde am Schluss von 15 auf die erneute Verwendung des Wortes verzichtet. Es ist hier lediglich in einer syrischen Handschrift überliefert. Durch den Verzicht, wird hier eine gewisse Schwerfälligkeit in der Formulierung vermieden.

Für das Adverb mit Aorist „euqus anebh“ in 16B findet sich in zahlreichen anderen Quellen eine andere Lesart. Im weiteren Verlauf des Verses finden sich einige Auslassungen, die in anderen Quellen nicht auftauchen. Zunächst die Übersetzung von „autw“, die hier einen Hinweis darauf gäbe, wem die „Öffnung des Himmels“ gelte. Das Fehlen der Artikel „to“ und „tou“ vor den Nomen „Geist“ und „Gottes“, erleichtert den Text an dieser Stelle. Gleiches gilt für das Wort „kai“ (= „und“), das den Empfänger des Geistes Gottes hier eindeutig identifiziert. Der Terminus „katabainon wsei“ in 16E ist in anderen Überlieferungen etwas ausführlicher mit „katabainonta ek tou ouranou ws“ übersetzt.

Eine andere Lesart des Textes liegt auch am Beginn der direkten Rede in 17B vor. Statt „outos estin“ (=„dieser ist“) liegt hier, unter Anderem in syrischen Schriften nur „su ei“ vor. Auch hier wird der Empfänger der gesprochenen Worte in anderen Quellen nochmal hervorgehoben, indem zur Einleitung der Rede ein „pros auton“ eingefügt wird.

4. Textabgrenzung

Die Perikope ist eine Fortsetzung der vorangehenden Schilderungen. Mt 3,1-12 berichtet ausschließlich vom Auftreten und Handeln Johannes' des Täufers, mit Mt 3,13 tritt nun der auf, der „größer und stärker ist als Johannes“ (vgl. Mt 11,11) und den Johannes bereits angekündigt hat. Die Geschichte ist demnach sozusagen der Höhepunkt der vorangehenden Erzählung. Durch die beiden Verse 15 und 17 wird außerdem ein Bezug zur nachfolgenden Perikope hergestellt, indem sie auf Mt 5,17 bzw. Mt 17,5 voraus deuten.4

Die Perikope der Taufe Jesu folgt im Matthäusevangelium den Schilderungen des Beginns des Wirkens Johannes' des Täufers. Johannes' Auftreten in der Wüste Judäa, die Taufe von Leuten aus Jerusalem sowie den Pharisäern und Sadduzäern (Mt 3,1-6) folgen Mahn- und Drohworte an die Pharisäer und Sadduzäer (Mt 3,7-12). Somit bildet die Perikope inhaltlich einen neuen Abschnitt, der mit der Schilderung des Kommens Jesu zu Johannes an den Jordan beginnt. Zeitlich wird das Ereignis mit „zu dieser Zeit“ bestimmt und deutet somit auch auf einen neuen Zeitabschnitt hin. Mit der Erzählung findet im Weiteren ein Wechsel von Raum bzw. Ort statt. Die Schilderungen schwenken dabei vom Jordan in der Wüste Judäa an den Ort, an dem sich Jesus vor diesen Ereignissen aufgehalten hat. Ein viertes Argument für die Textabgrenzung an dieser Stelle liegt im Wechsel der handelnden Personen. Während in Mt 3,12 noch Johannes der Täufer handelt indem er spricht, wird in Mt 3,13 Jesu Kommen an den Jordan erzählt.

Die Perikope endet mit Mt 3,17, in der eine Stimme vom Himmel, Jesus als Sohn des Sprechenden identifiziert. Im folgenden Vers wird dann Jesu Gang in die Wüste und Versuchung durch den Teufel erzählt (Mt 4,1). Es findet hier somit ein inhaltlicher Schnitt statt, wiederum ein Argument, eine neue Perikope einzuleiten. Dies wird darüber hinaus durch die Verlegung des Ortes vom Jordan in die Wüste Judäa argumentativ unterstützt.

5. Textzusammenhang (Textualität)

Die Perikope wird dominiert von Verba der Bewegung, des Sprechens sowie des Taufens, wodurch sie sich thematisch gut in den Gesamtzusammenhang einfügt.

Mit dem einleitenden „zu dieser Zeit“ (gr. „tote“) in 13A wird der Anschluss an den vorangegangenen Text temporal hergestellt. Einen genaueren Hinweis auf die zeitliche Einordnung des Geschehens gibt die Perikope nicht. Mt 2,22 gibt dazu den Hinweis der beginnenden Regierungszeit von Archelaus, des Sohnes des König Herodes', in Judäa.

Der Text gliedert sich in eine Einleitung (V13), einen Hauptteil (V14-15) und einen Schluss (V16-17). Ähnlich wie die Wortfeldanalyse, gibt auch die Einleitung einen Hinweis auf das Thema der Perikope, indem sie die Fragen nach dem „Warum?“ und „Wozu?“ des Kommens Jesu an den Jordan beantwortet (13B). Sie ist „von dem Nachfolgenden durch das Tempus des Prädikates deutlich abgesetzt; sie schildert die Umstände und Gestalten des Ereignisses;“5

Der Hauptteil besteht aus einem Dialog, der den eigentlichen Höhepunkt der Erzählung vor-ankündigt. Dabei steht zunächst eine Aussage Johannes des Täufers' (V14), einer Antwort Jesu' (15A-D) vor. Die Einleitung des Schlussteils wiederholt dieses Muster, indem zunächst der Täufer handelt (15E) und Jesus darauf reagiert (16A-B). Mit einem Wechsel der handelnden „Person“ (16D) sowie des Ortes (16C) münden die Ereignisse in den Schluss und krönenden Gipfelpunkt, die eigentliche Wunder-Erzählung (16C-E), in der sich Gottes Stimme offenbart (17).

6. Gattungsanalyse

Aus Sicht der Gattungsanalyse sind vor allem die letzten beiden Verse 16 und 17 interessant. Sie sind der Gattung der „Akklamationen“ zuzurechnen, die vor allem in den Evangelien – und hier hauptsächlich in Wundererzählungen - häufig zur Anwendung kommen. Die Identifikation in 17B, die mit „Das ist...“ beginnt, gibt dabei einen Hinweis auf die Untergattung, die so genannte „identifikatorische Akklamation“.6 Mit „Das ist...“ deutet der Evangelist das zuvor in Mt 3,16 Geschehene. Es liegt eine Installation vor, die ein Höhergestellter vornimmt und die die Stimme aus dem Himmel als Einsetzung bzw. Bestätigung der Gottessohnschaft Jesu auffassen lässt.7

Die Schilderungen der Verse Mt 3,16/17 entsprechen außerdem der Kategorie „Berichte über Visionen und Auditionen“8, die jedoch nicht als eigene Gattungen gelten. Während in der Regel die Vision durch die Audition erläutert wird, ist die Adressatenschaft hier ein Spezifikum. Die Vision gilt ausschließlich Jesus, während die Audition allen Anwesenden zukommt.9

Da es im vorliegenden Text auch darum geht, die Überlegenheit einer Person (Jesus) gegenüber einer Anderen (Johannes der Täufer) zu unterstreichen, hat die Perikope auch synkretistische Elemente. Die Synkrisis ist gemäß K. Berger dabei als ein „wichtiges Einzelelement, das vor allem in Biographien begegnet“, zu sehen.10

[...]


1 Vgl. Deissler, Einheitsübersetzung, 1381.

2 Vgl. Dietzfelbinger, Interlinearübersetzung, 11.

3 Vgl. LThK 2, 365.

4 Vgl. Luz, Evangelium nach Matthäus, 210.

5 Lohmeyer, Evangelium des Matthäus, 48.

6 Berger, Formen und Gattungen, 291.

7 Vgl. Berger, Formen und Gattungen, 294.

8 Berger, Formen und Gattungen, 338.

9 Vgl. Berger, Formen und Gattungen, 340.

10 Berger, Formen und Gattungen, 405.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Die Taufe Jesu in Mt 3,13-17
Université
University of Salzburg  (Bibelwissenschaft)
Cours
Methoden der Bibelauslegung (Neues Testament)
Note
2,00
Auteur
Année
2014
Pages
16
N° de catalogue
V504091
ISBN (ebook)
9783346037282
ISBN (Livre)
9783346037299
Langue
allemand
Mots clés
Exegese, Bibelauslegung, Textkritik, Redaktionskritik, Redaktionsanalyse, Gattungsanalyse, Situationsanalyse, Motivanalyse, Traditionsanalyse
Citation du texte
Sebastian Riedel (Auteur), 2014, Die Taufe Jesu in Mt 3,13-17, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504091

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