Böll,Heinrich - Wo warst du, Adam? Westdeutsche Nachkriegsliteratur - Trümmerliteratur #


Referat / Aufsatz (Schule), 2004

7 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Westdeutsche Nachkriegsliteratur – Trümmerliteratur Heinrich Böll – „Wo warst du, Adam?“

„Mit Heinrich Böll ist einer der Großen der deutschen Literatur von uns gegangen…[Er] war ein Anwalt der Schwachen und ein Feind der Selbstgerechtigkeit (von der Richtigkeit des eigenen Handelns u. Denkens überzeugt, dies betonend). Er trat für die Freiheit des Geistes ein, wo immer sie in Gefahr war. Er war unbequem und streitbar, er erregte Anstoß und erzeugte Achtung. Seine mutige, engagierte Wache und immer wieder mahnende Stimme wird uns fehlen. Sein Werk bleibt (von Weizsäcker, ohne Seite).“

Biografie:

- 21.12.1917: als drittes Kind von Viktor Böll (Schreinermeister und Holzbildhauer) und seiner zweiten Frau Maria in Köln geboren

- 1921: Familie Böll zog aus der südlichen Altstadt in den ländlichen Vorort Köln-Raderberg in ein eigenes Haus – relativer Wohlstand

➔ Kindheit: stark durch Familie geprägt (Zusammenhalt in Familie)

- 1924: kam in die katholische Volksschule

➔ bedeutete Trennung von „roten“ Spielgefährten (war ihm nicht verboten worden, auch mit ihnen zu spielen)

➔ religiös, aber weniger an organisierte Kirche gebunden

- ab 1928: besuchte staatliches humanistisches Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Köln (streng katholisch – später nicht so stark von Nazis „verseucht“ gewesen)

➔ Trennung verstärkte sich – wird als Ursache für Bölls späteren Wunsch nach Gleichheit und Brüderlichkeit gesehen)

- 1937: Abitur (zweimal sitzengeblieben), begann Buchhändlerlehre in Bonn, die er ein Jahr später wieder abbrach

➔ las zu dieser Zeit viel, v.a. katholische Lektüre

- Frühjahr 1930: Familie musste Haus aus Geldmangel wieder verkaufen und in die Kölner Südstadt zurückkehren → ebenfalls von WWK betroffen, „bescheideneres“ Leben

- hatte keine Sympathien für Nationalsozialismus, konnte Mitgliedschaft in HJ ausweichen, ab 1933 Treffen katholischer Jugendgruppen in Böllscher Wohnung (später trat er wegen Unzufriedenheit aus)

- 30.01.: Mutter kommentiert Wahl Hitlers mit „Das bedeutet Krieg!“

- 1936: fing an, Gedichte und kurze Erzählungen zu schreiben

- mit 19 Jahren: lernte seine spätere Frau Annemarie Cech (später Lehrerin) kennen, die er 1942 heiratete

- Herbst 1938: wurde zum Arbeitsdienst eingezogen (um studieren zu dürfen)

- 1939: kam zur Wehrmacht → wurde als Infanterist an der Ost- und Westfront eingesetzt, schreibt in dieser Zeit täglich Briefe an Familie und Freundin; will nicht Offizier werden – versucht Dienst zu entkommen (Freistellungsgesuche, zieht sich künstlich Krankheiten zu, fälscht Urlaubsscheine; wird viermal verwundet)

- 1944: Tod der Mutter durch einen Herzinfarkt nach einem Fliegerangriff

- 9. April – 15. September 1945: in englischer und amerikanischer Kriegsgefangenschaft

- 8. Mai – Kriegsende – Autoren konnten wieder frei wirken

- in Köln zurück: studierte Germanistik, arbeitete als Hilfsarbeiter

- 1947/ '48/ '50: Söhne Raimund, Ren➔ und Vincent geboren

- 1947: erste Kurzgeschichte "Der Zug war pünktlich" erschien, erste Romane u.a. „Wo warst du Adam?“, „Und sagt kein einziges Wort“

➔ danach in rascher Folge Erzählungen, Romane und Hörspiele – Bücher in über 30 Sprachen übersetzt

- 1951: erhielt Literaturpreis der "Gruppe 47"

- 1967: Georg - Büchner – Preis

- 1971 – 74: Präsident des Internationalen PEN – Clubs (Poet, Essayists, Novelists – Dichter, Essayisten, Romanschriftsteller).

- 1972: Hetzkampagne der Bild, da Böll sich in Spiegel gegen Bild äußerte, weil diese einen Überfall sofort auf „Baader-Meinhof-Bande“ schob

- 10. Dezember 1972 : Nobelpreis für Literatur

- 1974: beschloss aus Katholischer Kirche auszutreten – Grund: Erhebung der Kirchensteuer, die der "Kirche eine Basis wie einem Großunternehmen" gäbe, aber auch mit der "militanten Rolle, welche die Kirche im Nachkriegsdeutschland gespielt habe

- 1974: Verleihung der Carl - von - Ossietzky – Medaille

- 1983: Ernennungsurkunde zum Professor und Ehrenbürger seiner Heimatstadt Köln

- 16. Juli 1985: starb im Alter von 67 Jahren in Langenbroich an den Folgen einer lang andauernden Leberkrankheit aufgrund Rauchens

- drei Tage später auf dem Friedhof von Bornheim-Merten in der Nähe von Köln unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, von Schriftstellern und Politikern - unter ihnen Bundespräsident Richard von Weizsäcker – beigesetzt

➔ Predigt: "Wir bitten in Namen des Toten um Frieden und Abrüstung, Dialogbereitschaft, gerechte Verteilung der Güter, Versöhnung der Völker untereinander und Nachlass der Schuld, die vor allem uns Deutsche drückt"

- insg.:

- stark politisch-gesellschaftlich engagiert – Unterstützungen von Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen, amnesty international, seine Parteinahme für tschechoslowakische Demokraten, sein Engagement als Präsident des PEN-Clubs2 BRD (1970-72) und als Präsident des Internationalen PEN-Clubs (1971-74)
- trotz aller Kritik an der BRD: "Die Bundesrepublik Deutschland ist das Land, indem ich leben möchte."

Wichtige Werke:

1947: Der Zug war pünktlich

1950: Wanderer, kommst du nach Spa

1951: Wo warst du , Adam?

1954: Haus ohne Hüter

1955: Das Brot der frühen Jahre

1958: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen

1959: Billard um halb zehn

1963: Ansichten eines Clowns

1974: Die verlorene Ehre der Katharina Blum

1983: Die Verwundung

1985: Frauen vor Flusslandschaft

„Wo warst Du, Adam?“

allgemeines:

- zählt zu den ersten Romanversuchen
- versucht die katastrophalen Erfahrungen von Krieg und Nachkriegszeit und die Suche nach Überlebensstrategien in eine lakonische Erzählsprache (wortkarg, einsilbig; kurz und treffend) umzusetzen
- exemplarisch für die Trümmerliteratur

Ort des Geschehens:

- Östliche Front in den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges

Personen:

- Oberst Bressen, dessen Name erst im zweiten Kapitel genannt wird
- Feldwebel Alois Schneider
- Hauptmann Bauer
- Ungarin Szarka, die Obst und Gemüse ins Lager bringt
- Greck und (Adam) Feinhals; beide sind im gleichen Lazarett stationiert
- Grecks Ängste und Gedanken werden bis ins kleinste Detail peinlich genau beschrieben
- jüdische Lehrerin Ilona, die sich in Feinhals verliebt hat
- Filskeit, der in einem Konzentrationslager Obersturmführer ist; ist Rassist; hat dunkle Haare und dunkle Augen; schwärmt für zwei Dinge: den Rassengedanken und den gemischten Chor
- General, der von den Amerikanern gefangengenommen wurde

Inhalt:

- handelt vom Krieg (Ostfront) – hauptsächlich Charakterisierung der einzelnen Personen (fast alle Bev.-schichten – von Barmann bis General) – besteht aus neun unabh. Kurzgeschichten (lediglich einzelne Figuren kehren in manchen Kapiteln wieder auf/werden erneut erwähnt) → „neun Bilder“

- fängt mit der Beschreibung der Stimmung der Soldaten an, die in eine Schlacht müssen

- sind müde und gleichgültig

- Stimmung von Leutnant Feinhals, während des Marschierens wird besonders ausführlich beschrieben → will sich eigentlich fallen lassen, aber irgendwie treibt es ihn doch weiter zu marschieren

- Schlacht geht verloren, dann treffen sie sich alle im Lazarett wieder – Oberst ist verletzt

- Zweites Kapitel: Krankenstation - aus der Sicht des Oberst Bressen erzählt

- Drittes Kapitel (längstes) – zentrale Figuren: Feldwebel Alois Schneider und Bauer (Hauptmann)

- bei näherer Erläuterung von Alois Schneider: Routine im Lazarett und das häufige, regelmäßige Erscheinen der Ungarin Szarka, welche frisches Obst und Gemüse in die Station bringt, beschrieben
- außerdem: sinnloses Kriegsgerichtsverfahren wegen Selbstverstümmelung gegen Hauptmann Bauer, da er bei einem Motorradunfall keinen Helm trug
- dann: Russen nähern sich dem Lazarett und Feldwebel Schneider geht ihnen mit einer weißen Fahne und rotem Kreuz in der Mitte entgegen

➔ tritt aus Versehen auf einen Blindgänger und die Russen fangen an, auf das Lazarett zu schießen

➔ nach einiger Zeit stellten sie Feuer ein (merken, dass keine Gegenschüsse fallen)

- Viertes Kapitel: Lazarettwechsel – Feinhals und Greck, dessen Gedanken und Ängste genau beschrieben werden, liegen auf der gleichen Station

- Grecks Urlaub in naheliegender Stadt – hat schreckliche Angst, da er seine Hose an einen Juden verkauft hat, und kehrt wieder zum Lazarett zurück

- Fünftes Kapitel: als Feinhals wieder genesen ist, lernt er Ilona kennen, beide verlieben sich ineinander – müssen sich aber trennen, weil Feinhals einen Marschbefehl erhält und Ilona Familie im Ghetto sehen will

- Soldaten wurden von einem roten Möbelwagen abgeholt

- 6. Kapitel: erreichen Dorf, um dort Schlacht auszutragen

- Finck stirbt, weil er Koffer voller Weinflaschen mit sich schleppte
- Dr. Greck erleidet schreckliche Magenschmerzen, wird durch einstürzende Scheunenüberdachung erlöst (begräbt ihn)

- Siebtes Kapitel: Ilona wird mit anderen Juden in ein KZ gebracht

- Filskeit: dort Obersturmführer ➔ am genauesten beschrieben (überzeugter Rassist, schwärmt für „Rassegedanken und den gemischten Chor“, sieht nicht arisch aus – Personifizierung des Bösen
- in seinem KZ: Chor für Juden, die gut singen können, andere ins Krematorium
- Ilona: singt katholisches Lied auf lateinisch und hat arisches Aussehen → daraufhin befiehlt Filskeit (kann dies nicht ertragen), alle Juden umzubringen, und die Metzelei fängt an; schießt gesamtes Magazin an Frau leer

- Höhepunkt (Bez., die zu Feinhals aufgebaut wurde, wird abrupt zerstört)

- Achtes Kapitel: Feinhals ins polnische Gebirge versetzt, um dort beim Bau einer Brücke als Architekt zu helfen (wurde früher von Partisanen gesprengt)

- Bau wird von Frau Susans beschrieben, die ein Wirtshaus in der Nähe besitzt → beschreibt das Verhalten der Bauarbeiter als „nicht konstruktiv"
- nach Fertigstellung: Brücke wird wieder gesprengt, da die Russen anrücken

➔ Mit diesem Beispiel: Krieg erscheint sinnlos und lächerlich –Dinge werden von Außenstehenden , unverzerrt, so wie sie sind, beschrieben

- 9. Kapitel: Feinhals kehrt wieder in seine Heimatstadt zurück - wird bei seiner Ankunft beschossen

- General: von Angreifern, den Amerikanern gefangengenommen
- Feinhals stirbt „auf der Schwelle seines Hauses", dem Elternhaus, einen sinnlosen Tod – wird von Deutschen erschossen, die Friedensfahne über seinem Kopf beschossen (also dort, wo er sich in Sicherheit glaubte) → im Krieg kann plötzlich alles aufhören!

wichtig (auch in Hinblick auf typisch für Trümmerliteratur):

- nicht Schlacht im Vordergrund, sondern einzelner Mensch

- taucht mit Liebe zwischen Adam und Ilona in Schreckenswelt der Juden ein – Umgang wird so beschrieben, als wären sie ein seelenloses „Ding“

- (organisierte) Sinnlosigkeit des Krieges – Bsp. mit:

- Kriegsverfahren gegen Hauptmann Bauer, der praktisch im Koma liegt
- Lazarett wegen Missverständnis zerstört
- Brückenaufbau nach Brückenzerstörung, worauf Brückenzerstörung folgte
- Tod Feinhals’ vor eigenem Elternhaus
- Krieg führt vom Leben in den Tod – unabhängig vom Dienstgrad, Geschlecht ... – moderne Krieg ist selbstständige Maschinerie

- erfährt Adams Gefühle, Gedanken, oder Ansichten nicht, Fkt. des Beobachters; Hdlg. hat oft nichts mit ihm zu tun (nur Anfang, 5. und 9. weiter im Vordergrund)

- Buch: werden keine Schlüsse werden gezogen – bleiben Leser überlassen, direkte Ausdrucksweise

→ Wirkung: kahl/unmenschlich – Grausamkeit komplett präsentiert

→ Vorteil: man kann sich selbst Bild über Werk machen

➔ Böll war an vielen Kriegsschauplätzen selbst anwesend, Hintergrund ebenfalls erlebt (Lazarett/Kampfhandlungen)

➔ nach Krieg der erste, der eine KZ-Szene schildert

Form/Sprache:

- 9 Kapitel – 9 lose verknüpfte Kurzgeschichten → fiktionaler erzählerischer Text (in Prosa – Sprechweise wie Alltag - verfasst) mit beträchtlicher Länge ➔ moralischer Roman
- Erzähler: allwissend – greift zudem in Vergangenheit zurück → auktorialer Roman
- Sprache: einfach, nüchtern, realistisch, wenige Symbole – präzise und „hart“ – Bilder dadurch scharf
- Symbol: anfangs Aufteilung der Truppe (von 3 x 333 Mann bis hin zu Feinhals allein → steht für weiteren Verlauf des Romans)
- weniger wichtig, Personen zu beschreiben, sondern an ihnen Routine zu zeigen
- Name Adam – symbolhaft für menschliche Schöpfung: zerstört sich im Krieg!

Absichten Bölls:

- Krieg: kein Abenteuer, sondern ansteckende Krankheit (siehe anfangs ZITAT)
- zeigt immer wieder Sinnlosigkeit des Krieges

➔ verzerrt und idealisiert Wirklichkeit nicht

➔ Roman = Anklage, Mahnruf gegen den Krieg

➔ ruft zur Humanität auf

Quellen:

- Buch „Wo warst Du, Adam?“ – quasi allein für Inhalt/Interpretation herangezogen

- unterstützend:

- http://www.entreriosonline.com.br/lit190.htm
- http://members.aol.com/germlit/Page/boell.html
- http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_B%F6ll
- http://www.hausarbeiten.de/rd/faecher/hausarbeit/del/15823.html
- http://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_ab/boell.html
- http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/epik/boell.htm
- http://www.whv.shuttle.de/whv/kaethekollwitz/deutsch/maja.htm
- http://www.schiller-gymnasium-hof.de/index.php3?ID=70
- http://www.boell.de/
- http://www.heinrich-boell.de/

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Böll,Heinrich - Wo warst du, Adam? Westdeutsche Nachkriegsliteratur - Trümmerliteratur #
Veranstaltung
Deutsch-GK
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2004
Seiten
7
Katalognummer
V108670
ISBN (eBook)
9783640068654
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inhaltlich insgesamt gesehen muss neben dem niedergeschriebenen das Werk selbst genutzt werden, so z.B. die einleitenden Zitate. Natürlich ist es umso besser, je mehr passende Textstellen ihr euch selbst im Werk markiert und euren Mitschülern dann auch vortragt bzw. zur Bearbeitung aushändigt. Auch ein kleines Arbeitsblatt, zumindest mit Ausschnitten der Biografie, sollte dazugehören. Ebenso weitere Materialien zur Repräsentation - Tafelbild, Beamer mit Bildmaterialien usw.
Schlagworte
Böll, Heinrich, Adam, Westdeutsche, Nachkriegsliteratur, Trümmerliteratur, Deutsch-GK
Arbeit zitieren
Torsten Mosler (Autor:in), 2004, Böll,Heinrich - Wo warst du, Adam? Westdeutsche Nachkriegsliteratur - Trümmerliteratur #, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108670

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