Die Frage nach der Theodizee im Buch Hiob


Hausarbeit, 2007

19 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition der Theodizee

3 Entstehung der Theodizee

4 Das Buch Hiob
4.1 Aufbau
4.2 Inhalt
4.3 Entstehung

5 Hiobs Leid
5.1 Hiobs Umgang mit dem Leid
5.2 Theologie der Freunde Hiobs
5.3 Das Lied über die Weisheit
5.4 Die Antwort Gottes

6 Wie der Mensch sein Leiden verstehen kann
6.1 Die Ohnmacht des Leidenden
6.2 Das Buch Hiob als biblische Klärung der Theodizeefrage?

7 Fazit

8 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Frage nach dem Warum des Leidens eines unschuldigen Menschen ist seit jeher existent und hat dabei auch gegenwärtig an Aktualität, sowie Brisanz nicht eingebüßt.

Angesichts dieser Frage rückt biblisch das Buch Hiob in den Mittelpunkt, innerhalb welchem unschuldiges Leiden konkret an Hand der Hiobgestalt dargestellt wird.

In meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit diesem Buch der Bibel, wobei es insbesondere zu versuchen gilt, die Frage nach der Theodizee binnen dieses Werkes zu ergründen, sowie nach Möglichkeit zu beantworten.

Beginnend mit einer kurzen Definition des Theodizeebegriffs im Allgemeinen und der diesbezüglich theologischen Auslegung im konkreten, sowie einer bündigen Erörterung dessen Entstehung, widme ich mich dem Hiobbuch im Speziellen. Nach einführenden Passagen in den Aufbau, Inhalt und Entstehung der Dichtung, gehe ich näher auf das Leiden Hiobs ein.

Hierbei skizziere ich zunächst Hiobs Umgang mit seinem Leid, die Theologie seiner Freunde, sowie das Lied der Weisheit und abschließend Gottes Antwort. Aus diesen konkret am Hiobbuch und somit der Gestalt Hiob haftenden Erläuterungen schlussfolgernd, verweise ich allgemein auf Menschen, denen ungeschuldet Leid widerfährt und versuche mittels der Ohnmacht des Menschen, näher auszudifferenzieren, wie dieser sein Leiden verstehen kann. Daran anknüpfend führe ich gängige Repliken bezüglich der Theodizeefrage in Verbindung mit Hiob an, um letztlich darüber Aufschluss zu erlangen, ob und in wie fern diese innerhalb des Hiobbuches eine Antwort findet.

Diese Ausführungen abschließend erfolgt ein Fazit, in welchem meine persönliche Meinung, anlässlich der Frage nach der Theodizee im Buch Hiob, ersichtlich dargestellt wird.

2 Definition der Theodizee

Theodizee leitet sich vom griechischem theos (Gott) und dike (Gerechtigkeit) ab und bezeichnet ein klassisches theologisches Problem monotheistischer Religionen. Die dabei klassisch von der Philosophie formulierte Frage, „wie Gottes Allmacht und Güte mit der Existenz des Bösen und des Leidens zusammengedacht werden können“[1], zentralisiert hierbei eine Problematik die innerhalb der Theodizeediskussion besonders gegenwärtig eine kaum zu überblickende Vielzahl an Verstehens- und Interpretationsfragen aufwirft. Wie lässt sich Gott angesichts des Leidens in der Welt rechtfertigen? In wie fern lassen sich Erfahrungen des Leidens und der Ungerechtigkeit mit der Vorstellung eines guten und gerechten Gottes in Einklang bringen? Gegenüber diesem allgemeinen philosophischen Diskurs, bedarf die Theologie dabei einer „offenen Theodizeefrage als Frage nach Gott angesichts von Leiden“[2]. Die theologische Formulierung der Theodizee modifiziert dabei die allgemeinen Fragen warum? und wozu? und erweitert diese um den Aspekt des gerechten Leidens und impliziert des Weiteren die „quer liegende Frage „wie lange noch“?[3]. In etwa formulierbar als, Wieso bleib auch dem Gerechten Leid nicht erspart?, legt sie somit ihren Fokus auf die Frage nach dem Grund, sowie insbesondere dem möglichen Sinn des Leidens eines Gerechten. Die Möglichkeit einer rationalen Vereinbarkeit von Gott und verallgemeinertem Leiden, sowie einer Kontingenzbewältigung rücken somit in den Hintergrund. Vielmehr hebt die theologische Position zudem die Notwendigkeit hervor, die Theodizeefrage, hinsichtlich des gerechten Leidens, nach und an Gott zu stellen.[4]

Nachfolgend gilt es, anstelle des allgemeinen philosophischen Diskurses, stets auf diese theologisch modifizierte Theodizeefrage Bezug zu nehmen.

3 Entstehung der Theodizee

Die Problematik der Theodizee ist so alt, wie die Menschheit selbst. Seit je her setzten sich die Menschen, auch ohne derzeit explizit bestehenden Theodizeebegriff, mit den Erfahrungen und Widerfahrnissen des Bösen, des Übels und des Leidens in individuellen, sowie auch sozial-politischen Dimensionen auseinander, um sich glaubwürdige Antworten erschließen zu können.[5] Die Theodizee erweist sich somit als lebensgeschichtliche Problematik, die nicht nur in Krisensituationen aufkommt, sondern konstitutiv zur Bewegung des Glaubens gehört. Bereits im Alten Testament, innerhalb des Buches Hiob, kommt es in Ansätzen zur Thematisierung der Theodizeefrage. So ebenfalls im antiken Griechenland. Hierbei formulierte der griechische Philosoph Epikur einst die erste Grundstruktur der Theodizee: „Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht: dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft, oder er kann es und will es nicht: dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist, oder er will es nicht und kann es nicht: dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott, oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht weg?“[6] Die Theodizeefrage wird seitdem jeweils in religions- und kulturgeschichtlichen Kontexten modifiziert artikuliert und zeugt von wirkungsgeschichtlich variablen Inhalten. Der Begriff „Theodziee“ selbst geht dabei auf Gottfried Wilhelm Leibniz zurück, welcher sich um 1710, innerhalb seines Werkes Essais de Theodicee sur la bonte de Dieu , la liberte de l`homme et de l´original du mal, mit dieser Problematik befasste und somit den Begriff der Theodizee, nach Röm 3,4f, etablierte.[7]

4 Das Buch Hiob

4.1 Aufbau

Das Hiobbuch, nach seinem Protagonisten benannt, ist im Kanon der hebräischen Bibel als Buch der Lehrweisheit im Alten Testament zu finden und wird folglich zur biblischen Weisheitsliteratur gezählt. Es steht im Anschluss an die Geschichtsbücher nach dem Buch Ester vor dem Psalter und eröffnet somit den zweiten Teil des Alten Testaments, den Abschnitt der Lehrbücher.

Das Buch Hiob lässt bei genauerer Betrachtung eine Dreiteilung erkennen: Der erste Teil umfasst die ersten beiden Kapitel, bis hin zu Hiobs Klage (1-2). Diesen Abschnitt bezeichnet man als Prolog. Die Diskussion um die Deutung als Strafe Gottes, somit die Reden der Freunde, sowie die Erwiderung Hiobs bilden den zweiten Teil (3-42,6), welcher allgemein als Hauptteil gilt. Beginnend bei 42,7 schließt sich der letzte Teil, der sog. Epilog an. Die Rahmenerzählung, den Prolog und Epilog umfassend, ist dabei in Prosa verfasst, wohingegen der Hauptteil mit seinen Dialogen in Poesie geschildert wird.[8]

Der Prolog führt zunächst den Protagonisten Hiob ein und erörtert dabei seinen Reichtum, sowie dessen Gläubigkeit. Des Weiteren wird in diesem von Gott und Satans Vereinbarung, Hiobs Glauben einer Prüfung zu unterziehen, berichtet und Hiob daraufhin von mehreren Unglücksfällen ereilt. Der Besuch von Hiobs Freunden, die ihm in seinem Leiden Beistand leisten wollen, schließt den Prolog ab.

Der Hauptteil wird von der Klagerede Hiobs eröffnet und enthält im weiteren Verlauf mehrere Redegänge zwischen Hiob und dessen Freunden. Letztlich ergreift Gott selbst das Wort, indem dieser seine Schöpfungsgewalt demonstriert, woraufhin sich Hiob seinem Gott demütig unterwirft und der Hauptteil zu seinem Abschluss kommt.

Der Epilog beinhaltet die Verurteilung Hiobs Freunde durch Gott, auf Grund deren theologischen Thesen und letztlich die Wiederherstellung Hiobs. Mit Hiobs Tod im hohen Alter endet der Epilog und somit das Buch Hiob.[9]

4.2 Inhalt

Zu Beginn des Hiobbuches wird Hiobs Weisheit und Gottesfurcht geschildert, ebenso wie dessen Wohlstand, Familie, Gesundheit und Glück, mit denen Hiob gesegnet ist. Es ergeht ihm so gut, wie es seinem frommen Tun entspricht. Diese Übereinstimmung im Tun und Ergehen Hiobs gibt dem Satan Anlass zur Frage, ob Hiob an seiner Frömmigkeit und Gottesfurcht auch noch festhält, wenn es ihm nicht mehr so gut ergehe. So kommt es zur Entstehung einer Art „Wette“ zwischen Gott und Satan, ob Hiob auch ohne „Gegenleistung“, sprich bei keiner Entlohnung seines frommen Daseins, an Gott festhält. Infolge dessen wir Hiob von mehreren Unglücksschlägen getroffen. Seine Habe werden vernichtet und seine Knechte, sowie Kinder getötet. Jedoch lässt Hiob nicht vom Glauben an Gott ab, woraufhin ihn eine zweite Glaubensprobe ereilt. Diesmal trifft das Unheil Hiob unmittelbar, in Form einer schweren Krankheit, eines Aussatzes von Kopf bis Fuß gleichend. Hiob, der nun als sozial Aussätziger gilt, wird daraufhin von seinen Freunden Eliphas, Bildad und Zophar besucht. Diesen klagt Hiob sein Schicksal, welches innerhalb mehrerer Redegänge zum Gegenstand lehrhafter Erörterung wird. Aus diesen ergibt sich der Ratschlag von Hiobs Freunden, er solle seine Schuld eingestehen und sich in Reue an Gott wenden, woraufhin er sein einstiges Glück zurück erlangen würde. Die Theologie seiner Freunde jedoch als nicht richtig erachtend, da sich Hiob als zu unrecht leidend empfindet, wendet er sich schließlich an Gott selbst und steigert sich in seinen Reden von der Klage über den Vorwurf bis hin zur Anklage gegen Gott. Während dessen tritt Elihu auf, ein zuvor nicht erwähnter Freund Hiobs, der ihn ebenso zu belehren versucht. Seine Rede bleibt von Seiten Hiobs jedoch unbeantwortet, da Hiobs Wunsch, nun endlich von Gott eine Antwort zu erlangen, letztlich in Form einer Theophanie erhört wird, in welcher ihm Gottes rätselhafte Schöpfung vor Augen geführt wird. Daraufhin bekennt Hiob seine Schwäche und widerruft „in Staub und Asche“[10]. Das Hiobbuch schließt mit der Verurteilung Hiobs Freunde durch Gott, die einzig Hiobs Fürbitte noch rettet, und der anschließenden Wiederherstellung Hiobs. So erhält dieser neue Kinder, doppelten Reichtum, Gesundheit und wird mit einem langen Leben gesegnet.[11]

[...]


[1] Kress, Christine: Gottes Allmacht angesichts von Leiden, Neukirchen-Vluyn: Verlag Neukirchener, 1999, S.1

[2] ebenda, S.14

[3] Sparn, Walter: Theodizee, in: Betz, Hans Dieter (Hrsg. u.a.): Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd.8,

Tübingen: Verlag Mohr Siebeck, 2005, S.231

[4] Vgl. Kress, Christine: Gottes Allmacht angesichts von Leiden, Neukirchen-Vluyn: Verlag Neukirchener, 1999,

S.1-15

[5] Vgl. Oelmüller, Willi: Theodizee-Gott vor Gericht?, München: Verlag Fink, 1990, S. 7

[6] Oelmüller, Willi: Theodizee-Gott vor Gericht?, München: Verlag Fink, 1990, S.10

[7] Vgl. Rosenau, Hartmut: Theodizee, in: Müller, Gerhard (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie,

Bd.33, Berlin: Verlag Walter de Gruyter, 2002, S. 222

[8] Vgl. Westermann, Claus: Der Aufbau des Buches Hiob, Stuttgart: Verlag Calwer, 1978, S.27-32

[9] Vgl. Hiob 1-42

[10] Hiob 42,6

[11] Vgl. ebenda 1-42

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Frage nach der Theodizee im Buch Hiob
Hochschule
Technische Universität Dortmund
Note
1.0
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V132301
ISBN (eBook)
9783640383573
Dateigröße
506 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frage, Theodizee, Buch, Hiob
Arbeit zitieren
Dorothee Kremietz (Autor:in), 2007, Die Frage nach der Theodizee im Buch Hiob, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132301

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