Kindheit im Wandel


Hausarbeit, 2003

16 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) Der Begriff Kindheit

3) Geschichte der Kindheit
3.1. Kindheit im Mittelalter
3.2. Renaissance – die Entdeckung der Kindheit

4) Wandel der Familie
4.1. Familienformen
4.2. Die Drei-Generationen-Familie
4.3. Die Kind-Eltern-Familie
4.4. Die Ein-Eltern-Familie
4.5. Einzelkinder
4.6. Wunschkinder

5) Wandel kindlicher Lebenswelten

6) Wandel des Zeiterlebens

7) Kindheit in der Fernsehwelt

8) Zusammenfassendes

9) Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Ihnen vorliegende Hausarbeit soll einen Überblick über einzelnen Gebiete geben, die mit dem Thema „Kindheit im Wandel“ in Verbindung gebracht werden können. Längst nicht jedes Teilgebiet, jeder Aspekt und jede Einzelheit kann hier behandelt werden, zu groß sind der Umfang und die Informationsflut. Umso mehr wird versucht ein Einblick in die relevantesten Bereiche, Kindheit betreffend, zu geben. Dabei setzten sich insbesondere die Kapitel „Familie im Wandel“ und „Wandel kindlicher Lebenswelten“ unmittelbar mit der nächsten Umgebung eines Kindes im Hinblick auf Veränderungen auseinander. Auf momentan populäre und viel diskutierte Themen geht vor allem das Kapitel „Kindheit in der Medienwelt“ ein. Weiterhin wird der Begriff Kindheit definiert und die Geschichte der Kindheit näher beleuchtet. Besonders möchte ich auf die Abschnitte „Wandel kindlicher Lebenswelten“ und „Wandel des Zeiterlebens“ lenken, in denen mehr oder weniger zwei der maßgeblichsten Veränderungen in punkto Kindheit beschrieben werden.

Ein großes Angebot von Literatur hat es gestattet, mir eine vielschichtige Übersicht über das Thema zu verschaffen, obgleich ich auch auf viele ideologisch behaftete Quellen gestoßen bin. Sehr zur Hilfe war mir das Buch mit dem gleichnamigen Titel „Kindheit im Wandel“ von Hans-Günter Rolff und Peter Zimmermann, welches die umfassende Thematik in einen kompakten, gegliederten und aktuellen Rahmen legt. Einführend sei auch noch zu bemerken, dass sich die folgenden Seiten auf die Kindheit im deutschen, in manchen Fällen auch auf den europäischen und nordamerikanischen Raum beziehen. Wobei auch, hier Ausnahmen die Regel bestätigen mögen.

2. Der Begriff Kindheit

„Kindheit“ sei – so besagt eine verbreitete und in der pädagogischen Literatur weitgehend anerkannte Behauptung – eine „Entdeckung“ oder „Erfindung“ der beginnenden Neuzeit. Damit ist wohl nicht gemeint, dass es vorher keine Kinder gab, und auch nicht, dass Kindheit als ein Glied in der Lebensgestalt, als ein Abschnitt in der biologischen und psychologischen Entwicklung eines Menschen oder als eine Altersgruppierung innerhalb menschlicher Kulturen und Gesellschaften erst in der Neuzeit entstanden sei. Vielleicht haben wir erst seit dieser Zeit begonnen, wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über diese Tatsachen zu sammeln; aber die selbst ist so alt wie die menschliche Gattung.

Die Behauptung macht Sinn, wenn man sie auf eine bestimmte verallgemeinerte Vorstellung über die Lebensweise von Kindern in einer Gesellschaft und die gesellschaftliche Organisation dieser Lebensweise bezieht. Das ist eine Vorstellung, die nicht so sehr in den Köpfen von Kindern, sondern in denen der Erwachsenen im Hinblick auf ihren Umgang mit Kindern und im Rückblick auf ihr eigenes früheres Kindsein entsteht. Und es ist eine Vorstellung, die sich auf die tatsächliche Lebensweise der Kinder auswirkt, die ihre Lebenswirklichkeit tief greifend beeinflusst. Solche Vorstellungen oder Ideen von Kindheit gibt es natürlich in jeder Gesellschaft und Kultur. Der Sinn jener Behauptung liegt aber darin, dass wir, wenn wir von „Kindheit“, „childhood“ oder „enfance“ sprechen, diesen Ausdruck auf eine spezifische Ausprägung dieser Vorstellung anwenden, die sich in westlichen Gesellschaften zu Beginn der Neuzeit herausgebildet hat und die sich von allen früheren Vorstellungen – und möglicherweise auch von künftigen – wesentlich unterscheidet.

Diese Vorstellung ist bestimmt durch einen wachsenden Abstand zwischen Kindern und Erwachsenen, durch die verstärkte Absonderung einer eigenen Kinderwelt von der der Erwachsenen und durch eine zeitliche Ausdehnung dieser Absonderung über die sprachliche Unmündigkeit und den beginnenden Zahnwechsel (sieben Jahre) hinaus bis zur Pubertät (14 Jahre) und noch weiter: Abschaffung der Kinderarbeit, Formierung der bürgerlichen Kleinfamilie, Pädagogisierung der Erziehung, Verbreitung und Verlängerung der Schulpflicht, Einrichtung von Kindergärten, Entstehung einer Kinderkultur. Deutlicher werden in der Bildenden Kunst und in der pädagogischen Literatur die Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen wahrgenommen und in stärkerem Maße werden Eigenart und Eigenleben von Kindern in der Erziehung und im Umgang mit ihnen berücksichtigt. Jacques Rousseau (1712-1778) gilt als ein Denker, der dieser Vorstellung zuerst und mit besonderem Nachdruck in seinem Erziehungsroman „Emile“ Ausdruck verliehen hat “Menschheit hat ihren Platz in der Ordnung der Dinge, die Kindheit hat ihren in der Ordnung des menschlichen Lebens.“[1] Ariés und de Mause sind einer ähnlichen, wenn nicht sogar gleichen Auffassung, dass «Kindheit« als Begriff für den Abstand zwischen Erwachsenen und Kindern, sich erst ab dem 16.Jahrhundert geprägt hat.

3. Geschichte der Kindheit

3.1. Kindheit im Mittelalter

Im Mittelalter war die Lebenssphäre bzw. der Lebensraum der Kinder von der der Erwachsenen weder räumlich noch kulturell getrennt. Man könnte von einem sogenannten „Großen Haus“ sprechen, in dem Kinder wie Erwachsene zusammen lebten, arbeiteten und spielten. Sie trugen sogar die gleichen Kleider. Kinder lernten durch Nachahmung und Gewöhnung und eigneten sich so notwendige Kenntnisse und Fertigkeiten an. Ein Kind erhielt keine besondere pädagogische Betreuung. Bis heute sind aus dieser Zeit keine speziellen Institutionen der Bildung und Erziehung wie Kindergärten oder Schulen bekannt. Demnach erhielten die Kinder des Mittelalters keinerlei gezielt systematische und nach heute geltenden Gesichtspunkten pädagogisch wertvolle Erziehung. Kinder galten als kleine Erwachsene, die mit etwa sieben Jahren ihren festen Platz neben den Erwachsenen einnahmen. Sie wurden auch wie solche behandelt, ohne etwa auf ihre kindspezifischen Probleme einzugehen. Folgt man den Erkenntnissen von de Mause, so erging es den Kindern im Mittelalter eher schlecht. Fehlende Hygiene und falsche Ernährung zogen eine hohe Sterblichkeit der Kinder nach sich. Er spricht von „nützlosen“ Essern, die man verhungern ließ oder gar aussetzte. Nicht selten wurden sie gequält und geschlagen. Ariés bringt eine eher konträre Dokumentation über die Mittelalterliche „Kindheit“. Er spricht von einem ungezwungenen Aufwachsen im „Großen Haus“ und einer ganzheitlichen Lebenswelt in der die Kinder in alle Prozesse integriert werden und nicht etwa wie in der Moderne sich ausgegrenzt in pädagogischen Anstalten wieder finden.

3.2. Renaissance - die Entdeckung der Kindheit

Wie bereits oben erwähnt, spricht man von einer „Entdeckung“ der Kindheit. Diese

Entdeckung war ein Ergebnis der im 14. bis 16. Jahrhundert vorherrschenden Anschauungen und sozialen Umstände. Das Kind rückte mehr und mehr in den Vordergrund. Hervorgerufen durch ein neugewecktes Interesse an der Erziehung und dem Bewusstsein pädagogischer Verantwortlichkeit der Kirchenmänner, Pädagogen und Moralisten, galt nun die Kindheit als eine Notwendigkeit zur Formung und Reifung des Menschen. Dieser Reifeprozess bedurfte einer besonderen Behandlung und Unterstützung. Orte dieser „Sonderbehandlung“ wurden die bürgerliche Kleinfamilie sowie die Schule. Die Familie entwickelte sich zunehmend weg vom „Großen Haus“, in dem alle Produktionsabläufe stattfanden zu einer Art modernen (Kern) – Familie, die nun auch eine neue Aufgabe übernehmen musste. Sie war nicht mehr nur eine Institution zur Erhaltung des Namens und Standes, sondern auch zunehmend eine <moralische Anstalt> *1. Was eine Familie nicht an Ausbildung und Erziehung leisten konnte, wurde vermehrt an Schulen übertragen. Das Resultat war ein enormer Aufschwung der Schule im 17.Jahrhundert, die durch verschiedenste Lehr- und Erziehungsansichten geprägt war. Lehrinhalte sowie Lehrmethoden verkörperten, was Philosophen, Pädagogen, Moralisten und Kirchenmänner bewegte. Es gab weder ein einheitliches System noch einen einheitlichen Lernstoff und der Unterricht wurde nach modernen wie scholastischen Methoden gestaltet.

[...]


[1]Rousseau, „Emile“ 1917, S.68.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kindheit im Wandel
Hochschule
Folkwang Universität der Künste
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V19383
ISBN (eBook)
9783638235242
ISBN (Buch)
9783640731398
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kindheit, Wandel, Geschichte, Entwicklung, früher, damals, Kinder, soziologisch, Kindheit im Mittelalter, Renaissance die Entdeckung der Kindheit, Wandel der Familie, Einzelkinder, Wunschkinder, Drei-Generationen-Familie, Wandel kindlicher Lebenswelten, Kindheit in der Fernsehwelt, Wandel des Zeiterlebens
Arbeit zitieren
Joan-Ivonne Bake (Autor:in), 2003, Kindheit im Wandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19383

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