Alternative Musiksendungen in Deutschland


Seminararbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,75


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung
1.1 Forschungsfrage

2. Begriffsdefinition
2.1 Alternative Musik

3. Öffentlich-rechtliches Fernsehen und ihr musikalisches Angebot
3.1 Grundversorgungsauftrag/Kulturauftrag bezüglich alternativer Musik
3.2 Historischer Überblick alternativer Musiksendungen
3.3 Die verschiedenen Musikgenres und ihre momentane
Vertretung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (Programmanalyse)

4. Privates Musikfernsehen in Deutschland und dortige Repräsentation alternativer Musik
4.1 Musikfernsehen in Deutschland – ein Rückblick
4.2 Der Niedergang des Musikfernsehens in Deutschland
- eine aktuelle Standortbestimmung

5. Perspektiven
5.1 Internet-Stream-Fernsehen: Beispiel „tunespoon.tv“
5.2 Digitales Fernsehen und digitale Spartensender

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Forschungsfrage

Musik bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF. Scheinbar dominiert von Schlager- und Volksmusiksendungen. Popmusik oder gar alternative Musik spielen in den Unterhaltungs- und Kultursendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vermeintlich nur eine kleine Nebenrolle. Im Bereich der privaten Anbieter, der Musikspartenkanäle MTV Deutschland und Viva Deutschland, ist anscheinend sogar Musik im allgemeinen regelrecht aus dem Programm verbannt worden. „Im Musikfernsehen läuft ja gerade so manches; man sieht Reise-Dokus, Flirt-Shows, Zeichentrickfilme, alte ‚Southpark’-Folgen, irrsinnig lange Klingelton-Werbung mit blauen Nilpferden und verrückten Fröschen sowie eine Autofrisier-Sendung ... Was man immer seltener sieht, ist: Musik.“[1]

Aufgabe dieser Arbeit ist es, festzustellen, ob gerade das breitgefächerte Genre der „alternativen Musik“ in den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten ARD und ZDF, aber auch in den privaten TV-Medien MTV Deutschland und Viva Deutschland wirklich so sehr an Präsenz verloren hat. Dafür wird zuerst unter Kapitel 2 der Begriff „Alternative Musik“ genauer erläutert, eingegrenzt und definiert. Im dritten Kapitel soll dann die regelmäßige, periodische Ausstrahlung dieser Art von Musik im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks differenziert untersucht werden.

Hierzu wird zuerst der gesetzlich festgelegte „Kulturauftrag [2] der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten beschrieben und dadurch der eigentliche Aufgabenbereich der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten abgesteckt. In einem nächsten Punkt wird ein Überblick über die historische Entwicklung alternativer Musiksendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen von den Anfängen bis heute gegeben. Um in einem weiteren Schritt auf die Vertretung der einzelnen Musikgenres, anhand einer einwöchigen Programmanalyse bei ARD und ZDF, einzugehen.

Im vierten Kapitel soll dann auch ein kleiner Einblick in die privaten Musiksender „MTV“ und „VIVA“ gegeben werden. Dabei wird auf die historische Entwicklung der Sender eingegangen, um darauf aktuelle Tendenzen der beiden Musikmedienunternehmen näher zu betrachten.

Im Schlussteil unter Kapitel 5 werden mögliche Perspektiven und bereits bestehende Tendenzen aufgezeigt, die vor allem neue Medien, wie z.B. Online-Musikfernsehen via Internet-Stream oder digitales Musikfernsehen liefern könnten.

Das Kapitel 6 fasst die Forschungsergebnisse dieser Arbeit nochmals zusammen, zieht ein Fazit und wirft weitere Fragen – die sich nach Rezeption dieser Arbeit stellen könnten – auf.

2. Begriffsdefinition

2.1 Alternative Musik

Musik zu kategorisieren ist wie die Gattungskunde, Formenlehre sowie Stilkunde der Musik zeigt ein äußerst komplexes Feld. Nichtsdestotrotz muss aufgrund des gewählten Themas der Begriff „Alternative Musik“ eingegrenzt und definiert werden, wobei zu erwähnen ist, dass auch hier aufgrund der Komplexität dieses Punktes nie alle Bereiche erfasst werden können. „Die Welt der Musik stellt sich schon wesentlich vielschichtiger dar. Je nach Genauigkeit des Rasters, angefangen von der [...] angefallenen Dreiteilung in Ernste-, Unterhaltungs- und Volks(tümliche)-Musik bis hin zur hundert und mehr Genres umfassenden Feinaufteilung von Ars Nova [...] bis Techno und Grunge, [...] bietet sich hier ein vielstimmiger akustischer Kosmos – oder auch ein Chaos, [...] dar, den wirklich zu überblicken [...] auch den wachen und professionellen Beobachter der Szene überfordern dürfte.“[3]

Der Begriff „Alternative Musik“ entstand wohl in den frühen 1990er Jahren als allgemeiner Oberbegriff für zuvor stark subkulturell geprägte Rockmusik.[4] „Diese Genre-Bezeichnung kam nach dem Massenerfolg von Nirvana (Grunge) und Rage Against The Machine (Crossover) auf. Die MTV-Sendung ‚Alternative Nation’ Anfang der 1990er Jahre trug dabei entscheidend zur Verbreitung des Begriffes bei.“[5] Heutzutage ist der Begriff der „Alternativ Music“ (engl.) nicht mehr so eng definiert wie einst, wie z.B. die Definition des Radio Fritz-Programm-Managers für den Musikbereich Patrick Ressler (Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb)) verdeutlicht. Er bezeichnet als alternative Musik die verschiedenen Genres um Rock, Hip Hop, Elektronische Musik, (Brit-/Indie-)Pop, Reggae/Dancehall, Techno und Metal.[6] Dies zeigt, dass der Begriff „Alternative Musik“ somit heutzutage ein Oberbegriff ist, der verschiedenste „Subgenres“ beherbergt. Wobei diese – in der „Radio-Fritz-Definition“ – genannten Subgenres wiederum stark untereinander vermischt werden können und auch z.B. auf Bereiche des Jazz, der Klassik, des Gospels oder des Blues zurückgreifen können. Ein aktuelles Paradebeispiel wäre z.B. die britische Band „Gorillaz“, die auf ihrem neuestem Album „Demon Days“ u.a. Hip-Hop, Singer-/Songwriting, Indiepop, Elektro-, Soul und Gospel miteinander vermischen. Sehr häufig steht der Begriff „Alternative Musik“ auch als ein Synonym für „Independent-Musik". Als „Independent“ werden ursprünglich die Musiker bezeichnet, die nicht bei einem sogenannten Major-Label (z.B. Universal, Virgin etc.) unter Vertrag stehen, „dabei geht es [hauptsächlich] um eine ästhetische Abgrenzung vom musikalischen Mainstream“.[7] Genau diesen Aspekt (der Distanzierung vom Mainstream) nutzt aber auch der Begriff „Alternative Musik“, womit der Begriff „Independent“ heutzutage meist im alltäglichen Sprachgebrauch durch „Alternative“, da bedeutungsgleich, ersetzt wird.[8] Wie komplex dieses Thema ist, zeigt auch der ganz normale musikredaktionelle Alltag des öffentlich-rechtlichen Jugendsenders des rbb „Radio Fritz“. „Bei unserer Kategorisierung [ob Mainstream- oder Alternative Musik] richten wir uns nach der Anmutung jedes einzelnen Titels, weniger nach dem Namen des Künstlers (D.h.: würde Robbie Williams plötzlich eine Indie-Noise-Platte aufnehmen, würde er bei uns trotz seines großen Namens in die ‚Alternative’-Kategorie eingeordnet werden).“[9] Für diese Seminararbeit würde es aber auch genügen, wenn man als junge, alternative Musik die Künstler und Art von Musik bezeichnet, denen es nicht bis nur sehr schwer und kurzzeitig gelingt in die fernsehmediale Aufmerksamkeit zu gelangen, trotz qualitativ sehr guter Musik und eigentlicher Akzeptanz durch die an der gesamten Jugendkultur mitwirkenden und interessierten Personen.

3. Öffentlich-Rechtliches Fernsehen und ihr musikalisches Angebot

3.1 Grundversorgungsauftrag/Kulturauftrag bezüglich alternativer Musik

Wie schon in der Einleitung erwähnt wurde, haben die öffentlich-rechtlichen Sender den sogenannten „Kulturauftrag“ im Rahmen des Grundversorgungsauftrag, geregelt durch den Rundfunkstaatsvertrag, zu erfüllen. Im § 11, Artikel 2 des Rundfunkstaatsvertrages heißt es u. a.: „sein Programm [das des öffentlich-rechtlichen Rundfunks] hat der Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Er hat Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten.“[10]

Dies ist natürlich sehr vage und allgemein formuliert, als das sich daraus die im Moment vorherrschende Form des musikalischen Programms bei ARD und ZDF ableiten ließe. Treffender beschreibt der ehemalige Sendeleiter Wolfgang Seifert des WDR diesen Kulturauftrag: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist dank seiner prinzipiellen Unabhängigkeit und seiner gesetzlichen Verpflichtung, alle relevanten künstlerischen Richtungen zu berücksichtigen, in der Lage, sich mit eigenen Akzenten alternativ und kompensatorisch zum öffentlich bzw. kommerzialisierten Musikleben zu verhalten, vor allem dort, wo eine bestimmte Musikgattung vernachlässigt wird oder der Vergessenheit anheimzufallen droht. Das betrifft in erster Linie ganz alte und ganz neue Musik, [...]. Er nimmt sich der Nachwuchsförderung und der Pflege neuer musikalischer Initiativen an [...]. Wir informieren über das, was an Musikdarbietungen und Musikentwicklungen im Lande und in der Welt vorkommt, [...]. Wir erfüllen unseren Bildungsauftrag, indem wir die Musik aller Zeiten und aller Stile als originäre Darbietung mit hoher interpretatorischer Qualität in größtmöglicher Vielfalt anbieten [...]“.[11] Dieser Darstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkangebots widersprechen Feuilletonisten, wie etwa Oliver Fuchs von der Süddeutschen Zeitung. Er stellt fest, dass auch noch im Jahre 2005 Pop und alternative Musik trotz angeblicher Omnipräsenz, nur eine marginale Rolle in den Medien spielen: „ARD und ZDF haben zwar haufenweise Volksmusiksendungen, aber keine regelmäßige Popmusiksendung.“[12]

[...]


[1] Fuchs, Oliver: Vom Glück der Bilder. Im Himmel. In: sueddeutsche.de, 9.12.2004. URL:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/445/44401/print.html (21.7.2005).

[2] Bayerische Rundfunk: Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten Deutschland. 8./15.10.2004. URL: http://www.br-online.de/br-intern/organisation/pdf/rundfunkstaatsvertrag.pdf (21.7.2005).

[3] Mark, Desmond: Jugend, Musik und Medien – Plädoyer für eine unvoreingenommene Diskussion. In: Bontinck, Irmgard (Hrsg.): Musik/Soziologie/...Thematische Umkreisungen einer Disziplin. Strasshof, 1999, S. 146.

[4] Wikipedia.de: Alternative (Musik). O.J. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alternative_%28%Musik%29 (21.7.2005).

[5] Vgl. Wikipedia.de, Alternative (Musik), 2005.

[6] Ressler, Patrick: Email vom 21.7.2005. Patrick.Ressler@rbb-online.de. (21.7.2005).

[7] Wikipedia.de: Independent. O.J. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Independent (21.7.2005).

[8] Vgl. Wikipedia.de, Alternative (Musik), 2005.

[9] Ressler, Patrick: 2005.

[10] Vgl. Bayerische Rundfunk, 2004.

[11] Seifert, Wolfgang: Musik und Wort im Hörfunk. Zitiert in: Kleinen, Günter. Massenmusik. Die befragten Macher. In: Schriften zur Musikpädagogik. Herausgegeben von Helmuth Hopf und Hermann Rauhe. Wolfenbüttel und Zürich 1983, S.67-68.

[12] Vgl. Fuchs: 2004.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Alternative Musiksendungen in Deutschland
Hochschule
Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz)
Veranstaltung
Medienkunde
Note
1,75
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V45664
ISBN (eBook)
9783638430234
Dateigröße
784 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
(Note nach Schweizer Notensystem 5,25)
Schlagworte
Alternative, Musiksendungen, Deutschland, Medienkunde
Arbeit zitieren
Marco Maurer (Autor:in), 2005, Alternative Musiksendungen in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45664

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Alternative Musiksendungen in Deutschland



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden