Globalisierter Konsum


Hausarbeit, 2006

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 (Globalisierter) Konsum

3 (Neue) Konsumenten

4 “Relevante” Produkte
4.1 Autos
4.2 Fleisch
4.3 Probleme

5 Lösungsansätze
5.1 Neue Technologien
5.2 Bevölkerungswachstum
5.3 Konsumverhalten

6 Nachhaltiger Konsum

7 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

“Sinn und Zweck jeder Produktion ist der Konsum und die Interessen der Produzenten sollten nur insofern beachtet wer- den als sie den Interessen der Konsumenten dienen.”1

Ein Zitat, das auf den ersten Blick sehr modern erscheint und so in der Firmenphilosophie jedes größeren Unternehmen der Welt auftauchen könnte. Tatsächlich aber wer es niemand geringeres als Adam Smith2, der Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre, der dieses Zitat im Jahr 1776 äußerte. Allerdings stellt sich langsam die Frage, wie angemessen eine solche Philosophie in unserer heutigen Zeit noch ist. Sollten unsere Konsumwünsche wirklich über allem anderen stehen und sich auch die Produzenten mit der Aussagen “wir produzieren doch nur das, was der Markt verlangt” aus der Verantwortung stehlen können?

Gerade mit Blick auf die immer schneller voranschreitende Globalisierung, die auch vor Konsum und Konsumverhalten nicht halt macht, ist es angebracht, sich Gedanken über die Auswirkungen von grenzenlosen Konsum zu machen. Dass es für diesen nicht besser aussieht als für das immer wieder propagierte grenzenlose Wachstum, soll mit der vorliegenden Arbeit verdeutlich werden.

Dazu wird im folgenden darauf eingegangen, was überhaupt unter glo- balisiertem Konsum zu verstehen ist, wer konsumiert und vor allem was konsumiert wird. Dabei soll der Blick auch immer auf Nebenwirkungen des Konsumverhaltens gelenkt werden, vor allem in hinblick auf Um- weltschädigungen. Zum Schluss werden noch verschiedene Möglichkeiten skizziert, wie globaler Konsum nachhaltig gestalltet werden könnte.

2 (Globalisierter) Konsum

Bevor die Auswirkungen übermäßigen Konsums, vor allem aus globa- ler Sicht, in das Blickfeld gerückt werden können, muss zuerst der Be- griff Konsum klar definiert werden. Ein Mensch kann dann konsumie- ren, wenn er die Möglichkeit hat, Produkte und Güter zu erstehen, die über das hinausgehen, was lebensnotwendig ist. Diese Produkte dienen hauptsächlich dem Komfort, der Bequemlichkeit oder der Unterhaltung. Um konsumieren zu können muss sowohl der Zugang zu diesen Produkten vorhanden sein, als auch ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem exis- tieren in dem der Erwerb solcher Güter möglich ist. Außerdem müssen die Konsumenten (Verbraucher) über genügend Kapital verfügen, um sich Konsumgüter leisten zu können.

Konsumgüter unterscheiden sich auch auf einer weiteren Ebene von Lebensnotwendigem: wärend der Erwerb letzterer in erster Linie auf die Grundbedürfnisse jedes Menschen zurückzuführen ist, wird der Kauf von Konsumgütern nicht primär über Bedürfnisse und Interessen bestimmt, sondern unterliegt “Druck” von außen. Dazu gehören sowohl Massen- medien, Reklame und Werbung, als auch gesellschaftliche Bedingungen, wobei bestimmte Produkte Prestige und Ansehen mit sich bringen bezie- hungsweise für Mitglieder einer Schicht obligatorisch sind. Konsum kann also auch mit Fremdbestimmung durch soziale Normen, Moderichtun- gen einhergehen und Produkte ausschließlich als Statussymbol oder zur Erfüllung eines Rollenverhaltens dienen.

Wärend Konsum und das damit einhergehende Verhalten für die In- dustrienationen nichts neues darstellen und für sich gesehen wahrschein- lich eher aus psychologischer bzw. verhaltensanalytischer Sicht inter- essant ist, ändert sich das Bild, wenn man den Konsum aus globaler Sicht betrachtet. Im Jahr 2000 lag die Summe für privaten Konsum weltweit bei 20 Billionen Dollar (aktuelle Zahlen ausgewählter Länder s. Tabelle 1), eine Steigerung um über 400% seit 1960 (zurückzuführen auf Bevölke- rungswachstum und steigenden Wohlstand). Diese Ausgaben sind welt- weit sehr ungleich verteilt, enfallen doch 60% des Konsums im Jahr 2000 auf 12% der Weltbevölkerung in Nordamerika und Westeuropa. Südasien und Südafrika mit 33% Weltbevölkerung kommen dagegen nur auf 3%.3 Welche gewaltigen Summen für Konsumgüter umgesetzt werden wird deutlich, wenn man den jährlichen Ausgaben für Luxusgüter die benötig-ten Gelder für die weltweite Befriedigung von Grundbedürfnissen ge-genüberstellt. Allein mit den Ausgaben für Make-up ($18 Mrd. welt-weit) und Tiernahrung ($17 Mrd. USA+Europa) könnte man die Unte-rernährung beseitigen ($19 Mrd.), weltweite Alphabetisierung sichern ($5 Mrd.) und sauberes Trinkwasser ($10 Mrd.) zur Verfügung stellen. Und selbst dann können sich die Verbraucher weiterhin Parfüm ($15 Mrd. weltweit), Kreuzfahrten ($14 Mrd. weltweit) und Eiskrem ($11 Mrd. Eu-ropa) leisten.4

Tabelle 1: Privaten Konsum ausgewählter Länder im Jahr 2005.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eurostat/US: Bureau of Economic Analysis/JP: Economic and Social Research Institute.

3 (Neue) Konsumenten

Wer gehört jetzt aber zu der globalen Konsumentenklasse? Es ist mit nichten nur die Bevölkerung der Industrieländer, die zu den Konsumen- ten gezählt werden. Ausschlaggebend für die Einstufung als Konsument ist die Kaufkraft. Als Grenze werden hier $2500 PPP5 pro Jahr angese- hen, wobei der Großteil der Konsumenten wesentlich mehr zur Verfügung hat.6 Auch wenn sich $2500 wenig anhört, ist es die 7fache Kaufkraft eines extrem armen Menschens (Definition der Weltbank “extreme Armut”: weniger als $1 PPP pro Tag). Damit haben die meisten Konsumenten genug Geld zur Verfügung, um neben dem Lebensnotwendigen auch an- dere Produkte zu finanzieren (vor allem Fernseher, PC, Küchengeräte, Auto).7

In den reichen Industrienationen (23 OECD Staaten) leben im Jahr 2000 850 Mio. “alte” Konsumenten. Zu diesen kommen nun 1,1 Mrd. “neue” Konsumenten hinzu, die aus 17 Entwicklungs- und 3 Schwel- lenländer stammen. Diese neuen Konsumenten besitzen immerhin die gleiche Kaufkraft wie die alten Konsumenten in den USA. Innerhalb die- ser neuen Konsumenten gibt es ungleiche Verteilungen, so stammen 41% von ihnen aus China und Indien und auch die Kaufkraft der neuen Kon- sumenten innerhalb der Länder unterscheidet sich stark (s. Tabelle 2). So verfügen im Durchschnitt die Top 40% der Bevölkerung über 71% der Kaufkraft. Außerdem machen die neuen Konsumenten nur 29% der Ge- samtbevölkerung aus. Neben der ungleichen Verteilung gibt es hier also auch noch ein erhebliches Potenzial für weitere neue Konsumenten.8

Tabelle 2: Neue Konsumenten und ihre Kaufkraft.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: s.9, S. 4963.

4 “Relevante” Produkte

Aus der Vielzahl von Produkten, die global konsumiert werden, sind einige Produkte bei einer Betrachtung unter dem Gesichtspunkt der Auswirkungen von globalem Konsum, vor allem auf die Umwelt, besonders wichtig. Da diese den größten Einfluss auf Umweltfaktoren haben, ist hier eine Änderung des Konsumverhaltens am Notwendigsten.

Zu diesen Produkten zählen Autos, Fleisch und Elektrizität. Auf die beiden ersten soll im folgenden näher eingegangen werden.

4.1 Autos

Der Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Autos und Umwelt- verschmutzung ist allgemein bekannt. Den primären Einflussfaktor auf die Umwelt macht der CO2 Ausstoß aus - hier sind Autos im Jahr 2000 für 73% des Gesamtausstoßes verantwortlich, was eine Zunahme um 26% seit 1990 bedeutet. Diese Zunahme ist 4mal höher als beim restlichen CO2 Ausstoß. Der sekundäre Umwelteinfluss besteht zum einen aus der Luftverschmutzung (Smog in Städten, verbunden mit einem absinken der Lebensqualität, Saurer Regen) und zum anderen aus den sozialen Kos- ten die Autos verursachen. Dazu zählen Unfälle, Bodennutzung durch Straßen, Kosten für den Straßenerhalt und Kosten durch Staus (Sprit- verschwendung und Ausfall an Arbeitszeit).9

Bei einer angenommenen Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre von 10 Mrd. Tonnen CO2 pro Jahr und einer prognostizierten Weltbevölkerung von 10 Mrd. Menschen im Jahr 2050 dürfte jeder Mensch 1 Tonne CO2 pro Jahr verursachen.10 Im Jahr 2002 verbrauchten allein die Amerikaner 20 Tonnen pro Kopf, die Briten und Deutschen 10 Tonnen und sogar die Inder bereits mehr als 1 Tonne.11

Da Autos wie bereits gesagt zu 73% an diesem Ausstoß beteiligt sind, muss sich ein weiteres Anwachsen der globalen Autoflotte verherend aus- wirken. Die neuen Konsumenten stellen bereits jetzt 117 Mio. Autos oder 21% aller Autos - ein Zuwachs von 89% seit 1990. Länder wie China verzeichnen einen Zuwachs von 445%! Bei einem weiteren Anstieg in dieser Größenordnung würde nicht nur der CO2 Ausstoß weiter steigen, sondern auch der Ressourcenverbrauch - bis 2020 würde sich zum Beispiel der weltweite Eisenbedarf verdoppeln.12

Die neuen Konsumenten sind dabei noch weit von dem Auto/Bevölke- rung Verhältnis der Industrienationen entfernt und es kommen immer weiter neue Konsumenten hinzu.

4.2 Fleisch

Die neuen Konsumenten in den Entwicklungs- und Schwellenländern kau- fen aber nicht nur mehr Autos, sondern verändern mit steigendem Wohl- stand auch ihre Essgewohnheiten. Indem sie sich den Industrieländern angleichen, steigt der Anteil von Fleischprodukten in der Ernährungspa- lette (s. Tabelle 3). Neben gesundheitlichen Problemen, die durch einsei- tige Ernährung entstehen können, wird diese Entwicklung von massivem Druck auf die Umwelt begleitet.

Die Fleischproduktion ist sehr ressourcenintensiv - für 1kg Rind- fleisch wird 8kg Getreide, 4kg Schweinefleisch und 2kg Geflügel benötigt. Schweinefleisch und Geflügel benötigen wiederum Getreide, so dass der Getreidebedarf immens zunimmt. Der Bedarf kann von vielen Ländern nur durch Bodenausbeutung oder Importe gedeckt werden, was auch Druck auf den internationalen Markt ausübt. Von dem weltweit ange- bauten Getreide (1,8 Bio. t) wird 50% als Tierfutter und Saatgut ge- nutzt. Die 20 vorgestellten Ländern, aus denen die neuen Konsumenten kommen, sind für 40% des weltweiten Getreideimports verantwortlich.13

Der steigende Getreidebedarf hat aber neben Bodenerosion noch wei- tere Folgen. Zum Anbau von 1 Tonne Getreide können bis zu 1000 Tonnen Wasser benötigt werden.

[...]


1 “Consumption is the sole end and purpose of all production; and the interest of the producer ought to be attended to only so far as it may be necessary for promoting that of the consumer.” Smith, Adam (1776): An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Book IV. Chapter 8.49.

2 Smith, Adam (*1723 ; † 17. Juli 1790): Schottischer Moralphilosoph

3 vgl.3, S. 41.

4 vgl.3, S. 48.

5 PPP: purchasing power parity; $1 PPP entspricht der Kaufkraft eines US-Dollars.

6 Im Jahr 2002/3 verfügen ca. 85% über mehr als $7000 PPP. vgl.5, S. 19.

7 vgl.9, S. 4963.

8 vgl.9, S. 4963f.

9 vgl.9, S.4965.

10 vgl.11, S. 7f.

11 Quelle: Weltbank, http://devdata.worldbank.org/data-query/

12 vgl.9, S.4965.

13 9, S. 4964.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Globalisierter Konsum
Hochschule
Universität Kassel
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V75497
ISBN (eBook)
9783638883504
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Globalisierter, Konsum
Arbeit zitieren
Samuel Greef (Autor:in), 2006, Globalisierter Konsum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75497

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