Die Fröbelschen Kindergärten - Der Zusammenhang zwischen Erziehung und Revolution


Hausarbeit, 2006

15 Seiten, Note: 2,4

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Pädagogische Grundgedanken zur Zeit der Revolution
1. Die traditionelle Erziehung
2. Die Fröbelschen Kindergärten
2.1 Die Person Fröbel im Kontext der Revolution
2.1 Theorien und Methoden

II. Das Verbot der Fröbelschen Kindergärten
1. Das Verbot, ein Missverständnis?
2. Die Kirche in Bedrängnis _
3. Gefahr für die konservative Regierung _
3.1 Die „freien Gemeinden“
3.1 Die Fröbelschen Kindergärten

III. Der Zusammenhang zwischen Erziehung und Revolution

Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

Einleitung

Die Revolutionsjahre 1848/49 spielten nicht nur auf allgemein politischer Ebene eine bedeutende Rolle, viele verschiedene Bereiche des gesellschaftlichen Lebens waren eingespannt in die Reformwünsche der Protagonisten der Revolution. Einer dieser Bereiche, die nach Ansicht zahlreicher Aktivisten reformiert werden sollten, war das Bildungssystem, die Erziehung des Kindes allgemein.

In einem brandenburgischen Schulblatt von 1849 lässt sich nachlesen, dass Lehrer und Pädagogen dieser Zeit „unstreitig“ zu den „Glücklichen, denen die Revolution nur Hoffnung und freudige Erregung gebracht habe“, gehörten.[1] Einer dieser Pädagogen, die der Revolution und den dadurch entstehenden Veränderungen, hoffungsvoll entgegenblickten, war Friedrich Fröbel, der den günstigen Zeitpunkt nutzen wollte, um seine pädagogischen Theorien und Methoden zu verbreiten und institutionell durchzusetzen.

Heute gilt Friedrich Fröbel, als Begründer des Kindergartens und der Spielpädagogik und neben Pestalozzi und Diesterweg, als einer der bedeutendsten pädagogischen Theoretiker des 19. Jahrhunderts. Dementsprechend viele Veröffentlichungen lassen sich finden, in denen seine Theorien erörtert, diskutiert und aufgearbeitet werden. Der Autor und Herausgeber zahlreicher Sammelbände und Aufsätze ist Helmut Heiland, welcher sich unter anderem auch mit der großen Zahl an vorhandenen Briefen und Tagebüchern befasste und so ein umfassendes Bild von Fröbels erzieherischen Grundgedanken kreieren konnte.

Betrachtet man nun einen dieser Grundgedanken Fröbels, nämlich die Kritik am damaligen Bildungs- und Erziehungssystems, so ist es interessant zu sehen, dass auch heute in Tagen der Bildungskrise in Deutschland annähernd die gleichen Gründe für ein Versagen des Bildungssystems genannt werden. Dazu gehört das wenig effiziente Bildungsangebot in Vorschuleinrichtungen oder die generell geringe individuelle Förderung in der Schule. Einen solchen Vergleich anzustellen ist mit Sicherheit gewagt, da die Kritiken unter verschiedenen Bedingungen ausgesprochen wurden, jedoch ist es vor allem für mich als Lehramtstudentin besonders aufschlussreich, die Geschichte in Hinblick auf die Pädagogik zu untersuchen und Gemeinsamkeiten oder Veränderungen im Vergleich zu unserer heutigen Zeit herauszustellen.

Dieser Punkt ist jedoch nicht das Hauptanliegen meiner Arbeit. Wichtiger ist es mir, den Zusammenhang zwischen Erziehung und der Revolution 1848 herauszustellen. Warum fanden Fröbels Theorien so viel Befürworter auf Seiten der Revolutionäre und welche Gründe lassen sich für das 1851 ausgesprochene Verbot der Fröbelschen Kindergärten finden? Ist es wirklich möglich, dass Erziehungsmethoden für Kinder im Vorschulalter, eine Gefahr für die Regierung darstellen konnten, oder lässt sich das Verbot nicht allein mit dem Willen der Regierung erklären?

Die Beantwortung der zahlreichen Fragen möchte ich mit einem Vergleich der beiden Erziehungssysteme beginnen, dem die Erläuterung der vielen verschiedenen Gründe für das Verbot folgt. An meinen letzten Punkt, der Beantwortung nach der Frage zwischen dem Zusammenhang von Erziehung und Revolution schließt sich mein Fazit an, in dem ich die eben gestellten Fragen noch einmal aufgreifen werde.

I. Pädagogische Grundgedanken zur Zeit der Revolution

1. Die traditionelle Erziehung

Da Deutschland im Revolutionsjahr 1848 keine einheitliche Nation war, ist es nicht möglich, ein institutionell festgelegtes Regelwerk pädagogischer Methoden in Schulen für ganz Deutschland wiederzugeben.

Da ich mich jedoch thematisch auf die Erziehung des Kindes im Vorschulalter festlege, ist es wichtig zu wissen, dass es zur Zeit der Revolution noch keine geregelte vorschulische Bildung gab. Kindergärten in der Form, wie wir sie heute kennen, existierten noch nicht, dem ähnlich waren allerdings die erzieherischen Anstalten, die der Kirche unterstanden. Gestattet war es jedoch ausschließlich christlichen Kindern diese Bewahranstalten zu besuchen, zudem erhielt das Kind hier allein Bildung auf religiöser Ebene. Dies wurde realisiert mit dem Auswendig lernen und Wiedergeben von Bibelsprüchen und Liederversen.

Fröbel kritisierte diese Form der Erziehung, denn die Kinder seien dazu gezwungen, sich „ewig viele“ Strophen aus Gesangbüchern einzuprägen, ohne sie zu verstehen.[2]

Und nicht allein Fröbel beanstandete diese Methoden, denn diese Form der Erziehung, zu Disziplin, Untertanengeist und Autoritätsglauben, für zahlreiche Aktivisten der Revolution, der falsche Weg der Kindeserziehung.

In den Kreisen der zahlreichen Revolutionsbefürworter war deutlich geworden, dass diese klassische Orientierung an Zucht und Disziplin ersetzt werden musste durch etwas Neues.

Worin aber unterschied sich nun das Fröbelsche von dem traditionellen System?

Ein entscheidender Punkt ist sicherlich, dass die traditionelle Ausrichtung bezüglich Zucht und Disziplin sich unter anderem von der Idee der Erbsünde herleitete. Fröbel aber hinterfragte, wie viele andere Protagonisten der Revolution die Idee Erbsünde.[3] Es trafen hier also 2 unterschiedliche Auffassungen vom Menschen aufeinander. Während Fröbel das Kind von Natur aus als unschuldig und ehrlich betrachtete, kreierte der Gedanke der Erbsünde ein Bild von einem, von Geburt an, belasteten Menschen.

In Folge der sich wandelnden Bedingungen wurde nun, meist von Seiten ehemaliger Revolutionäre, nach Einrichtungen verlangt, die nicht der Kirche unterstanden, sodass deren dogmatische Erziehung nicht das eigene Kind beeinflussen konnte.

In Folge dessen war es ein Anliegen Fröbels, insbesondere in Hinblick auf die sich verändernden gesellschaftlichen Verhältnisse, „die bei Reich und Arm so unvollkommene häusliche Erziehung der kleinen Kinder durch öffentliche Anstalten hier zu unterstützen, dort zu ergänzen“.[4]

Die gesellschaftlichen Verhältnisse im Wandel beziehen sich also, zum einen auf eine Veränderung vor allem der religiösen Einstellung vieler, zum anderen auf das sich wandelnde Familienleben als Folge der Industrialisierung.

Da Fröbels Kindergartenprojekt überkonfessionell konzipiert und für alle zugänglich war, passte er sich an die Gegebenheiten der Zeit an.

2. Die Fröbelschen Kindergärten

2.1 Die Person Fröbel im Kontext der Revolution

Wie in der Einleitung erwähnt, hatte Fröbel wie zahlreiche andere Pädagogen eine durchaus positive Einstellung gegenüber der Revolution. Er sah nun die Möglichkeit, seine Bildungsideen zu verbreiten und durchzusetzen. Ein erster Schritt war, Versammlungen einzuberufen, in denen er vorrangig sächsische und thüringische Volksschullehrer aktivierte, die Landesregierungen aufzufordern, die Fröbelschen Kindergärten als erste Stufe des staatlichen Bildungswesens einzurichten.

[...]


[1] Hupe, Johann Karl Friedrich: Die Revolution und die Schule, ein Rückblick in das Jahr 1848. In: Schulblatt für die Provinz Brandenburg14, 1849, S.6.

[2] Allen, Ann Taylor: „Geistige Mütterlichkeit“ als Bildungsprinzip. Die Kindergartenbewegung 1840-1870, in Kleinau, Elke/ Opitz, Claudia (Hg.): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung, Frankfurt a. M. 1996, S.22.

[3] Baader, Meike Sophia: „Alle wahren Demokraten tun es“, in: Mergel, Thomas/Jansen, Christian (Hg.): Die Revolutionen von 1848/49. Erfahrung-Verarbeitung-Deutung, Göttingen 1998

[4] Einladung zu einer Versammlung von Volkslehrern und Freunden deutscher Volkserziehung von 1848

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Fröbelschen Kindergärten - Der Zusammenhang zwischen Erziehung und Revolution
Hochschule
Technische Universität Darmstadt
Veranstaltung
Einführung in die Neue Geschichte
Note
2,4
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V76247
ISBN (eBook)
9783638817028
ISBN (Buch)
9783656206408
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fröbelschen, Kindergärten, Zusammenhang, Erziehung, Revolution, Einführung, Neue, Geschichte
Arbeit zitieren
Anonym, 2006, Die Fröbelschen Kindergärten - Der Zusammenhang zwischen Erziehung und Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76247

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