Methodenkritik der Sozialen Arbeit im Wandel der Studentenbewegung


Hausarbeit, 2005

30 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Methodenüberblick Sozialer Arbeit
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Zur Geschichte des Methodenbegriffs
2.3 Vorstellung der klassischen Methoden Sozialer Arbeit

3. Historischer Einblick in die Studentenbewegung

4. Methodenkritik im Zuge der Studentenbewegung
4.1 Auswirkungen der Studentenbewegung für die Soziale Arbeit
4.2 Exkurs in die aktuelle Methodendiskussion

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Mit Hilfe der hier vorliegenden, von mir persönlich angefertigten Hausarbeit „Methodenkritik der Sozialen Arbeit im Wandel der Studentenbewegung“ möchte ich mich einerseits konzentrierter mit den historischen Aspekten der studentischen Protestbewegung von 1968 und andererseits mit der damit verbundenen Kritik an den drei klassischen Methoden der Sozialen Arbeit, sowie deren Auswirkungen und den daraus resultierenden neuen Diversifikationen in der Sozialen Arbeit auseinandersetzen und näher beleuchten. Neben einer Präsentation und kritischen Hinterfragungen der traditionellen Methoden Sozialer Arbeit infolge der Studentenrevolte sollen Ergebnisse, Veränderungen dieser Methodendiskussion vorgestellt werden sowie ein Einblick in die aktuelle Methodendebatte gewährleistet werden.

Die Geschichte der Methodendiskussion in der Sozialen Arbeit ist so antiquarisch wie die Soziale Arbeit selbst. Dennoch beschäftigt diese Thematik heute immer noch eine Vielzahl von Menschen, die sich für Theorien, Methoden und Konzepten Sozialer Arbeit interessieren. Dieser Prozess wird auch niemals abbrechen, es handelt sich hierbei um einen rotierenden Vorgang, da dieser Methodenstreit einer ständigen Veränderungen sowie Anpassung an das Gesellschaftssystem, die Ökonomie, die Politik, unterliegt, um zweifellos erfolgreich intervenieren zu können.

Mich persönlich tangiert dieses Thema „Methodenkritik der Sozialen Arbeit im Wandel der Studentenbewegung“ im speziellen Maße, aufgrund dessen, dass ich ein gewisses Interesse für historische Ereignisse, wie die Studentenbewegung in den sechziger Jahren, vorzuweisen habe. Fasziniert bin ich besonders von der Ideologie, von dem Einsatz der Menschen, die für diese Protestbewegung und somit ebenfalls für ihre Überzeugungen, ihre Ideale gekämpft und sogar ihr Leben gelassen haben. Die studentische Protestbewegung hat die Welt wachgerüttelt und zu vielen positiven Veränderungen, Neustrukturierungen sowie Erkenntnissen maßgebend beigetragen - auch in der Sozialen Arbeit.

2 Methodenüberblick Sozialer Arbeit

2.1 Begriffsdefinition

Zunächst sollte der Begriff der Methode geklärt werden, um anschließend eine Übersicht über die Methoden der Sozialen Arbeit aufzeigen zu können.

Als Methode deklariert man allgemein das planmäßige Vorgehen, um theoretische sowie praktische Ziele in Wissenschaft und Forschung, aber auch im alltäglichen Leben verlässlich und bestmöglich zu erreichen. In der Sozialen Arbeit stellen die Methoden ein Bindeglied zwischen Praxis und Wissenschaft dar. Sie sollen in einem bestimmten Arbeitsfeld, innerhalb von Hilfeprozessen Menschen gezielt dabei sekundieren, ihre sozialen, gesellschaftlichen sowie ökonomischen Probleme zu eliminieren. Methoden sind aus diesem spezifischen Gesichtspunkt betrachtet ein „Kern“ professioneller Sozialarbeit bzw. Sozialpädagogik.

„Methode heißt, strategisch einen Weg zu beschreiten, der nach Zweck und Ziel und nach Lage der Dinge angemessen erscheint“ (Wolf - Rainer Wendt; z. n. Galuske 1998, S. 29).

„Methoden der Sozialen Arbeit thematisieren jene Aspekte im Rahmen sozialpädagogischer/sozialarbeiterischer Konzepte, die auf eine planvolle, nachvollziehbare und damit kontrollierbare Gestaltung von Hilfeprozessen abzielen und die dahingehend zu reflektieren und zu überprüfen sind, inwieweit sie dem Gegenstand, den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, den Interventionszielen, den Erfordernissen des Arbeitsfeldes, der Institution sowie der beteiligten Personen gerecht werden“ (Galuske 1998, S. 25).

Daraus resultieren folglich sechs Aspekte, genauer gesagt sechs Perspektiven, die bei der Reflexion von Methoden Sozialer Arbeit grundsätzlich zu bedenken bzw. zu beachten sind (vgl. ebd., S. 25f.):

1. Sachorientierung: Welche Probleme sollen mit der Methode verarbeitet werden? Wird die Methode der Problemlage gerecht?
2. Zielorientierung: Welche Ziele sollen mit der Vorgehensweise verfügbar werden? Lassen sich diese Bestrebungen mittels der Methode einlösen?
3. Personen- und Interaktionsorientierung: Wird die Methode den betreffenden Personen (Klienten/Sozialarbeiter) und ihrer Interaktion gerecht?
4. Arbeitsfeld- und Institutionsorientierung: Ist die Methode zweckmäßig innerhalb der institutionellen/organisatorischen Rahmenbedingungen anwendbar?
5. Planungsorientierung: Erlaubt die Methode die gezielte Planbarkeit von Hilfekonzepten?
6. Überprüfbarkeit (Evaluation; Controlling): Lassen sich am Ende darüber Enunziationen treffen, ob und in welchem Maße die Methode gewirkt hat?

2.2 Zur Geschichte des Methodenbegriffs

Der Begriff „Methode“ wurde erstmals unter der Autorität des amerikanischen „social work“- nach dem 2. Weltkrieg - in die deutsche und europäische Sozialarbeit eingeführt. In den fünfziger und sechziger Jahren war dieser Einfluss am intensivsten, sicherlich forciert durch die Tatsache, dass die Fürsorge in Deutschland während der Zeit des Faschismus mehr als nur korrumpiert war. Emigranten kehrten aus den USA zurück, ebenso verbreiteten in den Staaten ausgebildete, fachkompetente Sozialarbeiter sowie Sozialpädagogen die Methodenauffassung des amerikanischen social work in der deutschen Sozialen Arbeit.

In den Vereinigten Staaten wurde bis in die sechziger Jahre „casework“, „groupwork“ sowie „community organization“ als Methoden benannt. Diese wurden in Studiengängen für Soziale Arbeit an den Hochschulen in relativ autonomen Kursen separat gelehrt. Jene Vorstellung voneinander getrennter Methoden entsprach den historisch unabhängig gewachsenen Praxisfeldern, in denen „casework“ bzw. „groupwork“ praktiziert wurden. Diese Auffassung spiegelt ebenfalls das vorwissenschaftliche Studium einer Methodenlehre wider, in der vor allem das empirische Wissen, Erfahrungen und Kenntnisse der Praktiker übermittelt wurde.

Ende der fünfziger Jahre entwickelte sich folgend in den Staaten eine Diskussion, in der man sich von der herkömmlichen Auffassungen distanziert hatte, Methode sei lediglich eine systematische Vorgehensweise, die Einzelhilfe, soziale Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit umfasse. Der Begriff Methode wurde nunmehr ausgeweitet, neu definiert und Soziale Arbeit insgesamt als eine „Handlungslehre“ postuliert. In dieser Auseinandersetzung wurde aber auch deutlich, dass der Begriff „Methode“ das Handeln, das Agieren innerhalb einer so bestimmten sozialen Arbeit nicht mehr adäquat umschreiben vermochte. Die prozessorientierten Termini „Technik“ und „Intervention“ schienen hingegen schon angemessener fungieren zu können.

In Deutschland wurde drakonisch am mittlerweile tradierten Methodenbegriff festgehalten. Dies mag zweifellos damit zusammenhängen, dass der Einfluss der Pädagogik und der Erziehungswissenschaften auf die Soziale Arbeit in den sechziger Jahren deutlich zugenommen hatte. Der Methodenbegriff spielte in der Geschichte der Pädagogik konstant eine elementare und umstrittene Rolle. So stellten kritische Positionen in der pädagogischen Methodendiskussion fest, dass das pädagogische Methodenverständnis auf die Schulpädagogik beschränkt worden war. Methode war nach dieser Auffassung - in ihren extremsten Ausprägungen - zu einer „Lehre von den Mitteln ohne Ansehung der Zwecke“ geworden (Tuggener 1971). Der gebräuchliche amerikanische Methodenbegriff des social work beinhaltete hingegen ständig vier Elemente, genauer gesagt, Werte, Kategorien, leitende Prinzipien als auch Behandlungen. Die amerikanische Entwicklung wurde jedoch in Deutschland seit den sechziger Jahren nicht mehr oder lediglich geringfügig rezipiert. Erst in neuerer Zeit finden modifizierte über die Diskussionen in den Niederlanden und Schweden die amerikanischen Konzepte erneut Aufmerksamkeit.

2.3 Vorstellung der klassischen Methoden Sozialer Arbeit

Die klassischen Methoden der Sozialen Arbeit werden in diesem Abschnitt in prägnanter Art und Weise angeführt.

1. Einzelhilfe

Die soziale Einzelhilfe ist die traditionell - typische Methode der Sozialen Arbeit (Galuske 1998: S. 63 ff.), aufgrund dessen, das hierbei das hilfebedürftige Individuum, das Klientel, unmittelbar im Zentrum sozialer Hilfen steht. Über diesen Zugang wird Soziale Arbeit als Beziehungsarbeit definiert, die verändernden Einfluss auf den Klienten ausüben möchte und dies auch durchaus in ihrem Selbstverständnis gewähren kann. Die mit dem Doppelmandat von Hilfe und Kontrolle an Soziale Arbeit gesellschaftlich delegierten Einfluss wird bis heute noch gerne als eine authentische, persönliche sowie berufliche Herausforderung an die Sozialarbeiter bzw. Sozialpädagogen verstanden; in ideologischen Perspektiven lässt sich darüber Machtausübung in Angebote selbstloser Hilfen verwandeln und verklären.

Die klassische Methode der Einzelhilfe selbst entwickelt sich in den zwanziger Jahren in den USA unter intensiver Anlehnung an psychoanalytische Theorien. Die Konzepte der Einzelhilfe enthalten somit überwiegend psychoanalytische Deutungsmuster sowie diesen entlehnte Behandlungsvorschläge. Eine Vielzahl von Einzelhelfern verstehen sich deshalb als eine Art "Minitherapeuten", die sich um therapeutische Zusatzqualifikationen bemühen müssen, um ihr professionelles, fachspezifisches Profil aufzuwerten, um gezielter fungieren zu können. Neben dem Zugriff auf die Psychoanalyse werden in den letzten Jahrzehnten immer wieder Versuche unternommen, geisteswissenschaftliche Nachbardisziplinen von der Humanistischen Psychologie bis hin zur Systemtheorie in die Einzelhilfekonzepte zu integrieren. Unabhängig von der wissenschaftlichen Ausrichtung gestaltet sich das methodische Setting1 sozialer Einzelhilfe als eine formalisierte Vorgehensweise, die in seiner klassischen Form folgende Schritte enthält: Faktensammelung; psycho-soziale Diagnose; der Behandlungsplan; sowie Intervention/Hilfeprozess und Reflexion/Evaluation.

Der Hilfeprozess versteht sich als ein dynamischer, belebter Verlauf, der direkte und indirekte Hilfen beinhaltet, etappenweise reflektiert wird und je nach Qualität der ausgewerteten Hilfeleistung im antizipierten Sinne fortgeführt oder aber modifiziert wird. Die grundlegende enge Beziehungsarbeit zwischen Sozialarbeitern und Klientel erfordert ein erhebliches Maß an professioneller Verantwortung, um diese Verantwortlichkeit zu kompensieren und die subjektive Ausrichtung der Arbeit zu objektivieren, werden divergente Formen der Supervision als professionelles Reflexionsangebot für notwendig, gar für elementar erachtet (vgl. Galuske 1998: S. 253 ff.).

2. Soziale Gruppenarbeit

Von einer sozialen Gruppe wird immer dann gesprochen, "wo sich die Lebens - und Erlebens - Linien mehrerer Wesen miteinander mehr oder weniger fest und dauerhaft verknoten" (Hofstätter 1957: S. 192).

Die soziale Gruppenarbeit ist insbesondere aus vier unterschiedlichen Strömungen hervorgegangen: 1. aus der Jugendbewegung; 2. der Reformpädagogik; 3. der Gruppendynamik und 4. aus der Nachtbarschaftsheime/Settlements.

1. Die Jugendbewegung ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eine autonome Form des sozialen Engagements entstanden. Sie zeichnete sich primär durch die kollektive Aktivität gleichaltriger Jungen aus, die von geringfügig älteren Gruppenführern angeleitet wurden.

[...]


1 Unter Setting versteht man das Umfeld, in dem sich sozialarbeiterische bzw. sozialpädagogische Tätigkeiten abspielen.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Methodenkritik der Sozialen Arbeit im Wandel der Studentenbewegung
Hochschule
Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen - Abteilung Paderborn  (Soziale Arbeit)
Veranstaltung
Methoden der Sozialen Arbeit
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
30
Katalognummer
V136980
ISBN (eBook)
9783640446513
ISBN (Buch)
9783640446193
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Methodenkritik, Sozialen, Arbeit, Wandel, Studentenbewegung
Arbeit zitieren
Ulrike M. S. Röhl (Autor:in), 2005, Methodenkritik der Sozialen Arbeit im Wandel der Studentenbewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136980

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