Stellenwert der Musik bei der Identitätsbildung von Jugendlichen


Seminararbeit, 2003

15 Seiten, Note: 2-


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Jugend und Jugendkulturen in den letzten Jahrzehnten

3. Einfluss der Musik am Beispiel bestimmter Jugendkulturen
3.1 Techno
3.2 Gothics
3.3 HipHop

4. Schlussfolgerung

5. Persönliche Einschätzung

Bibliographie

1. Einleitung:

„’Die Musik ist das Leitmedium aller Jugendkulturen. Musik gibt die Geschwindigkeit, den Rhythmus des Lebens in den Szenen vor, beeinflusst die Stimmung und transportiert die Szenephilosophie (...)’“ (Farin, 2001)

Welche Möglichkeiten hat ein Jugendlicher sich als solcher zu definieren und sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren? Jugendliche und Jugendkulturen lassen sich genauso wenig auf einen gemeinsamen Nenner bringen wie man Jugendlichen in verschiedene Kategorien einteilen kann. Man würde den Jugendlichen nicht gerecht, wenn man sie in einer Art Schubladendenken entweder beispielsweise nur den so genannten „Ökos“ oder nurden Fans des Technos zuordnen würde. Obwohl jede einzelne Gruppierung oder sogar Kultur durch verschiedene einzigartige Merkmale gekennzeichnet ist, ist es für die Jugendlichen dennoch nicht ausgeschlossen, dass sie mehreren Gruppen gleichzeitig angehören. Letztlich sind alle von diversen Autoren vorgenommenen Einteilungen willkürlich und beschreiben doch nur das eine Phänomen der Abgrenzung von der Welt der Erwachsenen.

Dennoch spielen die eine oder mehrere Kulturen im Leben der Jugendlichen eine entscheidende Rolle. Jede Kultur weist einzigartige Merkmale auf, die diese als solche erkennbar machen. Neben der Kleidung und der Sprache ist der Musikstil der prägendste Faktor für die spätere Identität der Jugendlichen. Dieses Phänomen soll anhand dieser Arbeit dargestellt werden.

Da es nahezu unmöglich ist, alle Jugendlichen einer einzigen bestimmten Jugendkultur zuzuordnen, werde ich auf den nun folgenden Seiten nur einzelne Musikstile oder Jugendkulturen herausgreifen, die nach meiner Meinung einen großen Teil der Jugend abdecken. Diese Stile stehen stellvertretend für unzählige andere Stile und Kulturen. Weiterhin werde ich anhand dieser Stile den Stellenwert der Musik im Leben und im Abnabelungsprozess von den Eltern der Jugendlichen darstellen. Dieser Darstellung geht im Kurzen der geschichtliche Hintergrund der Jugendkulturen voraus. Auch wenn man von einer bestimmten Kultur nicht auf eine beliebige andere schließen kann, werde ich dennoch meine Analyse am Schluss auf die gesamte Jugend ausweiten und in gewisser Weise verallgemeinern, da jedem Beitritt zu einer Kultur und jedem Musikkonsum die gleiche Ursache zugrunde liegt, nämlich die Identitätsfindung.

2. Jugend und Jugendkulturen in den letzten Jahrzehnten

Etwa seit Beginn des letzten Jahrhunderts ist der Begriff „Jugend“ in unserer Sprache verankert. Zu dieser Zeit wurden die allgemeine Schulpflicht eingeführt und auch längere Ausbildungszeiten führten dazu, dass im Leben des Menschen eine Art Zwischenschritt zwischen Kindheit und Erwachsenenalter etabliert werden musste. Somit wurde der Jugend zunächst nur die Funktion der Bildung und Ausbildung zugeschrieben, allerdings sollte in dieser Zeit auch der Abnabelungsprozess vom Elternhaus stattfinden. Doch die „neuen“ Jugendlichen missbrauchten ihre neugewonnene Freiheit buchstäblich zu allerlei Aufsässigkeiten, so dass „die Jugend“ zwischen der Jahrhundertwende und dem ersten Weltkrieg gleichgesetzt wurde mit „Verbrechern“. Zur Zeit der Weimarer Republik wurde erstmals eine erste Jugendkultur eingeführt, die so genannten „Wandervögel“, welche sich für die Rechte der Jugendlichen einsetzte:

„Doch dazu besteht kaum Anlaß: Trotz allen Geredes vom ‚Generationenkonflikt’ engagieren sich die Wandervögel in erster Linie nicht gegen die Elterngeneration, sondern für das Recht der Jungen auf eigene Freiräume und Geselligkeitsformen. Sie suchen Distanz zu den Alten, aber nicht Opposition (...).“ (Farin, 2001)

Trotzdem sollte es bis zu den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts dauern, bis mit dem Rock `n´ Roll eine Jugendkultur entstand, die sich bewusst von den Erwachsenen abgrenzen wollte und somit gewisse Ähnlichkeiten mit späteren Jugendkulturen hatte. Die Mädchen begannen sich zu schminken und sich freizügiger zu kleiden, die Jungen feierten Partys und kamen immer später wieder nach Hause. Natürlich liefen derartige Veränderungen der so „korrekten“ und „sauberen“ Welt der Erwachsenen nicht ohne viel Streit zwischen Eltern und Jugendlichen ab, allerdings war diese Generation Jugendlicher der Vorreiter für alle Jugendkulturen, die in den folgenden Jahrzehnten folgen sollten. (vgl. Farin, 2001)

Erwachsene neigen dazu zu behaupten, die Jugend sei „sprachlos“ und nicht an der Politik oder anderem Weltgeschehen interessiert. Allerdings ist in der Tat der Fehler nicht bei den Jugendlichen zu suchen, sondern bei den Erwachsenen selbst, welche mit der schnelllebigen Trendsprache und dem sich permanent ändernden Geschmack der Jugendlichen nicht mithalten können. Weiterhin entstehet eine nicht unerhebliche Menge an Jugendkulturen als Reaktion auf einen bestimmten politischen Hintergrund wie beispielsweise die so genannte „68er Generation“ auf den Vietnamkrieg. Auch die später beschriebenen Gothics, Technofans und HipHop-Anhänger haben durchaus mehr politischen Hintergrund und haben deutlich mehr zu sagen, als manch ein Erwachsener diesen Kulturen zugestehen möchte.

Der wichtigste Schritt im Leben eines jungen Menschen die Abnabelung von den Eltern und der Aufbau einer eigenen Identität. Meist liegt diesem Abnabelungsprozess eine mehr oder minder heftige Abneigung gegenüber der „spießigen“ Welt der Erwachsenen zugrunde. Jugendliche wollen alles anders machen als die Eltern und wollen auf keinen Fall so werden wie diese. Was genau die Jugendlichen mit solchen Aussagen meinen, ist höchstwahrscheinlich auch ihnen selbst nicht ganz klar, dennoch ist bei den meisten Jugendlichen das Gefühl, sich von der Erwachsenenwelt in irgendeiner Weise abzugrenzen, nahezu übermächtig. Vergleicht man allerdings die Ansichten bezüglich Politik oder der Familie von Erwachsenen und Jugendlichen miteinander, so ist kein gravierender Unterschied feststellbar. Die Jugendlichen sprechen diese Ansichten allerdings auch aus und handeln danach, während die Erwachsenen ihre Meinung gerne für sich behalten.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat allerdings die Abhängigkeit der Jugendlichen von den Eltern stark zugenommen. Arbeitslosigkeit auch unter Jugendlichen und Wohnungsnot führen dazu, dass Jugendliche länger bei den Eltern leben und auch finanziell auf deren Hilfe angewiesen sind. Baacke formuliert dies so:

„Das Schulwesen leistet heute ebenfalls eine starke Chronologisierung der Jugendphase in Hinsicht auf ihre erhebliche Verlängerung. Neben der längeren Schulverweildauer ist das Finden geeigneter Berufe und Berufschancen immer schwieriger (...), so dass auch diese entscheidende Status-Einmündung unsiecherer geworden ist, oft um Jahre aufgeschoben wird.“ (Baacke, 1993)

Auch wenn heute ein Zwölfjähriger so reif ist wie ein Vierzehnjähriger in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, so findet der Abnabelungsprozess von den Eltern zwangsläufig heute viel später statt als noch vor 30 Jahren. Da also die räumliche und finanzielle Unabhängigkeit wegfällt, bleiben den Jugendlichen nur noch wenige Mittel, eine eigene Identität zu entwickeln. Letztlich bestehen also nur die Möglichkeiten des veränderten Kleidungsstils und der eigenen Musik als scharfe Grenze zwischen den Eltern und den Jugendlichen. Jugendliche fordern für sich das Recht ein, ihre Kleidung selbstständig auszuwählen, ohne sich von den Eltern beeinflussen zu lassen. Dass bei diesem Prozess der Geschmack der Jugendlichen meist nicht mit dem der Eltern übereinstimmt, liegt auf der Hand, ist sogar bewusst von den Jugendlichen so gewählt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Stellenwert der Musik bei der Identitätsbildung von Jugendlichen
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Soziologie)
Veranstaltung
Jugend und Popmusik
Note
2-
Autor
Jahr
2003
Seiten
15
Katalognummer
V24713
ISBN (eBook)
9783638275224
ISBN (Buch)
9783638882682
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stellenwert, Musik, Identitätsbildung, Jugendlichen, Jugend, Popmusik
Arbeit zitieren
Katrin Zielina (Autor:in), 2003, Stellenwert der Musik bei der Identitätsbildung von Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24713

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