Einsatz mobiler Endgeräte in Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Entwicklungen in den deutschen Nationalparks


Forschungsarbeit, 2014

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Methoden und Daten
2.1 Interviewleitfaden
2.2 Ablauf und Gesprächspartner
2.3 Teilnahme und Einschränkungen

3 Ergebnisse
3.1 Angebote mit MEG
3.2 Zukunft für MEG
3.3 Rahmenbedingungen
3.4 Chancen und Grenzen
3.5 Soziale Medien und Zugangspotentiale über MEG

4 Diskussion

5 Ausblick

6 Literatur

ABSTRACT

Nationalparks sind Besuchermagneten, Aushängeschilder für den Naturschutz und haben durch ihren Status viele Möglichkeiten Besucher anzusprechen. Mobile Endgeräte spielen trotz ihrer Rolle im alltäglichen Leben in der Umweltbildung von Nationalparks eine untergeordnete Rolle. In einer leitfadengestützten Telefonerhebung wurden 13 der 15 deutschen Nationalparks dazu befragt. Als mobile Endgeräte kommen vor allem GPS-Geräte zum Einsatz.DemInteresse vieler Verwaltungen die Nutzung mobiler Endgeräte auszubauen, stehen Personalmangel, wenig Zeit zur Auseinandersetzung mit dem Thema und die niedrige Priorisierung des Themas entgegen. Chancen sehen die Verwaltungen in einem erweiterten Zugangskanal zur Natur, Grenzenin derGefahr das Naturerlebnis durch Technikeinsatz zu beeinträchtigen.

Keywords: Umweltbildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung,mobiles ortsbezogenes Lernen, mobile, Endgeräte, neue Medien, Smartphone, App, Geocaching, GPS, soziale Netzwerke, nutzergenerierte Inhalte, Nationalpark, Geomedien, Öffentlichkeitsarbeit

1 Einleitung

Mobile Endgeräte (MEG) sind aus der heutigen Lebenswelt nicht mehr wegzudenken. In der Umweltbildung spielen sie bisher jedoch kaum eine Rolle. Der Einsatz mobiler Endgeräte für Apps, eGuides oder Geocaching lag 2012 bei Großschutzgebieten im deutschsprachigen Raum noch bei einem einstelligen Prozentsatz. Jedoch bestand bei über 50 Prozent Interesse diese Angebote auszubauen (HENNIG ET AL. 2013). Bisher werden vor allem GPS-Geräte zu Umweltbildungszwecken eingesetzt (LUDE ET AL. 2013). Die Meinungen zu Smartphones & Co reichen von Euphorie hin zur totalen Ablehnung. Potentiale werden in der Möglichkeit gesehen, dass Teilnehmer selber Inhalte erarbeiten können, Informationen selbständig abrufen und Zusammenhänge vor Ort wahrnehmen können. Hindernisse sehen Experten im finanziellen Aufwand, der Auswahl passender Geräte und Anwendungen, der technischen Abhängigkeit und dem schnellen Altern der Technologie (Lude etal. 2013).

Diese Studie befasst sich im Speziellen mitden deutschen Nationalparks (NPs). Sie haben einen hohentouristischen Wert mit rund 28 Millionen Besuchern jährlich (Zahlen der 13 befragten NPs). Davon werden rund 1,26 Millionen Besucher aktiv durch die NPs geführt. Diese Menge an Besuchern bietet ein großes Potential, diese auch über weit verbreitete Alltagstechnik wie Smartphones anzusprechen.

Ziele dieser Arbeit sind durch die Auswertung von Expertengesprächen mit Nationalpark-Mitarbeitern zu erheben,

(1) welche Angebote mitMEG es in der Umweltbildung in deutschen NPs gibt und welche Stärken und Schwächen diese aufweisen(Kap. 3.1).
(2) ob diedeutschen NPs Interesse haben Angebote mit MEG auszubauen undwelche Wünscheund Pläne es dafür gibt (Kap. 3.2).
(3) ob die Rahmenbedingungen für den Ausbau von Angeboten mit MEG gegeben sind (Kap. 3.3).
(4)welche Potentiale, konkrete Möglichkeiten und Grenzen von MEG und neuen Medien von den NPs selbst gesehen werden (Kap. 3.4).
(5) welches Potential durch MEG gegeben ist, Besucher anzusprechen (Kap. 3.5).

Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert und ein Ausblick auf die mögliche Entwicklung im Bereich der MEG in der Umweltbildung in deutschen NPs gegeben (Kap. 4 und 5).

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Abb. 1: Angebote mit MEG in deutschen Nationalparks (Quelle: verändert nach wwf.de).

2 Methoden und Daten

2.1 Interviewleitfaden

Der Fragebogen (siehe Anhang) umfasst 29 offene Fragen in den Kategorien Zur Person, Allgemeines, Einsatz von mobilen Endgeräten auf Führungen, Rahmenbedingungen und neue Medien im Nationalpark, Einschätzung: Potentiale und Grenzen. Die Abfolge der Fragenwurde soweit möglich eingehalten.

2.2 Ablauf und Gesprächspartner

AllenNPs wurde zunächst telefonisch das Vorhaben erklärt und ein passender Ansprechpartner erfragt. Anschließend wurde der Fragebogen zugesandt und ein Termin für das Interview vereinbart.

2.3 Teilnahme und Einschränkungen

13 von 15 NPs haben teilgenommen (NPs Niedersächsisches Wattenmeer und Kellerwald-Edersee fehlen). Vier Interviews (Eifel, Harz, Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, Vorpommersche Boddenlandschaft) wurden aufgrund von Kompetenzüberschreitungen mit je einer Person aus der Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit geführt. Vier Interviews(Schwarzwald, Jasmund, Hamburgisches Wattenmeer und Eifel) wurdenaufgrund von Zeitknappheit der Gesprächspartner verkürzt. Die Gespräche wurden nicht aufgezeichnet, sondern Fakten und Kernaussagen notiert und mit einem anschließenden Gedächtnisprotokoll ergänzt.

Die Gesprächspartner sprechen für den NP, geben in Einschätzungsfragen jedoch auch ihre persönliche Sichtweise wieder. Dies muss bei der Bewertung der Ergebnisse berücksichtigt werden. Angebote von Trägern der Umweltbildung im NP wurden nicht gesondert befragt. War der Gesprächspartner über mögliche Projekte der Träger nicht informiert, tauchen sie hier nicht auf.

Tab. 1: Bildungs- und Informationsangebote mit mobilen Endgeräten in deutschen Nationalparks

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3 Ergebnisse

3.1 Angebote mit MEG

Der Schwerpunkt der bestehenden Bildungsangebote mit MEG liegt auf GPS und Geocaching. Sieben NPs haben GPS-Angebote im Programm.Sechs NPs bieten oder boten einzelne Angebote an, die Foto und Video nutzen. Zwei NPsnutzen einen Audioguide, und fünf NPs kartieren mit Jugendlichen und GIS-gestützten MEG (ESRI-Sommercamps). Eine Übersicht über alle Angebote gibt Tab. 1.

Erst drei Nationalparks nutzen bisher eigens für die Parks entwickelte Apps. Berchtesgaden und Bayerischer Wald nutzen eine gleichartige informative App, der Schwarzwald hat eine auf das Parkgebiet zugeschnittene interaktive App für Themenwege.Der Nationalpark Hainich nutzt die IKosmos-Bestimmungsapp für Sträucher und Pflanzen.

Die Erfahrungen der NPs mit Angeboten für MEG (siehe Abb. 2) zeigen, dass MEG Jugendliche motivieren können und reizvolle methodische Alternativen zu analogen Methoden darstellen. Technische Probleme wie schlechter Empfang, schlechte Bedienbarkeit oder Unzuverlässigkeit der Geräte sind das Hauptproblem in der Praxis. Außerdem kommt dem Führer bei einer erfolgreichen Umweltbildungsveranstaltung mit MEG eine noch gewichtigere Rolle zu als bei herkömmlichen analogen Führungen.

Mitgebrachte Geräte von Teilnehmern an Führungen werden indes in keinem NP aktiv in Führungen eingebunden. Deren Nutzung während Führungen wird toleriert, jedoch nicht aktiv gefördert. In Einzelfällen wird bei großer Ablenkung gebeten, die Geräte nicht zu benutzten.

3.2 Zukunft für MEG

11 von 13 Nationalparks würden ihre Angebote mit MEG generell gerne ausbauen. Das Interesse führt jedoch nur in wenigen Fällen zu Umsetzung von Projekten. So haben sechs Nationalparks keine konkreten Pläne, drei sind am Ausloten der Möglichkeiten und nur vier stehen in konkreten Planungen.Die vierin Planung befindlichen Nationalparks arbeiten an einem Angebot für Geocaching, an Audioguides und an Apps.

Als Gründe gegen konkrete Umsetzungen trotz generellen Interesseswurdendie Personalsituation (7 mal), niedrige Priorität (2 mal), Finanzknappheit (1 mal) und fehlende Notwendigkeit(1 mal) genannt.

Fast alle Parks mit Interesse an MEG haben auch Vorstellungen, wie ein Angebot aussehen könnte: Meistgenannt sind Nationalpark-Apps (7 Nennungen) mit den Funktionen: Navigation, Routen, Besucherinformation, Einbringen nutzergenerierter Inhalte, Augmented Reality (computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung), Naturdynamikveranschaulichung und Bestimmung. Welche Möglichkeiten diese Funktionen bieten, zeigt Tab. 2.

3.3 Rahmenbedingungen

AlleNationalparks, die eine App in Erwägung ziehen, würden für deren technische Umsetzung einen externen Dienstleister beauftragen, die Inhalte jedoch selbst gestalten wollen. Ebenso wurden die bisher schon entwickelten Apps in Berchtesgaden und im Bayerischen Wald umgesetzt.

In der Finanzierung von Angeboten mit MEG sind die Parks auf externe Finanzierung angewiesen, insbesonderebeim Personal. Sechs NPs würden einen Förderantrag stellen, fünf NPs könnten (geringe) Mittel aus dem Haushalt für Sachmittel aufbringen, zwei NPs würden aufSpenden/Förderverein zurückgreifen und vier NPs könnten sich vorstellen Angebote in Kooperation mit anderen Schutzgebieten/Trägern/Institutionen zu erarbeiten.

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Abb. 2: Stärken und Schwächen bestehender Angebote mit MEG in deutschen NPs, gegliedert in zwei Ebenen: Inhalte/Methoden/Ziele und Technik/Rahmenbedingungen. Zahlen in Klammern sind Nennungen.

Vier NPs haben Interesse daran eigene MEG anzuschaffen, 4 Parks würden hingegen bevorzugen mitgebrachte Geräte der Besucher(Bring YourOwn) und entsprechende Apps nutzen. Als Gründe für die Anschaffung von Geräten wurden genannt: bessere Kontrolle über den dosierten Einsatz und Verhinderung von Ausschluss von Teilnehmern ohne eigene MEG. Gegen die Anschaffung sprechen die schnelle Veralterung und der hohe Wartungs- und Pflegeaufwand der Geräte.

Eine zentrale Frage für den Ausbau von Angeboten mit MEG ist die Abdeckung des Mobilfunknetzes in den Schutzgebieten und die Güte desGPS-Empfangs. 12 NPs haben je nach Netzanbieter keine flächendeckende Netzabdeckung. So kann sich kein Park auf die durchgängige Verfügbarkeit von mobilem Internet verlassen, was den Einsatz von online-Apps schwierig macht. Der GPS-Empfang ist in den meisten Gebieten weitestgehend vorhanden, jedoch je nach Topographie, Bewuchs, Witterung und Jahreszeit nicht verlässlich. Besonders problematisch ist dies in bergigen und bewaldeten Gebieten (z.B. Berchtesgaden), weniger problematisch im Watt.

Tab. 2: Möglichkeiten von mobilen Endgeräten mit Apps in der Umweltbildung. In Klammern ist die Häufigkeit der Nennungen der NPs aufgelistet.

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3.4 Chancen und Grenzen

Die größten Chancen von MEG und neuen Medien sehen die NPs darin, einen zusätzlichen Zugangskanal zur Natur zu schaffen, wobei diese Chance dadurch begrenzt wird, dass die Technik nicht vom Naturerlebnis und den vermittelnden Inhalten ablenken darf (siehe Abb. 3). Insgesamt werden die Chancen vor allem im Bereich der Inhaltsvermittlung, der Methodik und Zielsetzung gesehen, weniger in der Technik selbst oder den Rahmenbedingungen. Die Grenzen verteilen sich hingegen ausgewogener auf Technik/Rahmenbedingungen und Inhalt/Methode/Ziele.

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Abb. 3: Chancen und Grenzen von MEG und neuen Medien in der Umweltbildung für Nationalparks, gegliedert in die zwei Ebenen Inhalt/Methode/Ziele und Technik/Rahmenbedingung.. Zahlen in Klammern sind Nennungen.

Auf der Chancenseite wird klar deutlich, dass neue methodische Wege der Inhaltvermittlung und eine gesteigerte Motivation von Teilnehmern an Veranstaltungen erhofft werden. Gleichzeitig sehen die Umweltbildungsabteilungen der NPs jedoch die Einschränkung, dass die Technik die Naturerfahrung einschränkt. Ebenso wird befürchtet, dass Dauerverfügbarkeit von Informationen durch MEG, dem Wunsch nach Abgeschiedenheit entgegensteht und Technikeinsatz in der Umweltbildung die Veranstaltung oberflächlicher, anonymer und realitätsferner macht.

3.5 Soziale Medien und Zugangspotentiale über MEG

Die deutschen Nationalparks sind Besuchermagneten. Die 13 befragten NPs zählen nach Schätzungen rund 28 Millionen Besucher jährlich. Circa 4,5 Prozent dieser Besucher (1,26 Millionen) werden aktiv auf Führungen, Exkursionen und Veranstaltungen durch die NPs geführt. 75 Prozent aller Jugendlichen (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2013)und rund 55 Prozent aller Deutschen im Gesamten (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. 2014)nutzen ein Smartphone. Rund 56 Prozent der deutschen Internetnutzer nutzt Facebookaktiv (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. 2013).Es gibt fünf offizielle Facebook-Seiten von NPs, verschiedene Facebook-Seiten von Einrichtungen und Trägern des Nationalparks. Einzelne Parks nutzen Facebook als Kanal und posten täglich (Eifel und Wattenmeer SH) oder wöchentlich (Vorpommersche Boddenlanschaft). Die meisten Nutzer erreicht der NP Eifel mit 4698 Fans (Stand Juli 2014), folgend der Bayerische Wald (3311) und Wattenmeer SH (2858).

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Abb. 4: Besucher und geführte Besucher in deutschen Nationalparks (Zahlen z.T. grobe Schätzungen der NPs).

4 Diskussion

Der Schwerpunkt bestehender Angebote liegt eindeutig bei GPS und Geocaching, wobei die Planungen und Zukunftsvisionen klar Richtung Apps ausgerichtet sind.

Vergleicht man die Angebote mit MEG in NPs mit denen anderen Umweltbildungsinstitutionen (LUDEet al. 2013, HENNIG et al. 2013, Hennig 2014) so fällt auf, dass die Nationalparks trotz ihrer exponierten Stellung im Naturschutz keine Vorreiter in diesem Bereich sind. Technisch und didaktischaufwändige Angebote wie in einzelnen Umweltbildungszentren oder in der Eventbranche (z.B. Geogames) sind in deutschen Nationalparks bisher nicht zu finden.

Das Potential von MEG vor Ort Infos zu beziehen, Augmented Reality, über soziale Netzwerke Daten auszutauschen oder zu kommunizierenwird, wie auch Lude et al. (2013) und Hennig (2014)nicht nur für NPs feststellen, noch nicht ausgeschöpft.

Die Möglichkeiten von MEG werden in NPs in der Sichtweise der Öffentlichkeitsarbeit und der Umweltbildung gesehen. Die Öffentlichkeitsarbeit sieht Apps als eine gute Möglichkeit dem Besucher in einer interaktiven Karte Wander- Rad- und Wasserwege, Besucherzentren und Einkehrmöglichkeiten aufzuzeigen. Außerdem können darüber grundlegende Informationen über den Nationalpark, Naturraum und das Verhalten in NPs vermittelt werden. Des Weiteren wird eine große Chance im Informieren über Veranstaltungen gesehen, um so einen direkten Zugang zu klassischen Umweltbildungsveranstaltungen herzustellen.

Die Umweltbildung schätzt vor allem die Möglichkeit mit MEG Naturprozesse zu veranschaulichen oder über Augmented Realityseltene Tiere wie den Luchs in der Landschaft einzublenden. Die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Gruppen, dem Festhalten und Austausch von Daten und der Nachbereitung werden nicht genannt. Auch die Möglichkeit vonBring YourOwn (BYO), also MEG von Besuchern,einzubinden ist ein bisher wenig beachteter Ansatz.

Stärken bestehender Angebote mit MEGwerden vor allem im Bereich der Motivation gesehen, Schwächen in der technischen Bedienung und Zuverlässigkeit. Dies legt nahe, dass ein erfolgreiches Angebot mit MEG sorgfältiger Konzeption und anschließend auch Verbesserungen bedarf. Die NPs hängen dabei der technischen Entwicklung hinterher (Lude et al. 2013, Hennig 2014), was die Schaffung attraktiver Angebote schwieriger macht, da vor allem Jugendliche hohe technische Ansprüche stellen (Lude et al. 2013).

Diese Studie bestätigt die Ergebnisse von Lude et al. (2013), dass in der Umweltbildungsabteilungen in der Nutzung von MEG und neuen Medien gleichermaßen große Chancen gesehen werden, gleichzeitig jedoch vor den möglichen Problemen zurückgeschreckt wird.

Im Unterschied zu Ludeet al. (2013) sticht vor allem die Sorge der Ablenkung vom Naturerlebnis heraus, die bei Lude et al.nur auf dem sechsten Platz der Hindernisse aufgeführt wird. Darüber hinaus wird dieses Problem unter den Schwächen der bestehenden Angebote mit MEG nur von einem NP tatsächlich als Problem identifiziert.

Die größte Chance durch MEG wird in einemerweiterten Zugangskanal zur Natur gesehen, was bei Lude et al. unter den häufigsten Gründen nicht gelistet ist.

Chancen wie das Erstellen eigener Inhalte (die bei Lude et al. als wichtig eingestuft sind) wurdenvon den NP-Mitarbeitern gar nicht genannt. Andere genannte Möglichkeiten wie das Zurverfügungstellen von Informationen vor Ort rangieren auch bei Lude et al. weit vorne.

Zusammengefasst bestätigen sich die Ergebnisse Hennigs (2014) auch für die deutschen NPs. Hennigstellt fest, dass Großchutzgebietsverwaltungen den Stellenwert von modern Informations- und Kommunikationstechnologien für die Umweltbildung deutlich geringer einschätzen als für Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere für dieBesucherinformation.

5 Ausblick

Wohin die Reise mit MEG in der Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit geht ist noch nicht ganz klar. Smartphones und Tablets bieten jedoch alle Möglichkeiten, die bisher in GPS, Foto, Video und PC einzeln genutzt werden mussten.

Die NPs loten erstaus wie sie dieses vielfältige Angebot nutzen können. Die Vorzüge des mobilen Internets werden wohl auch zukünftig aufgrund der Netzabdeckung noch nicht in vollem Umfang in NPs nutzbar sein.

Offline-Apps und die GPS-Funktion können jedoch auch schon einen großen Funktionsumfang liefern. So sind Karten, Routenvorschläge, Hintergrundinformationen oder Tools zur Artenbestimmung auch ohne mobiles Internet realisierbar. Dies ist vor allem für die Öffentlichkeitsarbeit der NPs interessant.

In der Umweltbildung gibt es derzeit verschiedene Ansätze MEG einzubinden. MEG können in alltäglichen Veranstaltungen als Ergänzung zu analogen Methodenzur Artenbestimmung mit einer App, Orientierung (GPS-Geräte oder Smartphone) oder zur Dokumentation mit Fotos und Videos genutzt werden. Ebenso sind sie attraktiv für mehrtägige Sonderveranstaltungen, wie den ESRI-Sommercamps, dem Mediencamp im NP Berchtesgaden oder dem Naturfilmcamp des NP Vorpommersche Boddenlandschaft. Darüber hinaus sind dauerhafte Angebote mit MEG in der Umweltbildung (außer GPS-Geräten) bisher noch nicht in Sicht.

Hennig (2014) kommt zu dem Schluss, dass den Schutzgebietsverwaltungen das Potential von Social Media noch nicht bewusst ist – die Vermutung liegt auch für den Einsatz von MEG in der Umweltbildung nahe.

Ebenso zu untersuchen wäre, ob die Struktur von NPs als behördliche Verwaltung Innovationen in der Umweltbildung hemmt. Freie Träger in der Umweltbildung können evtl. schneller attraktivere Angebote schaffen.

Abgesehen davon ist der Einsatz von MEG in der Umweltbildung jedoch auch eine Frage der Philosophie hinter dem pädagogischen Konzept.

Die größte Sorge der Umweltbildner ist, dass der Einsatz von Technik vom Naturerlebnis und damit von der Grundlage der Umweltbildung ablenkt. Deswegen wäre es wichtig zu untersuchen ob Technikeinsatz in der Praxis tatsächlichNP-Besucher vom Naturerlebnis ablenkt.

Die technische Entwicklung bringt mit sich, dass inzwischen über 55der Prozent Deutschenüber 14 JahrenSmartphonesnutzen (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. 2014), wodurchsich automatisch auch für Nationalparks die Frage aufdrängt, wie man dieses Potential über die Einbindung von BYO-Geräte nutzen kann.

Auffallend in dieser Studie istdie Diskrepanz zwischen generellem Interesse am Thema MEG und nur wenigen tatsächlichen Umsetzungen. Die personellen Rahmenbedingungen in den Umweltbildungsabteilungen wurden als Kernpunkt genannt, der Umsetzungen verhindert. In Hinsicht darauf sollten Konzepte entwickelt werden, deren Umsetzung ohne zusätzliches Personal realisiert werden können.

Die Studie legt nahe, dass Umweltbildner, die sich schon tiefergehend mit den Möglichkeiten von MEG auseinander gesetzt haben, Aufwand und Erfolg von möglichen Angeboten besser abschätzen können. Kompetenz von Mitarbeitern im Umgangen mit MEG und neuen Medien würde demnach also die Hemmschwelle für die Realisierung von Angeboten mit MEG senken (was jedoch noch zu untersuchen wäre).

6 Literatur

Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (2013): Soziale Netzwerke 2013. Dritte, erweiterte Studie.Eine repräsentative Untersuchung zur Nutzung sozialer Netzwerke im Internet. URL: http://www.bitkom.org/files/documents/SozialeNetzwerke_2013.pdf (Stand 9.9.2014).

Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (2014): Presseinformation. Smartphones stärker verbreitet als normale Handys. URL: www.bitkom.org/files/documents/Bitkom-Presseinfo_Smartphone-Nutzung_in_Deutschland_11_06_2014(1).pdf (Stand 9.9.2014).

HENNIG, S., VOGLER, R., MÖLLER, R. (2013): Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie in Großschutzgebieten. Nutzung und Bedeutung in der DACH-Region. In: Naturschutz und Landschaftsplanung 45(7), S. 213-219. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.

Hennig, S. (2014): Innovative Wege für die Informations- und Kommunikationsarbeit im Naurschutz –vorgestellt am Beispiel von Grossschutzgebieten. In: Anliegen Natur 36(1), S. 90–102. Laufen.

LUDE, A., SCHAAL, S., BULLINGER, M., BLECK, S. (2013): Mobiles, ortsbezogenes Lernen in der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der erfolgreiche Einsatz von Smartphone und Co. in Bildungsangeboten in der Natur. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2013): Jugend, Information, (Multi-) Media Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. URL: www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf13/JIMStudie2013.pdf (Stand: 9.4.2014).

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Einsatz mobiler Endgeräte in Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Entwicklungen in den deutschen Nationalparks
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Geographisches Institut)
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
18
Katalognummer
V308420
ISBN (eBook)
9783668070431
ISBN (Buch)
9783668070448
Dateigröße
1328 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umweltbildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, mobiles ortsbezogenes Lernen, mobile, Endgeräte, neue Medien, Smartphone, App, Geocaching, GPS, soziale Netzwerke, nutzergenerierte Inhalte, Nationalpark, Geomedien, Öffentlichkeitsarbeit
Arbeit zitieren
Matthias Eberspächer (Autor:in), 2014, Einsatz mobiler Endgeräte in Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Entwicklungen in den deutschen Nationalparks, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308420

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