Verbbewegung im Sprachenvergleich


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil: Verbbewegung
II.1. Die Verbbewegung im Hauptsatz
II.1.1. Verbbewegung im deutschen Hauptsatz
II.1.2. Regeln für Verbbewegung am Beispiel des deutschen Hauptsatzes
II.1.3. Verbbewegung im französischen Hauptsatz
II.1.4. Verbbewegung im englischen Hauptsatz
II. 2. Die Verbbewegung von englischen Hilfsverben und französischen Infinitiven
II.2.1. Die Hilfsverben „have“ and „do“
II.2.2. Die Verbbewegung französischer Vollverben im Infinitiv
II.3. Die Verbbewegung in Nebensätzen
II.4. Die Verbbewegung in direkten (Ergänzungs-) Fragesätzen
II.5. Die Verbbewegung in indirekten Fragesätzen
II.6. Die Split-Infl-Hypothese als Erklärung für die Bewegung französischer Vollverben

III. Schlußbetrachtung

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit soll die Verbbewegung in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch betrachtet und verglichen werden.

Der Ausgangspunkt ist die generative Grammatik, nach der es universale angeborene Prinzipien und Parameter gibt, die in einer Universalgrammatik (UG) vereint sind.[1] Jeder hat also generell die gleichen – genetisch festgelegten – Vorraussetzungen um jede Sprache zu lernen, die Parameter werden im Erstspracherwerb durch die Daten mit denen man konfrontiert wird auf einen bestimmten Wert festgelegt.[2] Durch einen Vergleich ähnlicher sprachlicher Phänomene in verschiedenen Sprachen, ist es möglich allgemeingültige Prinzipien zu erschließen. Eine Analyse der Verbbewegung im Sprachenvergleich (Deutsch, Englisch, Französisch) ermöglicht es so, universale Regeln festzustellen, die übergreifend für alle drei Sprachen gelten. Dabei werden allerdings erhebliche Unterschiede festgestellt, die Fragen aufwerfen und eventuell dazu führen, dass die gefundenen universalen Regeln modifiziert werden müssen.

Ausgehend vom deutschen Hauptsatz werden zunächst Überlegungen angestellt, warum das Verb, das in V0 basisgeneriert ist über I0 nach C0 wandern und entsprechende Forderungen sowie Beschränkungen behandelt, die die Verbbewegung im Deutschen auslösen. In einem zweiten Schritt wird im Vergleich dazu die Verbbewegung im französischen und englischen Hauptsatz behandelt. Des Weiteren wird die Verbbewegung in Nebensätzen und Fragesätzen analysiert, dies geschieht ebenfalls wieder im Sprachenvergleich Deutsch-Französisch-Englisch.

Bei dieser Betrachtung soll besonderes Interesse auf die Unterschiede der Verbbewegung in den drei Sprachen gelegt und festgestellt werden, ob die erarbeiteten Forderungen und Beschränkungen, die für das Deutsche gelten auch für die beiden anderen Sprachen obligatorisch sind, also als allgemeine Prinzipien zu verstehen sind.

Im letzten Kapitel wird die Split-Infl-Hypothese behandelt, die annimmt, dass die IP in zwei Kategorien geteilt ist. Durch diese Hypothese kann die Verbbewegung französischer Vollverben im Infinitiv erklärt werden, die sonst den zuvor gesammelten Daten wiedersprchen würde.

In Anbetracht des Umfangs der Arbeit kann nur auf die gebräuchlichsten und damit wichtigsten Erscheinungen der Verbbewegung eingegangen werden.

II. Hauptteil: Verbbewegung

II.1. Die Verbbewegung im Hauptsatz

In diesem Kapitel sollen die Bewegungen von Vollverben in Hauptsätzen in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch verglichen werden und es soll analysiert werden, wodurch sie zustande kommen, bzw. wodurch sie beschränkt werden.

Dazu sollte vorgreifend erwähnt werden, dass Ian Roberts[3] annimmt, dass „V-related functional categories like Tense and Negation“[4] existieren. Das Tempus betrachtet er in seinen Ausführungen nicht weiter. Negation hingegen, Adverben und ´losgelöste´[5] Quantifizierer fasst er zu einer neuen Klasse zusammen, die er VP- Mods nennt.

Vergleicht man nun die Stellung des finiten Vollverbs in deutschen und französischen Hauptsätzen mit der Stellung des finiten Vollverbs in englischen Hauptsätzen, so fällt auf, dass die Verben in Bezug zu den VP-Mods eine jeweils andere Position im Satz einnehmen:[6] Im Deutschen und Französischen steht immer zuerst das Verb, dann die VP-Mods, im Englischen ist es genau anders herum.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Roberts geht von der Prämisse aus, dass die Klasse der VP-Mods sich in allen drei Sprachen[9] gleich verhält. Die VP-Mods können als ´Fixpunkte´[10] angesehen werden, die sich im Satz nicht bewegen. So liegt die Vermutung nahe, dass sich die Verben um diese ´Fixpunkte´ Adverb, Negation und Quantifizierer herum bewegen und so die verschiedene Verbstellung zustande kommen kann. Diese Verbbewegung soll im Folgenden jeweils gesondert für die drei Sprachen betrachtet werden.

II.1.1. Verbbewegung im deutschen Hauptsatz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es lässt sich im deutschen Hauptsatz deutlich erkennen, dass das Verb an zweiter Stelle im Satz (V2-Stellung) steht. In den meisten Arbeiten zur generativen Syntax wird angenommen, dass das Verb zunächst in der Tiefenstruktur am Ende des Satzes steht. Hier (in der VP-Domäne) seien verbale Elemente mit Verbzusätzen und infinitiven Verben vereint.[11]

Die Verbbewegung findet um die VP-Mod statt. Im deutschen soll die Negation als VP-Mod ausgelassen werden, da sie nicht der obigen Prämisse des Fixpunkt entspricht. So ist die Satzstellung ‚John küsst Marie NICHT’ aber auch die markierte Satzstellung ‚John küsst NICHT Marie’ (, sondern Petra) möglich. Ein weiters Problem ergibt sich, weil im Deutschen zur Verneinung oft ´kein´ benutzt wird. So hieße es eher ‚John isst keine Schokolade’ als ‚John isst nicht Schokolade’. Man kann annehmen, dass ´kein´ nicht zu der Klasse der VP-Mods zu zählen ist, da es ein Negationsartikel[12] ist, der syntaktisch eher in die NP-Domäne gehört.

Wenn wir also annehmen, dass das Verb in V0 basisgeneriert ist, so muss es sich über I0 nach C0 durch die Bewegungstransformation move α[13] bewegen haben, was die beiden Spuren (traces) anzeigen. Hier ist ist zu fragen, wie und warum das Verb nach C0 bewegt wird und warum es über I0 bewegt wird und nicht direkt von V0 nach C0 wandert. Dies soll durch die folgenden Regeln geklärt werden.

[...]


[1] Vgl.: Fanselow, G. & Felix, S. W. 1993. Sprachtheorie: eine Einführung in die generative Grammatik. Tübingen; Basel: Francke. Basierend auf der Theorie Chomskys, 1981.

Nach der ersten Nennung einer Literaturangabe verwende ich im Folgenden nur noch den Nachnamen als Kurzangabe.

[2] Vgl.: Dürscheid, Christa. 2003. Syntax. Grundlagen und Theorien. 2. durchg. Aufl. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. S.131.

[3] Vgl.: Roberts, Ian. 1997. Comparative Syntax. London: Arnold. S. 30.

Roberts und Pollock vergleicht zuerst nur die Verbbewegung der beiden Sprachen Englisch und Französisch miteinander. Der Vollständigkeit halber und zum besseren Verständnis habe ich zusätzlich den Vergleich mit dem Deutschen hinzugezogen. Vgl.: Pollock, Jean-Yves. 1989. Verb Movement, Universal Grammar, and the Structure of IP. In: Linguistic Inquiry 20, 365-422.

[4] Roberts, S.30.

[5] `losgelöst` bedeutet, dass die Quantifizierer sich von dem Nomen, das sie quantifizieren gelöst haben und alleine auftreten. (nicht: alle Kinder)

[6] Vgl.: Roberts, S.31 und Pollock, S.367.

[7] Erläuterungen zur Problematik der Verneinung im Deutschen: Kap.1.1.

[8] Sowohl I. Roberts (S.30), als auch J. Y. Pollock (S.367) ignorieren das ne, der aus zwei Teilen bestehenden Negation des Französischen mit der Begründung, dass dieser Teil der Verneinung optional sei und in der gesprochenen Sprache oft wegfiele. Diese Auffassung ist fraglich, da es immer noch Sprecher gibt, die die zweiteilige Verneinung ne…pas gebrauchen und außerdem Sprecher, die dialektal bedingt das pas weglassen und nur mit ne verneinen.

[9] Vgl.: Roberts S.31.(hier: nur zwei Sprachen, s.o.)

[10] Im Französischen und Englischen sind die VP-Mods gänzlich unbeweglich, im Deutschen können sie in Ausnahmen ins Vorfeld bewegt werden, was zu einer markierten Satzstellung führt: OFT küsst John Marie.

[11] Vgl.: Dürscheid, S.133.

[12] Vgl.: Eisenberg, Peter. 2004. Grundriss der deutschen Grammatik. 2. Aufl. Bd.2: Der Satz. Stuttgart. S.141.

[13] move α: unspezifische Regel: Bewege irgendeine Konstituente α von einer Position x in eine Position y. Vgl.: Bußmann, Hadumod. 1990. Lexikon der Sprachwissenschaft. 2. neu bearb. Aufl. Stuttgart: Kröner. S.508.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Verbbewegung im Sprachenvergleich
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für deutsche Sprache und Literatur)
Veranstaltung
Wortstellung
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V116588
ISBN (eBook)
9783640186778
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verbbewegung, Sprachenvergleich, Wortstellung
Arbeit zitieren
Theuer Eun Soon (Autor:in), 2006, Verbbewegung im Sprachenvergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116588

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