Rückwanderung nach Ostdeutschland

Eine Analyse von strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründen auf Mikroebene - dargestellt am Fallbeispiel Thüringen


Tesis, 2012

265 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Kartenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

A AUSGANGSBASIS UND VORGEHENSWEISE DER

1 Einleitende Vorbemerkung

2 Aufbau der Arbeit

3 Zielsetzungen und forschungsleitende Fragestellungen

4 Geographischer Bezug zur Thematik

B THEORETISCH-KONZEPTIONELLE

5 Definitionen und Typisierungen von Wanderungen
5.1 Definition und Abgrenzung des Begriffes Wanderung
5.2 Definition und Abgrenzung des Begriffes Rückwanderung
5.3 Typisierungsversuche von Wanderungen
5.4 Typisierungsversuche von Rückwanderungen
5.4.1 Rückwanderungstypologien differenziert nach räumlichen Strukturbedingungen und Wanderungsverlauf
5.4.2 Rückwanderungstypologien differenziert nach Intentionen und Rückkehrmotiven

6 Theoretische Erklärungsansätze von Wanderungen und deren Aussagekraft zur Erklärung des Rückwanderungsprozesses
6.1 Klassische Erklärungsansätze in der Wanderungsforschung
6.1.1 Die Migrationsgesetze nach Ravenstein
6.1.2 Die Theorie der Wanderung von Lee
6.1.3 Die neoklassische makroökonomische Theorie
6.1.4 Die Segmentationstheorie nach Piore
6.1.5 Die systemtheoretischen Ansätze
6.1.6 Die neoklassische mikroökonomische Theorie
6.1.7 Die Neue Migrationsökonomie
6.1.8 Verhaltensorientierte Ansätze
6.1.9 Handlungstheoretische Ansätze
6.1.10 Zwischenfazit und Evaluierung der klassischen Wanderungstheorien hinsichtlich ihrer Anwendung und Erklärung der Rückwanderung
6.2 Neuere Erklärungsansätze in der Wanderungsforschung
6.2.1 Der Migrationssystem-Ansatz
6.2.2 Die Theorie der transnationalen Migration
6.2.3 Die Netzwerktheorie
6.2.4 Die Theorie der kumulativen Verursachung
6.3 Zusammenfassung

7 Der Rückwanderungsprozess – eine sozialgeographisch-handlungstheoretische Interpretation
7.1 Der Begriff Handlung
7.2 Die Rückwanderung als Handlungsprozess
7.3 Die Handlungsziele eines Akteurs im Rückwanderungsprozess
7.4 Der Zusammenhang zwischen räumlicher und sozialer Mobilität im Rückwanderungsprozess
7.5 Die Dauer des Rückwanderungsprozesses

8 Determinanten im Rückwanderungsprozess
8.1 Strukturelle Ursachenfaktoren der Rückwanderung
8.2 Individuelle Beweggründe der Rückwanderung
8.3 Soziale Netzwerke und Sozialkapital
8.3.1 Sozialkapital – eine Begriffsbestimmung
8.3.2 Soziale Netzwerke und Sozialkapital – eine handlungstheoretische Konzeption
8.3.3 Die Bedeutung von Vertrauen innerhalb sozialer Netzwerke
8.3.4 Annahmen über den Einfluss sozialer Netzwerke und des Sozialkapitals im Rückwanderungsprozess der Akteure nach Ostdeutschland
8.4 Rückwanderungen im Kontext biographischer Ereignisse im Lebensverlauf
8.5 Rückwanderung im Haushaltskontext

9 Die regionale Verbundenheit
9.1 Heimat
9.1.1 Die Entwicklung des Begriffes Heimat
9.1.2 Die inhaltlichen Dimensionen des Heimat-Begriffes
9.1.3 Die Zukunft der individuellen Heimatverbundenheit
9.2 Regionale Identität und Regionalbewusstsein
9.2.1 Begriffsabgrenzung von regionaler Identität und Regionalbewusstsein
9.2.2 Raumrelevante Aspekte von regionaler Identität und Regionalbewusstsein
9.2.3 Die planungspolitische Bedeutung des Konzeptes der regionalen Identität und des Regionalbewusstseins
9.3 Zusammenfassung

10 Die regionalpolitische Bedeutung der Rückwanderung nach Ostdeutschland
10.1 Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die regionale Wirtschafts- und Sozialstruktur
10.2 Humankapitalverlust und Fachkräftemangel in Ostdeutschland
10.3 Die Wanderungen von Hochqualifizierten
10.3.1 Definition des Begriffskomplexes brain drain, brain gain und brain circulation
10.3.2 Mögliche positive Effekte der Rückwanderungen von Hochqualifizierten in den Herkunftsländern
10.4 Exkurs: Rückwanderungsinitiativen und -agenturen in Ostdeutschland
11 Binnenwanderungen in der Bundesrepublik Deutschland
11.1 Die deutsch-deutschen Wanderungen vor der Deutschen Wiedervereinigung (1950 bis 1990)
11.2 Die Binnenwanderungen zwischen Ost- und Westdeutschland von 1991 bis 2008
11.2.1 Das Wanderungsvolumen im Zeitverlauf
11.2.2 Differenzierung des Wanderungsvolumens nach Alter und Geschlecht
11.2.3 Räumliche Wanderungsverflechtungen zwischen Ost- und Westdeutschland
11.3 Exkurs: Möglichkeiten und Grenzen der Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamtes Deutschland
11.4 Bestimmung des Volumens der Rückwanderung nach Ostdeutschland

C EMPIRISCHE

12 Entwurf eines theoretischen Untersuchungsrahmens

13 Methodische Vorgehensweise
13.1 Untersuchungsdesign
13.2 Räumliche Analyseebene und Auswahl des Untersuchungsraumes
13.3 Bestimmung der Informationsquelle und Erhebungsmethodik
13.4 Verwendung der Befragungsergebnisse

14 Strukturanalyse des Untersuchungsraumes
14.1 Verwaltungsmäßige und naturräumliche Gliederung
14.2 Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur
14.2.1 Bevölkerungsstand und -entwicklung
14.2.2 Die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur
14.2.3 Die Entwicklung der Wanderungsbewegungen mit den Alten Bundesländern
14.2.4 Die Siedlungsstruktur
14.3 Die Entwicklung der Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur
14.3.1 Die Entwicklung der Beschäftigtenstruktur
14.3.2 Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit
14.3.3 Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit
14.3.4 Die Entwicklung des Lohnniveaus
14.4 Wohn- und Lebensbedingungen
14.4.1 Verkehrsinfrastruktur und Erreichbarkeit
14.4.2 (Kinder-)Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur
14.4.3 Wohnungsmarkt und Wohnungsversorgung
14.4.4 Lebenshaltungskosten
14.5 Zusammenfassung

15 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
15.1 Charakterisierung von Rückwanderern und potenziellen Rückwanderern nach soziodemographischen Merkmalen
15.1.1 Geschlecht der Auskunftspersonen
15.1.2 Alter der Auskunftspersonen
15.1.3 Haushaltsgröße der Auskunftspersonen
15.1.4 Familienstand der Auskunftspersonen
15.1.5 Bildungsabschluss der Auskunftspersonen
15.1.6 Berufliche Tätigkeit der Auskunftspersonen
15.2 Einflussfaktoren im Abwanderungsprozess der Auskunftspersonen aus Ostdeutschland
15.3 Dauer des Aufenthalts in Westdeutschland
15.4 Herkunfts- und Rückkehrort der Rückwanderer in Ostdeutschland
15.5 Rückkehr- und Arbeitsort der Rückwanderer
15.6 Strukturelle Ursachen und individuelle Beweggründe für die Rückwanderung nach Thüringen
15.6.1 Bewertung der Auskunftspersonen über die Veränderung der strukturellen Rahmenbedingungen in Thüringen
15.6.2 Rückwanderung nach Thüringen – strukturelle Ursachen und individuelle Beweggründe in Westdeutschland
15.6.3 Rückwanderung nach Thüringen – strukturelle Ursachen und individuelle Beweggründe in Thüringen
15.6.4 Multikausalität des Rückwanderungsprozesses
15.6.5 Die wichtigsten Gründe der Auskunftspersonen für die Rückkehr nach Thüringen bzw. für den Verbleib in den Alten Bundesländern
15.6.6 Biographische Ereignisse im Lebensverlauf der Auskunftspersonen
15.6.7 Dauer des Rückwanderungsprozesses
15.7 Die Bedeutung des Sozialkapitals im Rückwanderungsprozess
15.8 Die Bedeutung der Heimatverbundenheit im Rückwanderungsprozess nach Thüringen
15.9 Die Zufriedenheit der Auskunftspersonen nach der Rückwanderung
15.10 Bedingungen für einen dauerhaften Verbleib der Rückwanderer in Thüringen

D SCHLUSSBETRACHTUNG

16 Beantwortung der forschungsleitenden Fragen

17 Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schematische Begriffserklärung verschiedener Wanderungsarten

Abbildung 2: Typologie der Wanderungen nach Petersen

Abbildung 3: Modell der Raumbeziehungen im Aus- und Rückwanderungskontext

Abbildung 4: Typen der städtischen Arbeitsremigration

Abbildung 5: Schema der Einflussfaktoren von Wanderungen nach Lee

Abbildung 6: Handlungszentrierte Perspektive der Sozialgeographie

Abbildung 7: Systemisches Rahmengerüst zur internationalen Migration

Abbildung 8: Konzept der Einflussfaktoren im Rückwanderungsprozess nach Cassarino

Abbildung 9: Handlungstheoretisches Modell der Mensch-Umwelt-Interaktion

Abbildung 10: Wanderungs-, Rückwanderungs- und Bleibeentscheidungen im Lebensverlauf

Abbildung 11: Lokalisierung von Heimat

Abbildung 12: Begriffsdimensionen von regionaler Identität

Abbildung 13: Regionalismen verschiedener Reifegrade nach Meier-Dallach

Abbildung 14: Anteil der Thüringer Unternehmen mit nicht besetzten Fachkräftestellen und Zahl nicht besetzter Fachkräftestellen in Thüringen im Zeitraum 1996 bis 2008 (jeweils 1. Halbjahr)

Abbildung 15: Nichtbesetzungsquote für Fachkräftestellen in Thüringen im ersten Halbjahr 2008, differenziert nach Qualifikation und Wirtschaftsbranchen

Abbildung 16: Wanderungen zwischen den Alten und Neuen Bundesländern im Zeitraum 1991 bis 2008

Abbildung 17: Binnenwanderungen in der Bundesrepublik Deutschlandim Jahr 2004, differenziert nach Altersjahren und Geschlecht

Abbildung 18: Zuzüge nach und Fortzüge aus den Neuen Bundesländern (nur Binnenwanderungen) aggregiert für den Zeitraum 1991 bis 2008, differenziert nach Geschlecht und Altersgruppen

Abbildung 19: Theoretischer Untersuchungsrahmen für dievorliegende Arbeit.

Abbildung 20: Bevölkerungsstand in Thüringen im Zeitraum 1991 bis (Stichtag: 31.12. eines Jahres)

Abbildung 21: Natürliche und räumliche Bevölkerungsentwicklung Thüringens im Zeitraum 1991 bis 2008

Abbildung 22: Bevölkerungsstruktur Thüringens im Jahresdurchschnitt

Abbildung 23: Wanderungen zwischen Thüringen und den Alten Bundesländern im Zeitraum 1991 bis 2008

Abbildung 24: Zuzüge nach und Fortzüge aus Thüringen (nur Binnenwanderungen mit den Alten Bundesländern)aggregiert für den Zeitraum 1991 bis 2008, differenziert nach Geschlecht und Altersgruppen

Abbildung 25: Erwerbstätige in Thüringen in den Jahren 1991 und 2009, differenziert nach Wirtschaftssektoren

Abbildung 26: Anzahl von Erwerbstätigen in Thüringen im Zeitraum 1991 bis 2010

Abbildung 27: Veränderung der Anzahl Erwerbstätiger gegenüber dem Vorjahr im Zeitraum 1992 bis 2010

Abbildung 28: Anzahl von Arbeitslosen in Thüringen im Zeitraum 1991 bis 2010

Abbildung 29: Vergleich der Arbeitslosenquoten in Thüringen sowie den Alten und Neuen Bundesländern im Zeitraum 1991 bis (Stichtag: 31.08. des jeweiligen Jahres)

Abbildung 30: Durchschnittliche Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer in Thüringen sowie den Alten und Neuen Bundesländern im Zeitraum 1991 bis

Abbildung 31: Platz-Kind-Relation bei Kindergartenplätzen in Deutschland im Zeitraum 1990/91 bis 2002 (Stichtag: jeweils 31.12.)

Abbildung 32: Geschlechterverteilung der Auskunftspersonen

Abbildung 33: Altersverteilung der Auskunftspersonen

Abbildung 34: Haushaltsgröße der Auskunftspersonen

Abbildung 35: Anteil der Haushalte mit Kindern (unter 18-Jährige)

Abbildung 36: Familienstand der Auskunftspersonen

Abbildung 37: Höchster Bildungsabschluss der Auskunftspersonen

Abbildung 38: Berufliche Tätigkeit der Auskunftspersonen

Abbildung 39: Strukturelle Ursachen und individuelle Beweggründe für die Abwanderung

Abbildung 40: Anzahl zirkularer Wanderungsbewegungen zwischen Ost- und Westdeutschland der Auskunftspersonen

Abbildung 41: Jahr des Wegzugs der Auskunftspersonen aus Ostdeutschland

Abbildung 42: Dauer des Aufenthalts der Auskunftspersonen in Westdeutschland

Abbildung 43: Herkunftsbundesland der Auskunftspersonen

Abbildung 44: Herkunfts- und Rückkehrort der Rückwanderer, differenziert nach der Einwohnerzahl

Abbildung 45: Anzahl der erwerbstätigen Rückwanderer

Abbildung 46: Arbeitsort der erwerbstätigen Rückwanderer, differenziert nach der Einwohnerzahl

Abbildung 47: Entfernung zwischen Rückkehr- und Arbeitsort der erwerbstätigen Rückwanderer

Abbildung 48: Pendelhäufigkeit der erwerbstätigen Rückwanderer

Abbildung 49: Bewertung der Rückwanderer über die Veränderung der strukturellen Rahmenbedingungen in Thüringen

Abbildung 50: Bewertung der potenziellen Rückwanderer über die Veränderung der strukturellen Rahmenbedingungen in Thüringen

Abbildung 51: Strukturelle Ursachen und individuelle Beweggründe in Westdeutschland

Abbildung 52: Strukturelle Ursachen und individuelle Beweggründe in Thüringen

Abbildung 53: Wichtigster Grund für die Rückwanderung der Auskunftspersonen, differenziert nach der Bezugsregion

Abbildung 54: Wichtigster Grund für die Rückwanderung der befragten Rückwanderer

Abbildung 55: Wichtigster Grund für die Unterlassung der Rückwanderung der befragten potenziellen Rückwanderer

Abbildung 56: Lebensverlaufsereignisse der Auskunftspersonen im Rückwanderungsprozess

Abbildung 57: Dauer des Rückwanderungsprozesses der Auskunftspersonen

Abbildung 58: Kontakthäufigkeit der Auskunftspersonen zu Familie/Verwandten in den Neuen Bundesländern während des Aufenthalts in Westdeutschland

Abbildung 59: Kontakthäufigkeit der Auskunftspersonen zu Freunden/Bekannten in den Neuen Bundesländern während des Aufenthalts in Westdeutschland

Abbildung 60: Unterstützung durch Personen/Institutionen im Rückwanderungsprozess

Abbildung 61: Art von Unterstützungsleistungen im Rückwanderungsprozess

Abbildung 62: Zufriedenheit der Auskunftspersonenüber die Rückwanderung nach Thüringen

Abbildung 63: Veränderung der beruflichen und privaten Situation der Auskunftspersonen nach der Rückwanderung

Abbildung 64: Bleibeabsichten der Auskunftspersonen nach der Rückwanderung in Thüringen

Abbildung 65: Bedingungen für die Dauerhaftigkeit des Aufenthalts der Auskunftspersonen nach der Rückwanderung in Thüringen.

Kartenverzeichnis

Karte 1: Wanderungen zwischen den BundesländernOst- und Westdeutschlandsaggregiert für den Zeitraum 1991 bis 2008

Karte 2: Verwaltungsmäßige Gliederung des Freistaates Thüringen.

Karte 3: Naturräumliche Gliederung des Freistaates Thüringen..

Karte 4: Wanderungssaldo bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/beauftragenden Gemeinden in Thüringen im Zeitraum 2003 bis 2008

Karte 5: Einwohnerdichte in den Gemeinden Thüringens im Jahr

Karte 6: Erwerbstätigendichte in den Thüringer Kreisen im Jahr sowie Veränderung gegenüber dem Jahr 2003..

Karte 7: Arbeitslosenquote in den Thüringer Kreisen im August (Stichtag: 31.08.2011)..

Karte 8: Erreichbarkeit der Ober- bzw. Mittelzentren in Thüringen im Jahr 2004.

Karte 9a: Neu- und Wiedervermietungsmieten in Deutschland für das Jahr 2006.

Karte 9b: Preise für neue Standard-Einfamilienhäuser in Deutschland 2005/

Karte 10: Herkunfts- und Rückkehrort der Rückwanderer..

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Push- und Pull-Faktoren im Rückwanderungsprozess .

Tabelle 2: Nationale und globale Folgeeffekte der Wanderungen Hochqualifizierter

Tabelle 3: Überblick über die Rückwanderungsinitiativen in den Neuen Bundesländern (Stand: 01.07.2011)

Tabelle 4: Fragebogenversand und Rücksendungen...

Tabelle 5: Kommunale Strukturen in Thüringen (Stand: 01. Januar 2009)

Tabelle 6: Siedlungsflächenentwicklung in Thüringen..

Tabelle 7: Durchschnittliche Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer in den

Thüringer Kreisen im Jahr 2009.

Tabelle 8: Entwicklung der Netzlänge [in Kilometer] für Straßen des überörtlichen Verkehrs in Thüringen für ausgewählte Jahre (Stichtag: 01.01. eines Jahres)

Tabelle 9: Platz-Kind-Relation [in Prozent] bei Kinderbetreuungseinrichtungen in Deutschland und Thüringen am 31.12.2002

Tabelle 10: Gesamtbewertung der deutschen Bundesländer im Bildungsmonitor 2011

Tabelle 11: Preisindex ausgewählter Kreisregionen in Deutschland und Thüringen im Jahr 2006 (Stichtag: 31.12.)

Tabelle 12: Multikausalität des Abwanderungsprozesses

Tabelle 13: Multikausalität des Rückwanderungsprozesses

Tabelle 14: Heimatverbundenheit der Auskunftspersonen zur Herkunftsregion.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

A AUSGANGSBASIS UND VORGEHENSWEISE DER UNTERSUCHUNG

1 Einleitende Vorbemerkung

„Die Mauer wurde von innen – nicht von außen – umgestoßen! Und der wirtschaftliche Zusammenbruch folgte zeitgleich mit dem politischen, dem Fall der Mauer. Für die Freiheit waren eben weder Staat noch Wirtschaft noch Gesellschaft der DDR gerüstet.“[1]

(Klaus von Dohnanyi)

Nach den Grenzöffnungen in der DDR zum Gebiet der früheren Bundesrepublik Deutschland am 09. November 1989 wurden die größten Schwächen von Parteidiktatur und Planwirtschaft deutlich. Die auf den ehemaligen Ostblock ausgerichtete Wirtschaft und Industrie des ostdeutschen Landesteils war auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig und unter marktwirtschaftlichen Bedingungen unrentabel. Infolge der Vereinigung der beiden deutschen Landesteile am 03. Oktober 1990 wurden die ostdeutschen Unternehmen im weiteren Zeitverlauf in die Marktwirtschaft überführt: die Unternehmen wurden verkauft, umstrukturiert oder geschlossen. Mit dem Beginn der wirtschaftlichen Transformation in den Neuen Bundesländern setzten eine starke Stagnation der Industrieproduktion sowie ein enormer Anstieg der Arbeitslosigkeit ein, und somit Zustände, die zuvor in der DDR nicht bekannt waren.[2]

Die Deutsche Wiedervereinigung war für die Neuen Länder nicht nur mit politischen und wirtschaftlichen Veränderungen verbunden, sondern auch mit erheblichen Konsequenzen für die Gesellschaft. Die Menschen in Ostdeutschland waren mit einem rapiden sozialen Umbruch konfrontiert, welcherin der Gesellschaft zu einer enormen Unsicherheit über die weitere Zukunftführte. Im Ergebnis haben die Neuen Bundesländer nach 1990 einen immensen Rückgang der Geburtenzahlen sowie eine hohe Abwanderung zu verzeichnen. Infolge der tiefgreifenden Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft entstanden bzw. verstärkten sich erhebliche sozioökonomische und demographische Disparitäten zwischen Ost und West.[3]

Von Dohnanyi (2010) konstatiert, dass die Verhältnisse der Misswirtschaft als Schwäche der damaligen DDR unmittelbar zu den heute bestehenden größten Schwächen Ostdeutschlandsführten: der Abwanderung junger, qualifizierter Menschen nach Westdeutschland sowie einer im Vergleich zu Westdeutschland hohen Arbeitslosenrate in den Neuen Bundesländern.[4]

Im Zeitraum von 1991 bis 2008 verließen rund 3,4 Millionen Menschen die Neuen Bundesländer mit dem Ziel Westdeutschland. Die hohe Abwanderung aus Ostdeutschland wird vorwiegend mit der im Vergleich zu Westdeutschland hohen Arbeitslosenquote sowie weiteren arbeitsmarktstrukturellen Disparitäten (Unterschiede im Arbeitsplatzangebot,Lohnniveauunterschiede) begründet. In diesem Zusammenhang warnten Wissenschaftler bereits frühzeitig vor dem Humankapitalverlust Ostdeutschlands, da v.a. junge und gut ausgebildete Personen abwanderten.[5]

Das Humankapital determiniert maßgeblich das wirtschaftliche Entwicklungspotenzial einer Region. Aufgrund der hohen Zahl an Abwanderungenbesteht Anlass zur Sorge, dass der wirtschaftliche Aufholprozess in Ostdeutschland gebremst wird.Diedemographische Entwicklung sowie die positive Wirtschaftsentwicklung in den vergangenen Jahren haben zu einem Fachkräftemangelin zahlreichen Regionen der Bundesrepublik Deutschland geführt. Dass hiervon auch der ostdeutsche Arbeitsmarkt betroffen ist, zeigt eine Studie zum Fachkräftemangel in Thüringen. Im Jahr 2008 blieben allein in diesem Bundesland tausende Arbeitsstellen unbesetzt.[6] Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland ist ein regelrechter Wettbewerb der Regionen um qualifizierte Arbeitskräfteentflammt.

Trotz der positiven Konjunkturentwicklung haben die Neuen Bundesländer aufgrund der hohen Abwanderungszahlenweiterhin Wanderungsverluste zu verzeichnen: ein Tatbestand der nach wie vor das Interesse von Presse und Wissenschaft bestimmt. Dass neben dem dominierenden Ost-West-Wanderungsstrom ein quantitativ bedeutsamer Gegenstrom existiert, findet demgegenüber kaum Beachtung. Mit dem Zuwanderungsstrom aus den Alten Bundesländern konnte zwar in keinem Jahr nach der Deutschen Wiedervereinigung die Binnenwanderungsbilanz Ostdeutschlands ausgeglichen werden, dennoch zeichnet sich der West-Ost-Wanderungsstrom durch eine hohe Kontinuität aus. Jährlich wandern rund 150.000 Personen aus dem früheren Bundesgebiet in die ostdeutschen Bundesländer zu. Interessanterweise besteht dieser West-Ost-Wanderungsstrom etwa zur Hälfte aus Personen, die zuvor aus Ostdeutschland abgewandert waren. Laut der Untersuchung nach Beck (2004) kehrten rund ein Fünftel der Personen, die bis zum Jahr 2000 in die Alten Bundesländer abwanderten, bis 2001 nach Ostdeutschland zurück.[7]

Für die Regionalentwicklung in den Neuen Bundesländern ist die Rückwanderung der Personen aus Westdeutschland von hoher Bedeutung. Der wirtschaftliche Erfolg ansässiger Unternehmen sowie zukünftige Unternehmensansiedlungen sind vom regionalen Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften abhängig. DieUnternehmen schätzen diesbezüglich die Vorteile von Rückwanderern, denn diese zeigengegenüber Zuwanderern eine höhere Bereitschaft für einen Umzug nach Ostdeutschland, und bieten den Unternehmen hinsichtlich ihres Verbleibs eine langfristige Perspektive. Die Bedeutung der Rückwanderung für die Regionalentwicklung Ostdeutschlands wurde bereits in der Politik erkannt.[8] Aus diesem Grund wurden in einigen Bundesländern und Regionen Rückwanderungsagenturen gegründet,die die Rückkehr von ehemaligen Abwanderern unterstützen sollen.

Bisher bestehen jedoch nur wenige Kenntnisse über die strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründe der Personen, die eine Rückkehr der Akteure nach Ostdeutschland beeinflussen. Mit den immensen Subventionen in den Neuen Bundesländern seit der Deutschen Wiedervereinigung haben sich die (arbeitsmarkt-)strukturellen Rahmenbedingungen wesentlich verbessert. In diesem Zusammenhang soll geklärt werden, ob sich die Strukturbedingungen derart verändert haben, dass sie eine Rückwanderung vonehemals aus Ostdeutschland fortgezogenen Personen verursachen. Andererseits können auch individuelle Beweggründe, die aus der Unzufriedenheit der Akteure mit ihrer Lebenssituation in Westdeutschland resultieren, eine Rückkehr motivieren. Die Klärung der Frage, ob es strukturelle Ursachen und/oder individuelle Beweggründe sind, die die Rückwanderung der Akteure bedingen, ist das zentrale Anliegen dieser Arbeit.

2 Aufbau der Arbeit

Im Rahmen dieser Diplomarbeit sollen die strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründeanalysiert werden, die eine Rückkehr von ehemals aus Ostdeutschland abgewanderten Personen bedingen. Die Ermittlung der Faktoren, die den Rückwanderungsprozess der Akteure beeinflussen, erfolgt anhandeiner Befragung von Personen, die bereits aus den Alten Bundesländern nach Ostdeutschland zurückgewandert sind. Im Verlauf des Bearbeitungsprozesses dieser Untersuchung konnten zusätzlich Personenidentifiziert werden, die seit ihrer Abwanderung in Westdeutschland verblieben und bisher nicht zurückgekehrt sind. Aus dem Vergleich beider Befragungsgruppen sollen mögliche Unterschiede bezüglich der strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründe, die zum Vollzug oder zur Unterlassung einer Rückwanderung führen, aufgezeigt werden.

Die Diplomarbeit ist im weiteren Verlauf in drei Abschnitte untergliedert. Zu Beginn werden die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen (Abschnitt B) erarbeitet, die als Ausgangsbasis für die anschließenden empirischen Untersuchungen (Abschnitt C) dienen. Im Schlussteil (Abschnitt D) erfolgt eine Zusammenfassung der im Rahmen der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse.

Im Abschnitt der theoretisch-konzeptionellen Grundlagen erfolgt nach der definitorischen Abgrenzung und der Darstellung verschiedener Typen von Wanderungsbewegungen im Allgemeinen sowie von Rückwanderungen, eine Erläuterung von verschiedenen theoretischen Erklärungsansätzen zur Analyse des Rückwanderungsprozesses. Da in der Wanderungsforschung eine Vielzahl von Wanderungstheorien vorliegt, die allesamt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben können, werden im weiteren Verlauf dieser Arbeit verschiedene wissenschaftliche Konzeptionenerläutert, die für eine umfassende Erklärungdes Rückwanderungsphänomens als notwendig erachtet werden. Vor diesem Hintergrund erfolgen nähere Ausführungen zum Prozesscharakter einer Rückwanderung, zu den mit der Rückkehr verbundenen Zielvorstellungen der Akteure sowie zu den konkreten Determinanten bzw. Einflussfaktoren, die den Handlungsvollzug einer Rückwanderung herbeiführen. Außerdem werden verschiedene Konzeptevorgestellt, die sich auf die regionale Verbundenheit von Personen beziehen. Die Bedeutung der regionalen Verbundenheit im Rückwanderungsprozess ist zwar nach wie vor ungeklärt, aber aufgrund des Tatbestands, dass die Personen letztlich in ihre Heimatregion zurückkehren, soll die mögliche Wirkung dieses Einflussparameters im individuellen Rückwanderungsprozess nicht unberücksichtigt bleiben.

Neben den theoretischen-konzeptionellen Grundlagen, die für eine Analyse der strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründe notwendig sind, werden zudem die Folgewirkungenvon Rückwanderungen für die Herkunftsregion aufgezeigt. Der Rückwanderung ist im Rahmen der Regionalentwicklung in den Neuen Bundesländern eine hohe Bedeutung beizumessen. Im letzten Kapitel der theoretisch-konzeptionellen Grundlagen wird das quantitative Ausmaß der Binnenwanderungen zwischen den beiden deutschen Landesteilen sowie der Rückwanderung nach Ostdeutschland analysiert.

Im weiteren Verlauf dieser Diplomarbeit werden die Ergebnisse der empirischen Erhebungen vorgestellt. Aus der Analyse der strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründe sollen Schlussfolgerungen abgeleitet werden, wie die Rückwanderung der Akteure nach Ostdeutschland aktiv gefördert und das bisherige Volumen der Rückwanderungsstromesgesteigert werden kann.

3 Zielsetzungen und forschungsleitende Fragestellungen

Ziel dieser Arbeit ist es, die strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründe, die eine Rückwanderung der Akteure beeinflussen, zu analysieren. In diesem Rahmen ist zu klären, inwieweit die strukturellen Rahmenbedingungen in West- als auch Ostdeutschland die individuellen Rückkehrbestrebungen verhindern oder begünstigen. Da die Rückwanderung direkt an eine vorherige Abwanderung der Personen gebunden ist, werden die konkreten Faktoren ermittelt, die für den Umzug nach Westdeutschland verantwortlich waren, um aus den eventuell bestehenden Unterschieden zwischen den Einflussfaktoren der Ab- und Rückwanderung der Akteure, veränderte Ansprüche an die in den Herkunfts- und Zielländern vorherrschenden Strukturbedingungen aufzeigen zu können.Außerdem wird untersucht, ob sich die Personen nach ihrer Rückkehr vorzugsweise am ursprünglichen Herkunftsort oder einem anderen Ort in den Neuen Bundesländern niederlassen. Vor dem Hintergrund, dass die Personen in ihre Heimat zurückkehren, ist weiterhin zu prüfen, ob und welche Bedeutung die regionale Verbundenheit mit der Herkunftsregion im Rückwanderungsprozess einnimmt. Dass die Rückwanderung der Akteure im Interesse der Regionalpolitik unterstützt wird, wurde bereits angedeutet. In diesem Zusammenhang ist zu klären, von wem und inwieweit die Rückkehrer Unterstützung erhalten. Des Weiteren werden die Zufriedenheit und die Einflussfaktoren ermittelt, die einen langfristigen Verbleib der Personen nach ihrer Rückwanderung in Ostdeutschlandsichern. Die empirischen Ergebnisse aus der Befragung von Rückwanderern und den Personen, die seit ihrem Wegzug aus Ostdeutschland in den Alten Bundesländern verblieben sind, sollen die regionalen Akteure bei ihrer zukünftigen Rückkehrförderung unterstützen.

Anhand der angeführten Zielsetzungen dieser Untersuchung ergeben sich folgende forschungsleitende Fragestellungen, die im Verlauf dieser Arbeit beantwortet werden:

- Welche Personengruppen wandern zurück oder beabsichtigen zurückzuwandern?
- Welche strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründe führen zur Abwanderung aus den Neuen Bundesländern? Welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für die Rückwanderung der Akteure?
- Welche Faktoren führen zur Rückwanderung? Sind es überwiegend strukturelle Ursachen oder individuelle Beweggründe, die eine Rückwanderung bedingen? Welche strukturellen Bedingungen in den Alten und Neuen Bundesländern spielen eine Rolle?
- Was sind die wichtigsten Gründe, die für die Akteure im Rückwanderungsprozess eine Rolle spielen? Aus welchen Gründen wird eine Rückwanderung hinausgezögert, obwohl Rückkehrbestrebungen existieren? Wie lang dauert der Entscheidungsprozess einer Rückwanderung?
- Welche persönlichen Veränderungen im Lebensverlauf haben den Rückwanderungsprozess beeinflusst?
- Durch wen erhalten Rückwanderer Unterstützung für ihre Rückkehr nach Ostdeutschland? Welche Arten von Unterstützungsleistungen werden hierbei wahrgenommen? Welche Bedeutung ist der institutionellen Unterstützung durch Rückwanderungsagenturen beizumessen?
- Was verbindet die Rückwanderer mit Ostdeutschland? Kehren Sie in das Bundesland aus dem sie ursprünglich abgewandert sind zurück? Lassen sich die Rückwanderer an dem Wohnsitz nieder den sie mit der Abwanderung nach Westdeutschland verlassen haben?
- Wie zufrieden sind die Personen nach ihrer Rückkehr in Ostdeutschland? Inwieweit haben sich deren berufliche sowie private Situation nach der Rückkehr verändert?
- Wie dauerhaft ist die Rückwanderung der Akteure? Gibt es Anzeichen für zirkuläre Wanderungsvorgänge zwischen Ost- und Westdeutschland? Welche Bestimmungsfaktoren können ein dauerhaftes Verbleiben der Rückwanderer in Ostdeutschland sichern?

4 Geographischer Bezug zur Thematik

Die Geographie ist als Wissenschaft von Raum und Zeit zu charakterisieren. Mithilfe geographischer Forschung werden dynamische raum-zeitliche Prozessmuster untersucht, welche der geographischen Grundfrage „Was ist wo, wie, wann und warum im Raum?“[9] unterliegen.[10] Das Thema und die mit dieser Diplomarbeit verbundenen Zielsetzungen sind ebenso nach dieser Grundfrage formuliert.

Eine Auseinandersetzung mit Wanderungsprozessen findet hingegen nicht nur in der Geographie, sondern in einer Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen (u.a. in den Fachdisziplinen Soziologie, Ökonomie, Demographie) statt.[11] Die Soziologie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den gesellschaftlichen Bedingungen und den individuellen Motiven, die Rückwanderungsprozesse auslösen, sowie den Konsequenzen der Wanderung für die Gesellschaften des Ziel- als auch Herkunftslandes. In den Wirtschaftswissenschaften werden insbesondere die ökonomischen Bedingungen, Ursachen und Folgen von Rückwanderungsprozessen für die betrachteten Untersuchungseinheiten analysiert. In der Fachdisziplin der Demographie steht bei einer Analyse von Rückwanderungen weniger die Analyse der Determinanten des Wanderungsprozesses, sondern das Volumen und die Struktur der räumlichen Bevölkerungsbewegungen in räumlicher und zeitlicher Hinsicht im Vordergrund.[12] Für die Fachdisziplin der Geographie zeigt Rolfes (1996) auf, dass diese Wanderungsbewegungen analog zu den oben angeführten akademischen Disziplinen, die sozialen, kulturellen und ökonomischen Bedingungen, Ursachen und Folgen von Wanderungsvorgängen untersucht, aber zusätzlich räumliche Aspekte einbezieht und betont.„Weil aber die Bedingungen, Gründe und Konsequenzen von Mobilitätsprozessen in erster Linie sozialer, kultureller, ökonomischer und auch psychologischer Natur sind, die sich mehr oder weniger sinnvoll in einer räumlichen Ebene ausdifferenzieren und beschreiben lassen, muß die geographische Perspektive eher als eine Ordnungskategorie der unterschiedlichen Aspekte von Mobilitätsprozessen bezeichnet werden und weniger als eine Analysekategorie.“[13] Räumliche Erklärungsvariablen, wie die Distanz, haben mit der (weltweiten) Verbesserung des Transportwesens an Bedeutung für die Migrationsprozesse verloren.[14] Geographische Theorieansätze zur Erklärung von Wanderungsprozessen haben aus diesem Grund in der interdisziplinären Wanderungsforschung bisher nur wenig Beachtung gefunden. Die sozialgeographische Wanderungsforschung kann nur interdisziplinär anerkannte Ergebnisse erzielen, wenn die sozialen, kulturellen und ökonomischen Aspekte dieser Phänomene eingehend untersucht und in Erklärungszusammenhänge integriert werden.[15]

Die Geographie unterlag in der Vergangenheit einem tiefgreifenden Paradigmenwechsel, in der sie sich zu einer modernen Sozialwissenschaft entwickelte. Die Geographie befindet sich heute wie keine andere Disziplin in der Lage, Fragestellungen anhand der Methodenaller Wissenschaften behandeln zu können. „Daraus folgt der Methodenpluralismus, der für die Geographie kennzeichnend ist.“[16] Mit demParadigmenwechsel innerhalb der Geographie wandelte und diversifizierte sichauch grundlegenddas Verständnis von ‚Raum‘, dem Schlüsselbegriffder Geographie.[17] ‚Raum‘ bezieht sich demzufolge nicht mehr nur allein auf einen (abgrenzbaren) Ausschnitt der Erdoberfläche oder eine Ordnungskategorie (siehe oben).[18] Der ‚Raum‘ stellt im Sinneder handlungszentrierten Sozialgeographie ein durch Handlungen von Menschen konstituiertes und soziales Konstrukt dar. Werlen (2008) zeigt auf, dass in einer Darstellung gesellschaftlicher Wirklichkeiten nicht der Raum oder das Räumliche zur Erklärung der Dimensionen des Handelns zu verwenden sind, sondern das Räumliche als Dimension des Handelns anzusehen ist. In methodologischer Hinsicht impliziert dies die Forderung eine raumorientierte Handlungswissenschaft zu betreiben. Die von der Geographie thematisierten Raumprobleme erscheinen dann als Probleme des Handelns.[19] Hier wird der Bogen zur vorliegenden Untersuchung deutlich – eine räumliche Analyse aus dem Sachverhalt unterschiedlicher struktureller Ursachenfaktoren, subjektiver Gründe, Ansprüche und individueller Zielvorstellungen heraus. EinSachverhalt, der im Rahmen einer Befragung der handelnden Akteure, die eine Rückwanderung durchführen bzw. beabsichtigen, aufgezeigt wird.

Eine wissenschaftlich fundierte Analyse von strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründen des Rückwanderungsprozesses ist mittels der Konzeption einer handlungszentrierten Sozialgeographie möglich.Mit dem Verweis über die Ausrichtung der vorliegenden Diplomarbeit auf diese Konzeption, istdiesein ihrem Kern eine sozialgeographische Arbeit.

B THEORETISCH-KONZEPTIONELLEGRUNDLAGEN

5 Definitionen und Typisierungen von Wanderungen

5.1 Definition und Abgrenzung des Begriffes Wanderung

In der Fachliteratur ist keine einheitliche Definition des Begriffes Wanderung vorzufinden. Der Begriff Wanderungwird sowohl in der Umgangssprache alsauch in verschiedenen wissenschaftlichen Fachdisziplinen, die sich mit Wanderungsforschung befassen, unterschiedlich verwendet.[20] Vor dem Hintergrund soll eine präzise terminologische Abgrenzung des Begriffes Wanderung aus sozialgeographischer Perspektive erfolgen.

Wanderungen werden gemäß der Definition aus dem Handwörterbuch der Raumordnung(2005) als eine Form räumlicher ‚Mobilität‘ bezeichnet. Unter Mobilität wird der „Wechsel eines Individuums zwischen definierten Einheiten eines [gesellschaftlichen; Anmerkung des Verfassers] Systems verstanden“[21], wobei sich das System aus einerVielzahl von Sachverhalten bzw. Elementen zusammensetzt, zwischen denen zahlreiche Interdependenzen (wechselseitige Abhängigkeiten) existieren und derart ein Wirkungsgefüge besteht. Die definierten Einheiten dieses Systems beziehen sich auf soziale und/oder räumliche Merkmale. Der Positionswechsel innerhalb eines sozial definierten Systems wird unter dem Begriff soziale Mobilität erfasst, undder Positionswechsel innerhalb eines räumlich definierten Systems als räumlicheMobilität.[22]

Beide Dimensionendes Mobilitätsbegriffes sind zunächstgenauer zudifferenzieren. Die Änderung der sozialen Position von Individuen oder ganzen Gruppen kann in vertikaler Richtung, mit einem sozialen Auf- oder Abstieg innerhalb der sozialen Schichten eines (sozialen)Systems erfolgen (z.B. Einkommensänderung). In horizontaler Richtung wird ein Wechsel der sozialen Position, ohne Änderung der Statushierarchie in diesem Schichtsystem bestimmt (z.B.Wechsel des Arbeitsplatzes).Der räumliche Positionswechsel von einzelnen Personen oder Gruppen in einem räumlichen System vollzieht sich über geringere bis weite Distanzen bzw. als einmaliger Vorgang oder in regelmäßigem Turnus.[23] Zwischen sozialer und räumlicher Mobilität besteht zudem ein sehr enger Zusammenhang. Räumliche Mobilität kann aufgrund einer Änderung der persönlichen sozialen oder wirtschaftlichen Situation erfolgenund zugleich als Anpassungsmechanismus an veränderte wirtschaftliche, soziale und politische Rahmenbedingungen in den einzelnen Regionen verstanden werden (vgl. Kapitel 7.4).[24]

Eskönnen zwei Formen räumlicherMobilitätunterschieden werden. Eine räumliche Bevölkerungsbewegung, welche mit einem Wohnsitzwechsel verbunden ist, wird als Wanderung bezeichnet. Davon abzugrenzen ist die Zirkulation.Diese ist nicht mit einem Wohnsitzwechsel verbunden, sondern beinhaltet im Wesentlichen räumliche Bewegungen zwischen Wohnung und Arbeits- oder Ausbildungsstätte, Versorgungseinrichtungen sowie Freizeitmöglichkeiten, welche sich aus der räumlichen Trennung der Grunddaseinsfunktionen ergeben.Eine strikte Unterscheidung von Wanderung und Zirkulation scheint allerdings nicht möglich zu sein, da viele Übergangsformen existieren. Bähr(2004) nennt einige solcherFormen, die als saisonale bis längerfristige Bewegungen anzusehen sind.Es handelt sich überwiegend um berufsbedingte, ständig wiederholte Wanderungen von Saison-, Montage- oder Wanderarbeitern sowie längere Aufenthalte in Ferienwohnungen.Im Vordergrund der Wanderungsdefinition steht der Wohnsitzwechsel von Personen, die einen dauerhaften oder zumindest längeren Aufenthaltam neuen Wohnortbeabsichtigen.[25]

In der Wanderungsforschung besteht jedochUneinigkeit in der Frage, ob das Kriterium der Dauerhaftigkeit eines Wohnsitzwechsels nach räumlicher oder zeitlicher Dimensionfestzulegen ist.Die internationale statistische Erfassung der Wanderungsbewegungen folgt der Empfehlung der Vereinten Nationen, nach der ein dauerhafter Wohnsitzwechselnach einem Jahr Aufenthalt in der Zielregion vorliegt.[26] „Dagegen wird in Deutschland das Kriterium der Dauerhaftigkeit des Wohnortwechsels bei der statistischen Erfassung der Migrationsbewegungen als erfüllt angesehen, wenn die Migration mit einem tatsächlichen Wohnortwechsel verbunden ist.“[27] Wanderungen werden in der deutschen Wanderungsstatistikals jeder Umzug in eine Wohnung als alleinige Wohnung oder Hauptwohnung sowie als jeder Auszug aus einer alleinigen Wohnung oder Hauptwohnungabgegrenzt, sofern die administrative Grenze einer Gemeinde überschritten wird. Umzüge innerhalb einer Gemeinde werden nicht als Wanderungen sondern als Ortsumzüge begriffen und statistisch nicht erfasst. Die Registrierung eines Wohnungswechsels erfolgt aufgrund der gesetzlichen Meldepflicht, wenn der Aufenthalt am Wohnort von längerer Dauer ist(vgl. Kapitel 11.3).[28]

Formalkönnen Wanderungsvorgänge nach räumlichenKriteriendifferenziert werden. Eine erste Unterscheidungkanngenerell nach Außenwanderungen (Wanderungen über die Staatsgrenzen) und Binnenwanderungen (Wanderungen innerhalb der Staatsgrenzen) erfolgen. Binnenwanderungen werden in der Regel nach den abgrenzbaren Verwaltungseinheiten eines Staates (Bundesländer, Regierungsbezirke, Landkreise, Gemeinden) tiefer differenziert. Binnenwanderungen, bei denen die administrative Grenze einer gewählten Regionsebene überschritten wird,sind als interregionale Wanderungen, und Wanderungen innerhalb einer regionalen Einheit als intraregionale Wanderungen zu bezeichnen. Die Abgrenzung der räumlichen Bezugseinheiten istin diesem Zusammenhang nach der jeweiligen Relevanz für das bearbeitete Forschungsthemazu bestimmen, oft auch nach der Verfügbarkeit regionalstatistischer Daten.[29]

In weiteren Begriffsabgrenzungen von Wanderungen werden oftBestimmungsmerkmale wiedie zurückgelegte Distanz, die geographische Richtung, die Wanderungsgründe oder die Veränderung von Sozialbeziehungen integriert. Hierbei handelt es sich um forschungsrelevante Merkmale von Wanderungen, die eigentlich Gegenstand der Typisierung und der Analyse von Wanderungsprozessen sind. Die Integration dieser verschiedenen Analysemerkmale in einer Wanderungsdefinition führt lediglich zu einer komplexeren Begriffsumschreibung, die als unzweckmäßig angesehen werden kann. Allein das Kriterium des dauerhaften Wohnsitzwechsels ist als grundlegendes Bestimmungsmerkmal für eine Definition des Wanderungsbegriffes konstitutiv.[30]

Der Begriff aus dem Englischen übernommene Begriff Migration soll im weiteren Verlauf der Arbeit als Synonym für den Begriff Wanderung verwendet werden.

5.2 Definition und Abgrenzung des Begriffes Rückwanderung

Der Begriff Rückwanderung bzw. Remigration wird in der Fachliteratur ebenso wenig eindeutig definiert wie der allgemeine Wanderungsbegriff.[31]

Unter dem Rückwanderungsbegriff werden sehr heterogene Rückkehrprozessezusammengefasst.Oftmals werden in einer Begriffsbestimmung Bestimmungsmerkmale,wie Intentionen und Motive oder die Differenzierung nach freiwilliger bzw. erzwungenerRückkehr, integriert.[32] In Anlehnung an die bereits angeführte Definition von Wanderung (vgl. Kapitel 5.1) werden derartige forschungsrelevanteMerkmale nicht in einer Definition von Rückwanderung verwendet, da diese Gegenstand der Typisierung und der Analyse des Rückwanderungsprozesses sind. Die folgende Begriffsbestimmung von Rückwanderung, auf die im weiteren Verlauf dieser Arbeit Bezug genommen wird,konzentriert sich auf dendauerhaften Wechsel des Wohnsitzes als konstitutives Kriterium einer Definition von Wanderungsbewegungen.

Anhand der schematischen Begriffserklärung in Abbildung 1ist die Rückwanderung als eine Form zirkulärer Wanderungsbewegungen zu verstehen. In dieser Klassifikation werdenverschiedene Formen von Wanderungen aufgezeigt, die sich im Anschluss an eine anfängliche Abwanderung ergeben können.[33] Dieseverschiedenen Wanderungsarten werden hinsichtlich mehrfacher,chronologisch erfolgender Wanderungsbewegungencharakterisiert, die sich in unterschiedlichen Wanderungsrichtungenzwischen den Herkunfts- und Zielorten bzw. -regionen vollziehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Bovenkerk, F. (1974): S. 5; aus dem Englischen übersetzt; veränderte Darstellung.

Eine Rückwanderung liegt vor, wenn Menschen ihren Wohnsitz an den Bestimmungsort A zurückverlegen, von dem sie zuvor abgewandert sind. Da eine Rückwanderung direkt oder auf Umwegen über Zwischenetappen erfolgen kann, ist auch eine Rückkehr in den Herkunftsort A aus weiteren Zielorten möglich. Von einer Weiterwanderung spricht man, wenn Personen ihren Wohnsitz vom ersten Zielort B in einen zweiten Zielort C verlegen, und nicht in ihren Herkunftsort A zurückzukehren. Im Fall einer erneuten Abwanderung verlegen Personen ihren Wohnsitz an denselben Zielort B, aus dem sie zuvor zum ersten Mal zurückgewandert sind. Wenn aber im Fall einer wiederholten Abwanderung eine Wohnsitzverlagerung an den Zielort C erfolgt, nachdem eine Rückwanderung aus Bstattfand, spricht man von einer zweiten Abwanderung. Bei einer zirkulären Wanderung bestehen mehrfach wiederholte Wohnsitzwechsel zwischen dem Herkunftsort A und dem Zielort B. Die Abwanderung und die damit verbundene anschließende Rückkehr weisen eine gewisse Regelmäßigkeit auf.[34]

Die zirkuläre Migration ist auf diese Weise durch eine mehrfache Rückwanderung gekennzeichnet. „Zirkuläre Migration beginnt mit einer ‚normalen‘ Migration, endet aber mit einer Rückkehr. Das ist wesentlich: nach der Errichtung des neuen Wohnsitzes erfolgt eine Rückkehr zum alten ‚usual residence‘.“[35] Die Frage, ob eine zirkuläre Wanderung wirklich im Herkunftsort endet (die Abbildung zeigt nur diesen Fall), kann nicht eindeutig beantwortet werden.[36] Die knappe Begriffsabgrenzung belegt die Ungenauigkeit der Begrifflichkeit und des damit verknüpften Konzeptes.

Festzuhalten bleibt jedoch, dass eine Rückwanderung nach einer vorausgegangenen Abwanderung direkt oder über Zwischenetappen, sowie als zyklische Wanderungsbewegung mehrfach (nach mehrfacher vorheriger Abwanderung) stattfinden kann.Zudem geht aus der allgemeinen Wanderungsdefinition hervor, dass die Abgrenzung der räumlichen Bezugseinheiten nach der jeweiligen Relevanz für das bearbeitete Forschungsthema zu bestimmen ist. Anstelle der Abgrenzung nach Gemeinden, wie in der angeführten Erklärung, kann eine Differenzierung nach anderen abgrenzbaren Verwaltungseinheiten vorgenommen werden (siehe unten).

Im Kontext der bereits angeführten Definition von Wanderung wird deutlich, dass eine räumliche Bewegung einen Wohnsitzwechsel von permanenter oder nur vorübergehender Dauer bedingt.Die mögliche Ausführung einer weiteren Wanderungsbewegung nach einer vorherigen Abwanderung wird dementsprechend in der allgemeinen Wanderungsdefinition nicht ausgeschlossen(vgl. Kapitel 5.1). Dennoch besteht in der Wanderungsforschung Uneinigkeit in der Frage, ob das Kriterium der Dauerhaftigkeit eines Wohnsitzwechsels nach räumlicher oder zeitlicher Dimension zu erklären ist.[37]

In diesem Zusammenhang weist Pries(2008) darauf hin, dass der dauerhafte Wohnsitzwechsel aus zwei verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann: zum Einen als einmalige dauerhafte Änderung des Wohnsitzes und zum Anderen als andauerndes Ändern des Wohnsitzes. Während der Aspekt der Dauerhaftigkeit im ersten Fall auf das Ergebnis eines einmaligen Wohnsitzwechsels abzielt, wird im zweiten Fall der wiederkehrende Prozess hervorgehoben.[38] Aus dieser Betrachtung wird deutlich, dass für eine Erklärung deseinmaligen dauerhaften Wohnsitzwechsels die Berücksichtigung der räumlichen Dimension in einer Definition von Wanderung ausreichend ist. In Bezug zur Rückwanderung, die als wiederkehrender Wanderungsprozess zu charakterisieren ist, ist die Integration der zeitlichen Dimension notwendig: „Für die Problematik der Rückwanderung erscheint es nicht sinnvoll, die Definition der Migration einfach zu übernehmen und sie mit dem Zusatz zu versehen, die Bewegung werde in umgekehrter Richtung ausgeführt. Die Zeit der Verweildauer im Zielgebiet muss in eine Definition der Remigration mit eingehen.“[39]

Die Begriffe Rückwanderung bzw. Remigration werden somit als Rückkehr eines Migranten in sein Herkunftsland oder seine Herkunftsregion definiert, nachdem ein signifikanter Zeitraum im Ausland oder einer anderen Region verbracht wurde.Zur Bestimmung der zeitlichen Aufenthaltsdauerim Zielgebiet wird auf die Empfehlung der Vereinten Nationen zurückgegriffen, nach der eine dauerhafte Migration nach einem Jahr Aufenthalt in der Zielregion vorliegt.[40]

In einer Analyse desRückwanderungsvolumens zwischen zwei Gebietseinheiten ist zu beachten, dass der zu einem Wanderungsstrom entgegengesetzte Strom zwei Gruppen von Migrantenenthält: die Zuwanderer und die Rückwanderer.[41] Während die Rückwanderer in ihre Herkunftsregionzurückkehren, aus der sie zuvor abwanderten, zeichnen sich die Zuwanderer dadurch aus, dass sie aus ihrem ursprünglichen Herkunftsgebiet in eine Zielregion abwandern, welche gleichzeitig dem Herkunftsgebiet der Rückwanderer entspricht.Diese Unterscheidung ist bei einer Berechnung des Rückwanderungsvolumens mithilfe der amtlichen Statistik maßgeblich. So ist eine Analyse des quantitativen Umfangs der Rückwanderung mithilfe der deutschen Wanderungsstatistik gar nicht möglich, da keine Angaben über die Wanderungsetappen der Akteure und die Dauer ihres Aufenthalts am jeweiligen Wohnort vorliegen (vgl. Kapitel 11.3).[42]

Die Rückwanderungsvorgänge können weiterhin nach räumlichen Kriterien differenziert werden (vgl. Kapitel 5.1). Rückwanderungen die über Staatsgrenzen hinweg vollzogen werden, sind als Außenwanderungen zu bezeichnen; Rückwanderungen die innerhalb eines Staates stattfinden, sind als Binnenwanderungen zu charakterisieren. Entsprechend der Themenformulierung bilden die LändergruppenOstdeutschland (inklusive Berlin), als Herkunfts- und Rückkehrregion, sowie Westdeutschland (exklusive Berlin)die räumlichen Bezugseinheiten für die Analyse des Rückwanderungsprozesses.[43] In dieser Arbeit werden somit interregionale Rückwanderungen innerhalb Deutschlands (i.S.v. Binnenwanderungen) betrachtet.

5.3 Typisierungsversuche von Wanderungen

Aufgrund der Vielzahl von räumlichen Bewegungen, die unter dem Begriff Wanderung zusammengefasst werden, sind kaum allgemeingültige Aussagen über die verschiedenen Wanderungsprozesse möglich. Die Wanderungsforschung ist aus diesem Grund bemüht, diese Vielfalt von Wanderungen anhand eines Ordnungsrahmens systematisch zu strukturieren, um verschiedene Typen von Migrationen differenzieren zu können. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine detaillierte Erklärung der einzelnen Typen.[44]

Die umfassendste Wanderungstypologie wurde bisher von Petersen (1972) vorgelegt (vgl. Abbildung 2). In seiner Kritik an den damals bestehenden Typologien forderte er, dass Wanderungstypologien nicht aus Statistiken abgeleitet werden sollten, auch wenn diese für theoretische Fragestellungen relevant sind. Nach seinen Ausführungen ist es sinnvoll, eine Typisierung über Konzepte und logische Zwischenverbindungen herzustellen, und statistische Daten zur Überprüfung des erarbeiteten Ordnungsrahmens zu verwenden.[45]

Abbildung 2: Typologie der Wanderungen nach Petersen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Bähr, J. (2004): S. 257; veränderte Darstellung.

In der von Petersen erarbeiteten Typologie werden vier Hauptarten von Wanderungen abgegrenzt, die sich durch verschiedene Interaktionstypen und Ursachenkomplexe voneinander unterscheiden. Die Wanderungstypen werden zusätzlich nach konservativem und innovativem Charakter differenziert. Mit dieser Differenzierung wird verdeutlicht, dass Menschen einerseits ihre Heimat verlassen, um etwas Neues zu erlangen (innovativ), und andererseits auf eine Änderung der Lebensbedingungen zu reagieren und versuchen, alte Lebensgewohnheiten beizubehalten (konservativ).[46]

Die Typologie nach Petersen (1972)gilt zwar alsdie bisher umfassendste Klassifikation von Wanderungsbewegungen; jedoch sind die angeführten Kriterien nicht ausreichend, um eine zweifelsfreie Einordnung von Wanderungsfällen vornehmen zu können. So kritisiert Brecht (1995) das Fehlen des Typus Ökonomie, der als Wanderungsauslöser wirtschaftliche Bedingungen beinhaltet, und beispielsweise für Gastarbeiter und Wirtschaftsflüchtlinge gilt. Des Weiteren ist die Kombination von Typologie und Erklärung mit den Grundprinzipien klassifikatorischer Systeme nicht vereinbar.[47]

Im Fall der Rückwanderung ist keine eindeutigeEinordnung in die Typologie nach Petersenmöglich. Aus der Darstellung der Wanderungstypen ist ersichtlich, dass sichdieseauf Wanderungsbewegungen beziehen, die als einmaliger dauerhafterProzess zu verstehen sind.

Die Typologie der Wanderungen nach Petersen (1972) konzentriert sich vorwiegend auf die Einordnung internationaler Wanderungen und historisch einmaliger Ereignisse. Diese ist nicht in der Lage, gegenwärtige Wanderungsvorgänge in ihrer Komplexität zu erfassen.[48]

5.4 Typisierungsversuche von Rückwanderungen

In geographischen sowie soziologischen Forschungsarbeiten zu den internationalen Arbeiterwanderungen sind gesonderte Remigrationstypologien erarbeitet worden.Diese Arbeiten beziehen sich auf die Rückkehr von Arbeitskräften aus den USA in den 1960er Jahren und die Rückwanderung von Gastarbeitern aus der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er und 80er Jahren. Die vorliegenden Rückwanderungstypologien zur Differenzierung und Erklärung verschiedener Remigrantentypen wurden anhand unterschiedlicher Kriterien erarbeitet. Als Abgrenzungskriterien werden Merkmale wie räumliche Strukturbedingungen und Wanderungsverlauf sowie Wanderungsintentionen und -gründe verwendet.[49]

5.4.1 Rückwanderungstypologien differenziert nach räumlichen Strukturbedingungenund Wanderungsverlauf

Typologien, die anhand räumlicher Strukturmerkmale erarbeitet werden, beziehen sich überwiegend auf Kriterien unterschiedlich strukturierter Arbeitsmärkte oder verschiedene zentralörtlich bedeutsame Räume, die Arbeitskräfte bzw. Bewohner freisetzen oder anziehen.[50]

Hermanns/Lienau(1979) beziehen sich in ihrer Typisierung auf die enge funktionale Verknüpfung von Herkunfts- und Zielräumen, und deren unterschiedlichen Raumtypen. Das in diesem Kontext entworfene Modell der Raumbeziehungen wird in Abbildung 3 dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Hermanns, H. / Lienau, C. (1979): S. 70; mit Anmerkungen des Verfassers ergänzt.

Die funktionalen Verbindungen zwischen unterschiedlichen Raumtypen der Herkunfts- und Zielländer entstehendurch zirkuläre Wanderungsbewegungen von Personen oder Gruppen. Im Rahmen der Abwanderung erfolgt zunächst eine funktionale Verknüpfung vom Herkunfts- zum Zielraum. Die Abwanderung der Arbeitskräfte erfolgt überwiegend in die urbanen Wirtschaftszentren Westeuropas. Die während der Abwesenheit im Ausland aufrecht erhaltenen Beziehungen zu Personen im Herkunftsraum begründen eine enge persönliche Bindung an die Heimatgemeinden. Im Falle einer Rückwanderung ermöglichen die Kontakte den Arbeitsmigranten eine individuelle Einschätzung, wo sie sich nach ihrer Rückkehr niederlassen. Im Rahmen der tatsächlichen Rückkehr der Migranten wird die funktionale Verbindung vom Ziel- zum Herkunftsraum hergestellt.[51]

Obwohl die Arbeitsmigranten überwiegend aus ländlichen Räumen abwanderten, vermuten Hermanns/Lienau(1979) eine deutliche Wohnsitzpräferenz für städtische Räume, wobei angenommen wird, das sich eine in der Siedlungsgrößenordnung nach oben gerichtete Tendenz ergeben wird. Die Bevorzugung für städtische Räume wird aus dem Aufenthalt in den urbanen Zentren Europas abgeleitet. Des Weiteren begründen sie die Annahme vor dem Hintergrund, dass die Rückwanderer in den Städten des Herkunftslandes bessere (arbeitsmarkt-) strukturelle Bedingungen als in den ländlich-peripheren Heimatgemeinden vorfinden. Die Autoren halten fest, dass nach einer anfänglichen Rückkehr in die (ländliche) Heimatgemeinde, eine zweite Abwanderung in eine größere Stadt im Zielland sehr wahrscheinlich ist, sofern die Rückwanderer nicht direkt in eine größere Siedlung im Herkunftsland wandern.[52]

In der empirischen Überprüfung des Modells der Raumbeziehungen verwendenHermanns/ Lienau (1979) lediglich drei Rückkehrorte, die anhand der einwohnerbezogenen Siedlungsgröße (städtisch, halb-städtisch, dörflich)gebildet werden. Die Autoren versuchen auf diese Weise ihre Hypothese, die diePräferenz für einen städtischen Wohnsitz der Akteure nach ihrer Rückkehr im Herkunftsland formuliert, zu verifizieren.Die Autorenbetonen jedoch selbst, dass die räumliche Differenzierung, die in der empirischen Überprüfung zugrunde gelegt wurde, nicht ausreichend ist, um die erarbeitete Typologie bestätigen zu können.[53]

Das Modell der Raumbeziehungen bleibt somit als Typisierungsversuch ein recht vage formuliertes Konzept. Die funktionale Verknüpfung zwischen den verschiedenen Räumen der Herkunfts- und Zielländer bleibt unberücksichtigt, da keine konkreten Angaben über den Aufenthaltsort der Arbeitsmigranten im Zielland vorliegen. Zudem werden keine Angaben über die Abgrenzung der räumlichen Bezugseinheiten angegeben. Hauptsächlich ist jedoch die fehlende Formulierung verschiedener Typen von Migrationen zu kritisieren. Beide Autoren gehen in ihrer Forschungsarbeit ausschließlich der Hypothese nach, die eine städtische Wohnsitzpräferenz der Akteure nach ihrer Rückkehr im Herkunftsland konstatiert.

In der Remigrationsforschung wird neben dem geographischen Konzept unterschiedlich strukturierter Räume auch die Abfolgesequenz von Wanderungsetappen untersucht und als Grundlage einer Typisierung verwendet. Hernández-Alvarez(1967)entwickelte im Rahmen seiner Rückwanderungsstudie ein Schema zur Darstellung des räumlichen Wanderungsverlaufs, anhand dessen fünf Typen von Rückwanderern differenziert werden können. Nach diesem Konzept bildender Geburtsort des Migranten, der letzte Aufenthaltsort vor der Abwanderung aus dem Herkunftsland sowie der Rückkehrort dieWanderungsetappen, mit denen eine individuell differenzierte räumliche Abfolgesequenz im Zeitverlauf nachgewiesen werden kann. Die Etappenorte im Zielland der Wanderer bleiben unberücksichtigt. Die fünf Remigrationstypen nach Hernández-Alvarez (1967) entsprechen den Typen 1,3,6,8 und 10 in Abbildung 4.[54] Eine detaillierte Beschreibung der fünf Remigrantentypen istin Anhang 1 zu finden.

Das Konzept der räumlichen Abfolgesequenz von Hernández-Alvarez(1967)bildet die Grundlage für die Typologie der städtischen Arbeitsremigration nach Leib (1984a,b). Er untergliedert zunächst vier Gruppen von Rückwanderern nach dem Kriterium der räumlichen Zielortwahl bei der Rückwanderung.Als Klassifikationskriterien werden Orte unterschiedlicher zentralörtlicher Bedeutung angegeben (Einzelhof/kleines Dorf, Kleinstadt mit unteren zentralörtlichen Funktionen, größere Stadt mit mittleren und höheren zentralörtlichen Funktionen, überregionales Wirtschaftszentrum oder Touristengebiet). In der weiteren Erklärung dieser vier Remigrationstypen folgt Leibinsbesondere den Ausführungen von Hermanns/Lienau (1979), welche eine deutliche Wohnsitzpräferenz der Rückwanderer für größere Siedlungen im Herkunftslandunterstellen (siehe oben).[55] In diesem Zusammenhang berücksichtigt erim Gegensatz zuHernández-Alvarez(1967) nicht nurden Verlauf der Wanderungsetappen im Herkunftsland vor der Abwanderung, sondern zusätzlich die Binnenwanderungen im Herkunftsland, die nach der Rückwanderung stattgefunden haben.Leibhebt auf diese Weise die besondere Bedeutung der Städte im Herkunftsland als Etappenort nach der Rückwanderung hervor.[56]

Folgende Orte bilden die Etappen einer Wanderung in zeitlicher Abfolge:

(A) Geburtsort;
(B) Letzter Aufenthaltsort vor der Abwanderung (alle Binnen-/Außenwanderungen, die ggf. zuvor an den Geburtsort zurückführten, werden nicht berücksichtigt);
(C) Ort der Rückwanderung (alle Wanderungen im Zielgebiet werden vernachlässigt);
(D) Letzter Aufenthaltsort nach der Rückwanderung.

Es werden zehn unterschiedliche Typen von Rückwanderern anhand einer schematischen Darstellung der räumlichen Abfolgesequenz der Wanderungsetappen gebildet (vgl. Abbildung 4), je nachdem, ob (A), (B), (C) und (D) identische Orte sind oder nicht.[57] Eine detailliertere Erläuterung der zehn Rückwanderungstypen befindet sich in Anhang 1.

Anhand einer empirischen Überprüfung (n= 435) verdeutlicht Leib(1984b), dass lediglich drei Typen von Rückwanderern von Bedeutung sind. Die meisten Rückwanderer (38,6 Prozent) kehren in den Geburtsort zurück, aus dem sie zuvor abwanderten (Typ 1). Der zweithäufigste Fall umfasst Rückwanderer (31,3 Prozent), die aus ihrem Geburtsort abwanderten und in eine andere Gemeinde im Herkunftsland zurückkehren (Typ 3). An dritter Stelle folgen Rückwanderer (15,6 Prozent), die vor der Abwanderung eine Binnenwanderung vollzogen, und in den letzten Wohnort im Herkunftsland zurückkehren (Typ 8).[58]

Aus denRückwanderungstypologien nach räumlichen Strukturbedingungen und Wanderungsverlauf ist zu entnehmen, dass sich Personen nach ihrer Rückkehr im Herkunftsland, vorwiegend an dem Ort, aus dem sie zuvor abwanderten, niederlassen. Falls die Akteure nicht an den ursprünglichen Herkunftsort zurückkehren, ziehen diese zumeist in eine größere Stadt im Herkunftsland, da hier in der Regel bessere (arbeitsmarkt-)strukturelle Bedingungen vorherrschen. Diesem Sachverhalt soll im weiteren Verlauf der Untersuchung nachgegangen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Typen der städtischen Arbeitsremigration

Quelle: Leib, J. (1984b): S. 185; veränderte Darstellung.

5.4.2 Rückwanderungstypologiendifferenziert nach Intentionen und Rückkehrmotiven

Während sich die bisherigen Typisierungen von Rückwanderungen an objektiven Raummerkmalen orientieren, konzentrieren sich Typisierungsversuche nach Intentionen und Rückkehrmotiven amsubjektiven Verhalten der Wanderer.[59]

Bovenkerk(1974) erarbeitete eine Typologie, die sich auf die Intentionen der Migranten bezieht, einen dauerhaften oder vorrübergehenden Aufenthalt im Zielland zu beabsichtigen. Diese Entscheidung wird seiner Ansicht nach vor dem Zeitpunkt der Abwanderung getroffen. „The most important question here is: was the emigration meant as a permanent or only as a temporary step?”[60] Der geplante dauerhafte oder vorübergehende Aufenthalt im Zielland wird mit der tatsächlichen Umsetzung dieser Absichten in Beziehung gesetzt. Bovenkerk (1974)unterscheidet folgende vier Typen von Wanderungen:

Typ 1 : beabsichtigte dauerhafte Abwanderung ohne Rückkehr;

Typ 2 : beabsichtigte dauerhafte Abwanderung mit Rückkehr;

Typ 3: beabsichtigte vorübergehende Abwanderung mit Rückkehr;

Typ 4 : beabsichtigte vorübergehende Abwanderung ohne Rückkehr.[61]

Wanderer, die eine dauerhafte Abwanderung planen und nicht in das Herkunftsland zurückkehren (Typ 1), sind unter dem Aspekt der Rückwanderung bedeutungslos. Eine Berücksichtigung in der Typisierung erfolgt vielmehr aufgrund der analytischen Geschlossenheit des Konzeptes. Für die ungeplante Rückwanderung des Typ 2 werden unterschiedliche Gründe genannt. Zum Einen führen (arbeitsmarkt-)strukturelle Faktoren im Zielland zu einer ungeplanten Rückkehr, aber auch Heimweh und andere persönliche Umstände. Zum Anderen können bessere ökonomische, soziale oder politische Bedingungen im Herkunftsland für die Rückwanderung der Akteure verantwortlich sein. Wanderer die eine vorübergehende Abwanderung mit anschließender Rückkehr (Typ 3) beabsichtigen, verfolgen mit der Migration ein bestimmtes Ziel (z.B. Ansparen von Geld oder eine bildungs- bzw. berufsbezogene Qualifizierung). Die Rückwanderung erfolgt, wenn die mit der Abwanderung verbundenen Ziele erreicht sind. Die im Rahmen der Abwanderung vorhandene Rückkehrbereitschaft lässt jedoch den genauen Zeitpunkt der Rückkehr nur vage bestimmen. Diese erfolgt meist später als ursprünglich beabsichtigt. Im Fall einer geplanten vorübergehenden Abwanderung ohne Rückkehr (Typ 4) wird die Entscheidung für eine Rückkehr kontinuierlich aufgeschoben und der Umzug letztlich nichtvollzogen. DiesePersonen lassen sich nach ihrer Abwanderung dauerhaft im Zielland nieder.[62]

Unter Berücksichtigung der beabsichtigten dauerhaften Abwanderung ohne Rückkehr (Typ1) bezieht sich der Typologie nach Bovenkerk (1974) auch auf die Wanderung als einmaligen, dauerhaften Prozess. Der Typisierungsversuch vereint auf diese Weise verschiedene Formen der Wanderungen bezüglich des begriffsbestimmenden Merkmals der Dauerhaftigkeit des Wohnortwechsels (vgl. Kapitel 5.2).

Der Versuch einer Kategorisierung nach einer dauerhaft oder vorrübergehend geplanten Abwanderung erweist sich jedoch als problematisch. Die meisten Migranten haben zum Zeitpunkt der Abwanderung noch keine definitive Vorstellung, ob sie im Zielland verbleiben oder nach gewisser Zeit in ihr Herkunftsland zurückkehren wollen. Vielmehr wird die Entscheidung für eine Rückwanderung durch die individuellen Erfahrungen und Möglichkeiten der Migranten im Zielland bestimmt.[63] Dieser Standpunkt wird in den folgenden Typologien, die sich an den individuellen Rückkehrmotiven orientieren, berücksichtigt.[64]

Die Typologie nach Cerase(1974) bildet die Ausgangsbasis für die Typisierungsversuche von King (1977) und Unger (1983) und soll aus diesem Grund differenzierter beschrieben werden.

Cerase (1974) unterscheidet vier Typen von Rückwanderern:

Typ 1 : die Rückkehr des Versagens (return of failure);

Typ 2 : die Rückkehr des Konservatismus (return of conservatism);

Typ 3: die Rückkehr der Innovation (return of innovation);

Typ 4 : die Rückkehr des Ruhestands (return of retirement).[65]

Die Rückkehr des Versagens (Typ 1) tritt auf, wenn sich Migranten in der neuen Gesellschaft nicht vollständig integrieren können. Dieser Typ von Rückwanderer wird im Zielland mit einer abrupten Veränderung der Wohn- und Arbeitsverhältnisse konfrontiert. Unsicherheiten und Probleme im Lebensalltag der Migranten erschweren die individuelle Migrationssituation, sodass sie nach wenigen Jahren in ihre Heimatorte zurückkehren. Die Rückwanderer des konservativen Typs (Typ 2) können sich zwar im Arbeitsleben integrieren, sehen sich jedoch in der neuen Gesellschaft als Fremde und sind auf eine Rückkehr fixiert. Sie hatten die Möglichkeit Ersparnisse anzusammeln, um ein Stück Agrarland in der Herkunftsregion zu kaufen, und sich auf diese Weise nach der Rückkehr eine Existenzgrundlage in der Landwirtschaft zu schaffen. Mit dieser Investition orientieren sich die Rückwanderer auf die Aktivitäten innerhalb der traditionellen Strukturen im Herkunftsland. Die Rückkehr der Innovation (Typ 3) ist hingegen durch die Schaffung einer beruflichen Existenzgrundlage außerhalb der traditionellen Wirtschaftsstrukturen im Herkunftsland charakterisiert. Dieser Typ ist bemüht, sich von seiner ursprünglichen sozialen Position loszulösen, und sieht nach der Rückkehr die Chance seine Bedürfnisse und Ziele in vollem Umfang befriedigen zu können. Dabei nutzt er die während des Migrationsaufenthalts erworbenen beruflichen Fähigkeiten und orientiert sich an den Wertevorstellungen der Gesellschaft im Zielland.Eine Rückwanderung im Ruhestand (Typ 4) erfolgt nach Beendigung des Arbeitslebens. Die Migranten verfügen über keine familiären Bindungen im Zielland und ziehen sich mit zunehmendem Alter aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Mit den erworbenen Pensionsansprüchenkönnen diese Rückwanderer einen komfortableren Lebensabend im Heimatland verbringen.[66]

Die Typisierungsversuche nach Cerase (1974), King (1977) und Unger (1983)unterscheiden sich hinsichtlich der Formulierung der motivbezogenen Remigrationstypen nurunwesentlich voneinander (siehe unten). Alle drei Typologien stellen in grober Vereinfachung modellhafte Aussagen über das individuelle Wanderungsverhalten dar. Ein zusammenfassender Vergleich der drei Konzepte ist in Anhang 2tabellarisch dargestellt.

In allen drei Arbeiten wird der Realisierungsgrad der individuellen Emigrationsziele als grundlegendes Kriterium zur Abgrenzung der Remigrationstypen verwendet. Es erfolgt eine Differenzierung zwischen dem erfolgreichen Rückkehrtypus, welcher im Zielland seine persönlichen Ziele erreicht hat und planmäßig ins Herkunftsland zurückkehrt, sowie dem Misserfolgstypus, der je nach subjektiver Verfassung mehr oder weniger ungeplante Rückkehrentscheidungen trifft.[67]

Der erfolgreiche Rückkehrtypus konnte finanzielle Mittel erwirtschaften, um sich Eigentum zu schaffen und eventuell eine berufliche Existenz im Herkunftsland aufbauen. Als Sonderfall des erfolgreichen Rückkehrers ist der Typ, der lebenszyklisch bedingt am Ende der aktiven Berufsjahre in sein Heimatland zurückkehrt, zu verstehen. Die Ruhesitzwanderer möchten von den niedrigeren Lebenshaltungskosten im Herkunftsland profitieren. Die Rückkehr des erfolgreichen Typus wird auf diese Weise auf ökonomische Motive zurückgeführt. Die Rückwanderung des Misserfolgstypus wird weniger eindeutig und überwiegend durch soziale Motive bestimmt. Die Integrationsproblematik in der Aufnahmegesellschaft wird am häufigsten als Rückkehrgrund benannt. Aber auch familiäre Gründe können eine ungeplante Rückwanderung erzwingen. Als dritter Fall des nicht erfolgreichen Rückkehrers benennt lediglich Unger (1983) einen Typ, welcher aufgrund verschlechterter arbeitsmarktstruktureller Bedingungen im Zielland in sein Herkunftsland zurückkehrt.[68]

In den Typologiennach Cerase (1974),King (1977) und Unger (1983) wird eine Rückkehr des Misserfolgstypus nach kurzer Aufenthaltsdauer im Zielland betont. Andererseits wird für den erfolgreichen (und planmäßigen) Remigranten eine längere Aufenthaltsdauer angenommen, die zur Erlangung von beruflichen Qualifikationen und der Erwirtschaftung finanzieller Ressourcen für eine innovative Rückkehr notwendig sind. Bürkner et al. (1988) kritisieren, dassder Einfluss struktureller Faktoren in den Zielländern der Migration in den drei Typologien unberücksichtigt bleibt. Unger(1983) bezieht zwar ausdrücklich strukturelle Determinanten in seine Konzeption ein. Der Typ der ‚strukturell bedingten Rückwanderung‘ wird jedoch lediglich durch den ökonomischen Faktor ‚Arbeitslosigkeit‘ begründet. Als erhebliche Schwäche der traditionellen Typologien erweist sich die Tatsache, dass nur ein dominierendesindividuelles Motiv als typenbildender Faktor verwendet wird. In der Realität bestimmen komplexe Motivbündel, den Rückkehrentscheidungsprozess.Detailliertere Motivanalysen werden somit für die Konzeption von Typologien unerlässlich.[69] „Indem die strukturellen Bedingungen des Verhaltens und Handelns der Remigranten weitgehend vernachlässigt werden und an ihre Stelle das individuelle räumliche Verhalten als nahezu ausschließlicher Untersuchungsgegenstand tritt, kann die geographische Remigrationsforschung nicht zu befriedigenden Erklärungen des Remigrationsverhaltens vorstoßen.“[70] Die räumlichen Strukturbedingungen in den Herkunfts- und Zielländern können die Freiheitsspielräume des Einzelnen erheblich einschränken. Die individuelle Wanderungsentscheidung kann daher nur im Kontext des umgebenden gesellschaftlichen Systems interpretiert werden (vgl. Kapitel 6.1.8). Der Erklärungsgehalt der motivbezogenen Remigrationstypologien ist daher kritisch zu hinterfragen.

6 Theoretische Erklärungsansätze von Wanderungen und deren Aussagekraft zur Erklärung des Rückwanderungsprozesses

Das Bemühen um eine Darstellung eines auch nur ansatzweise vollständigen Bildes über die Entwicklung der Wanderungsforschung und ihrer Theorien scheitert aufgrund der vielfältigen Auseinandersetzung mit Wanderungsprozessen in den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen und deren verschiedenen Forschungstraditionen. Die Fülle an Literatur zu den Wanderungstheorien erweist sich als nahezu undurchschaubar. Beiträge auf dem Gebiet der Migrationsforschung sind u.a. in den Fachdisziplinen Soziologie, Ökonomie, Demographie, Geographie, Politologie, der Ethnologie und (Sozial-)Psychologie zu finden.[71] „Jede Darstellung der Entwicklung theoretischer Ansätze in der Wanderungsforschung ist demnach notwendigerweise selektiv.“[72] Die Auswahl der in dieser Arbeit erläuterten Wanderungstheorien bezieht sich auf die Beiträge von Massey et al. (1993),Haug (2000), Glorius/Matuschewski (2009) undMatuschewski (2010).

Die entworfenen Theorieansätze zur Erklärung des Wanderungsprozesses können allesamt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.[73] Problematisch erweist sich in diesem Zusammenhang die Vielzahl von räumlichen Bewegungen, die unter dem Begriff Wanderung erfasst werden.

Die Wanderungstheorien können hinsichtlich klassischer und neuerer Erklärungsansätze unterschieden werden. Die klassischen Erklärungsansätze verstehen Wanderungen als dauerhafte Wohnsitzänderung und zugleich einmaligen Vorgang. Die Aussagekraft der klassischen Theorien (vgl. Kapitel 6.1) hinsichtlich ihrer Anwendung und Erklärung von Rückwanderungen ist daher kritisch zu hinterfragen (vgl. Kapitel 6.1.10). Als zu Beginn des 21. Jahrhunderts komplexere Erscheinungsformen von Wanderungsbewegungen, insbesondere zirkuläre Wanderungendie sich im Zuge der Globalisierung herausgebildet hatten, sichtbar wurden, wurden neuere Ansätze zur Erklärung von Wanderungsbewegungen entwickelt (vgl. Kapitel 6.2).[74]

6.1 Klassische Erklärungsansätze in der Wanderungsforschung

Die klassischen Wanderungstheorien können nach makro- und mikroanalytischenAnsätzen untergliedert werden. Die Makro-Ansätze behandeln Wanderungen aus der Perspektive des gesellschaftlichenSystems, indem sie das menschliche Agieren im Raum anhand struktureller Rahmenbedingungen erklären. Die Mikro-Ansätze wenden sich den Wanderungsvorgängen aus der Perspektive des individuellen Verhaltens zu, und berücksichtigen dementsprechend die subjektiven Gründe und Interessenslagen, die eine individuelle Wanderungsentscheidung herbeiführen.[75]

Zu den im weiteren Verlauf dieser Arbeit erläuterten makroanalytischen Erklärungsansätzen gehören die Ravenstein‘schen Migrationsgesetze, die Theorie der Wanderung nach Lee, die neoklassische makroökonomische Theorie, die Segmentationstheorie und die systemtheoretischen Ansätze. Als mikroanalytische Ansätze werden die neoklassische mikroökonomische Theorie, der Ansatz der Neuen Migrationsökonomie und die verhaltensorientierten Ansätze angeführt.[76]

In der jüngeren Forschungsgeschichte besteht jedoch weitgehend Einigkeit, dass beide Forschungsperspektiven allein keine befriedigende Erklärung des Wanderungsprozesses liefernkönnen. Die in den Sozialwissenschaften konzipierten handlungstheoretischen Ansätze (vgl. Kapitel 6.1.9) sind in der Lage die forschungsgeschichtlich vorherrschende Makro-/Mikro-Dualität zu überwinden, indem sie beide Forschungsperspektiven verbinden.[77]

6.1.1 Die Migrationsgesetze nach Ravenstein

Die Migrationsgesetze nach Ravenstein (1972) bilden den Ursprung für die Theorieentwicklung zur Erklärung von Wanderungsvorgängen. In seiner Arbeit „The Laws of Migration“[78] aus dem Jahr 1885, einem Vortrag vor der Royal Statistical Society, formuliert Ravenstein sieben Gesetze der Wanderung, und wendet sich ausdrücklich gegen die Behauptung, dass Wanderungen ohne bestimmte Regelhaftigkeiten ablaufen.[79]

Ravenstein (1972) wurde auf die Verlagerung der arbeitenden Bevölkerung währendder Industrialisierungsphase im Vereinigten Königreich[80] in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufmerksam. In einer empirischen Untersuchung der Binnenwanderung im Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland glaubte er aus den Daten der Volkszählungen von 1871 und 1881, „Gesetze“ der Wanderungen herausarbeiten zu können, um Ablauf und Stärke von Wanderungsbewegungen zu erklären.[81] Die wichtigsten Ergebnisse dieser Gesetze lauten:

(1) Die Mehrzahl der Wanderungen finden über kurze Distanzen statt;
(2) Eine Wanderung verläuft vielfach in Etappen;
(3) Personen, die über größere Distanzen wandern, bevorzugen als Zielgebiete größere Industrie- und Handelsstädte;
(4) Jeder Wanderungsstrom weist einen Gegenwanderungsstrom auf;
(5) Die Landbevölkerung ist stärker an den Wanderungsvorgängen beteiligt als die Bewohner von Städten;
(6) Frauen wandern häufiger über kurze Distanzenals Männer; Männer wandern häufiger über weite Entfernungen, und insbesondere nach Übersee;
(7) Die meisten Migranten sind alleinstehende Erwachsene; Familien wandern vergleichsweise wenig;
(8) Städte wachsen stärker durch Wanderungsgewinne als durch natürliche Bevölkerungszunahme;
(9) das Wanderungsvolumen erhöht sichdurch die industrielle Entwicklung und der Verbesserung des Transportwesens;
(10) die bedeutendsten Wanderungsströme sind von ländlichen Gebieten auf Städte gerichtet;
(11) die wichtigsten Wanderungsgründe liegen im ökonomischen Bereich.[82]

In der Wanderungsforschung besteht weitgehend Einigkeit, dass die Bezeichnung „Gesetze“ für die oben aufgeführten Punkte unzutreffend ist.Die Ravenstein’schen Gesetzekönnenlediglich den Status empirischerRegularitäten beanspruchenzumal die Ausgangsbedingungenin der Phase der industriellen EntwicklungimVereinigten Königreich gegen Ende des 19. Jahrhunderts charakteristisch waren. Der besondere Wert der Wanderungsgesetze nach Ravensteinwird mit dem Anstoß für die weitere Theorieentwicklung in der Wanderungsforschung begründet.[83]

6.1.2 Die Theorie der Wanderung von Lee

Aufbauend auf der Arbeit von Ravenstein versuchte Lee[84] ein allgemeines Schema der Einflussfaktoren von Wanderungen zu entwickeln, in das eine Vielzahl von räumlichen Bewegungen eingeordnet werden kann.[85] Als maßgebliche Faktoren, die eine Wanderungsentscheidung beeinflussen, werden folgende vier Gruppen unterschieden:

(1) Faktoren in Verbindung mit dem Herkunftsgebiet;
(2) Faktoren in Verbindung mit dem Zielgebiet;
(3) Intervenierende Hindernisse;
(4) Persönliche Faktoren.[86]

Die ersten drei Faktorengruppen stellt Lee(1972) in einem Schema dar, welches in Abbildung 5 wiedergegeben ist.

Lee (1972) geht davon aus, dass die Anzahl aller wanderungsauslösenden und wanderungshemmenden Faktoren sehr groß sein muss, und diese individuell wahrgenommen und bewertet werden. Eine Wanderung wird ihm zufolge ausgelöst wenn die Summe der positiven Faktoren des Zielgebietes bei der Gegenüberstellung mit den negativen Faktoren des Zielgebietes und aller anderen Faktoren und Hindernisse die natürliche Trägheit des potenziellen Migranten überwiegen.[87]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Schema der Einflussfaktoren von Wanderungen nach Lee

Quelle: Lee, E. S. (1972): S. 118.

Die Faktoren im Herkunftsgebiet als auch die Faktoren im Zielgebiet können von einem Migranten bzw. potenziellen Migranten, je nach seiner persönlichen Situation, als positiv oder negativ bewertet werden oder aber für seine Migrationsentscheidung unbedeutend sein. Positiv und negativ bewertete Faktoren sind in diesem Schema als ‚ + ‘ bzw. ‚ - ‘-Zeichen, und unbedeutende Faktoren mit ‚ 0 ‘ dargestellt. Als intervenierende Hindernisse können zum Beispiel Sprache, Einwanderungsgesetze, Transportkosten oder fehlende Informationsquellen angegeben werden. Auch die Wirksamkeit der intervenierenden Hindernisse ist individuell verschieden. Zu den persönlichen Faktoren zählen Intelligenz, persönliche Fähigkeiten oder die Stellung des Migranten im Lebenszyklus.[88]

In seinerArbeit versucht Lee (1972) mit Hilfe des von ihm entworfenen allgemeinen Schemas der Einflussfaktoren von Wanderungen und der zugrunde liegenden konzeptionellen Erklärungen, 19 Hypothesen über das Volumen von Wanderung, die Entwicklung von Wanderungsströmen und die Entwicklung der Merkmale von Wanderern abzuleiten.Hierbei trifft er weitere vereinfachende Annahmen, in dem er nur allgemein bedeutsame Faktoren am Herkunfts- und Zielort berücksichtigt, auf die eine Mehrheit von Wanderern bzw. potenziellen Wanderern in ähnlicher Weise reagiert.[89]

Die Theorie der Wanderung nach Lee(1972) folgt in seiner theoretischen Begründung einer mikroanalytischen Betrachtungsweise, indem er die individuelle Wahrnehmung und Bewertung der Faktoren am Herkunfts- und Zielortals Auslöser für eine Wanderung hervorhebt. Dennoch sind diese Annahmenzu allgemein, um einer Erklärung der komplexen Entscheidungssituation im Wanderungsprozess gerecht werden zu können. Die Anwendung seiner Theorie erfolgt hingegen auf makroanalytischer Ebene. Auf Basis einer Reihe vereinfachender Annahmen werden lediglich wenige bedeutsame (v.a. ökonomische) Faktoren, die sich auf die einzelnen Entscheidungsträger in ähnlicher Form auswirken, in die aggregierte Analyse von Wanderungen einbezogen. Im Ergebnis führt das zu einfachen Push-Pull-Modellen, welche Wanderungen durch abstoßende Kräfte in der Herkunftsregion und anziehende Kräfte in der Zielregion charakterisieren.[90]

6.1.3 Die neoklassische makroökonomische Theorie

Die neoklassische makroökonomische Theorie von Wanderungsbewegungen baut auf der Theorie der neoklassischen Ökonomik auf, welche eine Erklärung für die Wanderung von Arbeitskräften im Prozess der Wirtschaftsentwicklung liefert. Nach dieser Theorie wird die Migration von räumlichen Unterschieden im Angebot und derNachfrage nach Arbeitskräften bestimmt. Als zentraler Faktor zur Erklärung von Wanderungen werden regionale Disparitäten im Lohnniveau angeführt, die aus unterschiedlichem Arbeitskräfteangebot und -nachfrage im Herkunfts- und Zielland resultieren.[91]

Die Grundauffassung des neoklassischen makroökonomischen Erklärungsansatzes von Wanderungsbewegungen ist wie folgt zu beschreiben: Eine Region A mit einer im Vergleich zu Kapital hohen Ausstattung an Arbeitskräften, verfügt über niedrige Marktlöhne. Eine zweite Region B, die relativ mehr Kapital als Arbeitskräfte in der Produktion einsetzt, verfügt hingegen über hohe Löhne. Als Reaktion auf die durchschnittlichen Einkommensunterschiede finden Wanderungsbewegungen von Gebieten mit niedrigem Lohnniveau (Region A) in Gebiete mit höherem Lohnniveau (Region B) statt. Infolge der Wanderungen verringert sich das Angebot an Arbeitskräften bei gleichzeitig steigendem Lohnniveau in Region A, während sich in der Zielregion der Wanderer das Arbeitskräfteangebot erhöht und somit das Lohnniveau sinkt. Die Wanderungsbewegungen von der arbeitsintensiveren Region A zur kapitalintensiveren Region B dauern an, bis ein Gleichgewichtszustand im Lohnniveau zwischen beiden Regionen eingetreten ist.Dem Wanderungsstrom der Arbeitskräfte verläuft in entgegengesetzter Richtung ein Fluss von Investitionskapital. Aufgrund der Knappheit von Kapital in der kapitalarmen Region A lässt sich hier eine höhere Rendite als in der kapitalintensiven Region B erzielen.Massey et Al. (1993) weisen darauf hin, dass die Wanderung von Kapital von der kapitalintensiveren in die kapitalärmereRegion, das Humankapital hochqualifizierter Arbeitskräfte einbezieht. Der zum Kapital parallele Wanderungsstrom von Führungskräften, Technikern und anderen Fachkräften wird mit der höheren Entlohnung ihrer Fähigkeiten in einer knappen Humankapital-Umwelt begründet.[92]

In dieser Betrachtungsweise sind Wanderungen nicht nur als abhängige Variable, d.h. als Resultat von Lohnniveauunterschieden, zu verstehen. Wanderungen werden zusätzlich als unabhängige Variable verstanden, die eine Angleichung von Lohnungleichgewichten zwischen verschiedenen Regionen herbeiführen. Diese Schlussfolgerung führt zur grundlegenden Kritik an dem neoklassischen makroökomischen Modell der Wanderungsbewegungen, da sich eine Angleichung von Lohnniveaus in der Regel empirisch nicht bestätigen lässt.[93]

Weitere Kritikpunkte an dem neoklassischen makroökonomischen Erklärungsansatz beziehen sich auf die vereinfachenden Annahmen, dieim Wesentlichen zur theoretischen Geschlossenheit des Konzeptes beitragen.Den rational handelnden Akteuren wird eine Nutzenmaximierung unterstellt, nach dessen Implikationen Arbeit in jene Nutzung fließen, die den höchsten Lohnsatz generieren. Die Arbeitsmigrantensindin diesem Zusammenhang vollständig informiert und uneingeschränkt mobil. Wanderungen werden lediglich als Antwort auf räumliche Entwicklungsunterschiede und den damit verbundenen Disparitäten im Lohnniveau angesehen.Andere Motive wie soziale Bindungen oder Wohn- und Lebensverhältnisse bleiben in den neoklassischen Ansätzen unberücksichtigt. Weitere vereinfachende Annahmen betreffen die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt, wonach Marktknappheiten und -überschüsse zu Lohnerhöhungen bzw. -minderungen führen,bis ein Gleichgewichtszustand auf dem Markt erreicht wird. In diesem Fall wird von Vollbeschäftigung ausgegangen, d.h. es existiert keine Arbeitslosigkeit. Die Arbeitskräfte werden in diesem Rahmen als homogene Masse angesehen, da ihre berufliche Passfähigkeit gegenüber der Arbeitskräftenachfrage ausgeblendet wird. Die Komplexität des Wanderungsprozesses wird aufgrund der vereinfachenden Annahmen stark unterschätzt.[94]

6.1.4 Die Segmentationstheorie nach Piore

Die Segmentationstheorie nach Piore(1980) stellt eine traditionelle Richtung der Arbeitsmarktforschung dar. Diese Theorie geht im Vergleich zu den neoklassischen makroökonomischen Theorien nicht davon aus, dass Arbeitskräftewanderungen in der Tendenz zur Entstehung eines Arbeitsmarkt- und Lohngleichgewichts begründet sind, sondern in der Segmentierung des Arbeitsmarktes und einer nachfragebasierten Rekrutierung von Arbeitskräften.[95] Nach dieser Theorie entsteht in den modernen Industriegesellschaften eine strukturell bedingte Nachfrage an Arbeitskräften, die nicht durch einheimische Arbeitskräfte ausgeglichen werden kann. Die Nachfrage nach Arbeitskräften löst internationale Wanderungsbewegungen aus und wird als zentrale Ursache von Migrationen angesehen.[96]

Den Ausgangspunkt zur Erklärung von Migrationen bildet das Konzept des segmentierten Arbeitsmarktes. Die Segmentierung des Arbeitsmarktes basiert aufgrund der in den entwickelten Volkswirtschaften inhärenten Dualität von Arbeit und Kapital, und verursacht eine Teilung des Arbeitsmarktes in einen primären und sekundären Sektor.Der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital besteht darin, dassdem Kapital im kapitalistischen Wirtschaftssystem die Funktionen der Organisation und Kontrolleim Produktionsprozesszugeschriebenwird. Das bedeutet letztlich, dass die Eigentümer des Kapitals insbesondere an dem dauerhaften und stabilen Teil der Nachfrage interessiert sind und sich dieses für die Beschäftigung dereigenen Ausstattungsichern (z.B. Produktionstechnologien bzw. Kapital), während der saisonale und variable Teil der Nachfrage durch den Einsatz von Arbeit erfüllt wird.Die kapitalintensive Produktionsmethode wird daher eingesetzt, um dendauerhaften und stabilen Teil der Nachfrageauf dem primären Markt befriedigen zu können. Die arbeitsintensive Produktion wird währenddessen für die saisonale und variable Nachfrage des sekundären Marktes genutzt.[97]

Der Dualismus zwischen Arbeit und Kapitalin der Produktion setzt sichauf dem Arbeitsmarkt in Form einer segmentierten Arbeitsmarktstruktur fort.Arbeiter im kapitalintensiven primären Sektor erhalten stabile und qualifizierte Arbeitsplätze. Die Arbeiter des arbeitsintensiven sekundären Sektors erhalten demgegenüber unsichere und unqualifizierte Arbeitsplätze und können jederzeit aus dem Produktionsbereich entlassen werden. Die Arbeitnehmer des sekundären Sektors bleiben somitein variabler Faktor der Produktion. Niedrige Löhne, unsichere Beschäftigungsverhältnisse und der Mangel an angemessenen Aufstiegschancen im sekundären Sektor erschweren eine Stellenbesetzung durch einheimische Arbeitskräfte.Diese bevorzugen Arbeitsplätze mit höheren Löhnen, sicheren Beschäftigungsverhältnissen und besseren betrieblichen Karrierechancen. Der variable Arbeitskräftebedarf im sekundären Sektor des dualen Arbeitsmarktes kann aus diesem Grund nur durch die Rekrutierung von Migranten sichergestellt werden.[98]

Dem Lohnniveau wird in dem Theorieansatz nach Piore(1980) eine besondere Rolle beigemessen. Die Löhne spiegeln nicht nur die Bedingungen ausdem Angebot an und der Nachfrage nach Arbeitskräften wieder, sondern auch die soziale Funktion des Einkommens, die den Menschen einen sozialen Status und soziales Prestige verleihen, wird hervorgehoben.[99] „The wage, however, also plays a social function: It confers status and prestige.”[100] Menschen haben oftmals klare Vorstellungen über ihren beruflichen Status und eine angemessene Bezahlung. Eine Vielzahl von informellen sozialen Erwartungen und formalen institutionellen Mechanismen (z.B. Tarifverträge, staatlich geregelte Sozialabgaben) sorgen dafür, dass Löhne letztlich Hierarchien des sozialen Status entsprechen, die die Menschen wahrnehmen und erwarten.Die Erhöhung des Lohnniveausin der untersten beruflichen Hierarchieebene, als Reaktion auf einen Bedarf an unqualifizierten Arbeitskräften, würde die sozial definierten Beziehungen in den Industriegesellschaften durcheinanderbringen. Die Löhne der höheren Hierarchieebenen müssten ebenfalls erhöht werden, damit deren Status nicht untergraben wird. Die Arbeitgeber sind aus diesem Grund um einfache und billigere Lösungen bemüht, wie die Anwerbung von Arbeitsmigranten, die die niedrigen Löhne akzeptieren.[101]

Die Arbeitsmigranten erfüllen in diesem Kontext die Erwartungen der Arbeitgeber, da die Arbeit im Zielland lediglich als Verdienstmöglichkeit angesehen wird. Die Wanderer versuchen Geld zur Verbesserung ihres sozialen Status inder Herkunftsgesellschaft (z.B. durch den Kauf von Immobilien, Land oder Konsumgütern) anzusparen. Der Unterschied im Lebensstandard zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern bewirkt, dass die niedrigen Löhne den Ansprüchen in den Heimatgemeinden als großzügig erscheinen. Der Migrant sieht sich nicht als Teil der Gesellschaft im Aufnahmeland, sondern bleibt Mitglied seiner Heimatgemeinde, in der Arbeit im Ausland und Rücküberweisungen sehr angesehen sind.[102] Die Segmentationstheorie nach Piore (1980) setztsomit die Rückkehr der Arbeitsmigranten in ihr Herkunftsland voraus (vgl. Kapitel 6.1.10).

Eine konkrete Überprüfung der Theorie und ihrer Bedeutung zur Erklärung von Wanderungsbewegungen wurde nur selten vorgenommen. Die Theorie des dualen Arbeitsmarktes enthält mehrere Vorhersagen hinsichtlich der Strukturen internationaler Wanderungen, die angezweifelt werden. Das betrifft vor allem die relativ willkürliche Unterteilung des dualen Arbeitsmarktes in ein primäres und sekundäres Segment.In einigen Studien folgt daher oft eine Dreiteilung des Arbeitsmarktes, unter zusätzlicher Berücksichtigung der ethnischenNischenökonomien, anstelle der zwei postulierten Segmente.Dennoch konnten diese Untersuchungen auch keine hinreichende Erklärung der Nachfrage nach Arbeitskräften liefern, zumal die Arbeitskräfte lediglich für unqualifizierte Tätigkeiten benötigt werden. Der nachfragebasierte Ansatz setzt zwar lediglichformale Rekrutierungsmechanismen voraus, die als Beginn einer Migration angesehen werden, dadurch bleiben aber individuelle Bemühungen um eine Einwanderung unberücksichtigt.Piore(1980) selbst nennt nur einzelne Beispiele, die mit seiner Theorie in Einklang stehen.[103]

6.1.5 Die systemtheoretischen Ansätze

Aus Sicht der systemtheoretischen Ansätze ist die Wanderung weder das Resultat rationaler Entscheidung von Individuen im Zielland der Wanderung höhere Löhne zu erzielen, noch eine Antwort auf die Nachfrage nach Arbeitskräften in bestimmten Volkswirtschaften. Die internationale Migration wird nach der Systemtheorie durch die Struktur des weltweiten kapitalistischen Wirtschaftssystems verursacht. Wallerstein(1974) zeigt in seinem Werk „The modern world-system“, dass die Entstehung dieses Wirtschaftssystems auf das 16. Jahrhundert zurückgeht.Nach dieser Theorie, wird durch das Eindringen der kapitalistischen Wirtschaftsbeziehungen in periphere, nicht-kapitalistische Gesellschaften, eine mobile Bevölkerung geschaffen, die für Auslandswanderungen prädestiniert ist.[104]

Angetrieben von dem Wunsch nach höheren Gewinnen und größerem Wohlstand, investieren Unternehmer kapitalistischer Firmen aus den wirtschaftlich hochentwickelten Staatenin arme Länder der Welt auf der Suche nach günstigem Agrarland, Rohstoffen, preisgünstigen Arbeitskräften und neuen Absatzmärkten. In der Vergangenheit wurde die Marktdurchdringung von den Kolonialmächten, die die armen Länder verwalteten, zugunsten der eigenen wirtschaftlichen Interessen unterstützt. In der heutigen Zeit erfolgt die Zusammenarbeit der multinational tätigen Konzerne mit den Regierungen der ehemaligen Kolonien, die mit dem Ziel des eigenen Machterhalts ebenfalls kapitalistische Ziele verfolgen und die Ressourcen des Landes den globalen Firmen zu günstigenKonditionen überlassen. Der Kapitalismus konnte sich auf diese Weise aus den Zentren Europa, Nordamerika, Japan und Ozeanien auf immer größere Teile der Welt und ihrer Bevölkerungen ausweiten und in die kapitalistische Weltwirtschaft integrieren. Das Agrarland, die Rohstoffe und Arbeitskräfte der peripheren Regionen kommen somit unter den Einfluss und die Kontrolle der expandierenden Weltmärkte.[105]

Der Einfluss des Kapitals in den unterschiedlichen wirtschaftlichen Aktivitäten löst in den Peripherien unweigerlich einen strukturellen Umbruch aus. Die traditionellen bäuerlich-agrarischen Wirtschaftsstrukturen werden durch die Einführung der Plantagenwirtschaft, Mechanisierung der Landwirtschaft und Massenproduktion zerstört. Der Einsatz von Technologien in der Landwirtschaft führtgleichzeitig zu einer hohen Entlassung von Arbeitskräften. Die aus der Landwirtschaft freiwerdenden Arbeitskräfte können nur zu einem Teil in neuen Produktionsstätten in den Peripherien weiterbeschäftigt werden. Industrieunternehmen der kapitalistischen Länder errichten in Entwicklungsländern Produktionsstätten zur Rohstoffgewinnung und -verarbeitung sowie zur Fertigung von Produktionsgütern, umdie Vorteile niedriger Löhne ausnutzen zu können. Die Einflussnahme des Kapitals führt außerdem zu einer Veränderung der sozialen Beziehungen in den Gesellschaften der Peripherie. Die solidarischen Sozialstrukturen werden durch die Einführung der Lohnarbeit und Geldwirtschaft zunehmend ökonomisiert und Leistungen werden nur noch für entsprechende Gegenleistungen erbracht. Die unmittelbare Folge ist die Freisetzung vieler Menschen von ihren traditionellen Lebensformen und Sozialbindungen.Die systemtheoretischen Ansätze sehen den Kapitalismus und die strukturell bedingte Freisetzung der Menschen von ihrer Arbeit und ihren Sozialbindungen in den unterentwickelten Ländern als Ursache für die regionale und internationale Migration.[106]

Zwischen den Zentren und Peripherien besteht zudem die Notwendigkeit, Transport- und Kommunikationsinfrastrukturen aufzubauen, um den Transport von Gütern, Kapital und Informationen sicherstellen zu können. Dieser Verkehr zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern erleichtert die Wanderungsbewegungen entlang bestimmter internationaler Wege. Die internationale Arbeitskräftemigration folgt derart dem Strom internationaler Bewegungen von Kapital und Gütern (aus den wirtschaftlich hochentwickelten Staaten) in entgegengesetzter Richtung.[107]

Auseiner neueren Konzeptionierungdes systemtheoretischen Ansatzes nach Sassen (1991), die die besondere Rolle der Global Cities im Prozess der wirtschaftlichen Globalisierung hervorhebt, wird deutlich, dass neben der wirtschaftsstrukturell bedingten Freisetzung der Menschen von ihrer Arbeit und den Sozialbeziehungen in den unterentwickelten Herkunftsländern, auch die Nachfrage nach Arbeitskräften in den Industrieländern als zentrale Ursache von Wanderungen zu berücksichtigen ist. In den Industrienationen sind Reichtum und eine gut qualifizierte Arbeitnehmerschaft vorhanden. Aus diesem Grund besteht eine hohe Nachfrage nach Dienstleistungen von ungelernten Arbeitskräften. Aufgrund der Expansion des Dienstleistungssektors und des Wachstums der High-Tech-Industrien entsteht aber auch gleichzeitig eine Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitnehmern. Der Arbeitsmarkt verfügt über genügend freie Stellen für qualifizierte Ausländer und ungelernte ausländische Arbeitskräfte und löst dementsprechend internationale Migrationen aus.[108]

Die systemtheoretischen Ansätze sind nicht in der Lage die Beziehungen zwischen den Dimensionen der wirtschaftlichen Globalisierung und der internationalen Migration hinreichend präzise erklären zu können. Ohne die Formulierung der konkreten Einflussfaktoren, die eine Wanderung verursachen, erfüllen diese Ansätze kaum die Anforderungen einer Wanderungstheorie. Die systemtheoretischenAnsätzekönnen zwar die Aufrechterhaltung der Migrationsbewegungen nach dem Einsetzen der Migrationsprozesse beschreiben, jedoch nicht erklären. Empirische Studien in Verbindung mit der Weltsystemtheorie besitzen in gleicher Weise wie die theoretischen Ausführungen einen heuristischen,aber keinen analytischen Stellenwert. Die empirischen Untersuchungen konnten so wenig zur Überprüfung der theoretischen Annahmen der systemtheoretischen Ansätze beitragen.[109]

6.1.6 Die neoklassische mikroökonomische Theorie

Die neoklassische mikroökonomische Theorie, die in der Fachliteratur auch als Humankapitaltheorie bezeichnet wird, bezieht sich im Gegensatz zu den neoklassischen makroökonomischen Wanderungstheorien auf die Perspektive der Individuen.Die Unterschiede zur neoklassischenMakroökonomie liegen aus diesem Grund weniger in den Kernaussagen der Theorie, sondern es stehen anstelle der aggregierten Lohn- und Arbeitslosenquoten, die individuellen Einkünfte und die Ausstattung an Humankapital der einzelnen Akteure im Mittelpunkt der Betrachtung.[110]

Eine Wanderungsentscheidungder Akteure wird als rationale Entscheidung getroffen, mit dem Ziel den eigenen ökonomischen Nutzen zu maximieren. Nach dem theoretischen Verständnis ist eine Wanderungals zielgerichtete Suche nach einer individuell optimalen Allokation mit ökonomischen Mitteln erklärbar, die sichaufgrund bestehender regionaler Lohn- und Arbeitsmarktunterschiede ergeben. Die Wanderung wird dementsprechend als Investition in das eigene Humankapital angesehen, an die individuelle Erwartungen von höheren Erträgen aus zukünftigen Einkommenssteigerungen geknüpft sind.Personen wandern an den Zielort, an dem sie am produktivsten ihre Fähigkeiten einsetzen können, und die höhere Arbeitsproduktivität finanziell höher entlohnt wird.[111]

In den neoklassischen mikroökonomischen Erklärungsmodellen werden neben den monetären Erträgen auch monetäre Kosten sowie nicht-monetäre Erträge und Kosten berücksichtigt.Monetäre Kosten sind zum Beispiel die Ausgaben für den Umzug, welche von der Wanderungsdistanz abhängig sind. Als nicht-monetäre Kosten gelten in erster Linie die Opportunitätskosten, die aufgrund entgangener Einkünfte im Herkunftsland, durch die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz und die dort benötigte Einarbeitungszeit entstehen. Sjaastad (1962)und Speare (1971)erwähnen auch die miteiner Wanderung verbundenen psychischen Kosten, die mit dem Verlassen der vertrauten Umgebung, der Familie sowie der Freunde einhergehen. In den weiteren Ausführungen beider Autoren wird jedoch verdeutlicht, dass den nicht-monetären Faktoren im Gegensatz zu den monetären keine Bedeutung beizumessen ist.[112]

Im Rahmen der mikroökonomischen Kosten-Nutzen-Analyse werden verschiedene Modellierungen anhand unterschiedlicher Nutzenfunktionen erstellt, die die monetären Kosten und Erträge als Parameter beinhalten. Das Ziel dieser Modellrechnungen ist die Ermittlung des erwarteten Nettogewinns der Migration für einen bestimmten Zeitraum. Im Allgemeinen gilt: je höher die Einkünfte an einem anderem Ort über den derzeitigen Einkünften liegen, je kleiner die Wanderungskosten sind, und je höher die Anzahl der Jahre ist, in denen noch Einkünfte aus der Arbeit erzielt werden, desto eher wird eine Person wandern.[113]

Eine Wanderung wird der neoklassischen mikroökonomischen Theorie zufolge ausschließlich durch regionale Unterschiede in den Lohn- und Beschäftigungsraten motiviert. Ohne diese Disparitäten würden keine Wanderungsbewegungen auftreten. Die individuelle Ausstattung mit Humankapital, die eine höhere Entlohnung und eine höhere Wahrscheinlichkeit der Beschäftigung im Zielland als im Herkunftslandverheißen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit der Wanderung. Da die Ausstattung mit Humankapital je nach Person individuell verschieden ist, bestehen für Personen innerhalb eines Landes unterschiedliche Anreize zur Migration.[114]

Ein Migrationsstrom im Aggregat stellt in diesem Zusammenhang die Summe der Migration Einzelner dar, deren Wanderungsentscheidung aus individuellen Kosten-Nutzen-Kalkulationen resultiert. Die Größe des Wanderungsstromes wird von den regionalen Unterschieden in den Lohn- und Beschäftigungsraten, und den Unterschieden in den individuell erwarteten Erträgen determiniert. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass die alleinige Attraktivität der Wohn- und Lebensbedingungen im Zielland aufgrund negativer Lohnerwartungen zum Verzicht der Wanderung führen, da lediglich ökonomische Beweggründe für eine Migration ausschlaggebend sind.[115]

Die Kritik an der neoklassischen mikroökonomischen Theorie bezieht sich vor allem auf den Sachverhalt, dass die Wanderungen im Wesentlichen durch bestehende regionale Lohn- und Arbeitsmarktunterschiede, und ausschließlich als ökonomisch motiviert,charakterisiert werden. Nicht-ökonomischeMotive werden vonSjastaad (1962) und Speare (1971)zwar als Beweggründe im individuellen Wanderungsentscheidungsprozesserwähnt, dennoch finden diese in dereinfachen Kosten-Nutzen-Analyse im Rahmen der empirischen Anwendung desErklärungsansatzes keine Berücksichtigung.[116] Die Individuen verhalten sich rational und führen eine Wanderung nur durch, mit dem Ziel, den eigenen ökonomischen Nutzen zu maximieren. Die Komplexität des individuellen Wanderungsprozesses wird in den neoklassischenmikroökonomischen Theorien folglich unterschätzt.[117]

6.1.7 Die Neue Migrationsökonomie

Bei dem mikroökonomischen Ansatz der Neuen Migrationsökonomie steht nicht, wie bei den neoklassischen mikroökonomischen Theorien die Maximierung des individuellen ökonomischen Nutzens im Vordergrund, sondern die Maximierung des Haushaltseinkommens. Die Wanderung wird in diesem Rahmen nicht als isolierte Entscheidung eines Einzelnen getroffen, sondern durch größere Einheiten von verwandten Personen, in der Regel Haushalten und Familien. Zudem stellen regionale Arbeitsmarkt- und Lohndisparitäten keine hinreichende Bedingung für eine Erklärung von Wanderungen dar. Nach der Neuen Migrationsökonomie hat eine Migration neben der Maximierung des erwarteten Haushaltseinkommens auch die Diversifizierung von Risiken und die Lösung der Zwängezum Ziel, die mit einer Vielzahl von Marktunvollkommenheitenauf den Arbeits-, Kapital-, Versicherungs- und Absatzmärkten des Herkunftslandesverbunden sind.[118]

Im Unterschied zu den Individuen sind die Haushalte in der Lage, Risiken zu kontrollieren und den wirtschaftlichen Wohlstand durch die Diversifizierung der Erzeugung und Aufteilung von Haushaltsressourcen zu sichern. Während einige Familienmitglieder in der lokalen Wirtschaft tätig sein können, werden andere in ausländische Arbeitsmärkte entsendet, um Sparvermögen anzusammeln.Im Fall einer Verschlechterung der lokalen wirtschaftlichen Bedingungen und der daraus resultierendenEinkommensverringerung, kann auf die Unterstützung durch abgewanderte Familienmitglieder mittels Rimessen vertraut werden. Das Risiko der Familie zur Sicherung des kollektiven ökonomischen Wohlergehens nimmt durch die Diversifizierung der Einkommenszusammensetzung ab, da die Einkommensentwicklung im Zielland der Wanderung von der Entwicklung im Herkunftsland unabhängig ist.[119]

Nach denAusführungen vonStark (1997)können die im Herkunftsland verbliebenen Haushaltsmitgliedermit dem im Zielland erarbeiteten Einkommen riskante Investitionen mit potenziell gewinnträchtigen Perspektiven tätigen. Gelingt diese Investition, entfällt unter Umständen die finanzielle Absicherung durch das im Ausland arbeitende Familienmitglied. Im Anschluss ist eine Rückkehr des Arbeitsmigranten in das Herkunftsland denkbar.[120] Das im Zielland erwirtschaftete Einkommen fließt auf diese Weise in die Herkunftsländer der Migranten ab. Für die Haushaltsmitglieder bestehen hier erhebliche Anreize, die Ressourcen der Familie in Projekte zu investieren, um den Zugang zu neuen Einkommensquellen zu schaffen.[121]

Die zentrale Ursache der Wanderungsbewegungen liegt nach derTheorie der Neuen Ökonomie nicht nur in dem Ziel begründet, das absoluteEinkommen zu verbessern, sondern auch das relative Einkommenzu erhöhen, welches sich im Vergleich zur Einkommenserzielungvon Haushalten einer Referenzgruppeergibt.[122] Stark(1991) bezeichnet diesenAnreiz zur Migration als relative Deprivation. Nach ihrer Ansicht erfolgt die Entscheidung des Haushaltes eine oder mehrere Personen zur Migration ins Ausland zu bewegen, um die Position des Haushaltes innerhalb der Einkommensverteilung der Referenzgruppe zu sichern.[123] Nach dem Konzept erhöht sich die relative Deprivation eines ärmeren Haushalts, wenn das Einkommen eines wohlhabenderen Haushaltes steigt, und das des ärmeren unverändert bleibt.Die Wahrscheinlichkeit einer Migration erhöht sich dementsprechend mit der Änderung des Einkommens eines anderen Haushaltes in der Referenzgruppe.Der gleiche erwartete absolute Einkommensgewinn wird bedingt durch die unterschiedlichen Positionen in der Einkommensverteilung der Haushalte unterschiedliche Auswirkungen auf die relative Deprivation haben.[124]

Die Hypothese der relativen Deprivation prognostiziert eine höhere Wahrscheinlichkeit zur Migration, je größer der Zuwachs des relativen Einkommens eines Haushaltes in der Referenzgruppe ausfällt. Eine systematische Überprüfung dieser Aussage erfolgt durch die Methoden der statistischen Mehrebenenanalyse, die nicht nur die üblichen Erklärungsvariablenberücksichtigen, die sich aus den Marktunvollkommenheiten (insbesondere dem Lohnniveau) im Herkunftsland ableiten lassen, sondern auch die Ungleichheit der Einkommenserzielungin Bezug zur Referenzgruppe. In verschiedenen Arbeiten von Stark(1991) wurde nachgewiesen, dass weniger der absolute Einkommenszuwachs und bestehende Lohnunterschiede für die Migration verantwortlich sind, sondern dass das relative Einkommen und die relative Deprivation einen größeren Anreiz zur Migration darstellen. Das bedeutet, dass überwiegend Haushalte mit einer niedrigen Position in der Einkommensverteilung, Familienmitglieder zur Migration bewegen. Die statistische Überprüfung im Rahmen des Ansatzes der Neuen Migrationsökonomie kann relativ gut zur Erklärung der Migration beitragen, sofern die verschiedenen Kosten- und Nutzenaspekte des Haushaltes berücksichtigt werden. Die Modellberechnungen können jedoch in ihrer Komplexität die realen Gegebenheiten sozialer Zusammenhänge nur ungenügend abbilden und erklären.[125]

6.1.8 Verhaltensorientierte Ansätze

Nach den verhaltensorientierten Ansätzen sind Wanderungen das Resultat eines Entscheidungsprozesses von Einzelpersonen. Für die Erklärung der Wanderungsbewegungen müssen die wesentlichen entscheidungsrelevanten Faktoren, die eine Wanderung bedingen, gefunden werden.[126] Die verhaltensorientierten Ansätze beziehen sich somit nicht, wie die bereits angeführten Theorieansätze, auf eine Reihe einzelner raumbezogener oder verhaltensleitender (v.a. ökonomischer) Einflussfaktoren, sondern auf ein Set verschiedener individueller Beweggründe, die im Rahmen einer Erklärung von Wanderungsbewegungen zu ermitteln sind.

Aus diesem Grund werden derartige Ansätze zumeist als probalistische Modelle konzipiert, d.h. Wanderungsentscheidungen werden unter Unsicherheitsbedingungen beschrieben. Deterministische Modelle unterscheiden sich von den probalistischen insofern, dass die Entscheidungen zur Wanderung von überwiegend ökonomischen Erklärungsfaktoren bestimmt werden.Folglich werden die verschiedenen Einzelentscheidungen als uniform deklariert, und entweder vernachlässigt oder lediglich als Black box im Modell berücksichtigt. Entgegen dieses Forschungsverständnissesist es das zentrale Anliegen der verhaltenstheoretischen Ansätze das individuelle Such-, Wahrnehmungs- und Bewertungsverhalten im Wanderungsentscheidungsprozess, zu erklären.Nach diesem Verständnis sind gerade die bisher unzureichend beachteten sozialen Phänomene und individuellen Verhaltensweisen in den Mittelpunkt der Erklärung sozialräumlicher Prozesse zu stellen.[127]

Als Ausgangspunkt der Analyse der Wanderungsbewegungen mithilfe der verhaltensorientierten Ansätze gilt der Aufsatz „Behavioral Aspects of the Decision to Migrate“von Wolpert (1965). Das von ihm entworfene Konzept des place utility, dem Wohnstandortnutzen, spielt eine zentrale Rolle in der Erklärung von Wanderungen. Der Nutzen eines Wohnstandortes ergibtsich demnach weniger aus objektiven ökonomischen Faktoren, sondern ist das Ergebnis eines individuellen und subjektiven Bewertungsprozesses.Die Attraktivität bzw. Unattraktivität des derzeitigen Wohnortes wird im Vergleich zu anderen Wohnmöglichkeiten bewertet, und lösen die Migration eines Individuums aus. Seiner Ansicht nach, ist die Bewertung neben dem Anspruchsniveau des Individuums, vom Grad der Informationsbeschaffung und -verarbeitung über alternative Möglichkeiten zur Erfüllung der individuellen Ansprüche abhängig.[128] „Thus, the flow of population reflects a subjective place-utility evaluation by individuals.”[129]

Wanderungsströme verlaufen nach dem Konzept von Wolpert(1965) nicht optimal, aufgrund des unvollständigen Wissens über alternative Wohnstandorte und durch die Nicht-Durchführung von Umzügen; eine beabsichtigte Wahl eines Wohnstandortes mit einem geringeren erwarteten Nutzen wird grundsätzlich ausgeschlossen.Im Endeffekt bedeutet das, dass ein individuell höher bewerteter Wohnstandortnutzen eines potenziellen Wohnortes nicht unbedingt zueiner Wanderung führt. Dies ist erst der Fall wenn eine bestimmte Nutzenschwelle überschritten wird, dieWolpert als einen gewichteten Mittelwert aus einer Reihe von Variablen beschreibt. Die Variablen beziehen sich auf die individuellen Ansprüche die eine Wanderung motivieren.[130] Die Akteureverhalten sich in diesem Zusammenhang nicht rational (Stichwort: Homo oeconomicus), sondern ihr Verhalten entspricht dem Typ des Satisficer. Die Suche nach einem Wohnstandort wird demnach eingestellt, wenn ein befriedigendes Ergebnis vorliegt, und nicht bis ein optimaler Wohnstandort gefunden ist.[131] Zudem ist die Anzahl von Orten, die als Wohnstandort und Migrationsziel relevant sind, begrenzt. Die individuelle Bewertung des Wohnstandortnutzens betrifft lediglich Orte, die im Aktionsraum des Akteurs wahrgenommen werden, und über die er Informationen besitzt.[132]

Nach den Ausführungen zu den verhaltensorientierten Ansätzen bleibt festzuhalten, dass als Grundmotiv die individuelle Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situationanzusehen ist, die sich durch eine Wanderung verbessern ließe.

Das Konzept nach Wolpert(1965) ist in der Folgezeit zu einem allgemeinen Entscheidungsmodell zur Erklärung von Wanderungsbewegungen weiterentwickelt worden, welches unter Berücksichtigung der Aktionsraumforschung eine Unterscheidung von inter- und intraregionalen Wanderungen ermöglicht.[133] Das Entscheidungsmodell zur Erklärung von Wanderungen beschäftigt sich nur auf sehr allgemeinem Niveau mit den Wanderungsprozessen und soll daher in dieser Arbeit nicht näher betrachtet werden.

Anhand des Grundmotivs mit dem eine Erklärung von Wanderungsvorgängen erfolgt, wurden von DeJong/Fawcett (1981) in einer umfassenden Literaturstudie sieben Motivkomplexe entworfen, die im Rahmen des Wanderungsentscheidungsprozesses von Bedeutung sind:

(1) Wohlstand: adäquates Einkommen, berufliche und ökonomische Sicherheit, gesundheitliche Absicherung;
(2) Statusaspekte: hoher sozialer Status, gute formale/berufliche (Aus-)Bildung, Prestige, Einfluss;
(3) Komfort: akzeptable berufliche und private Anforderungen, Freizeitmöglichkeiten, Sozialkontakte, Wohnkomfort;
(4) Abwechslung: reizvolle (Wohn-)Umgebung, gute Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten;
(5) Unabhängigkeit: ökonomische, soziale und ideelle Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung;
(6) Soziales Netzwerk: Eingebundensein in ein lokales und soziales Netzwerk (Familie, Freunde, Bekannte);
(7) Moralische und ethische Bedingungen: freie Religionsausübung, Meinungsfreiheit.[134]

Wenn eine Lebenssituation von Personen eine Wanderung herbeiführt, wirken bezüglich der Abwägung möglicher Wohnstandortalternativen die verschiedenen angeführten Motive mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung auf den Wanderungsentscheidungsprozess ein. Welche Bedeutung den einzelnen Motivkategorien im Gesamtkomplex der entscheidungsleitenden Motivstruktur beizumessen ist, ist in der Migrationsforschung noch nicht geklärt worden.[135] Die einzelnen Motivkategorien bedingen lediglich in ihrer Gesamtheit die Durchführung einer Wanderung.

Die verhaltensorientierten Ansätze stellen einen bedeutenden Fortschritt in der Theorieentwicklung zur Erklärung von Wanderungsbewegungen dar, da sieder Komplexität des Wanderungsprozessesbesser gerecht werden. Die Operationalisierung des Entscheidungsprozesses und die empirische Ermittlung der individuellen Beweggründe gestalten sich hingegenschwierig.[136] Doch die Kritik an den verhaltenstheoretischen Ansätzen bezieht sich vor allem auf den Tatbestand, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen innerhalb der Theorie keine Berücksichtigung finden. Die Versuche, Wanderungen als individuelle Entscheidung zu erklären, basieren auf der Annahme, dass eine vollständige Wahlfreiheit existiert. Es ist allerdings eher anzunehmen, dass das Verhalten des Einzelnen in beträchtlichem Maße von den Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen Systems beeinträchtigt wird. Wanderungen werden vielfach von äußeren Zwängen bestimmt, wie zum Beispiel den Gegebenheiten lokaler Wohnungsmärkte. Die individuelle Wanderungsentscheidung kann daher nur im Kontext des umgebenden gesellschaftlichenSystems interpretiert werden. Das Grundaxiom der verhaltenstheoretischen Ansätze ist daher infrage zu stellen.[137]

6.1.9 Handlungstheoretische Ansätze

Die Handlungstheoretischen Ansätze unterscheiden sich von den verhaltenstheoretischen Ansätzen insofern, dass neben den subjektiven Gründen und Interessen, auch die strukturellen Rahmenbedingungen (des gesellschaftlichen Systems)sowie deren gegenseitige Verknüpfung in die theoretische Konzeption einbezogen werden. Die objektiven Merkmale bilden den Hintergrund für den individuellen Wahrnehmungs- und Bewertungsprozess und wirken zudem direkt auf das Wanderungsgeschehen ein. Die Verknüpfung der gesellschafts- und individualtheoretischen Konzeptionen erfordern demzufolge eine Zusammenführungder makro- und mikroanalytischen Forschungsp erspektiven in den Sozialwissenschaften.[138]

Handlungstheoretische Ansätze zur Erklärung von Wanderungsbewegungen werden v.a. in der Soziologie und der Geographie angewandt.[139] Der handlungstheoretische Ansatz aus der Soziologie bezieht sich im Allgemeinen auf die Determinanten und Prozesse von Wanderungen sowie der Eingliederung von Wanderern in den Aufnahmegesellschaften.[140] Berücksichtigung finden in dem soziologischen Theorieentwurf nur die kontextuellen Beziehungen zwischen den individuellen Handlungensowie den sozialen Rahmenbedingungen in den Aufnahme- und Herkunftsgesellschaften. Der handlungstheoretische Ansatz der Sozialgeographie bezieht zusätzlich die Bedeutung der räumlichen (u.a. ökonomische) Strukturbedingungen in die Konzeption ein, und ermöglicht derart eine umfassendere Erklärung von Wanderungen.

Derhandlungstheoretische Ansatzin der Geographie ist auf den Entwurf einer handlungszentrierten Sozialgeographie nach Werlen zurückzuführen.Das Kerninteresse der handlungstheoretischen Konzeption bezieht sich auf die Erforschung der Bedeutung der räumlichen Dimension für das gesellschaftliche Leben. Aus diesem Grund ergeben sich vielfältige Verknüpfungen zum Fachgebiet der Soziologie. Im Gegensatz zur Soziologie werden jedoch bei dem geographischen Forschungsinteresse menschlicher Tätigkeiten die physisch-materiellen Lebensgrundlagen in die Untersuchung eingebunden.[141] „Das besondere Merkmal der sozialgeographischen Forschungsgeschichte ist somit darin zu sehen, die Lücke zwischen der ‚Raumversessenheit‘ der allgemeinen Geographie und der ‚Raumvergessenheit‘ der Soziologie zu füllen.“[142]

Als Handlung wird nach Werlen(2008) die zielgerichtete menschliche Tätigkeit begriffen, bei deren Konstitution sozial-kulturelle, subjektive wie auch physisch-materielle Komponenten bedeutsam sind(vgl. Abbildung 6).[143]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Handlungszentrierte Perspektive der Sozialgeographie

Quelle:Werlen, B.(2008): S. 281

Im Sinne der handlungstheoretischen Konzeption der Sozialgeographie nach Werlen sollen die Handlungen des Menschen im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, wobei das Räumliche als Dimension des menschlichen Handelns angesehen wird. Auf diese Weise wird die makroanalytische mit der mikroanalytischen Forschungsperspektive verbunden. In diesem Zusammenhang fordert Werlen (2008) aus methodologischer Sicht, den Kategorien des Handelns Vorrang gegenüber denen des Raumes einzuräumen, und bezieht sich in seinen theoretischen Überlegungen auf den methodologischen Individualismus.Mit der Ausrichtung der Sozialgeographie auf menschliche Handlungen, bilden weder der Raum noch Gruppen den Gegenstand sozialgeographischer Forschung, sondern die menschlichen Tätigkeiten unter Berücksichtigung der sozial-kulturellen und physisch-materiellen Bedingungen. Die von der Geographie thematisierten Raumprobleme erscheinen dann als Probleme des Handelns.Für eine Erklärung der Verwirklichung und Motivation einer zielgerichteten Handlung ist dementsprechend, unter Berücksichtigung der subjektiven Perspektive der Handelnden und ihrer sozial-kulturellen Einstellung, die Bedeutung räumlicher Aspekte zu klären. Die zentrale Forschungsaufgabe ist die Analyse der Handlungsweisen, die zu bestimmten Anordnungsmustern führen.Diese könnenals Bedingungen weiterer Handlungen angesehen werden, sowie bestimmte Arten des Handelns ermöglichen (Ermöglichung) und verhindern (Zwang). Letztlich ergeben sich aus einer bestimmten Handlung, individuelle und soziale Konsequenzen in lokaler, regionaler und globaler Hinsicht.[144]

Im Rahmen einer Analyse des Wanderungsprozesses ist die Ermittlung der strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründe mithilfe des handlungstheoretischen Ansatzes der Sozialgeographie möglich. Die Wanderung eines Akteurs ist hier als individuelle Handlung zu verstehen. In diesem Zusammenhang ist zu ermitteln, welche (objektiven) kulturellen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine Wanderung verursachen und welche (subjektiven) individuellen Beweggründe die Rückkehr der Akteure motivieren.[145]

Weiterhin ist darauf hinzuweisen, dass der Antrieb für ein bestimmtes Tun, nicht wie bei den verhaltensorientierten Ansätzen von der unmittelbaren Lebensumwelt ausgeht, sondern von dem Handelnden selbst, derseine selbst entworfenen Zielvorstellungen in der Praxis umsetzen will. Die strukturellen Rahmenbedingungen bilden in diesem Zusammenhang den Hintergrund für den individuellen Wahrnehmungs- und Bewertungsprozess. Wenn die Bedingungenzur individuellen Zielerreichungbeitragen können, wird ein Handlungsvollzug durch die Akteure herbeigeführt.[146] Eine Wanderung wird demzufolge vollzogen, wenn es den individuellen Zielen der Akteure in bestimmten persönlichen Situationen entspricht, sodass mit einem tatsächlichen Umzug gewisse Erwartungen verbunden sind (vgl. Kapitel 7.1).

Die theoretischen Implikationen des handlungstheoretischen Ansatzes der Sozialgeographie sind für die Analyse des Rückwanderungsprozesses im Rahmen dieser Arbeit grundlegend. Aufgrund der Verknüpfung der mikroanalytischen und makroanalytischen Forschungsperspektiven ist der Konzeption Werlens eine hohe Bedeutung beizumessen. Neben den individuellen Beweggründen, sind es die (objektiven) sozial-kulturellen und physisch-materiellen Bedingungen, die den Rückwanderungsprozess der Akteure (i.S.v. Handlungen) determinieren. Die strukturellen Rahmenbedingungen in den Herkunfts- und Zielregionen bilden den Hintergrund für den individuellen Handlungsprozess und führen auf diese Weise zum Vollzug oder zur Unterlassung einer Rückwanderung durch die Akteure, und beeinflussen im jeweiligen räumlichen Kontext zugleich die zukünftige Entwicklung der Strukturbedingungen.

6.1.10 Zwischenfazit und Evaluierung der klassischen Wanderungstheorien hinsichtlich ihrer Anwendung und Erklärung der Rückwanderung

Wie bereits am Anfang dieses Kapitels erwähnt wurde, wurden die unterschiedlichen klassischen Wanderungstheorien für die Erklärung von Wanderungsvorgängen, die als dauerhafter und zugleich einmaliger Prozess zu verstehen sind, entwickelt. Jede der erläuterten klassischen Wanderungstheorien kann jedoch zumindestteilweise zur Erklärung von Rückwanderungen verwendet werden.

Gemäß den Migrationsgesetzen nach Ravenstein (vgl. Kapitel 6.1.1) kann die Rückwanderung als Teil einer gegenläufigen Strömung eines Wanderungsstromes erfasst werden, da der Gegenwanderungsstrom sowohl Zuwanderer als auch Rückwanderer umfasst.Die weiteren Ausführungen nach Ravenstein (1972), wonach Wanderungen in Etappen verlaufen können, sind zusätzlich von Relevanz in der Erklärung der Rückwanderung.[147] Der Prozess einer in Etappen verlaufenden Wanderung bezieht sich auf das andauernde Ändern eines Wohnsitzes und kann unter Umständen eine Rückwanderung beinhalten. Angaben zu den beeinflussenden Determinanten im Rückwanderungsprozess sind nicht vorhanden.

Im Rahmen des Push-Pull-Ansatzes (vgl. Kapitel 6.1.2) wird die Rückwanderung auf die Verschlechterung der positiven (v.a. ökonomischen)Rahmenbedingungen im Ziellandzurückgeführt, die maßgeblich die Abwanderung der Akteure beeinflussten. Eine Rückwanderung ist andererseits durch die Neubewertung der positiven und negativen Faktoren am Ziel- als auch Herkunftsort möglich. Der Kontakt der Personen zum Herkunftsland als auch der Erwerb neuer beruflicher Fähigkeiten und die Erwirtschaftung von Finanzkapital am Zielort ermöglichen den Rückwanderern neue Perspektiven in der Heimat.[148] Nach dem Theorieansatz von Lee (1972) ist eine Rückwanderung vorwiegend auf die strukturellen Verhältnisse im Zielland, sowie durch Veränderungen der sozioökonomischen Verhältnisse der Wanderer zurückzuführen.

Für die Gruppe der neoklassischen Theorien (vgl. Kapitel 6.1.3 und 6.1.6) ist anzunehmen, dass deren zentrale Grundauffassung, wonach eine Wanderungsentscheidung das Ergebnis einer ökonomischen Kosten-Nutzen-Kalkulation ist, nicht ohne Adaptionen verwendet werden kann, da die Rückwanderung in der Regel von einem ökonomisch stärkeren Zielland in ein ökonomisch schwächeres Herkunftsland erfolgt. Es ist zu vermuten, dass die Rückkehr in die Heimatregion das Resultat einer fehlgeschlagenen Abwanderung ist, bei der die Kosten falsch eingeschätzt und der erwartete höhere Nutzen aus der Abwanderung nicht erzielt werden konnte.[149] Das Rationalitätskonzept, welches den neoklassischen Ansätzen zugrundeliegt, kann dennoch auf Rückwanderungsprozesse angewandt werden, wenn eine entsprechende Anpassung an den spezifischen Rückkehrkontext erfolgt. Als entscheidender Erklärungsfaktor gilt in diesem Zusammenhang die Einkommensvarianz, d.h. die Möglichkeit die beruflichen Fähigkeiten gewinnbringendeinzusetzen, bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Lebenshaltungskosten in den Herkunfts- und Zielregionen. Sind die Lebenshaltungskostenin der Herkunftsregion niedriger und werden als ökonomischer Kostenfaktor berücksichtigt, kann eine Rückwanderung ökonomisch lohnenswert sein, auch wenn hier das Lohnniveau geringer ausfällt. Vor dem Hintergrund struktureller Veränderungen auf den Arbeitsmärkten der Herkunfts- und Zielländer können sich die Einkommensvarianzen auch ändern. So kann die massenhafte Abwanderung von Arbeitskräften aus einem bestimmten Berufssegment zum Anstieg des Lohnniveaus führen. Des Weiteren kann die Steigerung des Humankapitals im Rahmen der Abwanderung eine Rückkehr bedingen, falls im Herkunftsland ein signifikanter Bedarf für die entsprechenden Fähigkeiten besteht. Die Rückwanderung kann in diesen Fällen zu einer Einkommenssteigerung oder verbesserten Karrierechancen führen.[150]

Die Segmentationstheorie nach Piore (vgl. Kapitel 6.1.4) beinhaltet konkrete Annahmen zur Rückwanderung der Akteure. Piore (1980) postuliert, dass mit einer Abwanderung nur ein vorübergehender Aufenthalt im Zielland beabsichtigt wird. Eine Entscheidung für einen dauerhaften Verbleib im Zielland wird erst zu einem Zeitpunkt nach der erfolgten Abwanderung getroffen. Die temporären Migranten unterscheiden sich von den permanenten insofern, dass diese für ein selbst gesetztes wirtschaftliches Ziel arbeiten. Um ihre Zielvorstellungen zu erreichen, sind sie bereit jede Art von Tätigkeiten anzunehmen. Die Bereitschaft für die Verrichtung unqualifizierter Tätigkeiten ist gegeben, da die Migranten ihre soziale Identität mit der Herkunftsgesellschaft beibehalten. Sobald die wirtschaftlichen Ziele erreicht sind, kehren die Arbeitsmigranten in ihr Herkunftslandzurück und investieren das erwirtschaftete Kapital zur Verbesserung ihres sozialen Status in der Herkunftsgesellschaft.[151]

Für eine kontextuelle Einbindung der Rückwanderungsvorgänge in die systemtheoretischen Erklärungsansätze (vgl. Kapitel 6.1.5), ist Glorius/Matuschewski (2009) zufolge die Kapitalperspektive bedeutsam, die auf die generelle Zunahme von globalen Verknüpfungen zu erweitern ist. Mit der Zunahme ökonomischer Kooperationen, dem weltweiten Tourismus oder der Verbreitung von Massenmedien und moderner Informations- und Kommunikationstechnologien innerhalb der Entwicklungsländer ist eine gezielte Verbreitung von remigrationsrelevantem Wissen möglich.[152] In diesem Zusammenhang ist zu klären, welche Bedeutung der wirtschaftlichen Globalisierung bezüglich der internationalen Rückwanderungsbewegungen beizumessen ist. Zudem ist eine explizite Formulierung der konkreten Determinanten, die eine Rückwanderungbeeinflussen, erforderlich. Ohne derartige theoretische Festlegungen können die systemtheoretischen Ansätze keinen Beitrag für eine Erklärung des Rückwanderungsprozesses leisten.

Nach den zentralen Annahmen des Ansatzes der Neuen Migrationsökonomie (vgl. Kapitel 6.1.7) sind die Rimessen in das Herkunftsland der Emigranten ein wichtiges Element der Rückkehrentscheidung. Der mit der Abwanderung verbundene Aufenthalt im Zielland wird lediglich für einen bestimmten Zeitraum geplant. Sobald die ökonomischen Ziele, ausdrücklich die Versorgung der Haushaltsmitglieder durch Rücküberweisungen sowie die Akkumulation von Sparguthaben, erreicht sind, erfolgt die Rückwanderung in das Herkunftsland. Der Zeitraum des Aufenthalts im Zielland wird demensprechend über die ökonomischen Ziele des Haushaltes definiert.Die Grundauffassung der Migration als Haushaltsentscheidung hat sich darüber hinaus nicht nur für ökonomische Aspekte als tragfähig erwiesen, sondern bietet auch ein Erklärungspotenzial für Rückwanderung im Rahmen biographischer Ereignisse im Lebensverlauf. Eine Rückkehr ist demzufolge primär von den Aspekten des Alterns bzw. Veränderungen der Haushaltsstruktur, und nicht vordergründig von ökonomischen Motiven, abhängig.[153]

Die bisher beschriebenen Ansätze, die überwiegend auf ökonomische und arbeitsmarktbezogene Migrationsentscheidungen sowie erwerbsbiographische Aspekte fokussiert sind, besitzen ein gewisses Erklärungspotenzial für Rückwanderungsbewegungen.

Die verhaltensorientierten Ansätze (vgl. Kapitel 6.1.8) beziehen sich nicht nur auf einzelne, vorwiegend ökonomische Faktoren, sondern auf ein Set verschiedener individueller Beweggründe, die sich aus der Unzufriedenheit der Akteure mit ihrer unmittelbaren Lebensumwelt ergeben. Eine Rückwanderung findet demzufolge statt, wenn die Lebensbedingungen im Zielland der Abwanderung unattraktiv erscheinen und der individuelle Wohnstandortnutzen im Herkunftsland höher bewertet wird. Aufgrund der Beanstandung der Grundauffassung verhaltensorientierter Ansätze ist hiermit keine theoretisch zweifelsfreie Analyse des Rückwanderungsprozesses möglich.

Im Rahmen des handlungstheoretischen Ansatzes der Sozialgeographie (vgl. Kapitel 6.1.9), in dem die Rückwanderung der Akteure als Handlung zu interpretieren ist, ist zu ermitteln, welche (objektiven) kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen eine Rückwanderung verursachen und welche (subjektiven) individuellen Beweggründe die Rückkehr der Akteure motivieren. Die sozialgeographisch-handlungstheoretische Konzeption bietet zugleich eine Erklärung zirkulärer Wanderungsbewegungen. Die Rückwanderung der Akteure ist als Folge früherer Handlungen, namentlich die Abwanderung, zu begreifen.Der handlungstheoretische Ansatz nach Werlen ist in seinem theoretischen Erklärungsgehalt und somit im Vergleich zu den vorangehend erläuterten klassischen Erklärungsansätzenfür eine Analyse der Komplexität des Rückwanderungsprozesses am besten geeignet.

[...]


[1] zitiert nach Institut für Wirtschaftsforschung Halle (2010): S. 5 f

[2] vgl. Mai, R. (2004): S. 17; Institut für Wirtschaftsforschung Halle (2010): S. 7

[3] vgl. Mai, R. (2004): S. 17

[4] vgl. Institut für Wirtschaftsforschung Halle (2010): S. 7

[5] vgl. Schneider, L. et al. (2011): S. 121; Statistisches Bundesamt (2011a), Eigene Berechnungen

[6] vgl. Kempe, W. (2001): S. 206;

Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Arbeit (2009): S. 38

[7] vgl. Beck, G. (2004): S. 95, 106; vgl. Schneider, L. et al. (2011): S. 121

[8] vgl. Matuschewski, A. (2010): S. 91

[9] zitiert nach Borsdorf, A. (2007): S. 10

[10] vgl. Borsdorf, A. (2007): S. 10

[11] vgl. Kalter, F. (1997): S. 15

[12] vgl. Rolfes, M. (1996): S. 28 f; Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 207

[13] zitiert nach Rolfes, M. (1996): S. 29

[14] vgl. Rolfes, M. (1996): S. 29 f

[15] vgl. Rolfes, M. (1996): S. 29

[16] zitiert nach Borsdorf, A. (2007): S. 28

[17] Eine ausführliche Erklärung über das Begriffsverständnis von ‚Raum‘ im Fachbereich Geographie ist zu

finden bei Weichhart, P. (2008): S. 75-93, 326-329

[18] vgl. Weichhart, P. (2008): S. 76 ff, 326; Borsdorf, A. (2007): S. 28f, 101 f

[19] vgl. Werlen, B. (2008): S. 278 f

[20] vgl. Bähr, J. (2004): S. 247 ff; Han, P.(2009): S. 5 f; Wagner, M. (1989): S. 25 ff

[21] zitiert nach Mackensen, R. et al. (1975): S. 8

[22] vgl. Flöthmann, J. (2005): S. 1267; Bähr, J. (2004): S. 247 f

[23] vgl. Flöthmann, J. (2005): S. 1267; Bähr, J. (2004): S. 247 f

[24] vgl. Bähr, J. et al. (1992): S. 541

[25] vgl. Bähr, J. (2004): S. 248; Wagner, M. (1989): S. 26

[26] vgl.Bähr, J. (2004): S. 249; Han, P.(2009): S. 6

[27] zitiert nach Han, P.(2009): S. 6

[28] vgl.Flöthmann, J. (2005): S. 1267

[29] vgl. Bähr, J. (2004): S. 248 f; Mai, R. (2004): S. 24 f

[30] vgl. Wagner, M. (1989): S. 26 f; Han, P. (2009): S. 6

[31] vgl. Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 206; Bovenkerk, F. (1974): S. 4; King, R. (1986): S. 4 f

[32] vgl. Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 206; Currle, E. (2008): S. 7 f

[33] vgl. King, R. (1986): S. 3

[34] vgl. Bovenkerk, F. (1974): S. 4 f; King, R. (1986): S. 4 f

[35] zitiert nach Fassmann, H. (2008): S. 21

[36] vgl. Fassmann, H. (2008): S. 21; Currle, E. (2008): S. 8

[37] vgl. Bähr, J. (2004): S. 249

[38] vgl. Pries, L. (2008): S. 4 f

[39] zitiert nachGlettler, M. (2001): S. 86 f

[40] vgl. Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 206; King, R. (1986): S. 4

[41] vgl. Beck, G. (2004): S. 97 f

[42] Als Datengrundlage zur Berechnung Rückwanderungsvolumens innerhalb der Bundesrepublik

Deutschland sindverwendbar: Sozio-ökonomisches Panel (SOEP), Beschäftigungspanel des IAB

(vgl. Matuschewski, A. (2010): S. 86).

[43] Die Zuordnung Berlins zu den Neuen Bundesländern hat den Vorteil, dass die Ländergruppe

Ostdeutschland in der Analyse von Wanderungen zwischen Ost- und Westdeutschland als einheitliches,

zusammenhängendes Gebiet betrachtet und auf diese Weise eindeutig von Westdeutschland abgegrenzt

werden kann (vgl. Kapitel 12).

[44] vgl. Bähr, J. (2004): S. 254

[45] vgl. Bähr, J. (2004): S. 256 f; Petersen, W. (1972): S. 107 f

[46] vgl. Bähr, J. (2004): S. 257

[47] vgl. Bähr, J. (2004): S. 257; Brecht, B. (1995): S.46

[48] vgl. Bähr, J. (2010): S. 251

[49] vgl. Schrettenbrunner, H. (1986): S. 387 ff; Currle, E. (2008): S.8 f

[50] vgl. Schrettenbrunner, H. (1986): S. 389

[51] vgl. Hermanns, H. / Lienau, C. (1979): S. 60

[52] vgl. Hermanns, H. / Lienau, C. (1979): S. 67-72

[53] vgl. Hermanns, H. / Lienau, C. (1979): S. 70 f

[54] vgl. Schrettenbrunner, H. (1986): S. 390 f; Hernández-Alvarez, J. (1967): S. 21 f

[55] vgl. Leib, J. (1984a):S. 180 ff

[56] vgl. Leib, J. (1984b): S. 182 ff

[57] vgl. Schrettenbrunner, H. (1986): S. 390 f; Leib, J. (1984b): S. 182-185

[58] vgl. Schrettenbrunner, H. (1986): S. 393; Leib, J. (1984b): S. 182

[59] vgl. Schrettenbrunner, H. (1986): S. 393

[60] zitiert nach Bovenkerk, F. (1974): S. 9

[61] vgl. Bovenkerk, F. (1974): S. 9 f

[62] vgl. Bovenkerk, F. (1974): S. 10-19; King, R. (2000): S. 11

[63] vgl. Gmelch, G. (1980): S. 138

[64] vgl.Cerase, F. P. (1974); King, R. (1977); Unger, K. (1983)

[65] vgl. Cerase, F. P. (1974): S. 252 f

[66] vgl. Cerase, F. P. (1974): S. 248-258

[67] vgl. Bürkner, H.-J. et al. (1988): S. 17

[68] vgl. Bürkner, H.-J. et al. (1988): S. 17 ff

[69] vgl. Bürkner, H.-J. et al. (1988): S. 19-22

[70] zitiert nach Bürkner, H.-J. et al. (1988): S. 21

[71] vgl. Kalter, F. (1997): S. 15

[72] zitiert nach Kalter, F. (1997): S. 15

[73] vgl. Bähr, J. (2010): S. 253

[74] vgl. Pries, L. (2008): S. 4 ff; Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 207

[75] vgl. Bähr, J. (2004): S. 259; Weichhart, P. (1993): S. 104, 108

[76] Im Vordergrund der Erläuterung steht die Darstellung des Erklärungsgehaltes der verschiedenen theoretischen Ansätze. Auf deren methodische Anwendung wird nur teilweise, soweit diese zur Erklärung der Theorieansätze notwendig ist, eingegangen.

[77] vgl. Bähr, J. (2004): S. 259, 270

[78] Die Arbeit „The Laws of Migration“ von E. G.Ravenstein [Original aus dem Jahr 1885] wurde in deutscher Übersetzung [Titel: „Die Gesetze der Wanderung I“] veröffentlicht bei: Széll, G. (1972).

[79] vgl. Kalter, F. (1997): S. 23

[80] Bähr verwendet den Namen des britischen Landesteils „England“ als Synonym für das gesamte damalige Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland (bestand von1801 - 1922). In dieser Ausführung wird der Name des ursprünglichen Untersuchungsgebietes „Vereinigtes Königreich“ wie in der Arbeit von Ravenstein verwendet.

[81] vgl. Bähr, J. (2004): S. 260

[82] vgl. Bähr, J. (2004): S. 260

[83] vgl. Bähr, J. (2004): S. 260

[84] Die Arbeit „A Theory of Migration“ von E. S.Lee [Original aus dem Jahr 1966] wurde in deutscher Übersetzung [Titel: „Eine Theorie der Wanderung“] veröffentlicht bei: Széll, G. (1972).

[85] vgl. Lee, E. S. (1972): S. 116 f

[86] vgl. Lee, E. S. (1972): S. 117 f

[87] vgl. Brecht, B. (1995): S.43

[88] vgl. Lee, E. S. (1972): S. 118 f; Brecht, B. (1995): S.43

[89] vgl. Lee, E. S. (1972): 117 ff

[90] vgl. Bähr, J. (2004): S. 265

[91] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 433; Haug, S. (2000): S. 23

[92] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 433

[93] vgl. Kalter, F. (1997): S. 31 f

[94] vgl. Haug, S. (2000): S. 23; Weichhart, P. (2008): S. 267 f; Matuschewski, A. (2010): S.82

[95] vgl. Haug, S. (2000): S. 24

[96] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 440 f

[97] vgl. Piore, M. J. (1980): S. 36 f; Han, P. (2006): S. 185

[98] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 442 f

[99] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 441

[100] zitiert nach Piore, M. J. (1980): S. 31

[101] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 441

[102] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 441 f

[103] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 459; Haug, S. (2000): S. 32

[104] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 444; Han, P. (2006): S. 210

[105] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 444 f

[106] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 445 f; Han, P. (2006): S. 210 f

[107] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 446

[108] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 447

[109] vgl. Haug, S. (2000): S. 32

[110] vgl. Haug, S. (2000): S. 26

[111] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 434; Haug, S. (2000): S. 26

[112] vgl. Sjaastad, L. A. (1962): S. 83 ff; Speare, A. Jr. (1971): S. 118 ff, 124

[113] vgl. Kalter, F. (1997): S. 44; Sjaastad, L. A. (1962): S. 92; Speare, A. Jr. (1971): S. 118 ff

[114] vgl. Haug, S. (2000): S. 26 f

[115] vgl. Haug, S. (2000): S. 27

[116] vgl. Kalter, F. (1997): S. 44

[117] vgl. Matuschewski, A. (2010): S.82

[118] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 436 ff, 457; Haug, S. (2000): S. 27f

[119] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 436

[120] vgl. Stark, O. (1997): S. 192

[121] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 438

[122] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 438 f

[123] vgl. Stark, O. (1991): S. 24f, 120-123

[124] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 439 f; Haug, S. (2000): S. 28

[125] vgl. Massey, D. S. et al. (1993): S. 457 f; Haug, S. (2000): S. 33 f

[126] vgl. Bähr, J. (2004): S. 267

[127] vgl.Bähr, J. et al. (1992): S. 586 f;Weichhart, P. (1993): S. 103

[128] vgl. Bähr, J. et al. (1992): S. 588

[129] zitiert nach Wolpert, J. (1965): S. 162

[130] vgl. Wolpert, J. (1965): S. 161 ff; Bähr, J. et al. (1992): S. 588

[131] vgl.Bähr, J. et al. (1992): S. 588; Weichhart, P. (2008): S. 267 f

[132] vgl. Wolpert, J. (1965): S. 163

[133] vgl.Bähr, J. et al.(1992): S. 588-591

[134] vgl. Rolfes, M. (1996): S. 37 f; De Jong, G. F. / Fawcett, J. T. (1981): S. 49 ff

[135] vgl. Rolfes, M. (1996): S. 38

[136] vgl.Bähr, J. et al. (1992): S. 591 f

[137] vgl. Bähr, J. (2004): S. 269 f

[138] vgl. Bähr, J. et al.(1992): S. 593

[139] vgl. Currle, E. (2008): S. 11

[140] vgl. Esser, H. (1980): S. 24 f

[141] vgl. Werlen, B. (2008): S. 13 f

[142] zitiert nach Werlen, B. (2008): S. 14

[143] vgl. Bähr, J. (2004): S. 270

[144] vgl. Werlen, B. (2008): S. 279 ff

[145] vgl. Werlen, B. (2008): S. 280

[146] vgl. Weichhart, P. (2008): S. 259

[147] vgl. Ravenstein, E. G. (1972): S. 45 ff, 51

[148] vgl. Lee, E. S. (1972): S. 125 f

[149] vgl. Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 208; Currle, E. (2008): S. 10

[150] vgl. Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 208 f

[151] vgl. Piore, M. J. (1980): S. 50 f; Massey, D. S. et al. (1993): S. 441 f

[152] vgl. Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 209

[153] vgl. Glorius, B. / Matuschewski, A. (2009): S. 209; Currle, E. (2008): S. 10 f

Final del extracto de 265 páginas

Detalles

Título
Rückwanderung nach Ostdeutschland
Subtítulo
Eine Analyse von strukturellen Ursachen und individuellen Beweggründen auf Mikroebene - dargestellt am Fallbeispiel Thüringen
Universidad
University of Bayreuth
Calificación
1,0
Autor
Año
2012
Páginas
265
No. de catálogo
V194972
ISBN (Ebook)
9783656219859
ISBN (Libro)
9783656220657
Tamaño de fichero
7836 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Sozialgeographie, Rückwanderung, Remigration, zirkuläre Wanderungen, Wanderungstypologien, Wanderungstheorien, Rückwanderungsprozess, Regionale Verbundenheit, Regionalpolitische Bedeutung, Binnenwanderungen in der BRD, Empirische Erhebungen
Citar trabajo
Christian Scheffel (Autor), 2012, Rückwanderung nach Ostdeutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194972

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