Grundlegende und notwendige Voraussetzungen für den erfolgreichen Schriftspracherwerb


Seminararbeit, 2006

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sprachwahrnehmung

3. Phonologische Bewusstheit

4. Griebl, Simone & Wildegger – Lack, Elisabeth: Bild – Wort – Karten fördern spielerisch phonologische Bewusstheit und segmentierendes Lesen für Vorschule 1. Klasse, 2. Klasse

5. Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig – Holstein: Förderung der phonologischen Bewusstheit zur Vorbeugung Von Lese – Rechtschreibschwierigkeiten

6. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Lange bevor ein Kind in die Schule kommt und dort intensiv mit Sprache, Schrift, und deren Reflexion konfrontiert wird, hat es gelernt, sich mitzuteilen und sprachlich auszudrücken, wodurch es auch schon ein gewisses Maß an Sprachbewusstsein entwickelt hat. Da das Kind vom Beginn seines Lebens von einer sprachlichen Umwelt umgeben ist, kommt es gar nicht umhin dieser auszuweichen. Es entsteht also schon sehr früh ein bestimmtes Gefühl für die Sprache, das bei jedem Kind aber individuell unterschiedlich ausgeprägt ist. „Der Schuleintritt ist demnach nicht die Stunde null für den Schriftspracherwerb, denn die Kinder unterscheiden sich bereits bei der Einschulung enorm hinsichtlich der Vorläufermerkmale, die den späteren Erfolg beim Lesen – und Schreibenlernen in erheblichem Ausmaß vorhersagen.“[1]

Diese Vorläufermerkmale sind grundlegende und notwendige Voraussetzungen für den erfolgreichen Schriftspracherwerb. Dazu gehören zum einen die akustische und optische Sprachwahrnehmung und zum anderen der bewusste Umgang mit lautsprachlichem Material, also der phonologischen Bewusstheit. Ist eine dieser beiden Ebenen gestört, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch beim Lesen und/ oder Rechtschreiben Probleme auftreten werden.

Da die Überprüfung dieser Fähigkeiten vor dem Schuleintritt, wie eine Reihe von Längsschnittuntersuchungen gezeigt hat, offensichtlich eine Vorhersage für den späteren Erfolg beim Lesen und Schreibenlernen erlaubt, sind schon einige Test – und Trainingsverfahren wie zum Beispiel das „Bielefelder Screening“, oder das Würzburger Programm zur Förderung der phonologischen Bewusstheit „Hören, Lauschen, Lernen“, entwickelt worden, um frühzeitig Probleme zu erkennen und gegebenenfalls zu fördern. Denn Kinder, bei denen Lese – Rechtschreibschwierigkeiten vorhersagbar scheinen, profitieren in großem Maße von einer Förderung ihrer Sprachwahrnehmung und phonologischen Bewusstheit, da sich die Schwierigkeiten so erst gar nicht ausprägen können. Eine frühzeitige Förderung ist folglich von enorm großer Bedeutung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Folgenden werde ich die einzelnen Teilaspekte der Sprachwahrnehmung und phonologischen Bewusstheit genauer herausarbeiten und auf geeignete Fördermaßnahmen diesbezüglich eingehen.

2. Sprachwahrnehmung

Stelle man sich ein Ursachenmodell zur Störung der auditiven Informationsverarbeitung bei einer Lese – Recht – Schreibschwäche vor, dann stünde die Ebene der Sprachwahrnehmung hierarchisch oberhalb der der phonologischen Bewusstheit. Hier geht es zunächst nur um die Wahrnehmung und Unterscheidung von Lauten. In einer Reihe von Untersuchungen (Goldfrey et al., 1981; Werker u. Tees, 1987; Manis et al., 1997) wurde die Hypothese bestätigt, dass „Lese – Rechtschreibschwache Schwächen in der Identifizierung und Unterscheidung von Lauten hatten, die sich im wesentlichen durch die „voice – onset – time“ (z. B. /ba/ und /pa/) unterschieden. Ferner hatten Lese – Rechtschreibschwache Schwierigkeiten in der Diskrimination von Lauten, […]“.[2]

Nach Breuer & Weuffen (2000) gibt es fünf Stufen der Differenzierung, die die akustische und optische Wahrnehmung betreffen und ausschlaggebend für den erfolgreichen Schriftspracherwerb sein sollen.

1. Die Fähigkeit, Laute zu unterscheiden (phonematisch – akustische Differenzierung)

Enorm entscheidend ist sicherlich die sprachliche Umwelt, die ein Kind umgibt und mit der es aufwächst. Es braucht vor allem in den ersten Lebensjahren viel Anregung und Reize. Abgesehen von seiner Intelligenz wird es sich zunächst einmal an das sprachliche Niveau seiner direkten Umgebung anpassen, was sowohl zu seinem Vorteil als auch zu seinem Nachteil sein kann. Je größer das sprachliche Angebot ist, desto besser ist es für die Erweiterung des kindlichen Wortschatzes. „Kinder mit einem umfangreichen Wortschatz, verfügen meist über eine gute Lautdifferenzierungsfähigkeit. Bei Schülern mit Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb treten Schwächen in diesem Bereich als Teilleistungsstörung auf“.[3]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jüngere Kinder und LRS – Kinder neigen zu einer ganzheitlichen Sprachauffassung, was bedeutet, dass sie ein Wort nicht genau betrachten, sondern dessen Form nur überfliegen und dann mehr oder weniger seine Bedeutung vermuten. Dies erschwert natürlich eine korrekte und exakte Lautdifferenzierung, vor allem wenn sich Wörter nur in kleinen Details unterscheiden, wie z. B. Gans – Tanz, Ball – Fall, oder Kopf – Knopf. Hier ist es sehr wichtig, dass die Kinder in der Schule visuell, mit Hilfe von Bildkarten, unterstützt werden, oder auch zusätzlich die motorische Ebene angesprochen wird, und die Kinder mit Handzeichen arbeiten. Das Ansprechen mehrerer Ebenen erleichtert den Lernprozess der Kinder. Außerdem liegen die Hirnareale, die Hand und Mundbewegungen steuern, sehr eng beieinander, was es sinnvoll erscheinen lässt, durch Synchronität von Motorik, auditiver Wahrnehmung und Artikulation, das Schreib – und Leseverständnis der Kinder zu fördern.

2. Die Fähigkeit, Wort – und Satzmelodien zu unterscheiden (melodische Differenzierung)

„Tonfall, Tonhöhe, Tonstärke und Tondauer sind wichtig für die Erfassung des sprachlichen Inhalts. Schüler, die Texte monoton lesen, haben häufig Schwierigkeiten seinen Sinn zu erfassen“.4 Da Kinder, mit Schwierigkeiten beim Lesen, schon mit der bloßen Erfassung und Artikulation von Worten Probleme haben, ist es nicht verwunderlich, dass sie damit überfordert sind zusätzlich noch auf die Satzintention zu Rücksicht zu nehmen. Denn um einen Satz mit der entsprechenden Intention lesen zu können, muss man schon im Voraus sein Ende überblicken. Aus Längsschnittuntersuchungen5 geht hervor, dass leseschwache Kinder schon im Vorschulalter Störungen in der Wahrnehmung melodischer Differenzierung aufweisen. Ein methodischer Ansatz hierzu wäre z. B. die klangliche Ausgestaltung eines Lesetextes, die Einübung eines rhythmischen Sprechgesangs, oder das Üben vom „emotionalen Nachsprechen“ wörtlicher Rede.

[...]


[1] Küspert 2004, S. 145

[2] Schulte – Körne, G. 1998, S. 27

[3] Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung 2003, S. 20

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Grundlegende und notwendige Voraussetzungen für den erfolgreichen Schriftspracherwerb
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V75310
ISBN (eBook)
9783638786379
ISBN (Buch)
9783638795449
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundlegende, Voraussetzungen, Schriftspracherwerb
Arbeit zitieren
Irena Eppler (Autor:in), 2006, Grundlegende und notwendige Voraussetzungen für den erfolgreichen Schriftspracherwerb, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75310

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