Pankration - Regeln, Techniken und Beispiele


Hausarbeit, 2006

20 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Gliederung

I. Einleitung

II. Allgemeines

III. Regeln
1. Die Aufgaben der Schiedsrichter
- Vor dem Kampf
- Während dem Kampf
2. Allgemeine Kampfregeln

IV. Techniken
1. Die Ausgangshaltung
2. Techniken im Standkampf
3. Techniken im Bodenkampf (Wälzpankration)
4. Sonstige Techniken

V. Kampfbeispiele

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Pankration ist eine der drei „schweren“ Disziplinen, welche die griechischen Agone kannten. Während Boxen und Ringen schon sehr früh bei den olympischen Spielen zu finden waren, ist Pankration die jüngste Kampfsportart, in der man als antiker Sportler Preise, oder als höchste Auszeichnung, einen Kranz bei den vier Kranzagonen (Olympische, Pythische, Isthmische und Nemeische Spiele), erringen konnte.

In den Siegerlisten von Olympia taucht Pankration zum ersten Mal bei der 33. Olympiade, also im Jahre 648 v.Chr, auf, das Pankration der Knaben dann erst bei der 145. Olympiade, im Jahre 200 v.Chr.

Im folgenden möchte ich nun das Pankration, seine Regeln, Techniken und den Ablauf eines Kampfes genauer untersuchen.

II. Allgemeines:

“Pankration ist ein griechisches Wort mit der Bedeutung „Allstärke“ oder „Allsieg“. Es gibt dazu ein Synonym, pammachon, ein möglicherweise noch älteres Wort, das „Allkampf“ bedeutet. Diese Begriffe sagen viel über den Sport aus: Das Pankration erlaubte Boxhiebe, Tritte, Ringkampfwürfe, Würgen und Pressen. Der Kampf endete, wenn einer der Teilnehmer durch ein Zeichen zu erkennen gab, dass er ihn nicht mehr fortsetzen wollte oder konnte.“[1]

Obwohl die Idee eines totalen Kampfes schon so alt sein muß, wie die Menschheit selbst, findet das Pankration erst sehr spät literarische Erwähnung. Weder bei Homer noch in irgendeinem anderen Werk vor dem 5. Jahrhundert v.Chr. wird Pankration erwähnt, obwohl es ja bereits deutlich vor dem 5. Jahrhundert als olympische Disziplin in den Siegerlisten auftaucht.

In späterer Zeit verliehen die Griechen dem Pankration einen mythischen Ursprung. Auf Keramikmalereien wird sehr häufig der Kampf von Herakles mit dem nemeischen Löwen als ein Pankration dargestellt und laut einer griechischen Sage kämpfte Zeus mit seinem Vater Kronos um die Herrschaft über das Universum. “Der Dichter Aischylos ging weiter und machte zwei Runden göttlicher Herrschaftsantritte zu Ergebnissen von Kampfsportbegegnungen. Zuerst kontrollierte Uranos den Kosmos, „ausgerüstet mit der Stärke eines Pankratiasten“, aber er zog sich ins Dunkel zurück, als er von Kronos besiegt wurde, der seinersteits Zeus unterlag“[2]

Laut einer der vielen Sagen und Legenden, die sich um die Gründung von Olympia ranken, wurde es von Zeus eingerichtet, um den Sieg über seinen Vater Kronos zu ehren.

Auch wenn die Griechen dem Pankration diesen mythischen Ursprung andichteten, so finden sich in der antiken Literatur eine Vielzahl an Aussagen, welche sich mit dem Sinn des Kampfsportes beschäftigen. Flavius Phiostratos (2./3. Jh. n.Chr.) schrieb in seinem Werk „Gymnastik“: “Dass Ringkampf und Pankration dem Kriege zu Nutzen erfunden ist, beweist zuvörderst die Kriegstat bei Marathon, die von den Athenern so ausgeführt wurde, dass sie einem Ringkampf nahe schien, zum zweiten bei den Thermopylen, da die Lakedaimonier, als ihnen die Schwerter und Lanzen brachen, vielfach mit bloßen Händen arbeiteten. Und unter allen Wettkämpfen, die üblich sind, hat das Pankration den Vorzug, obwohl es aus unvollkommenem Ringen und unvollkommenem Boxen zusammengesetzt ist.“[3]

In der modernen Geschichtsforschung wird dem antiken Kampfsport neben der Übung für den Krieg noch eine weitere Funktion zugeschrieben. Poliakoff deutet die Kampfsportarten und insbesondere das Pankration als eine Möglichkeit, das gesteigerte Bedürfnis nach Selbstdarstellung zu stillen. “Offensichtlich wuchs mit der Entwicklung der archaischen griechischen Gesellschaft das Bedürfnis nach Selbstdarstellung in gewalttätigem Sport, und das Pankration deckte eine Seite des totalen Kampfes ab, wie weder Boxen noch Ringen es vermochten.“[4]

Erwähnenswert ist denke ich noch, dass Pankration alleine auf die römische und griechische Welt beschränkt war. Es fand keinerlei Entsprechung im vorderen Orient oder anderen antiken Kulturen, wobei natürlich in späterer Zeit, als auch Sportler aus anderen Ländern zugelassen wurden, auch Pankratiasten aus Ägypten und dem vorderen Orient in den Siegerlisten Olympias auftauchen. Dennoch handelt es sich auch hier fast ausschließlich um ausgewanderte Griechen, welche sich ja durch die im 8. Jahrhundert v.Chr. einsetzende Kolonisation im gesamten Mittelmeerraum verteilt hatten.

Als nächstes möchte ich auf die Regeln des Pankration eingehen. Denn obwohl es sich um einen „totalen Kampf“ handelte, war auch das Pankration gewissen Regeln unterworfen:

III. Regeln:

Ein Kampf im Pankration war nicht nur Kampfregeln unterworfen, sondern auch sein Ablauf, insbesondere die Aufgaben der Schiedsrichter, war festgelegt. Zunächst möchte ich auf die Schiedsrichter (Hellanodiken) eingehen, denn alleine ihre Existenz zeigt ja schon, dass es Regeln geben muss, da ein Kampf ohne Regeln auch Schiedsrichter überflüssig machen würde. Anschließend werde ich mich dann genauer mit den Kampfregeln selbst befassen.

1. Die Aufgaben der Schiedsrichter

Die Aufgaben der Schiedsrichter umfassen zwei Gebiete. Zum einen die Überwachung der Kämpfe selbst und die Bestätigung des Siegers und zum anderen alle Entscheidungen, welche vor einem Kampf getroffen werden müssen.

- Vor dem Kampf

Hier sind drei große Bereiche zu nennen:

Als erstes ist es Aufgabe der Schiedsrichter, die Kämpfer in zwei bis fünf Kampfgruppen einzusortieren: “118. Olympiade, Antenor aus Athen oder Milet siegte kampflos im Pankration, unbesiegt bei den vier großen Spielen (d.h. als Periodonike) in allen drei Klassen.“[5] Eine Bezeichnung der drei Kampfklassen findet sich bei Pausanias: “Wie aber der Zeitpunkt für den Wettkampf gekommen war, , waren seine Kräfte so sehr gewachsen, dass er am selben Tage im Pankration sowohl seine Gegner aus Olympia besiegte, darauf nach dem Sieg bei den Knaben diejenigen, die sie die „Bartlosen“ [ageneioi] nennen, und drittens sogar die besten unter den Männern.“[6]

Die Altersklassen konnten je nach Wettbewerb auf bis zu fünf Gruppen ausgeweitet werden. In den meisten Fällen, so auch in Olympia, waren es aber nur zwei Gruppen: die Knaben und die Männer. Da es bei den Griechen aber keine Geburtsurkunden gab, konnte es häufiger zu Streit kommen, in welche Gruppe von Kämpfern ein Athlet gehörte. Sehr häufig wurde dabei dann auch die Statur und Kraft zum Kriterium, so dass man in gewisser Weise doch auch von „Gewichtsklassen“ sprechen kann, auch wenn dies sicher nicht das wichtigste Kriterium für die Einteilung war. Denn “andererseits traten besonders begabte und ehrgeizige junge Männer freiwillig bei ein und demselben Wettbewerb in mehr als einer Altersklasse an“[7], was den Schluß zulässt, dass diese Einteilungen mehr ein grobes Raster waren, aber in keinster Weise endgültig waren.

Nach dieser Einteilung erfolgte häufig eine Trainingszeit. Diese konnte ein paar Tage oder auch einige Wochen in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit beobachteten die Schiedsrichter die Athleten, ob sie ausreichend trainiert waren, um an den Wettkämpfen auch teilnehmen zu können. “Der Ort mit den striktesten Regeln war Olympia. Eine spezielle Vorschrift verlangte von den Athleten, dort wenigstens einen Monat zu trainieren, und zwar unter den Augen der lokalen Beamten, die das Recht hatten, unfolgsame Athleten zu schlagen oder nach Hause zu schicken“[8] Bei Pausanias findet sich die Erzählung von einem Athleten, welcher nicht rechtzeitig zum Training erschien und somit von den Spielen ausgeschlossen wurde (Paus.5,21,12-14)

Neben der Einteilung in Altersklassen und der Überwachung des Trainings der Athleten, kam den Schiedsrichtern noch die wichtige Aufgabe zu, die Kampfpaarungen auszulosen. Eine sehr schöne und ausführliche Beschreibung dieser Auslosung findet sich bei Lukian von Samosata, einem Sophist und Satiriker aus dem 2. Jahrhundert n.Chr.: “Die Kampfrichter haben eine dem Zeus Plympios geheiligte silberne Urne vor sich stehen. In diese Urne werden eine Anzahl kleiner Lose, ungefähr in der Größe einer Wolfsbohne, geworfen, auf deren zweien der Buchstabe A, auf zwei anderen ein B, auf noch zwei anderen ein C geschrieben ist und so weiter, je nachdem mehr oder weniger Kämpfer vorhanden sind. Nun geht ein Kämpfer nach dem andern hinzu, tut sein Gebet an Zeus und zieht dann eigenhändig eines von den Losen aus der Urne; und neben einem jeden steht ein Gerichtsdiener, der ihm die Hand zuhält und ihm nicht gestattet, den Buchstaben, den er herausgezogen hat, anzusehen. Sobald nun alle gezogen haben, geht der Alytarch oder einer von den Kampfrichtern selbst (denn daran erinnere ich mich nicht mehr so genau) von einem zum andern, so wie sie im Kreis um die Urne stehen, besieht die gezogenen Lose und stellt dann die Kämpfer, die einerlei Buchstaben gezogen haben, paarweise zusammen.“[9]

[...]


[1] Poliakoff Michael B., „Kampfsport in der Antike, Das Spiel um Leben und Tod“, Artemis Verlag Zürich und München, 1989, S. 80

[2] Poliakoff Michael B., „Kampfsport in der Antike, Das Spiel um Leben und Tod“, Artemis Verlag Zürich und München, 1989, S. 188

[3] Philostr.gym.11

[4] Poliakoff Michael B., „Kampfsport in der Antike, Das Spiel um Leben und Tod“, Artemis Verlag Zürich und München, 1989, S. 80

[5] Iul.Afr.Ol.118

[6] Paus.6,14,3

[7] Poliakoff Michael B., „Kampfsport in der Antike, Das Spiel um Leben und Tod“, Artemis Verlag Zürich und München, 1989,, S. 35

[8] Poliakoff Michael B., „Kampfsport in der Antike, Das Spiel um Leben und Tod“, Artemis Verlag Zürich und München, 1989, S. 32

[9] Lukian.Herm.40

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Pankration - Regeln, Techniken und Beispiele
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Veranstaltung
Proseminar
Note
gut
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V83351
ISBN (eBook)
9783638899284
ISBN (Buch)
9783638905220
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine gute Arbeit. Besonders gelungen ist die Quellenarbeit. Der Schluss läßt leider eine Zusammenfassung vermissen. Hier hätte das Kampfbeispiel vielleicht nicht nur zitiert werden sollen, sondern die einzelnen dort vorkommenden Techniken mit Verweis auf die vorangegangene Arbeit kommentiert werden sollen.
Schlagworte
Pankration, Regeln, Techniken, Beispiele, Proseminar
Arbeit zitieren
Christoph Seifferth (Autor:in), 2006, Pankration - Regeln, Techniken und Beispiele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83351

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